Kollegen

Als ich mich meiner Wohnung näherte hörte ich ein Klirren hinter der Tür.

Och nee...

Leider routiniert griff ich nach meinem Taschenmesser in der Tasche. Mit einem Zentimeter unter der erlaubten Länge durfte ich es überall mittragen, was ich auch tat, eben für Fälle wie diese. Kurz ließ ich die Luft durch meine Lungen strömen...dann öffnete ich die Tür. Kaum öffnete ich die Tür schaute der Einbrecher auf. Meine Chance ihn einzuschüchtern. Entschlossen hob ich das Messer und hielt es auf ihn:

,,HAU AB ODER ICH SCHLITZE DIR DEN BAUCH AUF!!!!!"

Das hatte gesessen. Insgeheim gab ich jedem meiner italienischen Vorfahren ein fettes High-Five, während sich der Einbrecher so schnell es ging aus dem Staub machte. Nun stand ich in meiner total verwüsteten Ein-Zimmer-Wohnung und hatte noch obendrein ein kaputtes Fenster. Leise fluchend begann ich das Chaos zu beseitigen. Viel war es ja nicht. Als ich jedoch sah, dass mein Nachttisch umgestoßen worden war, sank mein Herz.

Bitte nicht...

Halb über meine Besitztümer, halb über meine eigenen Füße stolpernd näherte ich mich dem Tischchen. Zitternd schoben meine Hände den Tisch beiseite..und ich atmete erleichtert auf. Das Bild war noch heile.

Vorsichtig stellte ich den Nachttisch auf und darauf den kleinen Rahmen. Weshalb der Kerl bei mir eingebrochen war, oder weshalb es Leute generell in dieser Gegend versuchten, konnte ich mir nicht erklären. Meistens wahrscheinlich wegen Drogen. Doch mittlerweile sollte doch allen klar sein, dass es in dieser Wohnung nichts zu holen gab.

Mein Gott, der war doch voll der Amateur, ich meine hast du das Fenster gesehen? Wie blöd muss man sein es so einzuschlagen? Wahrscheinlich hat er sich auch noch dabei geschnitten.

Leicht den Kopf schüttelnd räumte ich den Rest auf und ging zu Bett. Das Fenster hatte ich mit einer Plastiktüte erstmal abgedichtet.


Am Morgen fühlte ich mich wie gerädert.

Ich könnte jetzt einfach liegen bleiben. Was hätte ich denn schon zu tun?

,,Das weißt du ganz genau, Lisa", murmelte ich vor mich hin und schob meine Beine aus dem Bett. In der Nacht hatte es etwas durch die Tüte reingeregnet. Vielleicht konnte ich noch eine günstige Alternative finden, denn für ein neues Fenster war mein Geldbeutel doch etwas zu klein.  Aber erstmal musste ich die Pfütze aufwischen. Gesagt, getan und nach kurzen Überlegen machte ich mich auf den Weg zur Tanke.

Draußen war wieder das übliche Chaos. Das einzig Neue war nur, als ein paar Möchtegern-Gangster mit ihren Wagen durch die Straßen fuhren und dabei laut Y.M.C.A spielen ließen.

Mich würd's nicht wundern, wenn gleich auf sie geschossen wird.....

Schließlich betrat ich die Tankstelle...doch Florence war nicht da.

Also hab ich noch nicht mal einen Grund länger hierzubleiben. Soll das etwa ein Zeichen sein?

Hinter der Theke stand ein ziemlich grimmiger Kerl, der mich die ganze Zeit beobachtete. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Schnell schaute ich mich zwischen den Regalen um, doch als ich nichts fand musste ich wieder den Laden verlassen. Als ich aus der Tür trat bemerkte ich nur noch, wie mir der Kerl auf den Hintern starrte. Kaum fiel die Tür ins Schloss konnte ich mir ein Würgegeräusch nicht mehr verkneifen.

Wenn DAS Florence Chef war kann ich nur allzu gut verstehen, weshalb sie so zittert. An dem schreit ja alles, dass da was nicht stimmt.

Langsam machte ich mich auf den Rückweg. Ich war grade dabei um die Ecke zu biegen, als mir jemand entgegen kam: Jenny. Innerlich seufzte ich, äußerlich behielt ich aber mein Lächeln:

,,Hey-"

,,Klappe, hast du Feuer?"

Ich nickte, kramte kurz in meiner Tasche, fand mein Feuerzeug und gab es ihr. Sofort griff sie es sich und zündete sich ihre Zigarette an.

,,Stress mit Susan?"

,,Diese elende Schlampe! Ich meine, ja, wir beide arbeiten als Nutten, aber wir hatten einen Deal! Erstens: Fremde Leute im Bett nur während der Arbeitszeit! Zweitens: Nur Männer während der Arbeitszeit, keine Frauen! Und was macht sie!? Steigt einfach mit so einer Ghetto-Schnepfe vom East End ins Bett! Und vom wem durfte ich das erfahren!? Nicht von ihr, NEIN, sondern von Chris!!!"

Ihr Kopf war mittlerweile so rot wie ihre Haare geworden und um sich zu beruhigen nahm sie einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. So ein Streit passierte häufiger bei ihnen. Es war halt nicht leicht als Prostituierte eine Beziehung zu führen. Noch dazu, wenn beide im selben Gewerbe tätig waren und beide einen Hang zur Eifersucht hatten. Mir tat grade nur Chris leid, der mal wieder von ihnen in den Streit reingezogen wurde, dabei hatte er selbst Probleme mit Richard, der es auch nicht so toll fand, dass er als Zuhälter arbeitete.

,,Hat sie dir denn gesagt, weshalb sie die Regel gebrochen hat?"

,,Als ob ich ihr noch hinterherlaufe! Wenn, dann sollte SIE das tun!"

,,Aber....wohnst du nicht bei ihr?"

Nun schien sie es auch bemerkt zu haben, denn sofort sah sie mich bettelnd an:

,,Ach, kann ich nicht bei dir schlafen? Ich mach dir auch keinen Stress, versprochen!"

Seufzend schüttelte ich den Kopf:

,,Mein Fenster ist kaputt."

,,Schon wieder? Mensch, ich versteh echt nicht, weshalb du dir keinen Zuhälter holst. Susan und mir ist das noch nie passiert!"

,,Ich bevorzuge es nun mal eigenständig zu sein. Aber mal im Ernst: Rede mit Susan. Du kennst sie doch, wahrscheinlich war es nur ein Missverständniss und jetzt heult sie sich die Augen aus."

,,Soll sie doch!"

Doch man sah Jenny an, wie ihr das Bild von einer weinenden Susan zusetzte. Am Ende fanden sie doch immer zusammen. Schließlich nickte sie und gab mir das Feuerzeug wieder:

,,Nagut, aber nur weil der Klügere nachgibt."

Und mit diesen Worten stolzierte sie weg, während ich ihr kopfschüttelnd und schmunzelnd hinterherschaute. Aber ihr Auftreten hatte mich an was anderes erinnert: Ich musste wieder arbeiten. Schnell atmete ich das flaue Gefühl in meiner Magengrube weg und ging nach Hause.


Am Abend stand ich wieder vor dem Spiegel  in meiner Arbeitskleidung.

Okay, ich schaff das. Nur nicht zu groß drüber nachdenken, dann wird das schon.

Noch einmal strich ich mir durchs Haar, dann ging ich den Flur runter zur Tür. Gerade als ich die Klinke runterdrücken wollte, ertönte eine Stimme hinter mir:

,,Sag mal, bist du komplett bescheuert?"



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So, neues Kapitel raus. Hat dieses Mal etwas gedauert, hauptsächlich, weil ich mich am Titel festgebissen habe. ^^'

Was haltet ihr von Jenny und Susan? Oder von Lisas Entscheidung, wieder arbeiten zu gehen?

Bis zum nächsten Mal!^^

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