ⅩⅧ

Verborgene Blicke

Yunho stand reglos hinter einem hohen Regal in der Bibliothek, sein Blick fest auf Mingi gerichtet. Der Jüngere lag entspannt auf einem der weichen Sofas, ein Buch in den Händen, während das warme Licht der Leselampen auf sein Gesicht fiel. Seine Augen glitten ruhig über die Seiten, hin und wieder schob er eine Haarsträhne aus der Stirn. Es war ein Bild vollkommener Gelassenheit, und Yunho konnte nicht anders, als ihn zu betrachten.

Mingi war wunderschön, auf eine unaufdringliche, natürliche Weise. Seine vollen Lippen formten sich manchmal zu einem leichten Lächeln, wenn er etwas Interessantes las, und Yunho fragte sich, worüber er gerade nachdachte. Ein Teil von ihm wünschte, er könnte einfach hingehen, sich neben ihn setzen und fragen, aber stattdessen stand er hier – feige und stumm.

Ein leises Räuspern hinter ihm ließ ihn zusammenzucken. Hastig drehte er sich um und sah direkt in das freche Grinsen von Jongho, der lässig gegen das Regal lehnte.

„Warum stalkst du Mingi?" fragte Jongho, seine Stimme vor Amüsement triefend.

Yunho spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Verlegen sah er kurz zu Mingi, der immer noch völlig vertieft in sein Buch war, und ließ dann seinen Blick auf den Boden sinken.

„Ich stalke ihn nicht," murmelte Yunho, aber die schwache Verteidigung ließ Jongho nur noch breiter grinsen.

„Klar, und ich bin der König von Luminas," antwortete Jongho trocken, seine Augen funkelten vor Belustigung. „Du stehst hier wie ein verliebter Welpe und schaust ihn an, als wäre er der einzige Mensch auf der Welt."

Yunho wollte etwas entgegnen, doch er fand keine Worte. War er wirklich so offensichtlich? Jongho war offenbar der Meinung, denn er verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue.

„Weißt du," begann Jongho, „wenn du ihm nichts sagst, wird er es nie erfahren."

Yunho öffnete den Mund, um zu antworten, doch in diesem Moment betrat Yeri die Bibliothek. Sie trug ein einfaches, aber elegantes Kleid und bewegte sich mit der Anmut, die Yunho immer an ihr bewundert hatte. Ohne zu zögern, ging sie direkt zu Mingi und ließ sich neben ihm auf das Sofa fallen.

„Was liest du da?" fragte sie fröhlich und lehnte sich leicht zu ihm hinüber, um einen Blick auf das Buch zu werfen.

Yunho fühlte, wie sich ein schmerzhafter Knoten in seiner Brust bildete. Es war, als hätte jemand seine Lunge zusammengedrückt, und er konnte kaum atmen. Mingi lachte leise, ein tiefer, angenehmer Klang, und zeigte Yeri die Buchseite.

Ein leises Keuchen entfuhr Yunho, kaum hörbar, doch Jongho bemerkte es. Sofort wich das Grinsen aus seinem Gesicht, und er griff sanft nach Yunho's Hand.

„Komm," sagte Jongho leise, seine Stimme jetzt sanfter. Er zog Yunho langsam aus der Bibliothek hinaus, weg von der Szene, die Yunho das Herz zu zerreißen schien.

Im Flur ließ Jongho ihn los und musterte ihn mit einem ernsten Blick. „Yunho, du kannst das nicht ewig vor dir herschieben. Entweder du sagst ihm, was du fühlst, oder du musst lernen, damit umzugehen, dass er vielleicht jemand anderen findet."

Yunho nickte stumm, seine Kehle wie zugeschnürt. Er wusste, dass Jongho recht hatte, aber die Angst vor Zurückweisung war überwältigend. Mingi bedeutete ihm mehr, als er zugeben wollte, und der Gedanke, ihn zu verlieren, war unerträglich.

Doch jetzt, wo Yeri in Mingi's Nähe war, fühlte sich Yunho, als müsste er handeln – und zwar bald.



Es tut mir leid an all jene die sich auf Yungi Action gefreut haben, es dauert noch bis die beiden zusammen finden und bis dahin wird es Yunho nicht wirklich gut gehen. Aber ihr werdet es schon Tapfer überstehen. Bis dahin habt noch einen schönen Tag


Raven

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