Kapitel 7

Nachdem Cecilia sich beruhigt hatte und fast zwei Stunden umhergeirrt ist, kam sie an einer Bank endlich zum stehen. Sie wusste nicht wo sie war, doch was sie wusste ist, dass sie auf keinen Fall mehr nach Hause wollte. Ihre Eltern waren für eine Woche geschäftlich unterwegs, ihre Großeltern wohnten zu weit weg, Tanten hatte sie keine und Kenya war mit Koffer packen beschäftigt, da sie morgen früh zeitig los musste. es war mittlerweile kurz vor zwei und die Wolken zogen langsam dichter zusammen. Die Vögel hörten auf zu zwitschern und kühle Winde wehten durch Ceciliaˋs Haar, was sie frösteln ließ. Letztendlich verschwand die Sonne ganz hinter den Wolken und es begann leicht zu nieseln. Sie stand auf und lief die verlassene Straße weiter entlang, um einen Unterschlupf zu finden. Aus der Ferne hörte sie einige Jungs grölen und brüllen, doch sie konnte keinen klaren Worte entziffern. Mit ihrem Blick folgte Cecilia den Geräuschen, die langsam verstummten, konnte aber niemanden erkennen. Durch den Regen, der ihre Sicht einschränkte, konnte sie nur Bäume und einen Weg erkennen. Fröstelnd stellte sie sich unter einen Baum, welcher ihr tatsächlich Trockenheit bat. Zwei Minuten später, sah sie eine Truppe von Jungs den kleinen Weg nach oben laufen. Es waren wahrscheinlich die, die sie eben noch grölen gehört hatte. Sie schaute sich um. Cecilia war im Niemandsland. Zu ihrer Rechten war eine unbefahrene Feldstraße und ein großes Feld mit einem leerstehendem Haus und zu ihrer Linken waren nur Wiese, Bäume und die grölenden Jungs, die immer näher kamen. Leichte Panik stieg in ihr auf. Als sie sich entschlossen hatte, unter dem Baum hervorzukommen und weiter zu laufen, schrie jemand ihren Namen. ,,Cecilia?" Erschrocken drehte sie sich um. Einer von den Jungs kam auf sie zu. Sie konnte nicht erkennen wer, da der Junge noch seinen Schutzhelm vom Rugby aufhatte. Circa zehn Schritte von ihr entfernt, zog er lässig den Helm ab und wuschelte seine dunklen Locken durch, die bis eben noch trocken geblieben sind. ,,Tyler?" Cecilia verschluckte sich fast bei dem Namen und hielt sich am Baum fest, um nicht umzukippen. Der Tyler mit dem ich gestern geschlafen habe??? ,,Was machst du hier allein draußen im Regen?" Cecilia stellte sich aufrecht hin und versuchte selbstbewusst zu wirken. ,,Dasselbe könnte ich dich auch fragen?" Tyler schaute sich um und hob seinen Helm. ,,Rugby Training." Innerlich klatschte sie sich gegen die Stirn. Natürlich was sonst? Trotzdem versuchte Cecilia ihre Unsicherheit sich nicht anmerken zu lassen und nickte nur. Lässig wirbelte Tyler seinen Helm in der Hand und schaute sie fragend an. ,,Jetzt mal Realtalk, was machst du hier alleine bei dem Wetter?" Interessierte er sich wirklich dafür? Ich meine hat er die letzte Nacht etwa schon wieder vergessen oder war er wirklich so betrunken gewesen? ,,Ich... ich musste mal raus.", stammelte Cecilia. Tyler kam ihr näher. ,,Du warst heute früh so schnell weg, bist du gut nach Hause gekommen oder irrst du seit heut Morgen hier rum?" Aha, er erinnerte sich also doch daran. ,,Wieso hier? Ich meine..." Tyler schaute an ihr vorbei und nickte in die Ferne. ,,Weil mein Haus nicht weit von hier ist." Cecilia drehte sich um. Sie konnte sich gar nicht an diesen Weg erinnern, weder gestern noch heute. Aber die Nacht hatte sie auch vergessen. Fröstelnd widmete sie sich wieder Tyler. ,,Dir ist kalt. Willst du mein T-shirt drüber ziehen?" Cecilia lehnte dankend ab. ,,Nein, dann hast du ja nichts mehr." Sie erinnerte sich an Liamˋs Worte, er sei ein Fuckboy, aber so benahm sich Tyler gerade absolut nicht. ,,Ich hatte gerade Training, mir ist warm genug.", lachte er und zog innerhalb einer Sekunde sein Shirt über den Kopf. Cecilia starrte auf seinen Sixpack und prompt schossen ihr Erinnerungen in den Kopf. Es war wie gestern Abend, als Tyler sein Shirt im Zimmer auszog. Zögerlich nahm Cecilia das T-shirt an und zog es sich über. ,,Komm erstmal mit zu mir nach Hause und zieh dir was trockenes an." Tyler ging auf Cecilia los und berührte sie mit seinem Oberkörper, da sie immer noch wie angewurzelt stehen blieb. ,,Du musst schon weiter gehen.", forderte er sie sanft auf. Während sie durch den kühlen Nieselregen liefen, musste Cecilia immer wieder an die Worte ihres Bruders und an die gestrige Nacht denken. Nach zehn Minuten trafen sie tatsächlich bei ihm zu Hause ein. Da war wieder der schwarz-weiße Pflasterstein der zur Haustür der Reeds führte und die geschnitteten Bäumchen, die wie eine 1 standen. Zögerlich folgte sie ihm die Einfahr hinauf. ,,Meine Eltern sind nicht da, keine Sorge. Ich geb dir was frisches zum Anziehen und dann kannst du auch noch was essen." Tyler ließ Cecilia ins Haus. Dass seine Eltern nicht da waren, machte die ganze Situation nicht besser. Sofort stieg ihr der Geruch von Alkohol gemischt mit Parfum in die Nase. Die Teenager die heute früh noch auf dem Boden und der Couch lagen waren weg, aber die leeren Flaschen standen noch auf dem Tisch. Durch die verglaste Seite des Wohnzimmers konnte Cecilia erkennen, dass auch draußen noch nichts aufgeräumt war. Tyler hatte anscheinend ihren scannenden Blick bemerkt. ,,Sorry, ich bin erst halb elf aufgestanden und musste mich dann fürs Training fertig machen, deswegen siehts hier noch genauso aus wie gestern. Aber übermorgen will ich eh nochmal Party machen, da kann der ganze Suff gleich stehen bleiben. Wenn du willst kannst du auch kommen und deine kleine Freundin meinetwegen auch." Die Sympathie die Cecilia noch eben für Tyler empfand, war mit einem Mal verschwunden. ,,Kenya ist bei ihrer Tante und ich würde jetzt gerne ersteinmal meinen Bruder anrufen!", sagte Cecilia etwas schnippisch. Und bei der Sache mit Liam war sie sich auch nicht mehr so sicher. Tyler schien das gar nicht mitzubekommen und trank aus einer Flasche den Rest Alkohol der sich darin befand. Cecilia musterte ihn abwertend. ,,Du trinkst nicht, oder?" Tyler knallte die Flasche wieder auf die Theke und begab sich Richtung Wendeltreppe. Er erwartete nicht mal eine Antwort, als wüsste er es eh besser. Cecilia schob ein paar Flaschen zur Seite und setzte sich vorsichtig auf die Couch. In dem Moment kam auch Tyler die Treppe mit einem frischen T-shirt herunter. Auf halbem Weg, schmiss er es ihr zu. ,,Hier für dich." Cecilia stand auf, ging ins Bad und zog sich um. Sie erinnerte sich wieder an das Mädchen, was gestern hier über der Kloschüssel hang und erbrach. Der Gestank war mittlerweile zum Glück verflogen. Mit Blick aufs Handy, kam sie aus dem Bad. Ein verpasster Anruf von Liam. Diesmal hatte er ihr aufs Band gesprochen. Mit zitternden Fingern tippte sie, um es sich anzuhören. Eine lallende Stimme krächtzte durch den Hörer. Jo Cili es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun... Alter ich bin so dicht... Scheiß auf dein gebumse... ist geil... komm nach Hause... Trotz der lauten Hintergrundgeräusche konnte Cecilia jedes Wort verstehen. Ihr Sichtfeld verschwand wieder langsam im Tränenmeer und sie konnte die Buchstaben auf ihrem Handy kaum noch erkennen. ,,Junge alter, war der hacke. Ist das dein Freund?" Lachend kam Tyler auf sie zu. Betrunkene Leute schienen ihn sichtlich zu amüsieren. ,,Nein das ist mein Bruder, du Idiot!", schrie Cecilia ihn unter Tränen an. Tyler stand wieder ganz nah vor ihr. ,,Wow bleib ruhig." ,,Nein!", Cecilia drückte ihn weg und wollte abhauen, als Tyler sie am Arm packte. Ihr blieb der Atem stehen. Sein Griff war noch fester, als der von Liam. ,,Heulst du jetzt ernsthaft, weil dein Bruder besoffen ist?" Cecilia versuchte sich vergebens zu befreien. ,,Das geht dich nichts an du Bastard, lass mich los!" Tyler zog sie am Arm hoch und drückte sie ebenfalls an die Wand, wie Liam es tat. ,,Du beruhigst dich jetzt ersteinmal und dann suchen wir deinen Bruder!" Mit einem leichten Schubser gegen die Wand, ließ er Cecilia stehen und verschwand in der Küche. Sie legte ihren rechten Arm auf ihr Herz und versuchte ihren Atem zu kontrollieren, was durch ihr schluchzen fast unmöglich war...

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