Kapitel 10

Rose

Wir standen zu viert auf dem Friedhof. Rose lag jetzt friedlich unter der Erde. Leaf lehnte sich an Neo. Niemand außer uns würde je erfahren, dass Rose hier lag. Das war das Problem, wenn man als Vampir starb: man konnte nicht ordnungsgemäß beerdigt werden, weil einen die Menschen für gewöhnlich schon seit Jahren, manchmal auch Jahrzehnten, für tot hielten. Also lag Rose jetzt ganz inoffiziell unter einem Baum am Rande des Friedhofs. „Wir werden dich besuchen", flüsterte ich dem Grab zu. „Wir werden uns immer beschützen, nicht wahr?", fragte Leaf, „Damit so etwas nicht noch einmal passiert?" „Ja", sagte ich ohne zu zögern, „Ich würde für jeden von euch mein Leben aufs Spiel setzen." „Ich auch", schloss sich Oryx an. „Wo wir schon dabei sind: auf mich könnt ihr zählen. Auch wenn das mit der Ewigkeit bei mir schwierig wird. Ich bin sterblich. Wenn's gut läuft, habt ihr in 50 Jahren nichts mehr von mir. Aber ich bin dabei", sagte Neo. „Ich auch", sagte Leaf als letztes. „Dann ist es also beschlossen", sagte Neo. Ich nickte. Nach ein paar Minuten beschlossen Oryx und ich uns auf den Weg zurück zu Neo und dem Wagen zu machen. Niemand griff uns an, aber dafür zuckte ich zurück, als ich in eine Seitenstraße sah. Dort stand ein kleines Mädchen. Sie war vielleicht vier Jahre alt. Sie stand einem Mann gegenüber. Zwei Erwachsene lagen neben ihr am Boden. Ein Mann und eine Frau. Der Mann dem Mädchen gegenüber knurrte. „Ist das ein...?" „Ja, das ist einer der Straßenvampire. Ein Monster", beantwortete Oryx meine Frage. „Wir müssen ihr helfen!", rief ich und rannte ohne länger nachzudenken in die Straße. Der Vampir stürzte auf das Mädchen zu. Ich rannte schneller und warf mich zwischen die beiden. Dann rammte ich ihm das Messer in den Bauch. Er schrie auf und ich stieß ihn weg. „Verschwinde hier!", schrie ich. „Das war nicht klug von dir, Mädchen", knurrte er. „Ach, nein?", flüsterte Oryx, der hinter ihm stand und ihm jetzt sein Messer an die Kehle drückte, „Hau ab oder du bist tot." Dann ließ er den Vampir los. „Susan, sorg dafür, dass sie das nicht sieht", sagte Oryx warnend. Es würde also ein Kampf folgen. Ich drehte mich um und schob das Messer in meinen Stiefel zurück. Das Mädchen sah mich ängstlich an. „Du musst dich umdrehen", sagte ich zu ihr, wobei ich versuchte, nicht auf ihr Blut zu achten. Sie nickte ängstlich und tat es. Ich ging um sie herum und ging dann vor ihr in die Hocke. „Was machst du denn so spät hier draußen? Wo sind deine Eltern?" Sie zeigte auf die Menschen am Boden. Die Bisswunden an ihren Hälsen verrieten mir, wie sie gestorben waren. „Halt dir die Ohren zu", riet ich dem Mädchen. Sie tat es. Das war auch gut, denn als Oryx den Vampir gegen die Hauswand schleuderte machte das kein schönes Geräusch. Auch als Oryx ihm das Genick brach war es nicht besser. „Ist er...?" „Ja", beantwortete Oryx meine nicht beendete Frage. Vorsichtig nahm ich dem Mädchen die Hände von den Ohren. „Es ist vorbei", flüsterte ich. Oryx kniete sich jetzt neben mich. „Weißt du, was er war und was wir sind?", fragte er das Mädchen. „Vampire", sagte die Kleine tonlos. „Wir müssen sie mitnehmen", wandte sich Oryx an mich. „Wieso?" „Sie weiß von uns. Sie wird es den Menschen erzählen." „Niemand wird ihr glauben." „Sie kommt in psychiatrische Behandlung. Außerdem können wir sie nicht hier auf der Straße lassen. Und wir können sie nirgendwo hinbringen. Nicht noch jemand darf sehen, wer wir sind", sagte Oryx eindringlich. „Wahrscheinlich hast du Recht", gab ich zu. „Wir müssen dich mitnehmen, okay?", sagte Oryx zu dem Mädchen. Eine Träne rollte ihr über die Wange, aber sie nickte. „Darf ich dich tragen?", fragte ich sie, „Dann geht's schneller." „Ja", antwortete sie mit hoher Kinderstimme.

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„20 Jahre unter Menschen. Das könnte hart werden, aber dafür könnt ihr Blut danach wahrscheinlich widerstehen. Leaf, du begleitest die beiden. Es geht nicht, dass du einfach irgendwelchen Agenten hinterher läufst", sagte Cory. „Aber das sind meine Freunde. Und ich wollte meine Mentorin wiedersehen", beschwerte sich Leaf. „Das ist mein letztes Wort", erwiderte Cory streng, „Ihr verlasst London für ein paar Jahre. Wechselt oft den Wohnort, damit es nicht auffällt, dass ihr nicht älter werdet. Wechselt wenn nötig auch den Namen." „Was ist mit dem Mädchen?", fragte Oryx. „Wenn alles so ist, wie du es erzählt hast, wäre es am besten, wenn sie bei euch bleibt. Aber ihr müsst sie zu einem Halbvampir mutieren. Dann ist die Gefahr, dass ihr sie versehentlich verletzt, nicht so groß. Außerdem verliert sie dann vielleicht ihre Erinnerungen an ihr altes Leben. Das wäre dann vielleicht besser für sie. Tja... dann kann ich wohl nur sagen: bis in zwölf Jahren", sagte Cory. Ich blinzelte irritiert. „20, Cory." Er lächelte. „Nein, zwölf. Ich kann die Zukunft sehen und wir werden uns in zwölf Jahren wiedersehen. Auch wenn dann nicht mehr alles so optimal ist wie jetzt", erklärte er. „Aber wenn du die Zukunft siehst, warum hast du dann nicht gesehen, was wir dir erzählen? Warum hast du uns dann diesen Einsatz erteilt?", fragte ich nach. „Ich sehe die Zukunft, aber ich kann sie nicht ändern. Denn wenn man das versucht, führt einen dieser Weg zu dem was passieren wird. Aber um das Ergebnis zusehen musste ich euch erst losschicken. Manchmal verstehe ich selbst nicht, wie es sich mit der Zeit verhält, aber es ist, wie es ist", erklärte Cory. „Bis in zwölf Jahren dann wohl", sagte Leaf. Wir verließen das Büro. „Wir sehen uns später", verabschiedete sich Leaf noch von Oryx und mir, „Neo wartet draußen auf mich." Ich grinste sie viel sagend an. Sie schaute betreten drein. Dann war sie im nächsten Gang verschwunden. „Ich werde dich jetzt beißen, damit dir nichts Schlimmes passieren kann, okay?", erklärte Oryx dem Mädchen. Ihre Reaktion konnte ich nicht sehen da ich noch immer Leaf hinterher starrte. Dann hörte ich einen Kinderschrei. Ich drehte mich um und sah, dass Oryx sie gebissen hatte. Von der Mutation war nichts zu sehen und ich merkte erst, dass sie abgeschlossen war, als die Kleine aufhörte zu schreien. Nervös stand sie vom Boden auf. Es wurde Zeit, sie nach ihrem Namen zu fragen, wenn sie bei uns leben sollte. „Wie heißt du?", fragte ich. „Ich... ich weiß es nicht", antwortete sie. Der Schmerz, dass ihre Eltern gestorben waren, war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie erinnerte sich an nichts mehr. Mir kam eine Idee für einen Namen. Der Name einer Frau, die mich gerettet hatte, die meine Freundin gewesen war, die für mich gestorben war, die eine Verräterin war und zurückgekommen war. Eine Frau, die es verdiente, dass man an sie dachte.
„Rose", sagte ich, „Du heißt Rose."

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Das war "the Black Agents".
Wir haben eine neue Rose! Ich finde die Kleine echt süß.

Der zweite Band kommt hoffentlich bald. Er wird ein bisschen anders als der erste, denn wir machen einen kleinen Zeitsprung...
Wer von euch ist gespannt, wie es weitergeht?
Ich sage nur, es wird einen richtigen Auftrag geben ;-)

Sobald das Buch raus ist, schreibe ich es in dieses Buch, damit es auch alle mitbekommen.
Ansonsten wird es in der Kategorie "Vampiergeschichten" unter dem einfallsreichen Titel "the Black Agents 2" zu finden sein.

Schreibt mich bei weiteren Fragen einfach an.
Schönen Sommer wünscht euch
BookEntertainment 

 


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