3. Kapitel
Clive
Im Nu war es Freitag. Charlie hatte offensichtlichnicht versucht, Rose umzubringen oder dergleichen, da sie nichts davon erzählthatte. Auch ansonsten war nichts Merkwürdiges passiert. Freitag war insofernein besonderer Tag, als Rose diesen Clive mitbringen würde. Rose hatte esbisher nie so mit den Jungen gehabt. Vielleicht, weil sie stärker war als jedereinzelne von ihnen war. Ich machte mir gerade einen Kaffee, als die Türaufgeschlossen wurde und zwei lachende Stimmen hereinkamen. Die eine gehörteRose, die andere war männlich. Die Haustür schlug zu und Rose und der Jungeerschienen in der Küchentür. „Hi, Mum. Darf ich dir Clive vorstellen?" „Hallo,Clive", begrüßte ich ihn möglichst höflich. „Sie sind ziemlich jung, um dieMutter einer 16-Jährigen zu sein", sagte er anstelle einer Begrüßung. Ganz kurzverschwand das Lächeln von meinem Gesicht (das natürlich ohne Zähne war).Wusste der Junge etwa, was ich war? Aber das war ausgeschlossen. Er war einganz normaler Junge, er konnte es nicht wissen. Dann lächelte ich wieder. „Oh,achso. Nein, ich bin nicht wirklich ihre Mutter. Als wir beide noch Kinderwaren, sind wir von zu Hause ausgerissen und weil ich die ältere war hat Rosemich immer Mum genannt. Ich konnte ihr das nicht abgewöhnen", log ich, „Nennmich doch bitte Susan, Clive." „Na, wenn das so ist", sagte Clive, doch erwirkte nicht wirklich überzeugt. Dann kam er auf mich zu und schüttelte mir dieHand. Ich zuckte zusammen, als ich mir die meine verbrannte. Der Werwolflächelte nur triumphierend, allerdings so, dass Rose es nicht sehen konnte.Dafür sah sie aber meine erschrockene Miene. „Mum, alles in Ordnung?", fragtesie. Clive ließ meine Hand los, worüber ich mehr als froh war. „Ja, klar, Rose.Ich hatte nur nicht mit einer Begrüßung per Handschlag gerechnet", erklärteich. Rose guckte skeptisch, sagte aber nichts. Ich musste dringend lernenbesser zu lügen. Clive rieb währenddessen unauffällig die Handflächenaneinander um seine ausgekühlte Hand wieder zu wärmen. Jetzt war die Katze alsoaus dem Sack. Werwolf und Vampir wussten voneinander. Die Frage war nur, wasfür ein Wolf war er, einer der mich bei der nächstbesten Gelegenheit umbringenwürde oder einer, der mit Vampiren einigermaßen klarkam. „Lass uns mit demReferat anfangen", sagte Clive zu Rose, ließ mich allerdings nicht aus denAugen. „Klar, wieso nicht", erwiderte Rose und sah Clive und mich fragend an.Clive machte den Eindruck, als wolle er etwas sagen, aber dann wandte er sichab und die beiden verließen die Küche. Der Kaffee war fertig doch ichignorierte ihn. Stattdessen holte ich mein Handy aus der Hosentasche und riefOryx an. „Was gibt's?", erkundigte sich dieser. „Wir haben einen Wolf im Haus",flüsterte ich, „Ein Klassenkamerad von Rose." „War klar, dass so etwaspassieren würde. Macht er den Eindruck, als würde er dich umbringen wollen?",fragte Oryx trocken. „Er traut mir auf jeden Fall nicht", gab ich leise zurück.„Wenn er es tut, erledige ihn", sagte Oryx ruhig. „Was ist mit Rose? Sie kanndoch nicht dabei sein, wenn ich ihren „Freund" umbringe", warf ich ein. „Früheroder später wird es sowieso so weit sein. Und sie wird auch selber Morden, wennsie eine von uns wird und bei unserem Beruf", erklärte Oryx. „Vermutlich hastdu Recht. Hoffen wir, dass ich überlebe", flüsterte ich nervös. „Du bist diebeste Kämpferin, die ich kenne. Du schaffst das." „Das war ich vor zwölfJahren!" „Das ist egal, du wirst es schaffen. Ihr schafft das beide, du undRose", sagte Oryx noch ehe er auflegte. Ich legte das Handy beiseite.Hoffentlich würde ich um den Mord herumkommen. Das gäbe nämlich eine MengeÄrger mit der Polizei. Unteranderem weil dann herauskam, dass wir keinen Jobhatten und Rose illegal bei uns lebte. Ich schüttete den Kaffee in eine Tasseund setzte mich damit an den Küchentisch. Oben hörte ich Rose und Clive leisereden. Vielleicht hatte ich einfach überreagiert. Das gehörte vielleicht dazu,wenn man für einen Geheimdienst arbeitete. Man nahm alles und jeden alspotenzielle Bedrohung wahr. Ich sollte aufhören, Clive zu mistrauen. Er hattemich vermutlich nur angestarrt, weil ich es getan hatte. Es musste ja nichtjeder Werwolf Böses im Schilde führen. Ich kippte den Kaffee hinunter undstellte die leere Tasse in die Spülmaschine. „Sie sind hübsch, Susan. EinJammer, dass hinter dieser Fassade eine Mörderin steckt." Das kam mir nur allzubekannt vor. Ich drehte mich zur Tür, in der Clive stand. Er lächeltegefährlich. Ich schluckte. „Mein Vater hat schon Jagd auf Vampire gemacht. Soauch in jener Nacht, als er unseren Lehrer Charles Cooper gefunden hat. Er hatwohl wahnsinnig geblutet und geschrien, als mein Vater Sie von ihm herunterzerrte. Er wollte Sie töten, nachdem was Sie ihm zuvor angetan hatten. Siehaben ihm ein Messer in den Arm geworfen. Die Narbe hat er heute noch. Undglauben Sie mir, Susan, er hätte es geschafft, wenn dieser Typ ihn und seinenFreund nicht k.o. geschlagen hätte. Und er hat mich schwören lassen, Sie zutöten, falls ich Sie finden sollte. Was haben Sie mit Rose gemacht, dass Siebei ihnen lebt und wer ist der Mann? Ist er auch ein Monster? Soll ich ihngleich nach ihnen töten? Sie wissen es ja sicher, nur ein toter Vampir ist einguter Vampir", erklärte mir Clive, als wäre ich ein Kleinkind. Ich kannte alsoseinen Vater. Na, gut, immerhin wusste ich jetzt, woran ich war. Clive schlossdie Tür. „Wir wollen doch nicht, dass Rose mitbekommt, wie ich ihre Mumumbringe, oder?", sagte er. Ein Fauchen drang aus meiner Kehle. Ein Fauchen,dass ich seit vielen Jahren nicht mehr gehört hatte. Ich fletschte die Zähne.Ja, jetzt konnte man wirklich sagen, dass ich ein Vampir war. „Ich dachteschon, mein Vater hatte sich geirrt. Sie sahen so harmlos aus. Als könnten Siekeinem Menschen etwas antun", kommentierte Clive. „Ich möchte dich nichtumbringen, Clive, weil ich meiner Tochter nicht die Freunde nehmen will,aber...", begann ich, doch Clive unterbrach mich: „Freunde? Sie glauben ich wärewegen Rose hier? Ach du Scheiße. Nein, Rose war lediglich ein Mittel zum Zweck.Mr. Cooper wusste, dass Sie wieder in die Stadt kommen würden und er hat nach Ihnengesucht. Sie können sich nicht vorstellen, was für ein Glück es für ihn war,dass Sie Rose auf seine Schule geschickt haben. Und das er dann auch noch einenWerwolf unterrichtete, der Sie gerne umbringen würde. Er setzte mich neben Roseund erfand das Projekt, damit ich Sie besuchen konnte. Aber wir reden viel zuviel." Anstatt Clive stand nun ein großer brauner Wolf vor mir. Ohne auch nureine Sekunde zu zögern, zog ich das größte Messer aus dem Messerblock. Der Wolfumrundete den Küchentisch. Ich hielt ihm vollkommen angstfrei das Messerentgegen. Er sprang auf mich zu und ich stieß ihm das Messer in die Flanke,wich zur Seite aus und zog das Messer wieder heraus. Clive landete unsanft aufdem Küchentisch und nahm wieder menschliche Gestalt an, wenn auch mit gelbglühenden Augen. Er hielt sich die Schulter. „Clive, ich bitte dich, hör aufdamit! Du wirfst mir vor, ich sei ein Monster, aber im Moment verhältst du dichwie eins. Hör auf und ich lasse dich gehen", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Niemals!"Clive kam mit Mühe auf die Beine. Doch dann stürzte er vor und trat mir dasMesser aus der Hand, sodass es in seine eigene fiel. Er war zu schnell. Sogarfür mich. Wütend stieß er mich gegen den Küchenschrank und hielt mir das Messeran die Kehle. Ich wartete, dass er es zur Seite ziehen und mich dadurchumbringen würde, doch er tat es nicht. „Was ist los?", fragte ich hämisch,obwohl das in dieser Situation äußerst dumm war. Ich versuchte mich zubefreien, doch die brennende Hand unterhalb des Messers hielt mich in Schach. „Wiegesagt sind Sie sehr hübsch, Susan. Und wann hat man schon mal die Chance einso hübsches Mädchen zu küssen?", flüsterte Clive. Das war doch jetzt bittenicht sein Ernst. War es doch. Seine flammenden Lippen berührten meine aus Eis.Die Schmerzen waren brutal. Ich stöhnte vor Schmerzen. Aber Clive deutete eswohl in eine andere Richtung. Er nahm seine Hand von meinem Hals, woraufhindieser sich schon wieder deutlich besser anfühlte, und fuhr mir damit übersHaar. Das war meine Chance. Wofür hatte ich Vampirzähne, wenn nicht zum Beißen?Und genau das tat ich jetzt. Da Fangzähne deutlich schärfer sind alsmenschliche, gruben sie sich tief ins Fleisch des Werwolfs. Sofort schmeckteich sein Blut. Es war, als hätte ich kochendes Wasser im Mund. Clive sprangentsetzt von mir zurück und ich spuckte sein Blut aus, griff nach einem neuenMesser und richtete drohend die Spitze auf ihn. „Ich bin verheiratet, du Idiot!",blaffte ich. „Monster!", röchelte Clive und sein Blut tropfte auf die Fliesen.Er holte aus und schleuderte das Messer auf mich. Ich sah es in Zeitlupenäherkommen, drehte mich einmal um das Messer herum und griff es dann mit derfreien Hand aus der Luft. Beide Messer auf den Wolf richtend näherte ich mitihm. „Was hattest du denn gedacht, was ich tue, als du mich geküsst hast? Hastdu etwa geglaubt, ich würde einen Kuss mögen, der mir die Lippen wegbrennt? EinWerwolf sollte niemals einen Vampir küssen. Und jetzt verschwinde. Erzähldeinem Dad und Charlie, dass Sie mich nicht auf diese Tour und auf keine andereumbringen können", sagte ich. In diesem Moment ging die Tür auf und Rose schlugentsetzt die Hände vors Gesicht. Clive rappelte sich mühsam auf, wischte sichüber die Lippen und humpelte an Rose vorbei. Sie wich nervös aus. Dann ging dieHaustür auf und zu und Rose kam in die Küche, worauf sie darauf achtete bloßnicht in Clives Blut zu treten. „Was war denn hier los? Mum, hast du ihn soverletzt?", fragte sie leicht angewidert. Ich legte die Messer beiseite. „Tutmir Leid, dass ich euer Projekt zerstört habe, aber Clive war nicht deswegenhier. Euer ganzes Projekt gab es nur, um mich umzubringen. Er hat dich benutztum an mich heranzukommen", erklärte ich. „Warum will mein Lehrer dichumbringen?", fragte Rose verwirrt. „Keine Ahnung", log ich. Charlie war wütendauf mich, weil ich ihn mutiert hatte und weil ich Oryx mehr geliebt hatte alsihn. Auch wenn das für mich kein Grund wäre, jemanden umzubringen. „Mum, ichweiß ja, dass Vampire stark sind und ich weiß auch, dass Clive ein... Werwolfist. Aber er meinte, Werwölfe sind stärker als Vampire. Wie kommt es dann, dasser so verletzt ist, aber du gar nicht?", fragte Rose skeptisch. „Hat er direrzählt, was er vorhatte?", fragte ich nach, weil sich das, was Rose erzählt hattesehr so anhörte. „Nein, wir haben nur darüber gesprochen, dass er ein Werwolfist, ich ein Halbvampir und du ein Vampir. Aber sag doch mal, warum ist erverletzt und du nicht?", gab Rose zurück. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihrsagen sollte. Die Wahrheit, kam nicht infrage. „Er war ziemlich langsam", sagteich und das war das erste, was Rose mir ohne zu zögern abkaufte. „Wir solltenhier verschwinden. Ich befürchte, dass Clive mit Charlie und seinem Vaterzurückkommt. Und dann werden sie mich umbringen. Pack ein paar Sachenzusammen", befahl ich Rose. Ich rannte die Treppe hinauf, ins Schlafzimmer,riss die Kleiderschranktür auf und nahm den Boden heraus. Darunter befand sichein Geheimfach das mit einem Zahlencode gesichert war. Ich gab die Kombinationein. 0-1-0-8. Ein Klick ertönte und ich öffnete den Deckel und atmete tiefdurch, bei dem Anblick meiner Pistole und der meines Mannes. Ich nahm meine undein volles Magazin heraus. Das war nur für den Notfall. Ich wollte ja nichtAmok laufen. Ich ließ meine Finger über die Gravierung gleiten. VSS-SB. Das SBwar etwas zittrig, da ich es vor ein paar Jahren selbst hinein geritzt hatte. Vampire Secret Service-Susan Black. Ichselbst hatte immer eine kleine Reisetasche mit dem Nötigsten bereitstehen, für denFall, dass ich würde verschwinden müssen. „Mum, warum hast du eine Pistole? Undjetzt lüg mich nicht an, so wie die letzten Tage immer", sagte Rose, die in derTür stand. „Bist du'n Cop oder so?" Ich atmete tief ein und aus. „Rose, was ichdir jetzt sage, darfst du niemandem erzählen, versprichst du mir das?", sagteich eindringlich. Sie musste die Wahrheit wissen. „Ich verspreche es. Sofern dumir die Wahrheit sagst", sagte Rose. „Okay", sagte ich, „Du weißt, dass Dad undich uns über die Arbeit kennengelernt haben. Aber dein Dad heißt nicht William.Das ist ein Deckname. Sein richtiger Name ist Oryx. Ich habe nicht gegen Clivegewonnen, weil er langsam war, sondern weil ich schneller war. Ich habe dasKämpfen und Schießen von Oryx gelernt. Und wir ernähren uns auch nicht ausmoralischen Gründen nicht mehr von menschlichem Blut, sondern weil es unserAuftrag ist, 20 Jahre unter Menschen zu leben. Dein Vater und ich sindAgenten." „Was?", fragte Rose fassungslos, „Agenten? So wie James Bond oder so?Was ist das für ein Geheimdienst, der Vampire anstellt?" „Rose, beruhige dich.Der Geheimdienst heißt VSS. Vampire Secret Service. Und dort arbeiten nurVampire, aber außerhalb weiß dass niemand. Es ist allerdings besser, wenn dunicht zu viel weißt. Lass uns gehen", sagte ich. Ich verschloss das Fach imSchrank schnell wieder, nahm die Reisetasche und eine Jacke. Hinter Roseschloss ich die Tür ab. Wir setzten uns ins Auto. Ich setzte mir ein Head-Setauf und sagte: „Dice, aktivieren. Agent Susan Black, VSS." Nichts passierte.Warum nicht? Oryx hatte mir erklärte, dass ich genau das sagen sollte. Moment...Als ich das letzte Mal beim VSS war, hieß ich noch Susan Brickland. „Dice,aktivieren", sagte ich wieder, „Agent Susan Brickland, VSS." Auf derWindschutzscheibe begannen blaue Linien zu leuchten. „Guten Tag, agentBrickland", begrüßte mich Dice. Dice war das Computersystem des VSS. „Krass",sagte Rose neben mir. „Ja, das ist es", gab ich zu und fuhr los. „Dice, suchemögliche Verfolger. Verdächtige: Zwei Werwölfe, ein Halbvampir." „Verfolgergefunden. Zwei Werwölfe, ein Halbvampir. Der aktuelle Abstand beträgt: 200Meter", verkündete Dice freundlich. In der unteren linken Ecke derWindschutzscheibe flackerte eine Karte auf. Ein blauer Pfeil wurde von dreiroten Punkten verfolgt. „Okay, das ist Scheiße", murmelte ich und rief Oryx an.„Hi, wir haben ein Problem", sagte ich anstelle einer Begrüßung, „Er ist nichttot und jetzt sitze ich mit Rose im Auto und wir werden von Charlie, dem Typen dendu, als ich Charlie mutiert habe, von mir weggezerrt hast und dessen Sohnverfolgt. Wir fahren zu einer Freundin." „Gut, macht das. Solange du dir sicherbist, dass es eine Freundin ist", antwortete Oryx. „Ja, bin ich. Ich habe Rosevon unserem beruf erzählt. Vom VSS. Nachdem, was in letzter Zeit passiert ist. DeinePistole ist noch zu Hause. Es dürfte niemand da sein. Komm dann nach. Die Adresseist...", sagte ich und faltete den Zettel auseinander, „187 North Gower Street.Die Frau heißt Sophie Smith." „Gut, ich bin so bald wie möglich da. Ich liebedich, Sue." „Ich dich auch." Ich legte auf. Immerhin hatten wir nach einigerZeit unsere Verfolger abgehängt. Nach zehn Minuten bogen wir in die North GowerStreet ein. Auf dieser Straße gab es nur kleine, schäbige, braune Reihenhäuser,mit Ausnahme eines kleinen Lokals Namens Speedy'sSandwichbar and Cafe, neben dem unsere Adresse lag. Smith stand auf demKlingelschild für die erste Etage. Ich klingelte. „Hallo? Wer ist da?", kam esaus der Gegensprechanlage. „Jemand, dem du gesagt hast, dass man Freundebraucht, Sophie", sagte ich. „Susan!" Die Tür summte und Rose und ich betratendas Haus. Das Treppenhaus war dunkel und eng. Oben empfing uns Sophie. „Susan!Ich hätte nie damit gerechnet, dass du kommst. Schon gar nicht so bald schon.Kommt doch rein. Und wer ist das Mädchen?", begrüßte sie uns. „Das ist meineTochter. Gewissermaßen. Sie heißt Rose. Rose- Das ist eine Freundin aus meinemfrüheren Leben, Sophie Smith", stellte ich die beiden einander vor. Roseschüttelte Sophie die Hand. „Sie sind ein Mensch", stellte sie fest. „Ja, dassbin ich. Und seit Montag weiß ich, dass es Vampire gibt", antwortete Sophielächelnd, „Kommt rein." Wir betraten die Wohnung. Sie war klein und spartanischeingerichtet. „Setzt euch", sagte Sophie und nickte zu einem Sofa hinüber. Roseund ich ließen uns darauf nieder. Sophie zog sich einen Stuhl heran. „Also,warum seit ihr hier? Und jetzt erzähl mir nicht, du hättest einfach Lust dazu.Du bist nicht der Typ für so etwas, Sue", sagte Sophie. „Ums kurz zu machen:Charlie- du erinnerst dich an ihn, oder?- er ist ein Halbvampir. Ich hab ihnversehentlich zu einem gemacht. Und er will mich mit ein paar Werwölfenzusammen umbringen. Wir müssten vielleicht einen Tag bleiben und gleich kommtmein Mann. Ich hoffe das geht okay", sagte ich. „Klar", erwiderte Sophie, „Wannhat man schon mal Vampire zu Besuch? Vor allem welche, die einen nichtumbringen wollen. Unglaublich, dass du keinen Tag älter geworden bist. Aber dubist hübscher geworden. Nicht das du vorher nicht auch hübsch gewesen wärst,aber diese blasse Haut, macht dich umwerfend." Ich musste lachen. „Danke, duhast dich aber auch gemacht. Aber warte nur, bis du Will siehst. Meinen Mann",sagte ich und warf Rose einen vielsagenden Blick zu. Decknamen. Sie verstand.„Aber, Sue, haben Vampire nicht normalerweise rote Augen?", fragte Sophieweiter. „Ja, aber wenn wir kein Blut mehr trinken, werden sie grau", erklärteich. „Ah. Äh, Rose, du bist kein Vampir, oder?", wandte sich Sophie an meineTochter. „Nein, Halbvampir. Aber wenn ich älter bin, werde ich wie Mum und Dad.Dad hat mich mutiert", erklärte Rose und zog den Ärmel hoch, um ihreMutationsnarbe zu zeigen. „Hat es wehgetan?", fragte Sophie. „Ich kann michnicht daran erinnern, ich war zu klein", gab Sophie bedauernd zurück. „Ja, estut weh", antwortete ich an ihrer statt und schob die Haare beiseite, die meineNarbe verdeckten, „Stell dir vor ein starker Mensch mit scharfen Zähnen schlägtdir diese in den Hals. Dann wird alles in dir zu Eis und du kannst nichtschreien, weil dich irgendetwas lähmt. Du bekommst noch Fangzähne undgruseligen Heißhunger auf Blut in den ersten Stunden. Das einzig positive ist,dass man danach richtig Sexappeal hat. Stehen Menschen drauf. Und dann kann mansie umbringen. Aber ich hab dass noch nie getan. Ich habe nur Blut aus Flaschenund das eines Rehs getrunken." „Hört sich ziemlich cool an", staunte Sophie,„Ich wünschte ich könnte auch ein Vampir sein." Sie sah mich bittend an. „Nein,Sophie. Ich bin nur so... normal, weil ich eine... Spezialausbildung hatte. Und umdie zu bekommen, muss man auserwählt werden. Sonst wirst du ein Monster, dassich nicht kontrollieren kann. Das könnte ich dir nicht antun, Soph",widersprach ich heftig. „Diese ungeklärten Morde. Du meinst das waren...?"„Straßenvampire, ja", beendete ich Sophies Satz, „Geh nachts besser nicht raus.Auch nicht in Begleitung. Höchstens an öffentlichen belebten Plätzen sindMenschen nachts sicher." Ich musste wieder an die Nacht denken, in der wir Rosegefunden hatten und an den Straßenvampir, der ihre Eltern umgebracht hatte. Undan die drei anderen Menschen, die ich noch vor ähnlichen Situationen bewahrenkonnte. „Du musst es ja wissen", sagte Sophie nur. In diesem Moment klingeltees. „Entschuldigt mich", sagte Sophie und stand auf. Keine 20 Sekunden späterkam ein Ruf aus dem Flur: „Dein Mann ist da!" Rose und ich sprangen auf undstürzten in den Flur. Oryx kam die Treppe hinauf. Rose rannte hinunter und fielihm um den Hals. Irgendwann ließ sie ihn wieder los und die beiden kamen dieTreppe hoch. „Jetzt weiß ich definitiv, was du mit dem Sexappeal und derAnziehungskraft auf Menschen meintest", flüsterte Sophie mir zu. Sie konnte janicht wissen, dass Oryx jedes Wort verstehen konnte. Er lächelte und zeigteseine spitzen Eckzähne. Für Sophie war es entwaffnend. „Oh, Mann!", stöhntesie. Ich hieb ihr vorsichtig meinen Ellenbogen in die Rippen, um sie nicht zuverletzen. „Reiß dich zusammen", flüsterte ich. Währenddessen war Oryx obenangekommen. Er streckte Sophie die Hand entgegen. Sie schüttelte sie, ihnanstarrend wie das achte Weltwunder. „Hi, ich bin Will", begrüßte Oryx sie.„So... Sophie", stammelte sie. Dann wandte er sich an mich und küsste mich. Vielzu lange für eine Begrüßung, aber ich wusste, dass er das tat um Sophie zusignalisieren, dass sie keine Chance bei ihm hatte. Dann ließ er mich wiederlos. Sophie zeigte sich unbeeindruckt und wir folgten ihr in die Wohnung. Roseund Oryx setzten sich aufs Sofa, während Sophie wieder auf dem Stuhl Platz nahmund ich mich auf dem Boden niederließ. Eine Zeit lang sagte niemand etwas, dannergriff ich das Wort: „Und, Sophie, was machst du so?" „Ich bin Journalistin.Ihr lest wohl nicht besonders viel Zeitung, oder?", antwortete Sophie. Ichschüttelte den Kopf. „Wie ihr seht, wohne ich allein. Ich singe und tanze und,naja. Habt ihr irgendwelche Hobbys?", fragte Sophie. Hatte ich Hobbys? KeineAhnung. Werwölfe und Halbvampire umbringen vielleicht, aber so etwas erzähltman den Leuten besser nicht, wenn man will, dass sie einen mögen. „Wir rettenMenschen das Leben", sagte Oryx beiläufig. „Oh, gut", erwiderte Sophie,„Anstatt sie umzubringen. Ich find's 'ne gute Idee. Und wie alt bist du Will?"„Mein richtiges Alter oder mein körperliches?", fragte dieser zurück. „Beide" „Na,gut. Ich bin 43. Aber rate doch mal wie alt mein Körper ist", sagte Oryx undsah Sophie herausfordernd an Sie wurde rot. „Äh", machte sie, „Vielleicht... 20?"„Nah dran. 21", korrigierte Oryx. „Achso, ähm, ja. Wenn ihr euch irgendwie malhinlegen wollt: am Ende das Flurs ist das Gästezimmer. Und Rose kann sich hierauf dem Sofa ausstrecken", erklärte Sophie. „Danke", bedankte ich mich. Ichnahm meine Reisetasche und ging den Flur entlang. Oryx folgte mir. Das Zimmerwar klein und es gab nur einen Schrank und eine ausziehbare Couch. Oryx schlossdie Tür hinter uns ab. „Also, jetzt erzähl mir noch einmal genau, was passiertist", forderte er. „Rose hatte in der Schule ein Projekt, bei dem sie mit einemJungen aus ihrer Klasse ein Referat halten sollte. Also sind die beiden zu unsgekommen um zu recherchieren. Der Junge heißt Clive. Er war sofort skeptisch,als Rose mich als ihre Mutter vorgestellt hat. Und dann hat er mir zurBegrüßung die Hand gegeben und ich wusste sofort, dass er ein Werwolf ist.Danach habe ich dich angerufen und nachdem ich aufgelegt hatte, stand Clive inder Küchentür. Er hat irgendwas erzählt von wegen, dass ich so hübsch sei aberdoch so ein Monster. Und dass sein Vater mich hatte töten wollen und es auchgeschafft hätte, wenn du es nicht verhindert hättest. Dann hat er michangegriffen und ich habe ihm ein Messer in die Flanke gerammt. Aber das hat ihnnicht sonderlich gestört. Er hat mir einfach das Messer abgenommen, mich gegenden Schrank gedrückt und mir das Messer an die Kehle gehalten. Aber statt daser mich umgebracht hätte, hat er mich geküsst. Und ich hab ihn gebissen. Dannist er abgehauen und ich habe mich mit Rose auf den Weg hierher gemacht",erzählte ich. Oryx ging im Zimmer auf und ab. „Er hat dich verfolgt, oder?",fragte er. „Ja, aber nicht lange", gab ich zurück. „Trotzdem können wir nichtsicher sein. Wir sollten bald aufbrechen", sagte Oryx. „Und wo willst du hin?"„Wir sollten unserem Freund Cory mal einen Besuch abstatten", erwiderte Oryxgelassen. Ich warf einen Blick aus dem Fenster und wich erschrocken zurück.„Wir sollten besser jetzt sofort los", flüsterte ich. Draußen vor dem Hausstanden fünf Männer.
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Moin!
Ich veröffentliche dieses Kapitel jetzt doch noch, da C_h_iar_a so nett kommentiert hat ;-)
ich könnte noch maximal ein Kapitel veröffentlichen, da ich danach nicht mehr weitergeschrieben habe.
Mein Plan ist es in den nächsten Monaten ein neues Buch mit dem Titel "Victoria - Die Suche nach Henry Smith" rauszubringen, dazu gibt es dann auch eine Castliste. Aber ich will das erst fertigschreiben und überarbeiten, damit es nicht so ist wie jetzt bei "TBA 2" und ich mittendrin nicht weiterveröffentlichen kann. Ich hoffe ich kann "TBA 2" irgendwann zu Ende bringen, da ich sogar einen dritten Teil geplant hatte, aber wie es momentan aussieht, komm ich da nicht an... leider.
~BookEntertainment
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