Kapitel 32:
Ich stehe sofort auf und versuche mich irgendwie zu wehren. Bucky schaut mich so hasserfüllt an, als würde mein Tod ihn nur etwas zum lächeln bringen, aber dennoch nicht genug für ihn bringen. Er rammt mir mehrmals mit seinem Metallarm in den Bauch, sodass es höllisch schmerzt und ich dabei denke, ich müsste mich jede Sekunde übergeben. Ich verdrehe ihm seine Arme, schlage ihm mit meinem Füßen fest auf den Rücken, sodass auch er vor Schmerz aufschreit und schlage seinen Kopf gegen die Mauer.
Das Letzte, was ich ihm antun will, ist ihn zu verletzten. Ich kann es einfach nicht glauben, dass mein Verstand mir so etwas befehlt und ich bringe mich selbst aus der Fassung. Aber als er sich an meinen Haaren zu schaffen macht, reißt er diese nach unten, sodass ich nach hinten halle und mit einem Fußschlag an die Kante des Tisches geschleudert werde.
Blut klebt an meinen Händen, als ich mich am Hinterkopf fasse und Kopfschmerzen tauchen augenblicklich auf. Für einen Moment sehe ich alles verschwommen. Gehirnerschütterung. Bucky sieht mich wütend an und hebt mich mit seinem Metallarm am Hals hoch, sodass ich keine Luft mehr bekomme. Es ist so, als würde ich mich mit einem Seil erhängen. Wie kann er mir das nur antun?
Meine Füße baumeln in der Luft und vergeblich versuche ich mit meinen Händen seinen Metallarm zu lockern, doch keine Chance, denn er ist einfach zu stark. Er drückt so fest er kann meine Kehle zu, sodass es sich so anfühlt, als würde mein Kopf bald wie ein Luftballon platzen. Sein Kopf läuft rot an, wobei er vor Anstrengung die Zähne zusammen knirscht und einen langen jedoch auch stumpfen (durch seine Maske) Schrei rauslässt. Kein einziger kleiner Luftspalt passiert durch meine Kehle hinunter zu meinen Lungen und mein Kopf beginnt wie Feuer zu brennen. Mein Bauch macht Atembewegungen, ohne dass Atemluft weder ein- noch ausströmt. Mein Körper schreit förmlich nach Luft und zappelt wie ein Fisch herum.
Bucky fasst mit seiner normalen, freien Hand den Hals, sodass ich vergeblich an ihnen zerre, doch er ist einfach zu stark. Ich baumle bereits seit über einer Minute ohne Luft vor ihm, versuche mich weiterhin loszureißen und ihn bewusstlos schlagen zu können, aber die Kraft verlässt mich langsam immer mehr und mehr. Das Einzige, was mir mehr Angst macht, als der Tod selbst, sind seine mordlustigen Augen, die meine suchen. Er schreit nicht mehr, sondern keucht, als würde er ebenfalls keine Luft mehr bekommen. Es muss für ihn sehr viel Kraft kosten mich derartig ersticken zu lassen. Dann verblendet Bucky langsam vor mir; ich höre nichts mehr und sehe, wie schwarz mir vor Augen wird. Wie kann er mir das nur antun?
Dann bleibe ich schlapp hängen und das Letzte, was ich spüre, sind Buckys Hände an meinem Hals.
Und mein Herz schlägt, das aufgehört hat zu schlagen.
(Alles wissender Erzähler)
Skye baumelt in den Händen des Winter Soldiers. Er hält sie keine Sekunde länger am Hals an, als er sich selbst bestätigt hat, dass sie nicht mehr lebt. Als er sie fallen lässt, liegt sie regungslos vor ihm und er ist sich jetzt sicher, dass sie tot ist. Ihr Hals ist blau verfärbt, was die Stauung des Blutes im Hals erklärt, ihre Augen sind weit geöffnet. Der Anblick ihrer Leiche scheint beruhigen für ihn zu sein und er fühlt sich seinem Ziel erreicht. Er hat es geschafft; er hat seine Mission erfüllt. Aber in ihr sieht er irgendwie so viel, nicht nur ihre ängstlichen Augen, in der er gesehen hat, sondern auch ihr verlassener Körper, wo die Seele langsam abstirbt. Er kniet sich langsam zu ihr hin und berührt ihren Hals, als Erinnerungen auftauchen, von denen er noch nie etwas wusste. Als hätte er so eine Ahnung, dass so etwas passieren würde.
Er stand an der Eingangshalle der Trainingshalle, erblickte sie am Boxsack mit den Handschuhen gegen diesen schlagen. Sie schwitze, sah erschöpft aus, machte aber trotzdem weiter. Er sah, dass sie etwas falsch machte, ging schnell aber leise auf sie zu, sodass sie ihn nicht bemerkte. Sanft legte er seine Hände auf ihre Taille. Seine Hände setzten sich wie ein Zecke an ihrem Oberkörper fest und drückten diesen stramm zusammen, sodass sie ihren Bauch einzog.
"Dein Körper soll versteift bleiben und deine Arme etwas höher, damit dein Gegner mehr Schmerzen abbekommt und du weniger Kraft verbrauchst."
Erschrocken steht er auf, wobei er fast nach hinten fällt, doch er kann sich noch schnell an der Wand festhalten und klarstellen, was er da gerade gesehen hat. Er schüttelt verwirrt seinen Kopf, reibt an diesem und denkt, dass es sei eine Lüge sei. Er reißt sich die Maske vom Gesicht, schmeißt sie weg und atmet lauter, als hätte die Maske ihm die Luft entnommen. Seine Neugier, die in ihm tobt, wird mit jeder Sekunde immer größer. Diesmal fasst er sie sanft an ihrem Arm an.
Er wollte den Roboter angreifen, doch dieser schleuderte ihn geradewegs durch eine kaputte Wand eines Zuges, der in Höchstgeschwindigkeit durch die Alpen fuhr. Wenn er sich nicht an der Stange festgehalten hätte, wäre er mehrere hunderte Meter auf den Grund gefallen. Skye versuchte ihn zu retten, ignorierte den Roboter hinter sich und hielt die Hand zu ihm hin.
„Nein!", schrie er sie an.
„Töte ihn zuerst!", befahl er Skye, als er aus seiner Erinnerung kam.
Sie zögerte.
„LOS!"
Er sah nicht, wie sie den Roboter zur Grunde gehen ließ, aber nach seinem Gehör zufolge, gewann sie. Seine langen Haaren bließen ihm ins Gesicht und er biss die Zähne zusammen. Als sie wieder zur Kante des Waggons kam, erschrak sie, als die Stange - an der er sich festhält - nach unten riss. Lange wird diese sein Gewicht nicht mehr aushalten und er wird herunter fallen, doch sie zögerte diesmal keine Sekunde, stieg aus dem Waggon ins freie und rettete ihm somit sein Leben.
Bucky erschreckt sich diesmal von dieser Erinnerung nicht. Er denkt nach. Zwar ist er sich nicht sicher, ob das alles wirklich schon mal passiert ist, aber er weiß, dass diese Frau ihm schon mehrmals das Leben gerettet hat, auch im echten Leben, aber woher weiß er nicht. Er weiß auch nicht, ob es eine gute Idee war, sie wieder anzufassen, denn so langsam glaubt er, er würde verrückt werden. Aber, als er in ihr totes Gesicht sieht, kommen die Erinnerungen in flackernden Bilder wieder hervor.
Er sah Skye neben sich liegen, schreiend und voller Angst. Er wollte sie beruhigen, doch ließ es dabei, denn er wusste, dass es sowieso keinen Sinn ergibt. Beide liegen auf dem umgedrehten Schiff, sehen wie es kentert und wissen, dass sie dem Tode ins Auge blicken.
„Wehe du lässt meine Hand los.", wimmerte sie nervös und schaute über das Meer hinaus.
Er war anfangs ruhig, versuchte die Fassung des Momentes zu behalten und hielt ihre Hand fester an.
„Niemals.", antwortete er.
Dann verwischten die Erinnerungen, Bucky fällt auf die Knie, wissend dass er diese Frau - die er gerade getötet hat - kannte und womöglich Freunde waren.
„Argh...", knurrt er wütend und fasst seinen Kopf mit beiden Händen an, als würde es etwas bringen, den Erinnerungen zu entkommen, doch es klappt nicht. Im Gegenteil; es kommen immer mehr. Zu viele auf einmal.
Er hörte ihre Schreie, die aus der Richtung des Meeres kamen. Schreiend in ihrem Namen lief er so schnell er konnte durch den Wald hinab zum Strand und erblickte sie im Wasser, welches sie immer wieder nach unten drückt und gegen die Felsen schießt. Er reißt sich sein Hemd vom Leib und springt ohne zu zögern ins Wasser, wo er sie rettet, ihr das Wasser aus den Lungen pumpt und überglücklich ist, dass sie in seine Augen schaut und sie lebt.
„HÖR AUF!", schreit Bucky, obwohl er weiß, dass dies überhaupt nichts bringt. Er hat keine Kontrolle darüber und das macht ihm Angst.
Waren das echte Bilder oder nur Halluzinationen, die um seinen Kopf wandeln? Alles geht so schnell an ihm vorbei, sodass er nicht weiß, ob es wirklich passiert ist oder nicht. Er hält seinen Atem an und hat seine Augen weit geöffnet in der Gewissheit, dass es womöglich schon mal passiert ist.
Er sieht, wie er sie küsste. Auf dem Schiff und auf dem Dach. Er sah ihre glückliche Augen, er sah sie lebendig und er spürte, wie geborgen er sich bei ihr fühlte. Sie war mehr, als nur eine Freundin von ihm.
„Skye...", murmelt er schockiert und hält seinen Mund mit seinem normalen Arm fest, sodass er es vermeiden kann, los zuschreien.
Seine Augen sind weit geöffnet, als er Skye wieder erkennt. Er weiß wieder genau, wer sie ist. Er weiß wieder so viel, wie am Anfang. Aber, als er in der brutalen Realität wiederkommt, wird ihm bewusst, was er ihr angetan hat.
Bucky steht ruckartig auf, kniet sich neben ihre Leiche hin, legt sie gerade vor sich und macht die Wiederbelebung bei ihr durch. Er macht Herzmassagen und Mund-zu-Mund Beatmungen und hofft, dass sie bald aufwachen wird. Sie ist seit etwa zwei Minuten tot, deswegen glaubt er, dass immer noch Hoffnung für sie besteht. Aber diese Hoffnung schwindelt immer mehr.
„Komm schon...", knurrt er wütend und drückt fester mit den Fäusten gegen ihre Brust. „Komm schon, Skye..."
Gerade, als er wieder seinen Mund auf ihren geöffneten legt, hustet sie stark, hält sich an ihrem trockenem Hals fest, welcher höllisch schmerzt und versucht langsam ihre Augen zu öffnen.
Bucky schreckt auf, als er sie wieder lebendig vor ihr sieht. Sie schnappt nach Luft, atmet unregelmäßig und versucht ihre Lungen wieder mit Luft zu füllen. Er schmunzelt etwas, doch das vergeht ihm, als er seinen Kopf sanft auf ihre Brust legt und zu weinen beginnt. Er weiß, dass er sich noch nie so schuldig gefühlt hat, bis heute. Er fragt sich, was nur in ihn gefahren ist, dass es dazu kommen musste.
„B-bucky...", flüstert sie leise und ohne Kraft, wobei sie ihre Hand auf seinen Kopf legt und langsam beginnt ihn zu streicheln.
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