Kapitel 3:

Nach einer Woche habe ich ziemlich viel getan – finde ich jedenfalls. Ich war fast jeden Tag im Park, habe mein Bild mit Farbe zu Ende gemalt und es in meinem Wohnzimmer aufgehängt. Meine Wohnung hatte einen Tagesputz ebenfalls nötig und nach insgesamt zwei Stunden schuften, sah es wieder wie neu renoviert aus.

Clint besuchte mich zweimal in der Woche, Steve sogar dreimal aus Angst, ich würde etwas Schlimmes anstellen.

Am Freitag war ich im Museum. Mir zerbrach es das Herz Bucky auf diesen Videos zu sehen, wo er noch er selbst war. Ich fragte mich, wie es sein würde, ihn ohne einen Metallarm zu kennen; mit kurzen Haaren, als Soldat der US-Army und nicht von einer geheimen, tödlichen Organisation. Er war bestimmt ein ganz anderer Mensch. So ist es ja auch bei mir. Ich erinnere mich kaum noch mehr an mein altes Ich. Nur, dass ich gerne Scherze machte, etwas tollpatschig war – was ich eigentlich immer noch bin – und nicht gerne tat, was man mir vorschrieb. Aber im Endeffekt bin ich nicht mehr die Person, die Gott aus mir schaffen wollte. SHIELD und Hydra haben mich so gemacht, wie ich jetzt und heute bin und ich wünsche, es wäre so leicht, es zu ändern, aber all dieser Schmerz hockt für immer auf meinen Schultern und ich kann es nicht einfach vergessen.

Nach dieser Woche habe ich zum ersten Mal wieder etwas Richtiges getan und habe Nick Furys Rat befolgt: ich habe mich ausgeruht und mich nicht im SHIELD-Gebäude blicken lassen, doch heute ist damit Schluss. Heute ist Montag und ich habe mir extra den Wecker um 10:30 morgens gestellt, damit ich pünktlich um 11:00 Uhr da bin.

Während der Fahrt denke ich über einer der letzten Momente nach, die ich mit meinen Eltern verbracht habe, bevor sie starben. Es war – glaube ich – zwei Wochen vor ihrem Tod.


Flashback

Frühling 2005, Kalifornien Beach

„Dad, ich will aber nicht...", brummte ich, währenddem ich meine Füße tiefer in den Sand tauchte.

„Komm schon, so kalt ist es nicht."

Er stand vor und ich erinnere mich an seine dunkelblaue Badehose, die er fast jeden Tag trug. Ich warf meiner Mutter einen misstrauischen Blick zu. Sie lag neben mir unter dem Sonnenschirm und schlief. Ohne Worte stand ich auf und sofort blitzte ein Lächeln über das Gesicht meines Vaters. Es dauerte lange, bis ich mich an das kühle Wasser gewöhnt habe und dann schwammen wir auch tiefer herein, bis ich kaum noch den Boden unter mir spürte.

„Dad.", murmelte ich ängstlich und hielt mich an seinem Arm fest, währenddem wir weiter schwammen. „Dad, das ist weit genug."

Wir waren schon unnormal, denn die anderen waren dort, wo das Wasser noch heller war, aber kurz vor uns wurde es dunkel und man konnte spüren, dass es ziemlich tief wurde. Das Meer machte sich immer weiter um uns breit.

„Dad, schwimmen wir zurück?", fragte ich und verschluckte mich an dem Salzwasser, wegen den Wellen, die mir ins Gesicht schlugen.

„Ach, Skyeward."

Doch dann schrie ich und sprang förmlich auf meinen Vater, als ich einen großen Fisch erblickte. Er lachte nur und ging bei meinem Gewicht etwas unter.

„Dad!", schrie ich panisch herum, aber der Fisch hatte – glaube ich – mehr Angst vor mir, denn durch meine raschen Bewegungen war er rasch verschwunden.

Schließlich schwammen wir zurück, wo er sich neben meine Mutter auf sein Tuch fallen ließ und ich meiner Mutter den großen Fisch beschrieb; welche große Kiemen und Flossen er hatte und, dass er ziemlich angsteinflößend aussah. Beide lachten und aus irgendeinem Grund lachte ich mit ihnen.

Flashback ende


Seltsam, dass ich mich noch nach einer Gehirnwäsche daran erinnere. Es ist, als wäre diese Erinnerung niemals von mir gegangen – nur verdrängt worden. Aber es ist gut so, dass ich mich an etwas erinnere, denn was bleibt mir sonst noch, außer der Erinnerungen an meine Eltern?

Während der Fahrt bleibe ich gelassen und baue zu meiner Verwunderung keinen Unfall, da ich so in Gedanken vertieft war. Als ich im Gebäude ankomme, in der Garage parke und in die Lobby gehe, schreite ich an den Laboren vorbei, um zur Flugzentrale zu gehen, denn ich will mit Clint reden. Keine Ahnung, aber nach solcher Erinnerung finde ich, dass er der Erste sein soll, der davon erfährt.

„Hey!", schreit jemand aus einem Labor.

Vor mir geht ein Mann her, Mitte dreißig, dunkele Augen, etwas bräunliche Haut und dunkelbraune, zerzauste Haare. Er trägt ein dunkelblaues Hemd mit Jeans und elegante Schuhe. Ich kenne ihn überhaupt nicht, weder vor meiner Gehirnwäsche noch nach dieser.

„Hi, ich bin Bruce Banner.", sagt er mit einem fragenden Ton und deutet mit dem Zeigefinger auf mich, als glaube er, dass ich ihn kenne.

Ich vergrößere meine Augen, als ich den Mann erkenne. Natürlich kannte ich ihn. Nur auf den ersten Blick ist es mir nicht eingefallen, da ich ihn anders kenne.

„Oh, Sie sind der Hulk!"

Er jedenfalls lässt seinen Finger sinken und schaut mich bedrückt an. „Ist wohl das einzige, was Sie von mir wissen, hm?"

„Das einzige, was mich interessiert."

Er schaut zu mir, macht große Augen und wechselt dann das Thema. „Also, Sie sind Skyeward Sherman, richtig? Ich habe von ihren Vorfällen in den letzten Monaten gehört."

Er geht zurück ins Labor und deutet daraufhin, dass ich ihm folge, was ich widerwillig tue. „Das einzige, was Sie von mir wissen?"

„Das einzige, was mich interessiert."

Wir beide lächeln kurz, bis er dann den Kopf schüttelt. „Man hat Ihnen während ihrer Zeit bei Hydra ein Serum gegeben."

„Und?", frage ich neugierig.

„Ich habe ihre Akte gelesen und eine so hohe Dosis hätten Sie nicht überleben sollen."

Er schnüffelt in meiner Akte nach? Wer glaubt er, wer er ist? Na ja, er hat einen hohen IQ; er weiß, wovon er spricht. Und es scheint, als wolle er mir irgendetwas sagen, das mich interessieren würde. Jedenfalls kommt es mir so vor, als wäre ich ein Versuchskaninchen bei Hydra gewesen.

„Wieso erzählen Sie mir das?", frage ich.

„Ich wollte nur sagen, dass es immer noch in ihrem Blut enthalten ist. Sie sind stärker als sonst. Sie verspüren nicht so viel Schmerz, wie sonst."

Ich werde fraglich. „Aber man hat mir gesagt, dass alles aus mir raus ist."

„Dann hat man ihnen nicht die Wahrheit gesagt."

Er überzeugt mich, auch wenn ich ihn erst jetzt persönlich kennengelernt habe.

„Skye.", höre ich Clints Stimme hinter mir und ich drehe mich sofort um. „Ich hab dich überall gesucht."

Ich drehe mich zu Bruce um und nicke ihm kurz zu. „War schön Bekanntschaft mit Ihnen gemacht zu haben, Mr. Banner."

Ich folge Clint zum Aufzug.

„Wir müssen sofort zur Flugzentrale.", sagt er rasch und nervös.

„Wieso?"

Er geht schneller, sodass ich fast rennen muss.

„Das erzähl' ich dir, wenn wir von hier weg bin. Hier sind definitiv zu viele Ohren."

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