Albtraum
Als Hermine gerade die Türklinke des Bads herunterdrücken wollte, hörte sie zwei Männerstimmen auf der anderen Seite sich ihr nähern. Eine Männerstimme war tief und süßlich und Hermine erkannte sofort, dass sie Ron zuzuordnen war. Die andere Stimme klang ähnlich und konnte nur seinem Bruder George gehören. Hermine entschloss sich die Klinke wieder loszulassen und dem Gespräch zu lauschen, obwohl sie nicht gerade ein gutes Gefühl dabei hatte.
George
Was meinst du damit, Ron?
Ron
Ich muss sie endlich los werden, sonst werde ich höchstpersönlich geköpft, George.
George
Ach nun hör doch auf... Sie weiß doch, dass es dir nicht ernst mit ihr ist. Warum sollte sie dich dann köpfen?
Ron
Hast du zufällig heute schon den Tagespropheten gelesen? Aller fünf Minuten kommen Leute von der Presse hier rein und wollen mit mir ein Interview haben und wissen warum ich mich plötzlich mit Lavender vergnüge...
George (leicht amüsiert)
Mein Bruder, der Herzensbrecher!
Ron (sarkastisch)
HA HA! Schön, dass ich heute wieder zu deinem täglichen Vergnügen beitrage.... Aber es ist NICHT WITZIG! Okay? Nun verrat mir lieber, wie ich dieses lästige Anhängsel wieder los werde. Die 1,5 Jahre waren schon viel zu lang, wo ich das alles ertragen musste.
Hermines Herz raste schmerzvoll in ihrer Brust. Hörte sie da wirklich richtig? Hatte Ron wirklich vor sie loszuwerden, um mit Lavender endlich glücklich zu werden? Hatte er ihr all die Zeit nur etwas vorgemacht? Wieder stiegen Tränen in ihren Augen auf, die sich sofort einen Weg auf ihre Wangen bahnten. Sie schluckte schwer und fasste einen folgenschweren Entschluss... Sie wollte Ron oder seiner wirklich großen Liebe nicht mehr im Weg stehen und noch heute aus Shell Cottage ausziehen.
George (grinsend)
Verhex sie doch einfach... Oder jubel ihr Liebestrank unter, von unserem homosexuellen Geschäftsnachbarn. Der freut sich bestimmt!
Ron (seufzend)
Oh George!!!
Die Worte, die jetzt noch in Hermines Ohren drangen waren eher verschwommen und erfüllten sie mit nur noch mehr Schmerz. Einige Sekunden später hörte sie das Klicken von Rons Bürotür. Als sie spürte alleine zu sein, öffnete sie leise die Badtür und lief noch kurz in Rons Büro. Sie ging zum Schreibtisch auf dem noch immer der Brief von Lavender und die Schokolade lag und direkt dahinter stand ein magisch bewegtes Bild von ihm und sich selbst, wie beide fröhlich lachten und sich umarmten. Ron gab ihr darauf einen Kuss auf die Wange und Hermine strahlte über beide Ohren. Immer und immer wieder wiederholte sich die Handlung und in Hermine stiegen Wut, Verzweiflung und Schmerz immer stärker auf. Sie konnte es nicht fassen, dass er sie scheinbar nie wirklich geliebt hatte, sondern zu Lavender gehen wollte. Sie einfach ersetzen wollte. Hermine versuchte den Kloß in ihrem Hals herunter zu schlucken, doch es gelang ihr nicht. Sie fing an vor Wut zu zittern und sah dem Bild ein letztes Mal zu bis sie es schließlich nahm und in die andere Ecke des Büros an die Wand warf und es dort letztendlich in tausend Scherben zerschellte. Hermine schloss ihre Augen, wodurch noch mehr Tränen sie verließen und sie stieg in den Kamin und flohte zurück nach Shell Cottage, um ihre Sachen zusammen zu packen.
-
Ron und George schlossen den Laden heute pünktlich zu und gingen auf ein Butterbier noch in den tropfenden Kessel. Als sie den Pub betraten, wurden sie sofort von Harry begrüßt, der Ron in eine brüderliche Umarmung zog und sie sich zu dritt an einen Tisch setzten. Sie bestellten sich ihr Butterbier und als es an ihren Tisch geschwebt kam, strahlte Harry noch immer über beide Ohren.
Ron
Harry, was ist mit dir denn los, Kumpel? Hast du wieder eine Phiole von Felix genommen...
George (grinsend)
Oder einen Klatscher an deinen Kopf bekommen?
Ron (grinsend)
Ja, rück mal raus mit der Sprache!
Harry (strahlend über beide Ohren)
Ginny ist schwanger!!!
Es kam so unverhofft und so schnell aus Harrys Mund, dass nun Ron und George diejenigen waren, die aussahen, als hätten sie einen Klatscher beim Quidditchspiel vor den Kopf bekommen.
George
Bitte was?
Ron
Wahnsinn!!! Wirklich?
Harry (nickend und weiterhin grinsend)
Ja, wirklich! Oh bitte seid beim nächsten Familienessen überrascht, wenn sie es verkündet, aber ich konnte einfach nicht länger warten... Ich musste es los werden! Ginny meinte, dass ich noch eine Woche bis zum großen Familienessen im Fuchsbau warten sollte, aber hey... Das ist doch der Wahnsinn oder?
George (grinsend)
Hey, Glückwunsch!
George schlug Harry anerkennend auf die Schulter, während Ron in sein Butterbierglas starrte, was von Harry nicht unbemerkt blieb.
Harry
Ron? Was ist los?
Ron
Mh Oh, nichts! Ich freu mich für euch, wirklich!
George
Ich geh mal kurz für kleine Georgis!
George wackelte mit den Augenbrauen und Harry lachte kurz über seinen kleinen Kommentar. George stand auf, verließ den Tisch in Richtung Toiletten und Harry schob Rons Butterbier zur Seite, wodurch er nun aufsah.
Harry
Okay, nun raus mit der Sprache... Was ist los, Kumpel? Du bist schon seit einigen Tagen komisch drauf. Stimmt was nicht mit Hermine und dem Baby?
Ron
Doch... Doch, alles bestens.
Harry
Aber? Oh Ron, nun spuck aus...
Ron
Hermine findet mich nicht mehr sexy, okay?
Es platzte so laut aus Ron heraus, dass sich umliegende Gäste zu den beiden umdrehten und kurzzeitig eine peinliche Stille eintrat. Rons Ohrenspitzen wurden tiefrot und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Harry konnte nicht anders, als zu schmunzeln.
Harry
Wie kommst du denn darauf? Jetzt mal ehrlich... Wenn wir euch gesehen haben, dann konntet ihr kaum die Finger voneinander lassen und jetzt das?
Ron
Es ist wahr, Harry! Seit zwei Wochen sieht sie mich nicht mehr an, geht mir aus dem Weg und kommt immer etwas später ins Bett... Sie hofft scheinbar, dass ich einfach einschlafe und dann keinen Sex mehr mit ihr will oder so... Keine Ahnung.
Harry
Ach komm schon! Ron, so schlimm wird es bestimmt nicht sein..
Ron
Ich habe sie letztens leise weinen hören.
Harry
Autsch... Okay, hast du mit ihr darüber gesprochen?
Ron (mit großen Augen)
Bist du verrückt? Ihre Hormone gehen schon so mit ihr durch...
Harry rollte mit den Augen und haute Ron leicht auf den Hinterkopf. Ron sah ihn empört an und rieb sich den Hinterkopf.
Ron
Ey, wofür war das denn?
Harry
Ron, nun überleg dochmal Seit wann musst du immer Überstunden machen?
Ron
Seit ungefähr zwei Wochen...
Harry
Und wann ist Lavender wieder aufgekreuzt?
Ron
Mh, ist schon ein Weilchen her, aber seit zwei Wochen belästigt sie mich ständig mit irgendwelchen Briefen.
Harry
Und heute das Bild im Tagespropheten... Hermine wird es gesehen haben!
Ron fiel die Kinnlade nach unten, als ihm plötzlich ein Licht aufging.
Ron
Bei Merlins dreckiger Unterhose! Hermine denkt ich habe was mit Lavender. Sie geht mir deswegen immer mehr aus dem Weg. Oh verflucht nochmal... diese verdammte Lavender! Sie hat das so hingedreht, damit sich Hermine immer mehr von mir entfernt. Oh Harry, ich bin dir was schuldig!
Ron knallte hastig einige Galleonen auf den Tisch und stand auf, um sich seinen Mantel über zu ziehen.
Harry
Ich bin leitender Auror. Sowas aufzudecken ist mein Beruf, Kumpel. Also nichts zu danken... Schließlich hast du mir ja schon einige Male das Leben gerettet.
Ron
Du deckst neuerdings auch Beziehungskatastrophen auf?
Harry (augenrollend)
Ron, nun geh schon!
Ron lief schnellen Schrittes Richtung Ausgang und stieß mit seinem Bruder zusammen.
George
Hey immer mal langsam... Wo willst du hin?
Ron (hastig)
Was klären... Wir sehen uns... Beim Familienessen!
Und damit rannte Ron aus dem tropfenden Kessel hinaus und als er an dem geöffneten Blumenstand vorbei kam, nahm er sich ein Bund roter, prachtvoller Rosen, bezahlte sie schnell und apparierte in einer kleinen, unbeobachteten Gasse.
-
Hermine packte unter Schluchzern ihren Koffer zusammen und als sie einige Babysachen, die sie mit Ron vor einigen Wochen zusammen kaufte, in ihre Tasche packte, fing sie noch mehr an zu weinen und musste sich kurz auf das Bett setzen, um durchzuatmen. Hermine konnte nicht glauben, dass es soweit gekommen war und dass Ron ihr tatsächlich all die Zeit etwas vorgemacht hatte. Sie konnte nicht verstehen, dass sie so blind war. Als sie sich allmählich beruhigt hatte, hievte sie sich hoch, nahm ihren Koffer und ihre Perlenhandtasche und ging die Treppen hinunter. In der Küche nahm sie ein kleines Stück Pergament und schrieb ihre letzten Zeilen darauf.
Ron, ich möchte dir und Lavender nun nicht mehr im Weg stehen. Ich hoffe, dass du endlich glücklich wirst und sie deine Liebe so sehr erwidert, wie ich es immer tat. Mach dir keine Gedanken um das Baby, ich werde mich um alles kümmern. Du bist und bleibst für immer etwas ganz Besonderes für mich. Ich werde dich immer lieben. Hermine
Hermines Blick war verschwommen, als immer mehr Tränen sich einen Weg aus ihren Augen bahnten. Weitere Worte konnte sie nicht schreiben, wollte sie nicht schreiben. Hermine legte die Feder zur Seite und ließ das Pergament offensichtlich auf dem Tisch liegen. Sie lief mit langsamen Schritten zum Kamin, nahm mit zitternder Hand eine Handvoll Flohpulver, trat hinein und verschwand in grünen Flammen.
-
Ron landete etwas wackelig auf sandigem, unebenen Boden kurz vor Shell Cottage. Er sah, dass der Kamin kurz grün aufflammte und hoffte, dass Hermine gerade nach Hause kam, eventuell von einer Shoppingtour mit ihrer Mum oder einem kleinen Treffen mit Ginny. Er lächelte bei dem Gedanken an seine Hermine und trat auf das schöne muschelverzierte Haus direkt am Meer zu. Ron klinkte die Türklinke und die Tür öffnete sich mit einem leisen Knarksen. Ron schritt hinein, legte seinen Mantel ab und hörte niemanden, außer die Wellen, die draußen am Ufer brachen.
Ron (rufend)
Hermine? Mine, Liebling... Ich bin zu Hause...
Er lief ins Wohnzimmer und sah sich um, aber auch da war nichts von Hermine zu sehen.
Ron
Wo bist du, Schatz? Ich hab dir was mitgebracht... Und eine unglaubliche Nachricht von Harry... Du wirst umfallen, wenn du es hörst. Bist du im Bad? Mine???
Ron wunderte sich, dass er keine Antwort erhielt. Er lief langsam in die Küche hinein und sah dann den Zettel auf dem Esstisch liegen. Rons Herz pochte nervös gegen seine Brust und in ihm stieg plötzlich Angst auf. Hermine war noch nie um die Zeit weggegangen. Er hatte doch gerade noch den Kamin grün aufflammen gesehen... Als er näher an den Tisch herantrat, nahm er das Stück Pergament in die Hand und er erkannte sofort Hermines saubere, zarte Schrift, doch ein, zwei Buchstaben waren etwas verwischt und er hoffte, dass es keine Tränen von ihr waren. Ron las sich Hermines Text sehr langsam durch, überflog ihre Zeilen immer wieder bis er tatsächlich begriff, was dort stand. Er konnte es nicht fassen. Ron hielt sich schockiert eine Hand vor den Mund, ließ die Rosen auf den Boden fallen und setzte sich schnell auf einen Stuhl. Er schüttelte mit dem Kopf und sagte immer wieder vor sich her "Nein! Nein!". Ron spürte die Verzweiflung in sich aufsteigen, die Wut über sich selbst und der Schmerz des Verlustes. Das war alles ein Albtraum, versuchte er sich innerlich einzureden. Das konnte nicht wahr sein. Ron stand schnell auf und rannte durch das Haus, in der Hoffnung Hermine noch irgendwo zu finden. Verzweifelt riss er die Türen der leeren Zimmer auf und als er in das letzte Zimmer, ihr gemeinsames Schlafzimmer, hineinsah und noch einige verstreute Sachen auf dem Bett bemerkte, konnte er es kaum glauben, dass sie tatsächlich gegangen war. Ron schmiss sich dann auf das Bett und landete mit dem Kopf in ihrem Kissen. Es roch nach ihrem wundervollen Parfum und dem einzigartigen Duft, der nur Hermine gehörte. Als Ron sie roch, fing er an in das Kissen lauthals zu schreien und Tränen sanken in die Tiefen der Baumwollfasern. Das alles konnte nicht wahr sein... Das alles war ein einziger Albtraum, der, sobald er seine Augen öffnete, doch wieder vorbei sein musste.
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