4. Kapitel
Zurück beim VSS
Oryx schnappte sich seine Reisetasche, schloss die Tür auf und stürmte aus dem Zimmer. Ich rannte hinterher. „Rose, komm mit. Wir verschwinden", rief Oryx unserer Tochter zu. „Was ist los?", wollte Sophie wissen. „Dein Haus wird von ein paar Leuten belagert, die wahrscheinlich nicht mit den besten Absichten hier sind", erklärte ich ihr. „Oh, aber wie wollt ihr hier unbemerkt heraus kommen, wenn sie doch vor dem Haus stehen?", warf Sophie ein. Ein sinnvoller Einwand. In diesem Moment klingelte es. Sophie nahm den Hörer von der Wand. „Hallo, wer ist da?", fragte sie. „Gut", sie drückte auf einen Knopf und irgendwo im Haus ertönte ein Summen. „Hast du die jetzt ins Haus gelassen?", fragte ich. „Ja, aber jetzt könnt ihr aus dem Fenster klettern. Das schafft ihr", winkte Sophie ab. „Na, dann mal los", sagte Rose, öffnete ein Fenster und kletterte hinaus. Ich folgte ihr. Immerhin waren vier der fünf Männer ins Haus gegangen, sodass uns nur einer sah, wie wir aus dem Fenster kletterten. „Sie sind hier draußen!", rief er und nahm die Gestalt eines Wolfs an. Ich ließ mich einfach fallen und zog meine Pistole, sobald ich sicher stand. Der Wolf rannte auf mich zu, als Oryx an mir vorbeistürmte und ihm gegen die Brust trat. Dann zog er ein Messer. Ich hatte keine Ahnung, wo er das her hatte. Oryx rammte dem Wolf das Messer in den Kopf. Ein Schrei kam von der anderen Straßenseite. Rose starrte ihren Vater entsetzt an. „Steig ins Auto!", rief Oryx ihr zu. Als der Wolf sich nicht mehr rührte, zog mein Mann das Messer aus ihm heraus und wir beide rannten zum Auto. Sobald wir drinnen saßen, trat Oryx aufs Gas, während fünf wütende Werwölfe hinter uns herrannten. In dem Tempo in dem wir fuhren, waren wir ziemlich schnell im Parkhaus des VSS. Dieses sah von außen aus wie jedes x-beliebige Parkhaus, bis man durch einen Iris Scan, durch den sich das Tor öffnete, in den privaten Teil kam. Der Teil, der dem Geheimdienst gehörte. Oryx stellte den Motor ab. „Ich nehme an, dass Cory uns erwartet", sagte er. „Ja, jetzt sind zwölf Jahre vergangen", stimmte ich ihm zu. „Wer ist Cory?", kam es von Rose. „Du wirst ihn kennenlernen, Rose", erwiderte ich. Wir stiegen aus und sahen uns zwei ganz in gekleideten Vampiren gegenüber. „Agent Black? Agent Brickland? Und die Halbvampirin? Cory wartet auf euch", sagte der eine. Er war groß, dünn und hatte trotz seines jungen Alters fast weiße Haare. Die des anderen waren leuchtend rot gefärbt. „Ich bin Jim", stellte dieser sich vor. Ich nickte nur. „Ich heiße Mike", sagte der blonde. Interessiert starrte er Rose an und ich stellte mich vor sie, um die Sicht auf sie zu verdecken. „Hi", sagte Oryx knapp, „Geht ihr vor." Mike und Jim wechselten einen kurzen Blick, dann drehten sie sich um und bedeuteten uns, ihnen zu folgen. Das Gebäude hatte sich in zwölf Jahren nicht verändert. Dieselben leeren Flure, derselbe atemberaubende Ausblick. Auch die Lage von Corys Büro hatte sich nicht geändert. Mike klopfte an, bevor wir eintraten. Cory saß auf seinem Schreibtisch und sah uns erwartungsvoll an. Auch wenn ich mich fragte warum er das tat. Schließlich konnte er in die Zukunft sehen. „Oryx und Susan. Und eure Tochter", bei dem letzten Wort zeichnete er Anführungsstriche in die Luft. „Ihr könnt gehen. Danke, Jungs", wandte er sich an Mike und Jim. Die beiden nickten, dann verließen sie Corys Büro. „Zwölf Jahre, genau wie ich es gesehen habe. Und auch das Problem, dass ich gesehen haben", begrüßte er uns. „Es freut mich auch, dich zu sehen Cory", begrüßte ich ihn. Er schnaubte. Dann ging er um den Schreibtisch herum, setzte sich und holte zwei Akten hervor. „Oryx Black und Susan Brickland", las er vor. „Black", korrigierte ich automatisch, „Wir sind verheiratet." Cory schüttelte den Kopf. „Ihr ward verheiratet. Die Scheidung wurde bereits eingereicht. Hab wohl vergessen, dass in die Arbeitsverträge zu setzen. Agenten dürfen nicht heiraten. Eigentlich hättet ihr auch gar nicht zusammen wohnen sollen, geschweige denn illegal das Mädchen bei euch aufzunehmen. Das wäre eigentlich schon genug Grund, euch zu kündigen, aber uns fehlen Leute", sagte er. „Du hast was?", fragte Oryx fassungslos und machte einen Schritt auf Cory zu. „Es ist nicht meine Schuld. So sind die Regeln. Susan, wenn es dir gefällt kannst du aber Oryx' Nachnamen behalten", sagte Cory. Warum durften wir nicht verheiratet sein? Wer hatte sich das überlegt? Meine Ehe mit Oryx war alles. Meine Lebensgrundlage. Mein erfüllter Traum. Wenn Cory mir jetzt auch noch Rose nahm, würde ich kündigen. „Ich weiß, dass es schlimm sein muss für euch, aber jetzt zu dem wichtigsten Punkt: Eure Tochter kann kein Halbvampir bleiben, während sie hier ist. Sie weiß generell schon zu viel. Sie muss ausgebildet werden. Ihr habt keine Wahl. Auf jeden Fall muss sie mutiert werden", erklärte Cory. Man merkte, dass ihm das missfiel, aber er musste es sagen. „Sie ist erst sechzehn", warf ich wütend ein, „Wir können sie doch nicht in diesem Alter festhalten! Wenn wir wenigstens noch zwei Jahre warten könnten", bat ich. „Die anderen werden sie nicht so akzeptieren wie sie ist", sagte Cory und erhob sich wieder. „Wenn ich auch mal was sagen darf", schaltete sich nun auch Rose ins Gespräch ein, „Ich habe nichts dagegen, ein Vampir zu werden, aber ich möchte keinen Beruf haben, bei dem ich Menschen töten muss." „Rose, du hast keine Wahl!", fuhr Cory sie an. Sie zuckte zurück, blieb aber bei ihrer Meinung: „Was kann ich dafür, dass meine „Eltern" Vampire sind? Was kann ich dafür, ein gottverdammter Halbvampir zu sein? Ich möchte dieses Leben nicht mehr! Ich werde keine Menschen oder andere Lebewesen töten." „Was fällt dir ein?", knurrte Cory und trat um den Schreibtisch herum. Oryx versperrte ihm den Weg und hielt ihn am Arm fest. „So gehst du nicht mit meiner Tochter um!", flüsterte er wütend, „Was ist mit Plan B?" Cory versuchte seine Wut zu unterdrücken, doch seine Augen konnten sie nicht verbergen. „Wenn du es für besser hältst", gab er knapp zurück. „Es ist besser, als wenn wir uns einen Feind erschaffen. Du weißt es doch längst. Alle werden damit glücklich sein", erklärte Oryx. Cory schloss kurz die Augen. Dann riss er sich los. Offenbar zufrieden mit sich, lehnte Oryx sich gegen den Tisch. Rose blickte ebenso wie ich verständnislos zwischen den beiden hin und her. Cory blickte in die Runde. „Wir machen es. Rose, du darfst den VSS wieder verlassen. Aber du wirst dich an nichts mehr erinnern können. Wenn du aufwachst wirst du eine neue Identität haben", sagte er. Rose nickte. „Solange ich dabei niemanden umbringen muss. Ich werde es nicht bedauern." „Was?", fragte ich entsetzt. „Cory, das kann nicht dein Ernst sein! Sie wird sich nicht an uns erinnern. Ihr Gedächtnis wurde schon einmal gelöscht. Ich halte das für keine gute Idee." Dieser „Plan B" bedeutete meine Tochter zu verlassen. „Es ist besser so, Susan", sagte Oryx. „Besser für wen?", blaffte ich. „Sue, lass sie", versuchte Cory mich zu beruhigen, „Rose, gehen wir." „Nein!", schrie ich. Ich stellte mich vor die Tür. „Susan, das ist eine ganz miese Idee", sagte Cory und schob mich beiseite. Ich hielt ihn fest, wollte ihn zu Boden reißen, doch dann packte jemand meinen Nacken und ich verlor das Bewusstsein.
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Die Decke war weiß. Jemand hielt meine Hand. Ich setzte mich auf. Oryx sah mich an. „Warum bin ich umgekippt?", fragte ich. „Willst du die Wahrheit oder eine logische Geschichte?", fragte er zurück. Wie konnte er es auch nur wagen, mich das zu fragen? „Dann also die Wahrheit", seufzte Oryx, „ich habe heraus gefunden, dass ich nicht nur Gedanken lesen kann, sondern in manchen wie es scheint zufälligen Situationen, Körper beeinflussen kann. Es war besser dich k.o. zu setzen." „Seit wann weißt du das?", fuhr ich meinen Mann an. Warum hatte er mir das nicht erzählt? „Seit kurzem. Ich weiß nicht mehr seit wann. Aber es ist nicht lange her. Ehrlich. Vielleicht ein Tag? Aber glaub mir: es war besser so. Rose ist schon nicht mehr hier", erklärte Oryx. Ich sprang auf. „Rose ist weg? Ich konnte mich nicht mehr von ihr verabschieden! Oryx, wo ist sie?" Ich wurde panisch. „Susan, beruhige dich. Ich weiß nicht wo sie ist, aber sie würde sich sowieso nicht an dich erinnern. Lass sie hinter dir. Ich weiß, du liebst sie, aber du musst sie zurück lassen. Mir geht es auch so", sagte er ganz ruhig. Alle Aufregung wich aus mir heraus. „Dir geht es auch so?", fragte ich mit gebrochener Stimme, „Dir geht es nicht so. Wenn du sie einfach so vergessen kannst, hast du sie nie geliebt." Oryx stand auf und baute sich vor mir auf. Ich dachte die Zeiten, in denen ich Angst vor ihm hatte, wären vorbei. Aber ich durfte keine Angst haben. Nicht vor meinem Mann. Ich straffte meine Haltung. Ich hatte keine Angst vor ihm. „Susan, das ist unser Job, falls du es vergessen hast. Wir töten, wir verschwinden, wir dienen England, wir müssen damit rechnen keine Zukunft zu haben, wir dürfen keine Vergangenheit haben. Wenn wir uns erinnern, an das, was passiert ist, dann sind wir in der Gegenwart nicht wachsam genug", erklärte er wütend. Eigentlich wollte ich vor ihm zurückweichen, doch am Ende hätte ich im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand gestanden. Also machte ich einen Schritt auf ihn zu. „Du kannst nicht von mir verlangen, meine Tochter zu vergessen", flüsterte ich. „Sie ist nicht deine Tochter!", brüllte Oryx. Nun wich ich doch vor ihm zurück. „Ich dachte, du hättest noch etwas menschliches in dir", murmelte ich, „Aber ich lag falsch. Zwölf Jahre hatte ich ein seelenloses Wesen vor mir und ich habe es nicht gemerkt." „Und ich dachte du wärst bereit für den Job", flüsterte Oryx. Dann verließ er das Zimmer. Ich brach auf dem Boden zusammen und heulte mir die Seele aus dem Leib. Meine Tochter. Sie war einfach weg. Rose! Scheiße. Sie hatten mir das Wichtigste in meinem Leben genommen. Er hatte sie mir genommen. Oryx. Dieser Mistkerl, den ich geheiratet hatte und den ich liebte. Aber liebte er mich? War nicht am Ende alles wieder nur ein Schein? Konnte er mich lieben, konnte er überhaupt lieben? Er hatte Rose einfach so aufgegeben. Oder war ich nicht für den Beruf geeignet? Liebe stand Agenten wirklich im Weg, nachdem, was man so im fernsehen hörte. Allerdings, wie viel Wahrheit steckte da schon drinnen? Rose. Ein neuer Heulkrampf packte mich. Meine Tochter. Mein Schatz. Der Sinn meiner letzten zwölf Jahre. Ich legte mich auf den harten Boden. Meine Strafe dafür, was ich Rose angetan hatte und dafür, dass ich so eine miserable Agentin war.
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„Susan? Bist du da drin? Mach bitte auf. Ich will mit dir reden." Ich öffnete die Augen. Leaf klopfte an die Tür. Eigentlich wollte ich mit niemandem sprechen, aber irgendwann musste es wohl sein. Ich hievte mich hoch und torkelte zur Tür. Ich öffnete und eine betrübte Leaf sah mich an. „Es tut mir ja so leid", flüsterte sie mitleidig und schon wieder jammerte es aus mir heraus. Leaf nahm mich in den Arm, schob mich zurück ins Zimmer und schloss die Tür hinter uns. „Rose!", schluchzte ich. „Ich weiß", murmelte Leaf, „Es ist schrecklich, aber überleg doch mal, für sie macht es keinen Unterschied. Du jammerst also nur deinetwegen. Sie kann sich nicht erinnern. Bitte, beruhig dich. Du weinst jetzt schon seit Stunden. Eigentlich wollte Oryx kommen, aber ich hab ihn wegen der gegebenen Umstände zum Glück noch davon abhalten können..." „Wo ist der Mistkerl?", schrie ich und ließ Leaf los. Sie hielt sich das Ohr zu, in das ich gerade geschrien hatte. „Leaf, sag mir, wo er ist!" „Sue, beruhige dich. Oryx kann nichts dafür. Darf ich dich außerdem nochmal darauf hinweisen, dass er deine Gedanken lesen kann, wenn du dich so aufregst", versuchte Leaf mich erfolglos zu beruhigen. Der Typ war nicht in der Lage zu lieben, aber ich wusste, dass er in der Lage war zu leiden. „Das ist mir gerade sowas von egal, Leaf, wo ist mein Mann?", rief ich aufgebracht. Leaf verdrehte die Augen. „Im neuen Trainingsbereich. Bei den Nahkampfübungen." Ich ließ sie einfach stehen und rannte hinaus. Ein Fehler. Ich hatte vergessen, wie unübersichtlich der VSS war. Nachdem ich mich gefühlte 50 Mal verlaufen hatte, fand ich tatsächlich die Trainingshallen. Ich riss die Tür auf. Oryx wurde gerade von irgendeinem Typen zu Boden geschleudert, was mich mehr als wunderte, allerdings stand er direkt wieder auf. Als er mich sah, lächelte er zuerst, doch eine Sekunde später nicht mehr. Man musste keine Gedanken lesen können, um zu erkennen, wie ich gerade drauf war. „Susan, bitte", sagte Oryx sanft, doch das zog bei mir nicht. Nicht jetzt. Ich holte mit der Faust aus und schlug ihm in den Magen. Er ließ es zu. Verdammte Scheiße, ich wollte ihn nicht treffen, weil er es zuließ, ich wollte stärker sein! „Susan, so wird das nichts", sagte Oryx, „Es tut mir leid!" „Nichts tut dir leid, du Mistkerl!", schrie ich ihn an und täuschte einen Kinnhaken an, nur um ihm dann mit voller Wucht gegen die Hüfte zu treten. Das saß. Sogar bei Oryx Black. Er stolperte. Wieder trat ich nach ihm. Er wich aus und war sofort hinter mir, wo er meine Arme festhielt. „Susan, bitte, beruhig dich! Wenn du dich nicht beherrschen kannst, könntest du deine Stelle verlieren. Ich würde dich verlieren." „Na und?", fragte ich so bissig ich konnte, „Du darfst keine Vergangenheit haben. Vergiss mich doch einfach, so wie du Rose vergisst! Wütend riss ich mich los, bereit erneut zuzutreten, aber auf einmal fühlte es sich so an, als würde ich durch Wasser treten. Ich hasste seine neu entdeckte Fähigkeit. „Ja, das ist mir klar", sagte Oryx. Ich bemerkte nun auch, dass uns ziemlich viele der anderen Vampire ziemlich doof anglotzten. Sag ihnen, dass sie aufhören sollen, forderte ich Oryx stumm auf. „Hey, Leute, was guckt ihr denn so?", fragte er in die Runde. Die meisten widmeten sich wieder ihren Gegnern, außer einem Vampir. Er war vielleicht so 26. „Hast du mich nicht verstanden? Guck nicht so blöd", sagte Oryx. Als er merkte, dass ich ihm jetzt nicht mehr sofort eine reinhauen würde, ließ er mich wieder los. „Ich gucke, wie es mir passt", gab der Typ zurück. Und da kam endgültig wieder der arrogante Mistkerl in Oryx zum Vorschein. „Wie heißt du?", fragte er mit seiner Stimme, der man nicht widersprechen wollte. „Was geht dich das an, Oryx Black?", fragte der Typ wenn möglich noch arroganter zurück. Das wunderte mich. Bisher hatte jeder vor Oryx klein beigegeben. Ich konnte Oryx' Gesicht zwar nicht sehen, doch ich konnte mir zu gut vorstellen, wie es aussah. Der Typ grinste höhnisch. „Tja, Black, vor zehn Jahren magst du ja eine große Nummer hier gewesen sein, aber die Zeit ist vorbei. Vegetarier! Du hast keine Ahnung, wie sehr dich der Blutmangel über all die Jahre schwächt, nicht wahr? Lass es mich dir zeigen", sagte er, ohne das Lächeln aufzugeben. Wer war dieser Typ? „Hey, Süße, ich führ mal kurz zu Ende, was du begonnen hast!" Keine zwei Sekunden später lag Oryx am Boden. Und er stand nicht mehr auf. Als ich ihn so gebrochen dort liegen sah, schwand auch der letzte Rest Wut auf ihn. „Oryx!", rief ich und rannte zu ihm. Neben ihm fiel ich auf die Knie. „Wer bist du, dass du ihm so etwas antust?", fragte ich möglichst kalt, was mir nicht ganz gelang, da ich zu besorgt um Oryx war. „Merk dir meinen Namen. Für ihn. Er ist ja gerade nicht so zurechnungsfähig. Ich heiße Alexander Freeman. Der Name sollte ihm etwas sagen. Und du bist?", fragte er. „Seine Frau!", erwiderte ich. Er zog nur die Augenbrauen hoch. „Ach du scheiße! Die Geschichten mit den Frauen scheinen zu stimmen. Nun ja, schade, dass du vergeben bist, Mrs. Black. Wir sehen uns." Mit diesen Worten verließ er die Trainingshalle. Ich legte meine Hände auf Oryx und konzentrierte mich auf seine Heilung. Eine Sekunde später öffnete er die Augen. Ich haute ihm eine rein, noch bevor er wieder ganz da war. Er sah mich irritiert an, aber dann umarmte ich ihn. „Du bist so ein Arsch!", flüsterte ich, aber ich meinte es nicht mehr zu hundert Prozent ernst. „Ich weiß", lachte Oryx leise. Wir hielten uns noch eine Weile fest, dann standen wir auf. „Dieser Typ, der dich gerade vermöbelt hat, er heißt Alexander Freeman. Er sagte, der Name würde dir etwas sagen", erzählte ich. „Das war Alexander Freeman? Quiras Bruder. Du weißt, meine Mentorin. Er war damals bestimmt erst zehn Jahre alt. Und wie es aussieht, denkt er bis heute, dass ich seine Schwester umgebracht hätte", sagte Oryx leichthin, „Aber er hat Recht, wir brauchen Blut." Er nahm meine Hand und zog mich nach draußen. Dabei zogen wir wieder einige Blicke auf uns. Auch der Weg zur Kantine kam mir länger vor als gedacht. Außer uns und einer mittelalten Frau, die gelangweilt an der Essensausgabe hing, war niemand hier. „Na, was wollt ihr beiden?", fragte sie und kaute dabei einfach weiter auf ihrem Kaugummi, „Ahne, lasst mich raten: Blut. So wie ihr ausseht. Tja, Leute, ich muss euch enttäuschen, also entweder seid ihr ja ganz neu hier oder ihr ward länger nich da, auf jeden Fall geben wir hier kein Blut mehr aus." „Was?", fragte Oryx verständnislos. „Is'n Befehl von ganz oben. Soll wohl die Agenten trainieren, wie ihr jetzt drankommt. Die haben irgendwas mit der Regierung ausgemacht, is aber eigentlich total illegal, dürft ihr also keinem sagen, aber was dürft ihr in euerm Beruf schon erzählen: jedenfalls machen die hier jetzt alle total einen auf Vampir und weniger auf Agenten. In manchen Bereichen um London lassen die jetzt Schwerverbrecher „aus Versehen" frei rumlaufen. Das soll wie gesagt die Agenten trainieren, wenn sie auf die Jagd gehen. Und sie müssen sie umbringen. Das sind so Mörder und so. Ist nicht so lustig, wenn die einfach frei rumlaufen. Hat angeblich jeder was davon. Neben der Tür hängt 'ne Liste, bei der ihr euch für heute eintragen könnt", sprudelte es aus ihr heraus, ehe sie hinter einer Tür verschwand. Oryx und ich sahen uns an und zogen gleichzeitig irritiert die Augenbrauen hoch. Ich musste grinsen. Dann ging mein Blick zur Tür. Daneben hing eine Liste. Wir gingen hin. Auf der Liste stand folgendes:
Jäger der heutigen Nacht:
- Alexander Freeman
- Nicholas Wang
- Leaf Wize
- Neo Wize
- Penelope Blankfield
Darunter waren noch einige Zeilen frei. Ganz unten auf der Seite stand schließlich:
Bitte beachten Sie, dass, um das erregte Aufsehen geringzuhalten, eine begrenzte Anzahl von 10 Agenten pro Jagd eingehalten werden muss. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an Cory Poor.
„Echt jetzt? Er heißt „Poor" mit Nachnamen?", fragte ich ungläubig, „Das ist irgendwie wirklich..." „Ganz schön arm", beendete Oryx meinen aus Höflichkeit nicht abgeschlossenen Satz ziemlich treffend. Wir trugen uns unten in die Liste ein. „Na, mit Alex habe ich ja noch ein Hühnchen zu rupfen", murmelte Oryx. „Wir müssen jetzt jedenfalls zu Cory", sagte ich schließlich. „Warum?", wollte Oryx wissen. „Na, weißt du, wann das Ganze losgeht und wo wir hinmüssen?" Oryx sah wieder zurück auf die Liste, in der Hoffnung, dort irgendwo die Antwort auf die Frage zu finden. Natürlich fand er sie nicht. Schließlich nickte er. Ich hielt die Tür auf und wir machten uns auf den Weg zu Corys Büro. Dort angekommen kam die Wut in mir wieder auf. Sie hatten mir Rose genommen. „Bleib ruhig, Sue", schärfte Oryx mir ein. Dann klopfte er und wir traten ein. Ich musste Cory nur einmal ansehen, da wollte ich schon auf ihn losgehen, aber Oryx konnte nun mal Gedanken lesen und hielt mich am Arm zurück. Cory ignorierte das so gut wie möglich. „Und? Was wollt ihr hier?", fragte Cory. „Wir haben uns für die Jagd eingetragen, aber wir wissen im Prinzip nichts darüber", erklärte Oryx. „Ach so, ja das ist natürlich sinnvoll. Um 23:00 Uhr versammeln sich die Eingetragenen am Ausgang fünf. Dann rennt ihr erstmal mit den anderen mit, aber ihr müsst euch anstrengen, der jahrelange Blutmangel hat euch geschwächt. Und dann sucht sich jeder sein Jagdgebiet. In diesen Gebieten werden nur noch ausgewählte Personen auf den Straßen sein. Wichtig ist, dass ihr euer Opfer auf jeden Fall tötet. Mutierte Schwerverbrecher sind nicht wünschenswert, das würde in einer Katastrophe enden. Noch Fragen?" Wir schüttelten die Köpfe. „Gut, dann könnt ihr jetzt wieder gehen. Ach und Susan? Hab dich bitte ein bisschen mehr unter Kontrolle", sagte Cory zum Abschied. Ehe ich etwas Mürrisches erwidern konnte, hatte Oryx mich schon nach draußen gezogen.
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Hallo.
Ich veröffentliche jetzt noch die bisher geschriebenen Teile, aber ich werde tba nicht weiterschreiben. Dennoch freue ich mich, dass es so viele von euch mochten, aber die Geschichte ist einfach verjährt. Ich habe sie vor fast vier Jahren geschrieben.
Falls jemand etwas aktuelleres von mir lesen möchte: My way down.
Man hört voneinander.
~BookEntertainment
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