Angst...
Ron blickte, in Gedanken versunken, noch eine Weile auf den Punkt, wo Hermine eben noch gestanden hatte. Er hatte noch immer die Hand an der Wange, die sie gerade geküsst und durch ihre Lippen ein angenehmes Kribbeln auf seiner Haut hinterlassen hatte. Er hatte das Gefühl sein Herz schwoll zu doppelter Größe an und tausende von Schmetterlingen flogen durch seinen Bauch. Er fühlte sich als hätte er, statt dem Kopfschmerz-Trank, Amortentia getrunken. Er grinste in sich hinein und war erleichtert, dass er das Schlamassel im Krankenhaus anscheinend wieder gut gemacht hatte. Beflügelt von dem Gespräch mit Hermine ging er schließlich zu seinen Freunden zurück, wobei er eher zu schweben schien, als zu gehen.
Der tropfende Kessel war in der Zwischenzeit fast wie ausgestorben, nur George, Harry, Ginny und Parvati saßen noch an dem Tisch. Luna und Neville schienen sich schon verabschiedet zu haben. Immer noch an Hermine denkend und mit einem verträumten Lächeln im Gesicht setzte er sich zu ihnen an den Tisch.
Ginny
Was zur Hölle habt ihr da draußen so lange gemacht?
Parvati
Ja, und wo ist Hermine?
George (lachend)
Hast du sie wieder nach einem potentiellen Freund ausgefragt und sie vergrault? Oder hast du sie bewusstlos geknutscht?
Für den Spruch erntete er von seiner Schwester einen Klaps auf den Hinterkopf. George lachte in sich hinein und rieb sich den Kopf. Alle warteten nun gebannt auf Rons Antwort.
Rons Ohren wurden nun zum 1000. Mal an diesem Abend rot wie Tomaten, aber er wusste, dass er die lange Abwesenheit erklären musste.
Ron
Nur zu deiner Information George, weder das eine noch das andere, was du vermutest, ist passiert. Ich bin raus gegangen, weil mir der Schädel gedröhnt hat und sie kam zu mir und hat mir einen Trank gegen Kopfschmerzen gegeben. Naja und danach sind wir beide ins Gespräch gekommen, über unsere Arbeit und über unsere Vergangenheit. Es hat sich herausgestellt, dass sie absolut keine Ahnung hat wer wir sind, Harry!!
Harry (verblüfft)
Wie jetzt? Ist das überhaupt möglich? Ich habe noch niemanden kennengelernt, der uns nicht kannte.. Leider!
Parvati
Ihr müsst wissen, dass Hermine in Beauxbatons zur Schule gegangen ist und dort nicht viele Freunde hatte. Sie hat ihre Nase lieber in Bücher gesteckt, statt in irgendwelche Klatschzeitungen und ich glaube in Frankreich haben sie auch nicht so intensiv über den Krieg mit Voldemort berichtet wie hierzulande. Jedenfalls weiß sie, dass es einen Krieg gab, aber hat sich nie näher damit beschäftigt.
Harry, Ginny und George fiel die Kinnlade herunter, da sie es nicht fassen konnten, dass es doch noch Menschen gab, die keine Ahnung hatten wer sie alle waren.
Ginny
Aber wenn sie in Frankreich zur Schule gegangen ist, wieso spricht sie so akzentfrei?
Parvati
Ihre Eltern sind Briten, haben aber viele Jahre mit ihr in Frankreich gelebt. Zu Hause haben sie natürlich dann nur in ihrer Muttersprache gesprochen, aber Hermine kann fließend Französisch.
Ginny (begeistert)
Wow, ok! Aber Ronnikins, dass ist doch super, dass sie keine Ahnung hat wer du bist! Sie ist völlig unbeeinflusst von irgendwelchen Geschichten, die der Tagesprophet oder Rita Kimmkorn über dich verbreitet haben. Sie sieht dich weder als Kriegshelden, noch als "einer der heiß begehrtesten Junggesellen Londons".
Sie grinste ihn an und Ron spürte wie seine Wangen ganz warm wurden.
Parvati (grinsend)
Sag bloß, du stehst auf sie?
Ron sah sie mit großen Augen an und wusste nicht was er sagen sollte.
George (lachend)
Klar steht er auf sie, er konnte doch den ganzen Abend nicht die Augen von ihr lassen und als er eben zurück kam, sah er aus als hätte er Amortentia intus.
Ron (genervt)
Ich mag sie, ok? Wir haben uns heute gerade mal kennengelernt und hatten ein sehr nettes Gespräch dort draußen. Ihr müsst nicht immer gleich eine riesen Story daraus machen, sonst könnt ihr euch gleich mit der Kimmkorn zusammen tun!
Ginny legte ihre Hand auf seine, um ihn etwas zu beruhigen.
Ginny (liebevoll)
Wir meinen es doch nicht böse. Wir freuen uns nur, dass du Gefallen an jemanden gefunden hast, der scheinbar eine ziemlich gute Partie ist. Ron, du hast, seit der Sache mit Lavender, kein Mädel mehr an dich heran gelassen und hast dich nach dem Krieg nur in die Arbeit gestürzt. Wir wünschen uns doch nur für dich, dass du auch dein Glück findest, so wie wir anderen hier.
Ron blickte betreten zu Boden und seufzte.
Ron
Das ist ja auch lieb von euch, aber ihr wisst doch gar nicht, ob sie mich auch mag oder Interesse an mir hat. Sie war einfach nur höflich und hat sich mit mir unterhalten, so wie sie es mit euch zuvor hier am Tisch getan hat.
Parvati überlegte fieberhaft, ob sie ihm erzählen sollte, dass Hermine eindeutig Interesse an ihm hatte, aber sie ahnte, dass sie ihm damit das Herz brechen würde. Sie wusste dass Hermine in absehbarer Zeit nach Frankreich zurückkehren würde, um dort als Ärztin in einem Muggelkrankenhaus zu arbeiten. Aber auf der anderen Seite war es nur fair, ihn nicht im Dunkeln tappen zu lassen. Sie fasste sich ein Herz und brachte Licht ins Dunkel.
Parvati
Ron, ich kann nicht in ihren Kopf rein gucken, aber ich glaube sie mag dich mehr als du dir vorstellen kannst. Seit Tagen ist sie wie durch den Wind und konnte sich nicht mal mehr aufs Lernen konzentrieren und das soll bei ihr schon was heißen! Letztens war sie so in Gedanken, dass sie laut 'WEASLEY' rief, als ich sie ansprach. Und heute Abend hab ich mich vor allem zu euch an den Tisch gesetzt, da mit ihr kein normales Gespräch mehr möglich war, weil sie nur zu dir herüber gestarrt hat.
Parvati sah das Rons Augen immer größer wurden und das blau zu leuchten begann.
Parvati (bedrückt und leise)
Aber Ron, ich muss auch ehrlich mit dir sein. Hermine wird nicht mehr lange in London sein. In 2 Monaten hat sie ihre Ausbildung abgeschlossen und wird dann nach Frankreich zurückkehren, um dort in einem Muggelkrankenhaus zu arbeiten. Ich weiß nicht, ob sie dir das erzählt hat, aber ihre Eltern sind Muggel und nicht die größten Anhänger der Zaubererwelt. Sie wollen, dass sie zurück zieht und in der Muggelwelt arbeitet.
Ron (traurig)
Oh... Ok.. Nein, also ja, sie hatte erwähnt dass ihre Eltern nicht so begeistert sind von der Zaubererwelt, aber sie hat nicht erzählt, dass sie nach Frankreich zurückkehrt. Ich.. Eh.. Ich glaub ich mach mich schon mal auf den Heimweg, der Abend war doch noch etwas anstrengend für mich und Mum wird mich sicher lynchen, dass ich so spät zu Haus bin. Also macht es gut Leute und Parvati, es war schön dich mal wieder gesehen zu haben.
Mit diesen Worten ging er nach draußen, zum nächstgelegenen Kamin und flohte nach Hause.
Ron war froh, dass seine Mutter doch schon zu schlafen schien, als er aus dem Kamin im Fuchsbau heraus trat. Sie hätte ihm zu 100% angesehen, dass er mehr als traurig war und ihn wahrscheinlich ausgequetscht, was der Grund dafür war. Er schleppte sich die Treppen hoch, wobei er wieder ziemliche Schmerzen hatte, aber der Schmerz in seinem Herz überwog.
Oben angekommen, zog er sich bis auf Unterhose und Shirt aus und legte sich einfach nur noch ins Bett. Er drehte sich zur Seite und starrte den Mond an, der durch das Fenster schien. Dabei spürte er wie seine Augen ganz wässrig wurden und ihm einzelne Tränen über die Nase liefen und langsam auf das Bett tropften.
"Wieso zur Hölle heulst du jetzt wie ein Baby, Ronald Weasley! Es ist überhaupt nichts zwischen euch gewesen. Es war nur ein nettes Gespräch, nicht mehr, nicht weniger.", dachte er innerlich und wischte sich die Tränen weg. Er drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Warum meinte es das Schicksal, in Sachen Liebe, einfach nicht gut mit ihm? Vorhin noch, war er der glücklichste Mann auf der Welt, der diese phantastische, junge Hexe näher kennengelernt hatte und die ihm einfach einen Kuss auf die Wange gegeben hatte. Und nur kurze Zeit später, hatte er das Gefühl, dass seine Welt wieder ein Scherbenhaufen war. Auch wenn die Presse behauptete, dass er einer der heiß begehrtesten Junggesellen Londons war, so wusste er, dass er nur bei einer Frau heiß begehrt sein wollte. Es klang verrückt, aber er konnte sich einfach keine andere Frau mehr an seiner Seite vorstellen, als Hermine. Er wusste nicht wieso, immerhin kannte er sie kaum, aber sie hatte ihn einfach in seinen Bann gezogen. Wütend und traurig zugleich schlug er mit der Faust auf die Matratze und wieder rollten ein paar Tränen seine Wangen hinab. Es musste doch einen Weg geben, dieses Problem mit dem Umzug nach Frankreich zu lösen?! Er wollte und konnte nicht so einfach aufgeben. Er wusste, dass ihm das Herz vielleicht noch mehr gebrochen wurde, aber er musste sie trotz der Umstände wiedersehen. Er konnte nicht einfach kampflos aufgeben!
Nach einer unruhigen Nacht erwachte Ron völlig matt und erschöpft aus seinem Schlaf. Sein Kopf begann wieder leicht zu schmerzen und sein Körper brannte als stünde er in Flammen. Er setze sich auf, griff sich seine Jeans und ein altes, verwaschenes Cannons Shirt und machte sich auf den Weg in die Küche.
Jeder Schritt schien im schwerer als der andere zu fallen und völlig
erschöpft setzte er sich an den Tisch.
Als Molly ihren Sohn hörte, drehte sie sich lächelnd zu ihm um, um ihn zu begrüßen. Ihr Ausdruck änderte sich schlagartig, als sie Rons körperliche Verfassung sah.
Molly
Ron? Geht es dir nicht gut? Du siehst blass aus... und... schwitzt du?
Ron
Ich bin ok, Mum. Ich hab nur schlecht geschlafen, dass ist alles.
Molly beäugte Ron skeptisch, wurde aber von einer Eule am Fenster aus ihren Gedanken gerissen.
Molly
Merlin, hab ich mich erschreckt. Wer kann das sein? Ron, kennst du die Eule?
Ron schüttelte müde seinen Kopf und war grade im Begriff aufzustehen, als Molly ihren Kopf schüttelte.
Molly öffnete das Fenster und ließ den Vogel herein, der einen kleinen Brief in Rons Schoss fallen ließ und fröhlich durchs Zimmer flog.
Verwundert öffnete er den Brief.
Ron,
es tut mir leid, dass ich dich gestern Abend so mit der Nachricht überfallen habe, dass Hermine bald nach Frankreich geht. Eigentlich hätte ich es dir gar nicht sagen sollen... es ist ganz allein Hermines Sache. Aber ich habe dich vorher nie so glücklich gesehen und als ich dir von ihrer Abreise erzählt hab... Ich hab es dir angesehen. Du warst am Boden zerstört und dann dein plötzlicher Aufbruch... Es tut mit wirklich leid.
Hermine hat dir sicherlich erzählt, dass wir uns ein Zimmer teilen.
Wir wohnen im Studentenwohnheim am Campus. Zimmer 412. Hermine ist den ganzen Tag dort, um zu lernen...
Parvati
Molly
Alles in Ordnung, Ron? Schlechte Nachrichten?
Rons Mundwinkel zogen sich leicht nach oben bis sie sich zu einem vollen, strahlenden Lächeln entfalteten. Er schaute seine Mutter verschmitzt an.
Ron
Ganz im Gegenteil. Es könnte gar nicht besser sein.
Er griff nach seinem Teller und schaufelte sich etwas Toast und Spiegelei darauf und aß trotz seines angeschlagenen Gesundheitszustandes beherzt sein Frühstück.
Molly versuchte Ron in ein Gespräch zu verwickeln, doch seine Gedanken kreisten nur um ein Thema: Hermine.
Er konnte sie nicht einfach so gehen lassen, nicht wo er sie grade erst getroffen hatte und schon gar nicht ohne sicher zu gehen, dass zwischen ihm und Hermine mehr als nur die übliche Anziehung zwischen Mann und Frau existierte. Er musste es wissen, sonst würde er es ewig bereuen.
Ron stand ruckartig von seinem Stuhl auf und fühlte sich gleich etwas schwindlig. Molly schaute ihren Sohn besorgt an und wollte grade etwas sagen, als Ron wieder aufstand. Diesmal nicht ganz so wackelig, küsste er seine Mutter auf die Wange.
Ron
Mach dir keine Sorgen, Mum. Mich haut so schnell nichts um.
Bevor Molly die Chance hatte zu antworten, schmiss sich Ron seine Jacke über und lief in Richtung Tür.
Ron
Ich bin bald wieder zurück. Ich muss etwas dringendes klären.
Ron wusste was er zu tun hat. Er musste sie einfach sehen, koste es, was es wolle.
Er apparierte auf den Campus und fragte sich seinen Weg zum Studentenheim. Der Schmerz in seinem Kopf wurde plötzlich wieder stärker und seine Beine fühlten sich an wie Blei. Schweißtropfen liefen von seiner Stirn über seine Nase hin zu seinem Mund und alles um ihn herum begann sich zu drehen.
'Reiß dich zusammen, Weasley! Du kannst dich nachher ausruhen.'
Erschöpft stand er vor dem Zimmer 412 und klopfte leise.
Gerade, als er dachte, dass Hermine wohl doch nicht zu Hause ist, öffnete jemand zögernd die Tür.
Hermine
Ron?
Ihre Augen waren rot und geschwollen und ihre Stimme war zittrig. Es schien ihn, als hätte sie geweint.
Hermine
Ron, was machst du hier?
Sie lächelte ihn an und umschloss Ron sofort in einer engen, fast verzweifelten Umarmung in der Hoffnung ihn nie wieder loslassen zu müssen.
Als Hermine ihren Körper an Ron presste, merkte sie sofort die Wärme, die von ihm ausging.
Besorgt wich sie zurück, ihre Arme noch immer um Rons Mitte und blickte ihm in die Augen.
Hermine
Ron, du glühst.
Sie stand auf Zehenspitzen und legte ihre Hand auf seine Stirn.
Hermine
Du hast Fieber, du zitterst und bist viel zu blass.
Ron
Hermine, ich bin ok. Ich musste dich einfach sehen Parvati hat mir alles erzä-
Doch Ron konnte seinen Satz nicht mehr beenden. Ihm wurde schwarz vor Augen und brach in Hermines Armen zusammen.
Das Letzte was er hörte waren Hermines angsterfüllte Schreie.
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