Kapitel 5 ~ Die Kammer
Ellie
Ich bin kein Morgenmensch und es war eine Spur zu früh, als mich mein reizender Quidditchkapitän Marcus an diesem Morgen weckt. Müde und gähnend folge ich meinem Team aufs Spielfeld. Wir mussten unseren neuen Jäger, Draco, trainieren. Ich wusste zwar, dass Draco Talent für Quidditch hatte, dennoch hatte Lucius es nicht lassen können jedem Spieler einen nagelneuen Nimbus 2001 zu schenken. Onkel Lucius ist manchmal etwas sehr übereifrig. Vermutlich wollte er damit einfach nur gewährleisten, dass unser Team die besten Bedingungen haben würde.
Leider kommen wir zu spät an, das Feld ist schon vom Gryffindorteam in Beschlag genommen. Das kann ja nur Ärger bedeuten. Ich verlangsame meine Schritte und komme somit deutlich als Letzte an. Auch hier versuche ich mich deutlich abseits von Marcus Streit mit Wood zu halten. Natürlich hatte sich Marcus irgendeinen offiziell wirkenden Wisch von Snape geben lassen, um den Gryffindors eins auswischen zu können. Als er siegesgewiss mit diesem Stück Pergament vor Woods Nase herumwedelt, kann ich einfach nicht anders als die Augen genervt zu verdrehen. Als wäre auf dem Feld nicht genügend Platz für zwei Teams. In meiner Nähe höre ich ein leises Lachen, vorsichtig entziehe ich Marcus und Wood meine Aufmerksamkeit und bemerke Fred, der mich die ganze Zeit genau zu beobachten scheint. Ich schenke ihm ein müdes Lächeln.
Dann merke ich, wie jemand neben mir, Draco, seinen Platz verlässt und nach vorn zu Marcus stolziert. Unauffällig stehle ich mich zu Fred und flüstere ihm zu: „Jetzt zieht er seine Show ab"
George, der die Ohren gespitzt hatte, muss plötzlich aus ganz unbegreiflichen Gründen zeitgleich mit seinem Bruder husten. Aus dem Augenwinkel sehe ich Hermine auf Draco zu stampfen. Mit nur wenigen Worten zerstört sie Dracos Rede, an der er so lange gefeilt hatte und alle Gryffindors beginnen zu lachen.
Mist, denke ich. Warum habe ich mich nur ablenken lassen. Dracos Körper zittert vor Wut. Alles, was ich hören kann sind seine Worte.
„Du dreckiges, kleines Schlammblut", schleudert er ihr entgegen und fühlt sich im gleichen Moment wie der König der Welt. Betäubt öffne ich den Mund, um etwas zu sagen, aber kein Laut entrinnt mir. Ich bin zutiefst schockiert, viel zu schockiert um zu wissen, was ich tun soll. Ich will zu Draco rennen, aber Warrington, der im fünften Jahr ist, hält mich fest.
„Sei nicht dumm, Liz. Ein falscher Schritt und sie werfen dich raus. Du weißt doch ganz genau, wie gern dich einige loswerden wollen", flüstert er mir ins Ohr und mein ganzer Körper wird taub. Stumme Tränen laufen meine Wange hinab, aber ich bin nur noch befähigt zuzusehen. Ich versuche Hermine irgendein Zeichen zu geben, wie sehr es mir leid tut, dass ich ihr einfach nicht helfen kann, aber sie nimmt mich gar nicht wahr. Irgendwas läuft fürchterlich falsch mit Rons Zauberspruch, der versucht Hermine beizustehen, sodass die goldenen Drei rasch das Feld verlassen müssen. Sie sehen sich nicht noch mal um.
Später in der Luft, weit genug von den anderen, frage ich Draco traurig, warum er das eben getan hatte. Er hatte mir doch versichert, dass er mich nicht zu einer Entscheidung zwingen würde. Doch alles was ich von ihm bekomme, ist Schweigen. Was bildet er sich ein mich immer wieder zwischen zwei Seiten hin und her zu zerren?
Kaum ist das Training endlich vorbei, bin ich die erste, die ihren Besen Richtung Boden lenkt. Halb springend, halb landend gelange ich unten an, haste ohne mich noch einmal nach den Jungs umzudrehen in die Umkleide, kann mich gar nicht schnell genug umziehen.
Das laute Krachen, mit der die Tür hinter mir ins Schloss fällt, höre ich schon gar nicht mehr. Ich muss jetzt Hermine finden.
Im ganzen Schloss suche ich nach ihr, doch sie bleibt verschwunden. Vermutlich ist sie bei den Gryffindors.
Erst zwei Tage später erwische ich sie das erste Mal allein.
„Hermine, bitte", flehe ich. „Ich habe dich nicht so genannt. Ich habe versucht ihn aufzuhalten, aber..."
„Aber was, Ellie?", unterbricht sie mich wütend. Ich schlucke die in mir aufsteigenden Tränen herunter und versuche ihr zu erklären, dass mich ein Teamkamerad aufgehalten hat. Versteht sie, wie unsicher mein Platz im Team ist, nur weil ich ein Mädchen bin? Nein, denn sie fragt mich, ob Quidditch wirklich wichtiger ist, als einen Freund zu beschützen. Traurig schüttle ich meinen Kopf und sehe sie an. Immer wieder versichere ich, dass ich niemals jemanden derart beschimpfen würde, weil ich einfach nicht an diesen ganzen Reinheitsblödsinn glauben kann.
„Es tut mir unendlich leid, was geschehen ist. Aber gerade jetzt braucht Draco mich nur noch mehr. Ich sehe, dass du das nicht verstehen kannst, aber ohne mich wird er doch nur immer tiefer in diesen ganzen Unsinn versinken und sich selbst verlieren"
Lange mustert sie mich, schließlich seufzt sie und murmelt: „Willst du jetzt weiter über deine gestörte Familie reden oder lernen?"
Erleichtert lächle ich sie an und wir beginnen still zu lernen.
Nachdem ich lange in der Bücherei gemeinsam mit Hermine an unseren Hausaufgaben gesessen habe, befinde ich mich endlich auf meinem Weg zurück zu meinem Gemeinschaftsraum, zurück zu den Slytherins. Gedankenverloren finden meine Füße von allein den richtigen Weg durch die mittlerweile vertrauten Gänge Hogwarts'.
Plötzlich packt mich jemand an meinem Arm und zieht mich mit sich in einen schmalen Raum. Mein Herz schlägt so laut und schnell. Doch als ich das große „F" auf seinem gestrickten Pullover erkenne, fällt es mir wie Schuppen von den Augen und mein Körper entspannt sich sofort.
„Musst du mir immer eine Herzattacke bescheren, wenn wir uns sehen, Freddie?", frage ich ihn lächelnd und sehe ihm neckend in die Augen. Doch sein Lächeln wirkt müde und erreicht seine Augen nicht. Sacht legt er sich einen Finger auf die Lippen und signalisiert mir nun erst einmal still zu sein. Keine zwei Sekunden später höre ich den vor Wut schnaufenden Mr. Filch über den Korridor rennen, während er immer wieder laut schreiend abwechselnd über Peeves und die Weasley Zwillinge flucht. Erst als seine Stimme langsam verhallt, beginnt sich Fred zu entspannen und lächelt auf mich herab.
„Wir haben ihm einen kleinen Streich gespielt und... na ja, ich konnte dich jetzt nicht in ihn reinlaufen lassen", sagt er und lächelt mich ungewohnt schüchtern an. Jetzt fällt auch mir auf, dass er noch immer seine Arme schützend um mich gelegt hat, als würde er nicht zulassen, dass mir irgendetwas zustoßen würde. Leise murmelt er: „Ich hab gesehen, dass er dich aufgehalten hat und ich... ich kann einfach nicht verstehen, wie du nicht zu uns kommen konntest, wenn du doch immer so verdammt mutig bist, kleine Ellie"
Für einen Moment wissen wir beide nicht, was wir als nächstes sagen werden. Ihm scheinen seine eigenen Worte plötzlich peinlich zu sein, auch wenn ich ihn noch nie peinlich berührt erlebt habe. Also sehe ich ihn einfach nur weiter stumm an und warte.
„Ich hab dich vermisst, Ellie", flüstert er mir sanft ins Ohr, dann atmet er einen tiefen Zug vom Geruch meines Haares ein, sodass ich eine Gänsehaut bekomme, obwohl mir zugleich ganz warm wird. Ein breites Lächeln kehrt auf mein Gesicht zurück und ich flüstere zurück, dass er mir auch gefehlt hat.
„Manchmal scheint es, als würde ich mich ein bisschen zu sehr um dich sorgen als gut für uns beide ist", haucht er, bevor er wieder diesen Abstand zwischen und entstehen lassen kann, höre ich diese Stimme zum ersten Mal. Sie zischt: „Ich werde dich töten. Dir dein Fleisch von den Knochen reißen"
Mein Inneres verwandelt sich in Eis. Entsetzt reiße ich die Augen auf und sehe ihn voller Angst an.
„Hey, Ellie", fragt er sofort. „Was ist los?"
„Hast du das nicht gehört? Es will jemanden umbringen!", antworte ich, drehe mich um und renne auch schon der Quelle der unheimlichen Stimme entgegen. Ich halte erst an, als ich die Wand erreiche. Blutige Worte zieren sie nun, daneben hängt die steife Mrs. Noris, Mr. Flinchs missmutige Katze. Vor ihnen steht atemlos Harry Potter. Wortlos trete ich neben ihn und lese, während langsam Hermine, Ron und Fred uns erreichen.
Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben nehmt euch in Acht!
Als ich die blutige Nachricht verstehe, wird mein Mund trocken. Mehr und mehr Schüler und Lehrer kommen hinzu. Angst verströmen diese beiden Sätze. Mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln steht Draco vor der Wand. Dann greift er plötzlich nach meiner Hand und zieht mich zurück zu unseren Slytherinfreunden.
„Wir sind sicher, meine liebe Ellie. Das ist nur notwendig, um endlich diese ganzen Schlammblüter aus Hogwarts zu entfernen", sagt er selbstbewusst und ich versuche ruhig zu nicken. Den ganzen Sommer über hat Onkel Lucius immer wieder irgendwelche Andeutungen gemacht, aber ich habe mir nichts dabei gedacht.
Die kommenden Tage wirkt Hermine sehr gestresst. Als sie sich schließlich durchringt mich zu fragen, ob ich etwas über die Kammer des Schreckens weiß, flüstere ich zurück, dass ich hier nicht davon erzählen kann. Zu gefährlich ist es zu viel zu wissen. Vor allem für jemanden wie mich.
Nach der letzten Stunde treffen wir uns in der Mädchentoilette im zweiten Stock. Den ganzen Weg über habe ich mich immer wieder umgedreht, so sehr befürchtete ich, dass mir jemand gefolgt sein könnte. Hermine dagegen schien ganz aufgeregt endlich mehr erfahren zu können. Langsam beginne ich ihr von der Legende der Kammer des Schreckens zu erklären.
„Also ist diese Kammer einfach nur eine weitere von Hogwarts Legenden?", fragt sie hoffnungsvoll, aber ich schüttle nur den Kopf.
„Wenn du mich fragst, nein", antworte ich bestimmt. „Was ich dir sage, muss unbedingt unter uns bleiben. Ich habe mich bei uns umgehört, die Kammer wurde bereits vor fünfzig Jahren schon einmal geöffnet. Eine Muggelstämmige wurde dabei ermordet und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Salazars Monster wieder zuschlägt. Hermine, du bist in großer Gefahr! Wir müssen das irgendwie aufhalten..."
Langsam beginnt sie zu lächeln, sodass ich den Faden verliere. Dann meint sie nur, dass wir Hilfe brauchen werden und uns morgen hier wieder treffen werden. Dann lässt sie mich stehen und nach einer kurzen Unterhaltung mit Myrte gehe auch ich zurück zu meinem Gemeinschaftsraum. Auch hier ist die Kammer das einzige Gesprächsthema. Im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit steht Draco und versucht irgendwelche Theorien aufzustellen. Als ich eintrete, schaut er auf und fragt mich grinsend, ob ich den Erben Slytherins kennen würde. Ich schenke ihm ein kryptisches Lächeln und antworte, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist. Sein Grinsen wird nur noch breiter, ich setze mich neben ihn und entspanne.
„Moment, ich habe diese Stimme auch gehört", unterbreche ich Ronalds und Harrys Diskussion. Plötzlich fokussieren mich alle sechs Augen. Ich hätte mir ja denken können, dass Hermines glorreiche Unterstützung nur aus Ronald und Harry bestehen würde. Also erzähle ich ihnen nun meine Erlebnisse des Abends – nur was genau Fred zu mir gesagt hat, lasse ich aus. Meine Erzählung beende ich mit einem schüchternen Lächeln.
„Und du bist dir ganz sicher, dass die die Kammer nicht selber geöffnet hat, Hermine?", will Ronald von Hermine wissen. „Die ist so dicke mit Malfoy..."
Laut räuspernd funkle ich Ronald an und bevor Hermine mich hindern kann, sage ich auch schon: „Draco und ich sind so dicke, weil er trotz allem wie ein Bruder für mich ist. Wir kennen uns sehr gut und wenn du mir zugehört hättest, wüsstest du auch, dass ich die Kammer gar nicht geöffnet haben kann, Ronald. Wenn du mir nicht vertraust, geh doch und frag deinen großen Bruder"
„Wir sind Freunde, Ron, keine Feinde", fügt Hermine hinzu. „Sie ist nicht wie die anderen Slytherins"
„Ein Slytherin ist und bleibt ein Slytherin. Fred würde doch alles sagen, um die zu beschützen", grummelt Ronald in seinen Bart und wir beschließen einfach ihn zu ignorieren. Wir drei anderen überlegen uns ein paar Theorien und Strategien.
„Du bist dir wirklich sicher, dass Draco nicht der Erbe ist?", fragt Ronald und ich kann nicht anders als lachen. Doch ihre drei ernsten Gesichter lassen mir mein Lachen abrupt in der Kehle stecken bleiben. Harry meint, dass doch alles passen wird, aber ich schüttle meinen Kopf.
„Ich kenne den ganzen verdammten Stammbaum der Malfoys auswendig. Wenn sie wirklich von Salazar Slytherin abstammen würden, wären sie die letzten, die daraus ein Geheimnis machen würden. Draco..."
„Wage es nicht diesen Arsch zu verteidigen!", unterbricht mich Ronald unsanft. Harry wirft ihm einen bösen Blick zu und sagt dann um einiges freundlicher zu mir: „Wir müssen trotzdem beweisen können, dass er es nicht ist, bevor wir ihn nicht mehr verdächtigen können, Liz"
Ich gebe mich geschlagen und nicke. Dann schlage ich vor, dass ich sie doch in den Slytherin Gemeinschaftsraum schleusen kann, wenn sie sich wirklich davon selbst überzeugen müssten. Nur könne ich ihnen nicht mehr helfen, sobald sie drin wären.
„Warum nicht?", will Hermine wissen und ich erkläre ihr, dass ich einfach nicht mit den meisten befreundet war und einfach für nichts garantieren könnte. Ron lacht nur, Harry sieht mich verwundert an.
„Diese Leute sind keine wirklichen Freunde, weder für mich noch für Draco. Sie hängen mit uns ab, weil sie denken, dass würde sie cooler und einflussreicher machen. Aber sie werden nie Freunde sein", murmle ich traurig und sanft meint Hermine, dass sie sich einfach nur umschauen wollen. Nach irgendwelchen geheimen Türen oder Nachrichten. Ich nicke, vielleicht kann ich mich ja in einer der kommenden Nächten in den Gemeinschaftsraum schleichen und schon einmal mir ein Bild machen. Plötzlich beugt sich Ronald zu mir und packt mich am Handgelenk.
„Wenn du dir so sicher bist, dass Draco nicht der Erbe ist", droht er. „Was soll uns denn bitte überzeugen, dass nicht in Wahrheit du seine Erbin bist und uns versuchst auszutricksen mit deinem ganzen Gehabe, den großen Unschuldsaugen und deinem ganzen Verständnis, hm Black?"
Das ist zu viel. Mein Blut kocht über und ich schreie ihm ins Gesicht, dass weder Draco noch ich die Kammer geöffnet haben. Wütend stürme ich hinaus und bevor ich die Tür krachend hinter mir ins Schloss fallen lasse, höre ich Harry fragen, warum Ronald nur immer so hart zu allen sein muss.
Ganz aufgeregt flüstert Pansy immer wieder, dass sie sich wundere wer denn diese großartige Idee gehabt hätte einen Duellierclub zu gründen. Wir – Draco, Crabbe, Goyle und ich – versuchen unser Lachen zu verbergen, als endlich Professor Lockhart gemeinsam mit Severus die Bühne betreten.
„Es wäre kein Wunder, wenn jemand verletzt werden würde", flüstere ich Draco ins Ohr, dann widme ich meine ganze Aufmerksamkeit den beiden Lehrern. Draco flüstert aber auch sofort zurück, dass es kein Wunder wäre, wenn Severus diesen überbewerteten Idioten kalt machen würde. Dracos Anhängerschar kichert hinter vorgehaltener Hand, während ich nicht mehr als ein müdes Lächeln zustande bringe.
Eigentlich sollten wir uns unsere Partner „aussuchen", aber Severus teilt uns einfach ein. Natürlich muss Draco sich mit Harry duellieren, Ron mit irgend so einem Seamus Finnigan aus Gryffindor, Hermine und Millicent und ich... ich soll gegen George antreten, da Professor Snape ernsthaft der Ansicht ist, ich solle doch lieber gegen jemand kämpfen, bei dem ich wirklich gefordert werden würde. Missmutig verlasse ich meinen Platz neben Draco und laufe zu meinem Partner, der mir sogar entgegen grinst, während sein Bruder neben ihm das Gesicht verzieht. George wispert seinem Zwilling etwas ins Ohr und dessen Gesicht wird nur noch eine Spur blasser. Was hat George ihm nur gesagt?
„Hallo, Lizzie", begrüßt mich George spöttisch und plappert fröhlich drauf los, dass er mir schon nichts tun würde und wie gemein er es von Snape finden würde, dass ich nicht gegen jemand Gleichaltrigen kämpfen dürfe. Innerlich grinsend gehe ich auf sein Spiel ein. Soll er mich doch unterschätzen. Kleinmädchenhaft lächle ich ihn an und spiele dabei unschuldig mit einer meiner Haarsträhnen.
„Hallo, Georgie", sage ich zuckersüß. „Ich weiß gar nicht so wirklich, worum es beim Duellieren eigentlich geht. Redest du deine Gegner eigentlich immer in den Schlaf oder zauberst du?"
Selbstsicher grinst er, aber bevor er weiß, wie ihm geschieht, fliegt ihm sein Zauberstab aus der Hand.
„Ach, ich persönlich liebe ja Expelliarmus. Der ist immer so nützlich, was denkst du?", sage ich verträumt.
„Ach sei leise.", raunzt er und schnappt sich seinen Zauberstab wieder. „Das war nicht fair. Jeder hier weiß ja, was für ein kleiner Bücherwurm du bist. Aber jetzt kämpfst du mit den großen Jungs"
„Und mir groß – Expelliarmus – meinst du dich?", zwitschere ich. Lachend gebe ich ihm seinen Zauberstab zurück und unser kleiner Übungskampf entwickelt sich zu einem richtig guten Kampf. Trotz des Alters- und Größenunterschiedes kannten wir beide sehr viele Sprüche, die wir uns alle an den Kopf zu werfen versuchen. Oft probiere ich mich an ungesagten Sprüchen, nur um ihn etwas zu ärgern. Am Rande nehme ich wahr, wie einige Schüler in unserer Nähe schon bald ihre eigenen Kämpfe aufgeben, um uns zuzusehen. Wieder andere scheinen so auf ihren Gegner fixiert, dass sie ganz vergessen mit Magie zu kämpfen.
Plötzlich höre ich Dracos Stimme „Serpensortia" schreien und hätte fast versäumt den Spruch abzublocken, den George gerade auf mich schleudert. Mit einem kurzen Blick einigen wir uns kurz zu pausieren und ich drehe mich zu Draco. Langsam nähert sich die wütende Schlange einem verängstigten Hufflepuff. Ohne groß darüber nachzudenken schreit Harry die Schlange an, dass sie den Jungen in Ruhe lassen soll. Augenblicklich beruhigt sich die Natter und schaut dem jungen Gryffindor direkt in die weit geöffneten Augen. Mit einem Wisch seines Zauberstabes lässt Severus die Schlange verschwinden. Die Spannung im Raum scheint greifbar. Alle Augen ruhen auf Harry Potter.
„Was für ein Spiel spielst du hier mit uns?", schreit der Hufflepuff den jungen Potter plötzlich an. Doch Harry sieht ihn nur verwundert an. Schnell huscht mein Blick zurück zu George, dessen Gesicht so viele unterschiedliche Emotionen preisgeben: Unglaube, Verwunderung, Faszination, Überraschung und natürlich eine Spur von Belustigung.
Sein Bruder Ronald eilt unterdessen zu dem deutlich verwirrten Potter und zerrt ihn mit sich aus dem Raum. Plötzlich ist Draco wieder neben mir und flüstert mir ins Ohr, was ich bereits vermutet habe: „Potter ist auch ein Parselmund"
Dann sagt er laut: „Komm, Ellie"
Sanft, aber bestimmt packt er mich am Arm und zwingt mich mit ihm genauso den Raum zu verlassen, wie Harry Ronald hatte folgen müssen. Harry kann ebenfalls mit Schlangen reden. Aber er kann einfach nicht der Erbe sein! Warum sollte er und vor allem wie hätte er die Kammer öffnen sollen? Er war doch genauso überrascht und schockiert wie ich gewesen. Viel wichtiger wurde mir schon bald die Frage, wer versuchte uns zu täuschen. Wir müssen ihn aufhalten – und zwar unverzüglich, bevor noch jemand ernsthaft verletzt werden würde.
Wie in Trance lasse ich mich von Draco zurück in den Gemeinschaftsraum ziehen. Ich wache erst aus meinen Gedanken auf, als Draco direkt vor meinem Gesicht mit den Fingern schnippt.
„Erde an Ellie, wir sind allein. Geht es dir gut.", fragt er besorgt. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und nicke. Bevor er weiter nachhaken kann, öffnet sich die Wand und weitere Schüler strömen in den Gemeinschaftsraum. Seine Lippen formen stumm „später". Dann tauchen auch schon die ersten Freunde an seiner Seite auf.
„Wie kann es sein, dass Potter Parsel spricht?", werdet sich Pansy an Draco, sobald sie in den Gemeinschaftsraum gekrabbelt kommt. „Könnte er eine Erbe Slytherins sein?"
Draco schraubt nur wichtigtuerisch, bevor er aber zu einer seiner „sehr klugen" Antworten ansetzen kann, mischt sich Blaise ein: „Könnte er der Erbe sein, der die Kammer geöffnet hat?"
Ich kann nicht anders als los zu prusten. Harry, der Erbe Slytherins – Was für ein Schwachsinn! Doch abgesehen von Draco stimmt keiner in mein Lachen ein. Vincent, Gregory, Blaise und Pansy starren uns nur ernst an. Draco und ich wechseln einen Blick, dann beginnen wir unseren Freunden all die Gründe aufzuzählen, die für uns so offensichtlich gegen Harry sprechen.
„Aber warum kann er dann Parsel?", verlangt Pansy zu wissen.
Frustriert stöhnte ich auf und schloss die Augen. Eine Hand legte sich sanft auf meine Schulter.
„Ellie, was ist los?", will Draco wissen. Schnell öffne ich wieder die Augen und zucke zusammen, als ich die tiefe Sorge um mich in seinem Gesicht sehe. Eilig versichere ich ihm, dass ich nur müde sei. Draco nicht nur und meint, dass der Kampf mit George bestimmt anstrengend gewesen sein musste. Ich nicke nur, entschuldige mich und flüchten mich in die Ruhe meines Zimmers.
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