Die Wahrheit

Als die nächsten zwei Wochen an Ron und Hermine vorbeigezogen waren, kehrte allmählich der Alltag mit einem kleinen Baby an ihrer Seite ein. Ruby entwickelte sich prächtig und machte sowohl Ron und Hermine als auch alle anderen aus der Weasley-Familie stolz. Da auch der Ärger mit Lavender vorüber war, konnte sich Hermine auch endlich auf die bevorstehende Hochzeit freuen und während sie tagsüber mit Ruby alleine war und Ron im Laden arbeiten war, konnte sie schon einige Dinge für die Hochzeit organisieren. Sie war froh, dass sie sich um keine Räumlichkeit kümmern musste in der sie sich trauen lassen wollten, denn das alles sollte bei ihnen in Shell Cottage stattfinden und als Hermine die Gästeliste gerade durchging und mit ihren Gedanken kurzzeitig tief in ihrer Vorstellung dieser perfekten Hochzeit versank, hörte sie ein vertrautes Geräusch aus dem Wohnzimmer. Hermine wunderte sich kurz, wer um diese Zeit zu ihr gefloht kam, als auch schon eine lächelnde Ginny in die Küche gelaufen kam.

Ginny (grinsend)
Na zukünftige Mrs. Weasley!

Hermine konnte nicht anders als zu schmunzeln. Was für eine Vorstellung... Sie ist bald eine Weasley, Rons Frau. Ein heftiges Kribbeln durchfuhr ihren Körper bei diesem Gedanken und Gänsehaut machte sich auf ihrer Haut breit. Ginny kicherte und schnippste vor Hermines Augen mit dem Finger.

Ginny (belustigt)
Halloooo? Mine? Bist du noch anwesend?

Hermine
Mh? Ähm ja... Also, ich meine... Ja, natürlich.

Ginny (grinsend)
Es ist doch nur mein Bruder und du schaust bei dem Gedanken an ihn, wie ein kleines Mädchen im Süßwarenladen aus, was die freie Wahl hat und sich alles nehmen darf.

Hermine (in Gedanken)
Leider hat der Süßwarenladen vorerst geschlossen... Wegen Umbaumaßnahmen!

Ginny
Was?

Hermine räusperte sich und ihr wurde jetzt erst bewusst, dass sie das laut gedacht hatte und ihre Wangen nahmen eine rosa Farbe an. Ginny brauchte kurz, um zu begreifen was Hermine tatsächlich damit gemeint hatte und sah sie mit großen Augen an, ihr Blick war leicht angewidert.

Ginny (empört)
Oh Gott, Mine! Bitte lass uns nicht über Sex mit meinem Bruder sprechen... Davon bekomme ich psychische Probleme oder so.

Hermine (leicht kichernd)
Tut mir leid!

Ruby, die die ganze Zeit in der Wiege lag, die Hermine neben dem Esstisch in der Küche gestellt hatte, fing langsam an unruhig zu werden. Ginny sah zu ihre Nichte in den Wagen und lächelte dann.

Ginny
Aber eins muss man meinem Bruder lassen... Ruby ist das hübscheste Baby, das ich je gesehen habe! Sie ist absolut zuckersüß!

Hermine (lächelnd)
Das ist sie und nicht nur die Schönheit hat sie von ihrem Daddy, sondern auch ihren Appetit! Manchmal frag ich mich, wieviel Hunger so ein kleines Wesen eigentlich noch haben kann.

Ginny (grinsend)
Also die Schönheit hat sie definitiv von ihrer Mumy, aber mit dem Hunger wirst du wohl Recht haben. Ron war schon immer ein fabelhafter Esser. Du hättest ihn zu Hogwartszeiten sehen sollen. Manchmal hatte ich gedacht, dass er den ganzen Tag nur in der großen Halle saß, um zu essen.

Hermine nahm Ruby vorsichtig aus dem Stubenwagen und setzte sich wieder auf den Stuhl, um ihre kleine Tochter zu stillen. Das was Ginny gerade gesagt hatte, machte Hermine etwas nachdenklich. Sie strich Gedankenverloren über Rubys kleine Wange und dachte einige Zeit darüber nach. Ginny bemerkte Hermines Abwesenheit und sah sie ernst an.

Ginny
Was ist los, Hermine?

Hermine
Mh? Oh nichts...

Ginny rückte mit ihrem Stuhl näher ran und bemerkte nun, dass in Hermines Augen Tränen schimmerten.

Ginny
Doch, du hast etwas. Mine, du kannst mir alles sagen, das weißt du oder? Hast du Angst wegen der Hochzeit?

Hermine
Nein, nein... Eigentlich nicht. Die Angst wird sicherlich am Tag der Hochzeit kommen, aber...

Ginny
Aber was ist es dann?

Hermine (zweifelnd)
Ach, es ist eigentlich dumm von mir... Nur manchmal... Manchmal frage ich mich, wie es gewesen wäre, wenn ich mit bei euch auf Hogwarts gewesen wäre. Ob wir da vielleicht schon miteinander befreundet gewesen wären und ob ich vielleicht schon früher mit Ron das Glück gefunden hätte? Ich habe schon oft darüber nachgedacht... Weißt du... In Beauxbatons war ich nicht sehr beliebt. Alle haben mich gehasst dafür, dass ich so "oberschlau" war und ich am Liebsten den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht habe. Bücherwürmer sind nicht so gerngesehen gewesen, wenn coole Leute am Tisch zusammensaßen. Und ich war alles andere als hübsch... Ich hätte gerne so etwas gehabt, was Harry und Ron gehabt hatten. Einen besten Freund oder eine beste Freundin zu haben macht alles doch irgendwie einfacher oder? Ich war aber viel zu engstirnig, zu eingebildet dafür. Eigentlich war ich ein echtes Biest. Manchmal frag ich mich, ob ich so einen tollen und lieben Mann wie Ron überhaupt verdient habe.

Ginny schmunzelte etwas und winkte mit der Hand ab.

Ginny
Ach Mine, denkst du etwa wir waren cool und hatten viele Freunde? Frag Harry am besten... Er war immer der Mittelpunkt in Hogwarts, aber nicht, weil er cool war, sondern weil er der "Auserwählte" war, der als einziger den Todesfluch von Voldemort überlebt hatte und alle sich ein Rätsel um seine Fähigkeiten gemacht hatten. Jeder hatte darauf gehofft, dass er jede Sekunde versagt und alle ihn auslachen konnten. Es war nie leicht Harry Potters Freundin oder Freund zu sein, aber weißt du, was Ron damals gemacht hatte?

Hermine hatte Tränen in den Augen und sah zu Ginny, während sie Ruby weiter stillte und dabei ihre kleine Hand hielt. Sie schüttelte mit dem Kopf.

Hermine
Nein, was?

Ginny
Ron war immer für Harry da und wenn ich sage immer, meine ich das auch so. Er ist mit Harry durch die Hölle gegangen, all die Schuljahre. Am Anfang waren es vielleicht noch kindliche Abenteuer, die sie zusammen erlebten, aber daraus wurde schnell Ernst, als Voldemort wiederauferstanden ist. Er musste die schlimmsten Qualen über sich ergehen lassen, nur um Harry zu retten. Aber ich möchte bitte, dass du mit ihm persönlich darüber sprichst. Ich möchte ihm nichts vorweg nehmen oder so.

Hermine nickte und schluckte nach diesen Worten und rang um Besinnung. Sie wusste nur einige Dinge von all dem, nur wenige Informationen, die Ron ihr nur ab und an und stückchenweise verriet. Ihr liefen die Tränen aus den Augen und als sie Ruby ein Bäuerchen machen ließ, schluchzte sie leise vor sich hin, während auch Ginny Tränen in den Augen hatte und sich diese wegwischte.

Ginny (mit Tränen)
Merlin... Wenn das jetzt schon so emotional wird, wie soll das dann zur Hochzeit werden? Diese Schwangerschaftshormone bringen mich um.

Hermine schmunzelte leicht und Ginny legte dann ihre Hand auf Hermines ihre.

Ginny (leicht lächelnd)
Außerdem sind wir ja jetzt beste Freundinnen, oder? Nur Schwägerinnen wäre ja zu langweilig.

Hermine nickte und räusperte sich dann, um ihre kratzige Stimme loszuwerden.

Hermine (lächelnd)
Ja, danke Ginny! Dass du so ehrlich zu mir warst...

Ginny (grinsend)
Kein Problem! So und nun lass uns in die Winkelgasse. Schließlich braucht die Braut auch ein Brautkleid.

Hermine nickte und kurze Zeit später waren die beiden mit Ruby im Kinderwagen auf dem Weg in die Winkelgasse, um dort für Hermine das perfekte Hochzeitskleid auszusuchen. Hermine hielt es kaum für möglich etwas passendes zu finden, da sie durch die Schwangerschaft noch immer nicht alle Kilos losgeworden war, aber schon nach drei Anproben fand sie das perfekte Kleid, das ihrem Ron die Augen rausfallen ließ, sobald er sie darin sehen würde, wie es Ginny so nett ausgedrückt hatte. Beide hatten an diesem Tag noch viel Spaß und am Abend, als Ginny wieder zu Harry nach Hause gefloht war, hatte Hermine etwas Köstliches zubereitet und für Ron und sich ein tolles Abendessen gezaubert. Ruby lag wieder friedlich in ihrem Stubenwagen und schlief, als Hermine sich gerade im Schlafzimmer etwas Hübsches angezogen hatte. Zwar besah sie sich gefühlt hunderte Male im Spiegel, ob ihr Kleid sie doch nicht zu fett wirken ließ, da sie Ron gefallen wollte, doch sie entschied sich dafür, dass es okay für diesen netten Abend aussehen würde, also beschloss sie wieder ins Wohnzimmer zu gehen, wo sie mit einem Schwung ihres Zauberstabs Kerzen entzündete und den Tisch wie von selbst sich decken ließ. Keine Minute später erschien Ron im Kamin und für ihn duftete es so herrlich, dass er kurz dachte im Fuchsbau zu sein. Hermine stand nah vor ihm und lächelte ihn an, während er sie beäugte und sich fragte, wie er sie nur verdient hatte.

Ron (überrascht)
Schatz...

Hermine legte jedoch einen Finger auf seinen Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Hermine (flüsternd)
Pscht... Ruby schläft, du wundervoller Mann!

Ron sah sie überrascht an und grübelte kurz, ob er ihren Jahrestag eventuell vergessen hatte, doch er kam auf keinen Entschluss. Hermine trat näher an ihn heran und küsste ihn kurz, aber ganz zärtlich auf seine Lippen, was ihm ein wundervolles, kribbelndes Gefühl darauf hinterließ. Hermine lächelte ihn wieder an und zog ihn zum gedeckten Tisch.

Hermine
Ich habe etwas für uns gekocht. Ich hoffe, dass ich dich damit glücklich machen kann.

Ron
Hermine, du hast mir eine wundervolle Tochter geschenkt. Glücklicher konntest du mich nicht machen. Es riecht außerdem fantastisch, mein Schatz. Hühnchen und Kartoffelpüree... Woher wusstest du, dass es mein...

Hermine (lächelnd)
Dein Lieblingsessen ist? Nun ja, ich hatte gute Quellen.

Ron hob eine Augenbraue und sah sie etwas skeptisch an, doch als Hermine sich gerade setzen wollte, hielt er Hermine fest, sodass sie sich nochmal zu ihm umdrehte und beide sich in die Augen sahen. Ron umfasste ihre Hüfte mit beiden Armen und lächelte sie dann an.

Ron
Du bist die wundervollste und wunderschönste Frau auf diesem Planeten, weißt du das eigentlich? Ich liebe dich über alles!

Hermine (lächelnd)
Ich liebe dich auch, mein Schatz! Und du bist der tollste Mann, den man sich nur wünschen kann. Ich frage mich immer wieder, wie ich dich eigentlich verdient habe.

Ron (grinsend)
Glaub mir... Dasselbe frage ich mich auch immer wieder. Es fühlt sich manchmal immer noch wie ein Traum an.

Hermine (mit leicht wässrigen Augen)
Wir träumen ihn zusammen, Liebling!

Nachdem sie beide das Essen zu sich genommen hatten, wurde Hermine wieder ziemlich still. Ron kannte Hermine mittlerweile gut und wusste, dass sie etwas bedrückte. Er nahm ihre Hand in seine und sah sie an, während auch ihr Blick zu ihm ging und Tränen in ihren Augen schimmerten.

Ron
Was ist los, Schatz?

Hermine (mit Tränen)
Ich wollte dich eigentlich nicht damit belasten... Aber ich hatte vorhin ein Gespräch mit Ginny.

Ron
Oh...

Hermine (mit Tränen)
Es ist nichts Schlimmes, nur wollte ich dich fragen...

Ron
Du kannst mich alles fragen, das weißt du, Schatz.

Ron streichelte liebevoll über Hermines Handrücken und lächelte sie leicht an.

Hermine
Was ist damals bei der Schlacht passiert? Wir haben nie darüber gesprochen und ich wollte dich eigentlich nicht damit belasten, aber die Frage beschäftigt mich irgendwie. Ginny sagte, dass du für Harry immer alles getan hattest.

Ron atmete schwer ein und aus und er überlegte, wie er es Hermine am Schonendsten beibringen sollte. Sie wollten bald heiraten und er wusste, dass er nun ehrlich zu ihr sein musste, mit allem, was seine ganze Vergangenheit betraf.

Ron
Ja, er war mein Freund... Ich konnte ihn nie im Stich lassen weißt du? Er hatte sonst niemanden. Nun ja, wir sind damals alleine auf die Suche nach den Horkruxen gegangen, als wir rausfanden, dass Voldemort welche angefertigt hatte, um sein ewiges Überleben zu sichern und da sind auch Dinge passiert, auf die ich nicht stolz bin... Ich habe Harry ständig Vorwürfe gemacht und wir niemals alle Horkruxe finden würden. Es war nicht nett von mir, ich war ein Arsch ehrlich gesagt. Ich war da, als Harry jedes, beschissene Abendteuer antreten musste, nur um eines Tages den gefürchtesten Zauberer aller Zeiten zu erledigen. Ich musste Harry irgendwie retten. Unser Bruder Fred kam bei dem Krieg damals ums Leben und ich hatte damit sehr zu kämpfen, weil Fred mich als einzigen irgendwie verstanden hatte und mich nicht ständig mit allem aufgezogen hat, wie es George zum Beispiel gerne getan hatte und er hatte mir gesagt, dass er glaubt, dass ich irgendwann die Richtige finden würde, nachdem das mit Lavender nicht geklappt hatte.

Hermine spürte, wie schwer es Ron fiel über seinen verstorbenen Bruder zu sprechen. Sie hielt seine Hand fest, um für ihn da zu sein. Es bildete sich ein Kloß in ihrem Hals, als sie sah, wie Tränen in Rons Augen aufstiegen.

Ron
Hermine, ich habe dir etwas nicht gesagt... Ich hatte nach dem Krieg, als alles vorbei war ein Alkoholproblem entwickelt und außerdem hatte ich den Job als Auror nur angenommen, weil es für mich im Leben keinen Sinn weiter gab, als andere Menschen vor dem Bösen zu bewahren. Mir war mein eigenes Leben völlig egal. Ich könnte verstehen, wenn du mich deshalb nicht mehr heiraten wollen würdest, Hermine. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich über alles liebe, dich und Ruby und seit du in mein Leben getreten bist, bin ich ein völlig anderer Mensch geworden. Ich wüsste nicht, wo ich heute wäre, wenn du nicht in mein Leben getreten wärst...

Aus Rons Augen liefen nun Tränen und Hermine konnte es nicht mehr ertragen ihn so zerbrechlich zu sehen. Sie war froh, dass er ihr nun das Gröbste über damals erzählte. Sie stand von ihrem Stuhl auf und lief zu Ron. Sie schloss ihn sofort in ihre Arme und drückte ihn an sich, während sie die Tränen auf seinen Wangen mit ihrer Hand wegwischte.

Hermine (gerührt)
Ron... ich würde dich niemals wegen deiner Vergangenheit verlassen. Jeder macht Fehler und jeder lernt daraus. Es hat dich zu dem gemacht, der du heute bist. Ein liebevoller, toller Mann und Vater, den ich so sehr liebe, wie niemand anderen auf dieser Welt! Bitte glaub mir... Ich würde dich nie, nie, nie verlassen!

Ron, der noch immer auf dem Stuhl saß, sah zu Hermine rauf, das erste Mal, dass sie größer war, als er und sah ihr in die Augen.

Ron (liebevoll)
Niemals...

Hermine schüttelte mit dem Kopf.

Hermine
Niemals, mein Liebling!

Ron schlang seine Arme um Hermine und lehnte seinen Kopf an ihren nun wieder fast flachen Bauch und beide standen eine Zeitlang so da, während Hermine ihm durch sein Haar strich.

Hermine (flüsterte)
Ich freue mich, wenn wir endlich verheiratet sind!

Rons sah wieder zu Hermine rauf und lächelte.

Ron
Ich mich auch, Liebling!

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