Ⅰ
Die Masken der Nacht
Das schwache Licht der Fackeln tauchte das versteckte Quartier von The Black Dragon in ein flackerndes, goldenes Glühen. Der Raum war geräumig, doch die Schatten, die die Flammen auf die Wände warfen, ließen ihn kleiner und geheimnisvoller erscheinen. Vier Gestalten saßen an einem massiven Holztisch, ihre Gesichter verborgen hinter schwarzen Masken, die sie vor den Blicken selbst derjenigen schützen sollten, die sie "Brüder" nannten.
Seonghwa – oder besser gesagt, Zephyros – lehnte sich leicht zurück und ließ seinen Blick über die anderen schweifen. Neben ihm saß Kaelith, der ruhig eine Karte des Königreichs studierte, die auf dem Tisch ausgebreitet war. Sein Fokus war, wie immer, unerschütterlich. Auren, am anderen Ende des Tisches, schärfte seine Dolche, während er gelegentlich einen Blick zur Tür warf, stets wachsam. Thalion, der jüngste von ihnen, saß schweigend, seine massige Gestalt schien den Raum zu dominieren, obwohl er sich kaum bewegte.
Die Stille war nicht unangenehm, sondern eine, die aus jahrelangem Vertrauen und Gewohnheit gewachsen war. Doch Seonghwa spürte das Gewicht der Verantwortung, das selbst in Momenten wie diesen auf seinen Schultern lastete.
„Die Straßen sind heute ungewöhnlich ruhig", begann Kaelith, ohne den Blick von der Karte zu nehmen. Seine tiefe Stimme hallte in dem Raum wider. „Zu ruhig, wenn du mich fragst."
Auren hob den Kopf, ein schmales Lächeln unter seiner Maske erkennbar. „Vielleicht haben wir unsere Arbeit zu gut gemacht. Wer würde sich trauen, nach all den Warnungen noch Ärger zu machen?"
Thalion brummte zustimmend, doch Seonghwa schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ruhige Nächte sind trügerisch", sagte er leise, seine Stimme ruhig, aber bestimmt. „Unsere Feinde verstecken sich nicht, weil sie Angst haben. Sie verstecken sich, weil sie planen."
Eine erneute Stille breitete sich aus, während alle diese Worte verarbeiteten. Es war nicht das erste Mal, dass der Schwarze Drache mit einer solchen Situation konfrontiert war. Die Ruhe vor dem Sturm war ein vertrautes Muster, eines, das sie alle nur zu gut kannten.
„Berichte?" fragte Seonghwa schließlich und lehnte sich nach vorne, die Hände ineinander verschränkt.
Kaelith deutete auf die Karte vor sich. „Unsere Spione haben nichts Auffälliges gemeldet. Die umliegenden Dörfer sind ruhig, die Grenze bleibt unberührt. Doch es gibt Gerüchte über eine Gruppe von Söldnern, die sich nördlich des Flusses zusammenziehen."
„Söldner?" Auren hob eine Augenbraue. „Sind wir sicher, dass sie nicht nur Banditen sind, die nach einer guten Beute suchen?"
Kaelith schüttelte den Kopf. „Zu organisiert. Banditen reisen nicht in solchen Zahlen und schon gar nicht so nah an unserer Grenze."
„Wir sollten sie beobachten lassen", entschied Seonghwa nach einem Moment des Nachdenkens. „Aber keine voreiligen Aktionen. Wenn sie ein Ablenkungsmanöver sind, könnten wir eine größere Bedrohung übersehen."
Die anderen nickten, und Kaelith machte eine Notiz auf einem Stück Pergament. Seonghwa lehnte sich zurück und ließ seinen Blick erneut durch den Raum wandern. Die Masken, die sie trugen, waren nicht nur ein Schutz ihrer Identität – sie waren ein Symbol. Ein Symbol für das, wofür sie standen, und eine Erinnerung daran, dass ihre persönliche Existenz hinter dem Wohl des Königreichs zurückstand.
„Und was ist mit den Gerüchten über Verrat im Adel?" fragte Auren plötzlich, seine Stimme schneidend.
„Kein Fortschritt", antwortete Thalion, seine Stimme tief und ruhig. „Unsere Spione sind gut, aber die Adligen sind besser geworden, ihre Geheimnisse zu wahren."
Seonghwa schnaubte leise. „Adlige, die glauben, sie könnten mich täuschen, sind nichts Neues. Doch wenn sie denken, dass ihre Masken dicker sind als unsere, werden sie bald eines Besseren belehrt."
Die Männer lachten leise, eine seltene, aber willkommene Erleichterung in ihrer sonst so ernsten Welt.
Die Nacht verging langsam, ohne dass ein Angriff erfolgte oder ein Verrat ans Licht kam. Stattdessen verbrachten sie die Stunden damit, Pläne zu schmieden, Berichte zu prüfen und ihre Waffen zu pflegen. Es war eine Ruhe, die sie genossen, aber niemals als selbstverständlich ansahen.
Als der Morgen graute, erhob sich Seonghwa, sein Umhang leise raschelnd. „Wir bleiben wachsam", sagte er, seine Stimme ein Befehl und ein Versprechen zugleich. „Die Ruhe mag heute unser Verbündeter sein, aber sie könnte morgen unser Untergang werden."
Mit diesen Worten verließen die Männer nacheinander den Raum, jeder in eine andere Richtung, jeder bereit, seine Rolle in den Schatten weiterzuführen. Seonghwa blieb einen Moment länger zurück, seine Gedanken bei dem, was noch kommen würde.
„Möge der Drache wachen", murmelte er schließlich, bevor er ebenfalls in die Dunkelheit verschwand.
Das ist die Maske welches jedes Mitglied dort trägt
Raven
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