Kapitel 9

"All the drama queens taking swings. All the jokers dressin' up as kings. They fade to nothing when I look at him. And I know I make the same mistakes every time.."

Mit Halloween rückte auch das Trimagische Turnier immer näher. Im letzten Monat hatte Heaven den Gedanken daran fast vergessen, doch als einen Tag vor Cedrics siebzehnten Geburtstag eben dieser ziemlich nervös im Gemeinschaftsraum auf und ab lief, und begann, Heaven zu erzählen, wie sehr er unbedingt beim Turnier teilnehmen wollte, kam auch die Angst um ihn zurück in Heavens Kopf. Außerdem fanden viele andere Hufflepuffs, Cedric wäre der perfekte Champion für den Wettbewerb. Schließlich hatte sich Cedric sich in ein Gespräch mit Ernie Macmillan aus dem vierten Jahr vertieft und Heaven war nach draußen geflüchtet.

In ihrem Kopf hallten zwei Stimmen hin und her. Cedric ist ein begabter Zauberer, er weiß sich zu verteidigen. - Doch wer weiß, was für Prüfungen auf ihn warten. Ein Irrwicht in einem Schrank war kein Problem für ihn, aber wie sieht es mit größeren Geschöpfen aus. Es war, als säßen Engel und Teufel auf je einer ihrer Schultern und stritten sich unnachlässig über Heavens Kopf hinweg. Ganz in Gedanken war sie hinunter zum See gelaufen und ließ sich an dessen Ufer auf die Wiese fallen.
Es stimmte, Cedric war ein wunderbarer Zauberer, aber manchmal einfach zu naiv. Doch Heaven sollte ihn unterstützen. Sie wusste, ihm das Turnier auszureden, würde niemals funktionieren, aber sie könnte ihm helfen, ihn vorbereiten. Schließlich war er ihr bester Freund und in den letzten Jahren hatte er sie immer und überall unterstützt. Nun war es an der Zeit, sich zu revanchieren.

Mit etwas klareren Gedanken lehnte Heaven sich zurück und ließ die Sonne ihre Haut wärmen. Sie hatte nicht mehr allzu viel Kraft, zumal es bald dunkel werden würde, doch Heaven genoss ihre Strahlen noch einmal. Dass sie beobachtet wurde, das bemerkte sie nicht.

Fred Weasley stand nicht weit entfernt von ihr, ganz allein, als wäre er ihr nach draußen gefolgt, und schaute zu ihr hinüber. Er hatte sie nie so genau gemustert wie heute, doch nun fielen ihm Dinge an ihr auf, die er vorher nie gesehen hatte.

Heaven trug eine Brille, das wusste er, aber sie war groß und rund mit dünnen Bügeln und ließ ihre Augen hinter den Gläsern kleiner erscheinen als sie waren. Eigentlich waren sie groß und kugelrund, dazu in einem so tiefen blau gefärbt, was Fred noch nie gesehen hatte. Ihre Haare waren braun, so dachte Fred, doch im Licht der Sonne waren sie stark blond, manchmal schimmerten sie golden. Fred hatte noch nie ihre ganze Länge gesehen. Meist hatte Heaven sie zu einem Zopf zusammen gebunden oder zu einem Dutt hochgesteckt, allerdings fielen ihr immer einzelne Strähnen ins Gesicht, die wohl zu kurz zum Frisieren waren. Unter ihrem Umhang trug sie selten eine Bluse, heute hatte sie einen dünnen, schwarzen Rollkragenpullover an und dazu ihre Turnschuhe, die Fred schon im Zug aufgefallen waren. Außerdem lächelte Heaven immer, er hatte ihre Mundwinkel noch nie nach unten zeigen gesehen. Außer heute. Sie schien ganz in Gedanken zu sein, als dachte sie über etwas schweres nach.

Als Fred sich ihr näherte und sich vorsichtig räusperte, fuhr sie erschrocken zu ihm herum. "Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken." Heaven begann nun doch zu lächeln. "Alles gut, Fred. Willst du dich setzen?" Sie deutete auf die freie Fläche neben sich und Fred ließ sich zu ihrer rechten Seite ins Gras sinken. Für einen Moment sahen die beiden stumm hinaus auf den See, bevor Fred sich erneut räusperte. "Geht es dir gut?"

Heaven schaute ihn verwundert an, dann antwortete sie. "Ja, natürlich. Wie geht's dir?" Fred ging nicht auf die Frage ein, sondern sah sie einfach nur an. "Irgendetwas beschäftigt sich. Das seh ich dir an der Nasenspitze an." Er tippte Heaven frech auf die Nase und sie wurde augenblicklich feuerrot im Gesicht. Sie drehte sich wieder von ihm weg und sah auf das Wasser. "Du hast Recht. Mich beschäftigt tatsächlich etwas..." Sie lehnte sich ein Stück nach vorn und stützte sich auf ihren Knien ab. Fred tat es ihr gleich. "Willst du drüber reden? Ich mein, wir kennen uns jetzt noch nicht soo lang, aber mir kannst du es erzählen." Er stieß ihr mit seinem Ellenbogen leicht in die Seite und Heaven begann zu kichern.

"Es geht um Cedric." Kaum merklich rollte Fred die Augen. "Ich habe Angst, dass ihm beim Trimagischen Turnier etwas zustößt." Sie seufzte erschöpft, doch Fred sah sie verwirrt an. "Müsste Cedric nicht erst als Hogwarts-Champion gewählt werden, bevor er wirklich 'in Gefahr gerät'? " Beim letzten Teil setzte er Gänsefüßchen in die Luft.

"Sicherlich", sagte Heaven, während sie besorgt ein Büschel Gras streichelte, "aber er will sich bewerben, und ich habe so ein merkwürdiges Gefühl, dass er gute Chancen hat, der Hogwarts-Champion zu werden."

Fred stieß ein lautes Lachen hervor. "Da muss der gute Cedric erst einmal an mir, George und Lee vorbei! Denn einer von uns wird definitiv der Champion!" Nun sah Heaven ihn verwirrt an. "Ich dachte, ihr wärt zu jung für die Teilnahme am Turnier? Oder ist der Alterungstrank dafür?" Fred starrte sie erschrocken an. "Woher weißt du das denn schon wieder? Haben Cedric und du schon wieder gewettet?!"

Heaven lächelte verschmitzt in sich hinein. "Ich habe halt immer und überall die Augen offen!" "Außer du hast deine Brille nicht auf, dann siehst du nichts!" Fred schien begeistert von seinem Konterspruch zu sein, doch Heaven schüttelte ihren Kopf. "Ich sehe dann schon noch, ich sehe nur nicht gut." Immer diese Vorurteile gegenüber Brillenträgern. "Achso... Ja natürlich." Ertappt kratzte sich Fred im Nacken. "Wusste ich natürlich..."

"Ich habe in unserer ersten Verteidigung gegen die dunklen Künste-Stunde gesehen, wie du dir das Rezept für den Alterungstrank durchgelesen hast", gab Heaven kleinlaut zu und Fred sah sie lächelnd an.
"Mach dir um Cedric nicht so viele Sorgen. Er ist alt genug, um selbst Entscheidungen zu treffen, und definitiv, das gebe ich sogar zu, stark genug, um sich durch das Turnier zu schlagen." Wieder stupste er sie mit seinem Ellenbogen an.

Heaven legte entspannt ihren Kopf schief. "Du bist gar nicht so ein Idiot, wie ich gedacht habe", sagte sie und er drehte sich mit großen Augen zu ihr. "Danke? Du bist... auch nicht so langweilig, wie ich dachte." Sie begannen zu lachen.
"Nein", begann Heaven zu erklären, "du weißt, was ich zu sagen versuche. Alle meinen immer 'Die Weasley-Zwillinge sind Chaoten. Pass auf bei denen.' Selbst Cedric. Und er geht immer offen auf Menschen zu. Aber ihr seid ganz anders. Viel netter und offener." Es folgte eine kurze, aber angenehme Pause, in der die beiden ihre Gedanken richten konnten.

"Cedric ist dir ziemlich wichtig, oder?" Fred sah sie nicht an, aber ihm hatte die Frage wohl schon seit längerem auf der Zunge gelegen. Heaven nickte und schaute wieder hinaus auf den See. "Natürlich, er ist mein bester Freund. Und auch mein einziger", fügte sie leise hinzu, doch Fred hatte es gehört. "Dein einziger Freund? Ich dachte, ihr Hufflepuffs seid alle untereinander befreundet?" Heaven rollte mit ihren Augen. "Nicht wirklich. Cedric ist der einzige, der es mit mir aushält, vielleicht auch noch Hermine, aber das war es." Fred schüttelte den Kopf. "Du kannst George, Lee und mich nun auch zu deinen Freunden zählen. Wir mögen dich nämlich sehr." Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

"Eine Hufflepuff, die keine Freunde hat. Ich dachte, so etwas gibt es nicht..." Fred schaute sie belustigt von der Seite an und wuschelte sich dann selbst kurz durch die roten Haare, bevor er erneut auf den See schaute. Heaven sah verschmitzt zu Boden. "Und was kommt jetzt?", fragte sie ihn spaßhaft, während sie ihre Vans-Turnschuhe musterte. "Möchtest du nun Kekse?"

Er lachte noch einmal, doch ihr Lachen wurde im Keim erstickt. Sollte sie ihm das wirklich erzählen? Vor ein paar Wochen hatte er sie noch mit Späßen aufgezogen. Aber sie vertraute Fred, komischerweise, wahrscheinlich mehr als sich selbst in diesem Moment

. Sie starrte nochmals auf das Wasser vor sich, dann holte sie tief Luft. "Sie halten mich nicht für eine echte Hufflepuff." Heaven sagte das so schnell, dass sie selbst nicht ganz verstand, was sie von sich gab. Fred drehte sich erschrocken zu ihr um. "Wie bitte?! Du bist doch eine richtige Vorzeige-Hufflepuff!" Sie lächelte schief und strich sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. "Die haben ja keine Ahnung!", fuhr Fred fort. "Wenn ich die erwische, dann..."

"Sie sagen, ich bin zu verschlossen. Als Hufflepuff muss man offen seine Gefühle zeigen. Sie reden mir ein, Ravenclaw wäre ein besseres Haus für mich." Fred verstummte. Er blinzelte kurz, dann schaute er betreten zu Boden. "Das ist..."

"Das ist nicht mal das einzig schlimme", unterbrach sie ihn wieder. Sie war gerade so in Fahrt, dass die Wörter einfach nur aus ihr heraus sprudelten. "Sie meinen, ich wäre auch eine viel bessere Gryffindor. Weil ich doch immer so viel Abenteuerlust habe und als Hufflepuff darfst du in deiner Freizeit halt nur Kekse backen und nicht mit wem anders am See sitzen, um zu lästern." Fred grinste in sich hinein. Wahrscheinlich sah er das so ähnlich wie ihre Leute und wollte Heaven am liebsten in seinem eigenen Haus haben.

"Womit wir auch schon beim dritten Aspekt wären. Ich bin viel zu hinterlistig und lästere zu viel. Was für eine tolle Slytherin ich doch wäre!" Sie gestikulierte dabei überschwänglich mit ihren Armen durch die Luft, bis Fred sie schief von der Seite anschaute. "SLYTHERIN?!", sagte er ernst.

Verwundert schüttelte er den Kopf. "Also, du bist sozusagen alles, außer Hufflepuff?" Sie nickte nur stumm immer noch auf dem See starrend. "Manchmal frage ich mich, ob der sprechende Hut vor 6 Jahren nicht einen Fehler gemacht hat und ich vielleicht wirklich keine Hufflepuff bin..."

"Hey!" Fred packte sie an den Schultern und drehte sie ruckartig zu sich. "Das darfst du niemals denken!" Er sah ihr fest in die Augen und in ihr stieg ein mulmiges Gefühl auf, das sie so noch nie gefühlt hatte. "Wir werden oft nur auf unser Haus, unsere Taten, unsere Eltern oder unser Aussehen reduziert. Was wirklich in uns steckt, das sehen nur die wenigsten. Lass dir nichts von anderen erzählen. Nur du kannst wissen, in welches Haus du gehörst."

Damit grinste er sie wieder an und nahm sie in den Arm. Heaven erwiderte die Umarmung und atmete dabei tief den Duft nach Honig, Ahorn und Feuerholz ein. Es, nein er, gab ihr so ein sicheres, unbekanntes Gefühl, dass sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte...
.
.
.
.
Well, das Kapitel gefällt mir schon besser!

Bis zum nächsten Kapitel,
Eure @missswizzle <3

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top