Kapitel 6

"You can take me down with just one single blow, but you don't know what you don't know..."

Wie Heaven schnell auffiel, war Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht das einzige Fach, das sie mit den Weasley-Zwillingen zusammen hatte. Auch in Pflege der Magischen Geschöpfe und Zaubertränke, wo durch eine Kurszusammenlegung plötzlich alle Häuser gemeinsam Unterricht hatten, grinsten ihr die Rotschöpfe immer wieder zu. Zu ihrem Glück konnte sie weiteren Gesprächen soweit entgehen, obwohl Fred und George zumindest in Pflege der Magischen Geschöpfe es versucht hatten. Unter Professor Snapes wachsamen Augen schienen sie sich nicht zu trauen, Heaven anzusprechen.

Die Woche verlief desweiteren entspannter, als Heaven erwartet hätte. Trotz vollem Stundenplan hatte sie unglaublich viel Freizeit mit Cedric verbracht. Sie hatten einen Spaziergang über das Schlossgelände unternommen und ein paar letzte warme Sommerstrahlen eingefangen, bevor sie gegen halb neun abends wieder in ihren Gemeinschaftsraum verschwanden.
Desweiteren hatte Heaven Cedric auch gezeigt, was sie den Sommer über gemacht hatte. Sie war vor zwei Sommern auf eine kleine Ballettgruppe in London gestoßen und hatte selbst mit dem Tanzen angefangen. Diesen Sommer hatte sie viel mit den Leuten trainiert und Cedric staunte nicht schlecht über die Fortschritte, die Heaven gemacht hatte.

Am Donnerstag Abend saß Heaven zusammen mit Hermine an einem Tisch in der Bibliothek. So war es jedes Jahr, seitdem Hermine an der Schule war. Sie machten einen großen Teil ihrer Hausaufgaben nebeneinander, und falls Hermine doch eine Frage haben sollte, half Heaven ihr.

Doch an diesem Abend machte Hermine nicht ihre Hausaufgaben. Nein, sie hockte über der Geschichte von Hogwarts und schien angestrengt nach etwas zu suchen. Heaven erledigte derweil ihre Hausaufgaben für Wahrsagen. Sie hatte ihre Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden, um besser arbeiten zu können.

"Nichts!", schimpfte Hermine. "Kein Wort über die Versklavung der Hauselfen!" Unsicher sah Heaven noch einmal auf den Einband des Buches. "In der Geschichte von Hogwarts?" Hermine nickte. "Kein Wort über die schuftenden Helfer, die unser Essen kochen, unsere Wäsche waschen und unsere Betten machen. Eine Frechheit." Heaven schüttelte amüsiert den Kopf. "Hermine, geh und frag die Hauselfen in der Küche, ob es ihnen gefällt. Das tut es nämlich. Wenn du etwas bewirken willst, fang bei der Gesetzeslage an. Bisher gibt es keine Schutzgesetze für ihre Arbeit und mit den kleinen Kerlchen darf man machen, was man will."

Hermine schien zu überlegen. "Das mach ich! Und ich gründe eine Gesellschaft!" Dann kramte sie eine Menge Pergament hervor und ließ sich von Madame Pince ein paar Anstecknadeln geben. "Wie findest du das?", fragte sie Heaven nach einer Weile, die sich mittlerweile eines der norwegischen Bücher der Gäste genommen hatte und versuchte, es zu verstehen. "'Stoppt die schädliche Misshandlung unserer magischen Mitgeschöpfe - Bewegung zur Stärkung der Elfenrechte'." Heaven sah auf ihr Pergament und begutachtete die missglückten Versuche eines Slogans.

"Klingt gut." Hermine begann zu strahlen. "Schön, dann bastele ich nun Anstecker mit dem Spruch." "Ich glaube nicht, dass der Spruch auf einen Anstecker passt..." Heaven sah zu, wie Hermine versuchte, so klein wie möglich zu schreiben. Allerdings konnte man danach nichts mehr erkennen und Hermine stöhnte auf.
"Versuche etwas kürzeres. Etwas, das ins Ohr geht..." Heaven wandte sich wieder der norwegischen Erklärung des Protego zu. Hermine begann wieder zu grübeln.

Nach einer Weile, Heaven hatte schon ein paar Mal gegähnt, präsentierte Hermine ihren Prototypen eines Ansteckers. Heaven nahm ihn an sich und begutachtete ihn. "Belfer?" Hermine schüttelte heftig den Kopf. "B-ELFE-R. Bund für ELFEnRechte." Heaven verstand. "Hermine, DAS ist kreativ! Vergiss diesen langen Slogan, das ist der Hammer!" "Echt?", fragte Hermine mit krauser Stirn, doch Heaven nickte heftig. "Na gut", Hermine klang selbstsicherer, "dann hilf mir schnell, noch mehr Anstecker zu basteln. Wir brauchen noch mehr Mitglieder."

Heaven gluckste verwirrt. "Wir?" Hermine nickte heftig. "Natürlich, du und ich sind die Köpfe hinter B-ELFE-R." Sie reichte Heaven ein paar der Anstecknadeln und begann fleißig zu basteln. "Hermine, nimm es mir nicht übel..." Hermine hob sofort den Kopf. "... Aber ich bin nicht so scharf auf noch mehr Arbeit neben der Schule. Und du hast doch sicherlich auch genug zu tun." Heaven zog den Kopf ein, doch Hermine blieb erstaunlich ruhig. Sie wandte den Blick wieder zu ihrem Anstecker und sagte: "Alles gut. Aber du wirst Mitglied?" Heaven nickte erleichtert. "Und ich helfe dir auch bei den Ansteckern."

Am nächsten Montag hatte sich Heaven den B-ELFE-R-Anstecker an ihren Umhang direkt unter ihr Hauswappen geklemmt. Mittlerweile war Nachmittag und sie hatten Unterricht bei Professor Moody, der ihnen heute unbedingt zeigen wollte, wie der Imperius-Fluch funktioniert. Zuerst schob er die Tische mit einem Zauber zur Seite, dann rief er sie nacheinander zu sich.

Cedric wollte sich zu Heaven stellen, doch Moody unterbrach diesen Versuch. "Mr Diggory, ich habe Ihnen doch schon letzte Stunde gesagt, Sie sollen in meinem Unterricht nicht mit Miss Jackson flirten! Kommen Sie nach vorn!" Cedric sah verdutzt zum Professor, dann entschuldigend zu Heaven. Während er sich neben den Professor stellte, versuchte er zu erklären: "Ich hatte nicht vor-"
"Imperio!" Professor Moody ließ ihm keine Zeit zum Erklären, sofort schien Cedric wie benommen. Erst taumelte er etwas hin und her, dann ließ in Moody urplötzlich einen Rückwärtssalto machen und die Schüler wichen ein Stück zurück.

Hinter Heaven ertönte ein Wispern. Sie dreht sich kurz um und sah Fred, George und Lee, die sie zu sich winkten. Unsicher trat sie einen Schritt auf die drei zu. "Was wollt ihr?", fragte Heaven flüsternd. "Quatschen", antwortete ihr Fred. Währenddessen schien Cedric erfolgreich gegen den Fluch anzukämpfen. Er wandte seinen Kopf hin und her und verzog schmerzlich das Gesicht.

"Worüber wollt ihr denn quatschen?" Heaven verschränkte die Arme vor der Brust. "Du gehst uns aus dem Weg." George hob fragend eine Augenbraue. Heaven senkte ertappt den Blick. Tatsächlich versuchte sie das. "Ja, aber das hat nichts mit euch zu tun. Das-"

Moody klopfte Cedric auf die Schulter. "Das war gut, Junge. Ein wenig Übung, dann wird das." Cedric rieb sich den Nacken und steuerte auf Heaven zu. "Nein, Diggory! Nicht zu Jackson!" Professor Moody zog ihn an den Schultern zurück und deutete ihm an, ans andere Ende der Klasse zu gehen. "Stellen Sie sich zu Mr Clarke! Miss Johnson, Sie sind die nächste."

Heaven wandte sich wieder den Jungs zu und wollte fortfahren. Doch Fred unterbrach sie. "Und Diggory ist wirklich nicht dein Freund?", fragte er mit einem Lächeln. Heaven rollte die Augen. "Nein, Cedric ist nicht mein Freund. Er ist mein bester Freund. Ich habe gar keinen Freund." George und Lee warfen sich geheimnisvolle Blicke zu. "Erklär das mal Moody!" Fred schmunzelte ihr aufmunternd zu. Heaven ließ sich anstecken. "Weasley, das ist nicht lustig. Cedric wird zu Unrecht bestraft!"
George gluckste und sagte mit leicht ironischem Unterton: "Ich glaube, der gute Cedric hält das aus."

Verwirrt sah die Hufflepuff zu den drei Jungs auf. "Ihr mögt Cedric nicht, oder?" Sie nickten unmerklich, doch in Heaven stieg Unverständnis auf. "Warum? Weil wir euch letztes Jahr im Quidditch geschlagen haben?" Die Gryffindor wandten sich von ihr ab und sahen ihr nicht ins Gesicht, sondern einfach an ihr vorbei. "Vielleicht", sagte schließlich Fred, immer noch stur nach vorn blickend. "Och man. Aber das mit Harry, das war doch ein Unfall." Heaven geriet in Panik. War sie gerade drauf und dran sich bei diesen Jungs auch noch unbeliebt zu machen? "Und außerdem-"

"Wir ziehen dich nur auf, Jackson", grinste Lee und die Zwillinge und er kicherten los. Ein Last Steine fiel von Heavens Herz und sie lachte erleichtert auf, als George sie wieder geheimnisvoll ansah. "Schade, dass wir dieses Jahr kein Quidditch spielen können", sagte er, dann sah er zu Alicia Spinnet, die gerade versuchte, sich gegen den Imperius-Fluch zu wehren.
Heaven zuckte unsanft mit den Schultern. "Ich hätte eh nicht gespielt, also daher." Die Jungs warfen sich unwissende Blicke zu. "Warum eigentlich nicht?", versuchte Lee nebenher zu fragen, doch Heaven antwortete ihm nicht.

Stattdessen rief Professor Moody sie zu sich. "Miss Jackson, wollen Sie es nicht probieren?" Timing hat er. Heaven trat zu ihm nach vorn, stellte sich an seine Seite und schaute ihn abwartend an. "Imperio!" Eine Gelassenheit überkam Heaven und sie fühlte sich leicht und frei, als würde sie ohne Widerstand alles tun, was man ihr sagte. "Mache eine Vorwärtsrolle!", rief eine scharfe, unhöfliche Stimme in ihrem Kopf. Und Heaven ging tatsächlich in die Hocke. Aber eigentlich wollte sie jetzt keine Vorwärtsrolle machen. Das wollte Professor Moody! Und sie durfte nicht nachgeben. Trotzig ließ sie sich einfach auf ihren Po fallen und sah zum Professor auf.
Der schien allerdings den Fluch verstärkt zu haben, denn schon wollte sich Heavens Körper wieder aufrichten. Doch das einzige, was sie wirklich bewegte, war ihr Kopf, der unsanft von einer Seite zur anderen rollte, weil sie diese gefährliche Stimme aus ihrem Kopf schütteln wollte.

"Du wirst eine Vorwärtsrolle machen!" "Nein", sagte Heaven bestimmt. Dann stand sie auf und sah selbstsicher zu Professor Moody. Der unterbrach augenblicklich den Fluch. "Sehr gut! Mr Weasley, sie sind dran!" Fred und George zeigten beide auf sich selbst, während Heaven zu ihnen zurück ging. Moody stöhnte. "Du, Weasley!", rief er und deutete auf Fred. "Dein Bruder ist nach dir dran!"

Heaven stellte sich zu George und Lee, die wieder geheimnisvoll grinsten, dann sah sie zu Fred und dem Professor. "Imperio!" Auch Fred begann zu taumeln, als sei jegliche Last von ihm abgefallen. George beugte sich zu ihr hinab. "Sag mal, gehst du uns wirklich nicht mit Absicht aus dem Weg?" Heaven schüttelte ihren Kopf. "Nein, warum sollte ich?" Der Rothaarige zuckte mit den Schultern. "Wir dachten, wir nerven dich oder so..." Sie sah zu ihm auf. "Dazu braucht es schon etwas mehr! Nein, glaube mir, ihr seid ganz in Ordnung." Dann lachten die beiden.

Am Ende der Stunde schob Moody die Tische zurück und Heaven suchte nach ihrer Umhängetasche, die sie irgendwo hingetan hatte. "Suchst du die?" Sie drehte sich erschrocken um. Fred stand vor ihr, hinter ihm George und Lee, und hielt ihr breit grinsend ihre Tasche hin. Lächelnd nahm sie diese an. "Ja, danke!" Dann eilte sie zu Cedric, der an der Tür auf sie wartete, ohne zu bemerken, dass sich die drei Gryffindors hinter ihrem Rücken ein High Five gaben. "Wir sehen uns morgen in Zaubertränke, Jackson!", rief Fred ihr noch hinterher. Doch Heaven und Cedric waren schon auf den Weg in die große Halle zum Abendessen.

Nachdem sie ausgiebig gegessen hatten, waren die beiden Hufflepuffs hinunter in ihren Gemeinschaftsraum gegangen. Dort setzten sie sich an einen der runden Tische nahe des Kamins und erledigten die morgen fälligen Hausaufgaben in Zaubertränke. "Was wollten die Weasleys eigentlich vorhin von dir?" Cedric sah nicht auf und seine Stimme klang irgendwie etwas kälter als sonst. "Fred und George haben sich mit mir unterhalten." Sie sah ihn verwundert an. "Bist du eifersüchtig?" Empört schaute Cedric nun doch auf. "Nein! Aber vielleicht solltest du bei ihnen etwas aufpassen. Sie machen sich meist nicht so viel Gedanken um das Wohl anderer." Jetzt klang seine Stimme besorgt und er sah Heaven aus traurigen Augen an.

"Ich weiß", sagte Heaven gedehnt, "aber es tut gut, mit jemandem zu reden, der mich noch nicht in und auswendig kennt." Bedrückt setzte sie die Feder wieder an. "Sie sind gar nicht so schlecht. Eigentlich sogar sehr nett." Cedric musste schmunzeln. "Glaub mir, ich freue mich riesig, dass du dich endlich mal wieder so gut mit jemanden verstehst. Pass einfach nur auf dich auf." Heaven lächelte ihm dankbar zu. "Mach ich!"

Sie griff nach ihrer Tasche, die auf dem Fußboden lag, um sich ein neues Fässchen Tinte zu nehmen, doch dann hielt sie etwas in der Hand, was sie zuvor noch nie gesehen hatte. "Was ist das denn?", fragte Heaven Cedric und drehte das längliche Etwas in ihrer Hand. Es hätte ein Zauberstab sein können, doch dafür war er zu flexibel. Und es war rosa.
Heaven wollte gerade die anderen Hufflepuffs im Gemeinschaftsraum fragen, wem dieses Etwas gehörte, als es plötzlich zu zischen begann. Eine kleine Flamme hatte sich am Ende einer Schnur entzündet und Heavens Augen weiteten sich.

"Alle runter auf den Boden!", schrie sie und schmiss den Stab gerade noch rechtzeitig in die Höhe. Kaum war sie unter den Tisch gekrochen, explodierte er in tausenden von Feuerwerken an der niedrigen Decke. Viele Schüler begannen zu schreien als sie sich ebenfalls zu Boden warfen. Heaven presste sich die Hände auf die Ohren, es war ein höllischer Lärm.

Kaum waren die Explosionen abgeklommen, erschienen eine Menge verwirrte Hufflepuffs aus den Schlafsälen und eine hektische Professor Sprout eilte durch den Raum. "Geht es euch allen gut?" Sie hatte einen kleinen Blumentopf unter dem Arm, den sie prompt auf Heavens Zaubertrank-Hausaufgaben stellte, bevor sie ihr aufhalf. "Heaven, was ist passiert?"

Heaven sah sich um. An der Decke sowie an vielen Tischen und Sofas waren Brandflecken. Einige Gesichter sahen so aus, als seien sie nur um haaresbreite einem Herzinfarkt entgangen. Und eine große Pflanze hinter einem Ohrensessel stand in Flammen. "Ich würde sagen", setzte Heaven an und dachte an die heutige Unterrichtsstunde bei Professor Moody zurück, "Fred und George Weasley sind passiert..."
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Ich danke euch fürs Lesen!
Eure @missswizzle <3

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