Kapitel 5
"And I wonder, how long it'll take them to notice that I'm gone. And I wonder, how far it'll take me to run away..."
Nach dem Mittagessen stieg Heaven hinauf zur Bibliothek. Sie trat durch die große Tür und sah sich fröhlich nach der Bibliothekarin um. Hinter einem kleinen Tresen saß eine ältere Frau und sortierte einen riesigen Stapel Bücher.
"Hallo, Madame Pince!", trällerte Heaven und lehnte sich leicht über den Tresen. Die Frau schaute verwirrt auf, bis sie das junge Mädchen erkannte. "Hallo, Heaven. Schön dich zu sehen!" Sie stand von ihrem Stuhl auf und lief um den Tresen herum, um Heaven kurz zu betrachten. "Du hörst auch nie auf zu wachsen." Heaven winkte mit ihrer Hand ab. "Aber Madame Pince! Ich bin seit drei Jahren kaum mehr als fünf Zentimeter gewesen! Wie waren Ihre Ferien?"
Diesmal winkte die ältere Hexe ab. "Ach, durch unseren angekündigten Besuch musste ich die Bibliothek aufstocken. Wir verfügen nun über Zaubereibücher in drei verschiedenen Sprachen." Heaven runzelte die Stirn. "Für die Schüler aus Beauxbatons und Durmstrang?" Madame Pince nickte heftig. "Englisch, Französisch und Norwegisch. Und es werden bestimmt noch mehr bis Halloween. Vielleicht kannst du dieses Jahr deine Sprachkenntnisse endlich anwenden." Das hatte sich Heaven auch schon gedacht.
"Ich würde gerne noch mit dir plaudern, Heaven", sagte die Bibliothekarin erschöpft, "aber ich muss diese Bücher noch zurück sortieren." Sie deutete auf den Stapel der auf ihrem Tisch lag. "Ich helfe Ihnen, Madame Pince. Dann geht es schneller." Die Hexe lächelte dankbar, bevor sie Heaven einen Teil des Stapels in die Hand drückte. "Die müssen hinter in die Abteilung für Geschichte der Zauberei." Heaven nickte und stampfte in Richtung der angewiesenen Regale los.
Nach einer Weile bog sie um ein Regal herum und erblickte jemanden allein an einem der Tische der Bibliothek hocken. "Hallo, Hermine", sagte Heaven vorsichtig und Hermine schreckte von ihren Unterlagen auf. "Oh hallo, Heaven. Was machst du hier?"
Heaven stellte ein Buch über die Hexenverfolgung des dreizehntens Jahrhunderts zurück in ein Regal. "Ich helfe Madame Pince. Was machst du hier?" Hermine biss sich auf die Unterlippe. "Ich-" Doch Heaven trat näher und warf ein Blick auf das aufgeschlagene Buch vor Hermine. "'Versklavt - Hauselfen als Gehilfen'", las Heaven laut vor.
Hermine unterbrach sie. "Wusstest du, dass hier in Hogwarts Hauselfen arbeiten?" Heaven zuckte mit den Schultern und ein Buch über berühmte Zaubererfamilien verschwand wieder in seinem Regal hinter Hermine. "Ja natürlich. In der Küche. Ich war schon oft bei ihnen."
Hermine schnappte nach Luft. "Wie ergeht es ihnen dort unten bei den Kerkern? Es muss doch unglaublich gruselig sein." Heaven schaute sie verdutzt an. "Hermine, ich wohne seit fünf Jahren dort unten!" Sie kicherte. "Und außerdem geht es den Hauselfen hervorragend. Die Arbeit macht ihnen Spaß."
Hermine warf einen Blick auf ihre Uhr. "Oh, schon so spät?" Dann packte sie ihre Sachen zusammen. "Aber sie bekommen doch kein Geld für ihre Arbeit!" Langsam ging Hermine auf die Tür der Bibliothek zu. Heaven folgte ihr. "Falsch. Sie wollen kein Geld für ihre Arbeit. Hermine, glaub mir, Dumbledore hat es ihnen sogar angeboten, doch sie haben abgelehnt. Desweiteren sorgt unser Schulleiter aber auch für ihr Wohl."
Sie verließen die Bibliothek und Heaven begleitete Hermine. "Na schön, aber was ist mit Hauselfen in Zaubererfamilien. Geht's denen gut?" Heaven sah sie unsicher an. "Das kann ich dir nicht genau sagen. Das wird wahrscheinlich in jeder Familie anders sein..." Hermine starrte sie unentwegt an.
"Ich muss etwas tun!", sagte sie entschlossen. "An dieser Ungerechtigkeit muss sich doch etwas drehen lassen..." Heaven musste schmunzeln. "An allem lässt sich mit ein wenig Arbeit etwas drehen." Hermine bog um eine Ecke. "Dann werd ich etwas dafür tun! Machst du mit?" Nun sah sie erwartungsvoll zur Hufflepuff hinüber. Diese zuckte mit den Schultern. "Ich werde dich nicht aufhalten, aber ich weiß nicht ob ich die Zeit finde. Bestimmt, aber vielleicht auch nicht..."
Auf Hermines Gesicht bildete sich ein Lächeln. "Das ist super! Ich danke dir, Heaven!" Dann wollte sie wieder um eine Ecke biegen, doch Heaven stoppte. "Wo laufen wir eigentlich hin?" Hermine sah in die Richtung, in die sie gehen wollte. "Also ich habe jetzt Arithmetik dort drüben." Sie deutete auf eine Tür am Ende des Korridors. "Und du?"
Heaven schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und verzog das Gesicht. "Verteidigung gegen die dunklen Künste..." Hermine schnappte nach Luft. "Heaven, das ist am anderen Ende von Hogwarts!", rief sie panisch. "Das schaffst du nicht mehr bis zum Stundenbeginn." Heaven schob sich die Brille zurecht und sah Hermine entschlossen an. "An allem lässt sich mit ein wenig Arbeit etwas drehen! Wir sehen uns!" Und damit rannte sie los, den langen Korridor entlang. Hermine stand wie erstarrt da, bevor sie in ihren Klassenraum lief.
Heaven stürmte derweil die eine Treppe hinauf und um die nächste Ecke herum. Sie wusste nicht, wie spät es war, nur dass sie definitiv zu spät kommen würde. Als sie die Tür zu Professor Moodys Klassenzimmer erreichte, war diese geschlossen. Heaven drückte in aller Hektik die Klinke hinunter und stolperte fast in die letzte Reihe hinein.
Der Professor musste wohl gerade die Anwesenheit überprüfen, zumindest las er gerade Namen von einer Liste vor. "Heaven Jackson...?" Perfektes Timing, Heaven. "Hier, Sir!", rief sie vom Ende des Klassenzimmers und versuchte nicht zu laut zu atmen.
Moody sowie die ganze Klasse sah sich verwundert nach ihr um. Heaven sah Cedric, der ihr mit einem Blick sagen wollte, dass etwas mächtig schiefgegangen war. Und dann sah Heaven sie. Serena Davies saß hämisch grinsend neben Cedric an einem Tisch, hinter ihr Helena und Erika.
"Miss Jackson, wo kommen Sie denn her?", fragte nun Professor Moody etwas streng. "Ähm", stammelte Heaven, während Serena und die Mädchen anfingen zu kichern, "ich habe Madame Pince geholfen, Bücher zu sortieren, jap. Das habe ich..." Moody nickte und erwiderte. "Dann setzen Sie sich schnell. Hier vorn neben Mr Weasley ist noch etwas frei."
Erst jetzt sah Heaven sie. Zwei rote Haarschöpfe und ein paar Rastalocken. Fred und George Weasley und Lee Jordan sahen sie ebenfalls belustigt an. Allerdings saßen die drei nicht zusammen, nein, im Gegenteil.
George saß neben Meghan an einem Tisch am Fenster, Lee neben Benjamin Taylor, Hufflepuff, an der Wand und Fred allein vorn am Tisch direkt vor dem Tisch des Professors.
Schnell eilte Heaven zum freien Stuhl und hätte sich dafür verfluchen können, dass ihr das ausgerechnet mit Serena im Rücken passieren musste. Das wird ein lustiger Abend. Fred sah sie immer noch belustigt an. "Na Jackson. Netter Auftritt."
Heaven ignorierte die Bemerkung und kramte nach ihrem Buch für die Stunde. "Was ist passiert?", fragte sie stattdessen. Fred musterte sie mit gerunzelter Stirn. "Warum sitzt du nicht bei George?" Fred blinzelte verwundert, und einen kurzen Moment dachte Heaven, sie hätte die Zwillinge verwechselt, doch dann räusperte sich Fred. "Moody hat uns gleich auseinander gesetzt. Hat wahrscheinlich Angst, dass wir etwas anstellen. Woher-"
Fred wurde vom Professor selbst unterbrochen. "Packen Sie bitte die Bücher weg, die brauchen Sie heute nicht. Auch Ihr Zaubertränke-Buch, Mr Weasley!" Heaven sah auf das aufgeschlagene Buch vor Fred. Es war eine Seite über den Alterungstrank und ihr dämmerte es, wozu er den brauchen würde.
"Professor Lupin hat mir eine Übersicht über Ihren Unterricht im letzten Jahr gegeben. Wie ich sehe, haben Sie eine Menge geschafft, weswegen ich ungehindert mit dem neuen Thema beginnen kann." Er drehte sich zur Tafel und in selben Moment traf Heaven ein Papierkügelchen am Kopf. Sie drehte sich um und Cedric warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. Mit seinem Lippen versuchte er einen Satz zu formen, doch er wurde jäh unterbrochen. "Mr Diggory, würden Sie Ihre Versuche mit Miss Jackson zu flirten bitte auf nach meinem Unterricht verlegen." Nun war es Cedric, den alle anstarrten. Moody hatte sich nicht umgedreht, aber anscheinend war sein Glasauge magisch und sah auch durch seinen Kopf. "Sir, ich habe nicht-"
"Die unverzeilichen Flüche", fuhr der Professor unbeirrt von Cedrics Erklärungsversuch fort. "Wer kann mir sagen, was es damit auf sich hat?" Irgendwo im Klassenzimmer war eine Hand gehoben worden, zumindest sprach nun jemand. "Die unverzeilichen Flüche heißen so, weil es unverzeilich wäre, sie zu verwenden."
"Richtig, und diese Flüche wird uns nun Miss Jackson nennen. Als Entschädigung für ihr Zuspätkommen." Moody stützte sich vor Heaven auf ihrem Tisch auf, und als sie ihren Kopf hob, um ihn ins Gesicht zu blicken, stockte ihm der Atmen. Sein echtes Auge weitete sich, als er ihr in die Augen schaute. Einen kurzen Moment herrschte komplette Stille im Klassenraum, bis Moody sich räusperte. "Nun, Miss Jackson, die Flüche."
Heaven rührte sich kurz nicht. Dann begann sie zu stottern. "D- Der Imperius-Fluch. Er sorgt dafür, dass der Getroffene bedingslos alles tut, was ihm befohlen wird." Moody nickte und holte aus einer Schublade seines Schreibtisches drei Einmachgläser mit je einer Spinne heraus. Er öffnete das erste und rief laut: "Imperio!" Sofort begann die Spinne Stepptanz zu tanzen. Die Klasse lachte, doch Heaven blickte stumm zu den anderen Spinnen. Als Moody allerdings androhte, die Spinne zu ertränken, stockte jegliches Lachen.
"Vor vielen Jahren hat der Dunkle Lord viele Hexen und Zauberer unter diesem Fluch tun lassen, was er wollte. Kaum war er gestürzt, begannen viele seiner Gefolgsleute zu behaupten, sie hätten das alles nur unter Einfluss dieses Fluches getan. Wie finden wir also heraus, wer die Wahrheit sagt? Miss Jackson? Noch ein Fluch?" Heaven schluckte nervös." Der... Cruciatusfluch. Er sorgt beim Opfer für fürchterliche, quälende Schmerzen."
Wieder nickte Moody und nahm die nächste Spinne aus ihrem Einmachglas. "Crucio!" Die Spinne begann unter den Schmerzen zu zucken. Sie warf sich auf den Rücken und ihre Beine zitterten. Als Moody von ihr abließ, fügte er halblaut hinzu. "Sie hätte größer sein müssen, damit ihr besser seht und versteht, was der Fluch anstellen kann. Miss Jackson?"
Heaven sah zur letzten Spinne, die ihr Schicksal schon voraus gesehen hatte. "Der Todesfluch. Unwiderrufbar. Man stirbt sofort, ohne ein Anzeichen einer Verletzung." Moody nickte und nahm die letzte Spinne. Er setzte sie auf seinen Tisch und- "Avada Kedavra!" Die Spinne fiel um und rührte sich nicht mehr. "Wer auch nur einen dieser Flüche jemals verwendet, der hat ein Einwegticket nach Askaban sicher." Die Klasse schaute entsetzt zwischen dem Professor und der toten Spinne hin und her, keiner wagte sich zu regen.
"Ich bin hier, um euch zu zeigen, wie ihr euch gegen diese Zauber wehrt. Seid immer wachsam! So nun schreibt mit..." In der Klasse begann ein Rascheln. Heaven nahm ebenfalls ein Pergament und ihre Schreibfeder zur Hand. Sie sah kurz zu Cedric, der ihr zu verstehen gab, dass er sich neben Serena überhaupt nicht wohlfühlte. Sie drehte sich zurück und blickte zu Fred, der begeistert Professor Moodys Worten lauschte. "Voll krass!", flüsterte er ihr zu. "Dieser Mann!" Heaven nickte stumm.
Am Ende der Stunde packte Heaven ihre Sachen in ihre Tasche und wollte gehen, als sie jemand am Arm festhielt. "Hey, Heaven..." Es war Fred der ihr direkt in die tiefblauen Augen sah. "Also, ich könnte fragen, ob ich und Cedric Plätze tauschen können. Nur falls du unbedingt neben deinem Freund sitzen willst."
Heaven starrte ihn verwundert an. "Cedric ist doch nicht mein Freund!", sagte sie und entwand sich seinem Griff. Dann lief sie den Kopf schüttelnd nach draußen, wo Cedric auf sie wartete. "Also sehen wir uns nächsten Montag, ja?" Fred sah ihr seufzend nach.
Draußen sprudelten nur so Entschuldigungen auf Heaven ein. "Es tut mir so leid", flehte Cedric. "Da saß sie plötzlich und ich bin sie nicht mehr los geworden." Heaven schüttelte immer noch den Kopf. "Glaub mir, ich versuche Serena seit dem ersten Jahr loszuwerden. Lass uns zum Abendessen gehen..."
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Hejo, wie geht's euch so?
Corona sorgt gerade dafür, dass alles, worauf ich mich dieses Jahr gefreut habe, abgesagt wird.
Danke fürs Lesen, eure @missswizzle <3
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