Chapter 45

"Eigentlich hab ich dann nichts mehr gemacht, außer für den Vokabeltest zu ler-", erzählte ich Jasmin von meinem Morgen, während wir zusammen durch die leeren Flure, in Richtung unserer Zimmer gingen.

"Vokabeltest?", schrie sie entsetzt und sah mich mit geweiteten Augen an. "Wann?"

"Morgen? Französisch? Das hat die doch noch am Ende der Stunde gesagt, weil Marc die ganze Zeit so laut war."

"Ich bringe dieses Arschloch um", knurrte meine Freundin wütend und raufte sich kurz darauf verzweifelt durch ihre wilden Locken. "Wie soll ich das jetzt alles schaffen bis morgen? Wir haben doch schon neun Uhr. Man wären wir doch früher aus dieser scheiß Bibliothek gegangen", fluchte sie aufgebracht und ich fuhr ihr beruhigend über den Arm.

"Bleib mal locker Jas. Das sind nur zwei Seiten und die Vokabeln kennst du doch auch eigentlich schon aus den letzten Stunden. Du schaffst das schon. Und selbst wenn nicht. Dann wird es halt mal eine 2+ anstatt einer 1."

"Jaja, ich weiß. Aber das macht mich trotzdem verrückt. Ich gehe jetzt hoch lernen, ist das okay für dich, wenn wir den Film wann anders gucken?", fragte sie und sah mich zerknirscht an.

"Natürlich, nimm dir ruhig die Zeit zum lernen, wenn dir das hilft. Ich wollte sowieso noch zu Aiden. Wegen gestern-", entgegnte ich und ließ den Satz in der Luft hängen. Sie wusste genau was ich meinte.

Ich hatte heute morgen einfach das Bedürfnis gehabt, mit ihr darüber zu reden und mich mit beste Freundin-Ratschlägen überschütten zu lassen, die mich letztendlich in keiner Weise weiter gebracht hatten. Wenigstens hat sie es geschafft meine Laune ein wenig anzuheben und mich so auch unbewusst vor dem bevorstehenden Ereignis abgelenkt.

Ich wurde aus seinem Verhalten einfach nicht schlau. Wo war er wirklich? Was hatte er gemacht und warum war er plötzlich so abwesend und kalt zu mir?

"Okay, dann sehen wir uns entweder später oder morgen früh ja?"

"Genau", bestätigte ich ihre Aussage und umarmte sie noch einmal fest, bevor sich unsere Wege trennten.

Seufzend sah zu den tausenden Stufen hoch, dir sich vor mir langstreckten.

Musste Aiden's Zimmer auch im oberen Geschoss liegen?

Als ich endlich schwer atmend die letzte Stufe passiert hatte, ging ich in Richtung des kleines Flurs und versuchte meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Hier oben waren nur drei Türen. Eine davon war das Zimmer von Aiden. Was sich hinter den anderen beiden verbarg, wusste ich nicht.

Gerade, als ich auf Aiden's Tür zuging, erklang ein lautes Poltern und kurz darauf hörte ich ein kaum wahrnehmbares Fluchen.

Verwirrt klopfte ich an das helle Holz.

Im selben Augenblick wurde es totenstill in dem Flur. Warscheinlich hätte man sogar eine Stecknadeln fallen hören können. Ich war gerade schon dabei zu überlegen, ob ich mir das Poltern einfach nur eingebildet hatte und Aiden gar nicht in seinem Zimmer war, als schon wieder ein dumpfes Geräusch auf der anderen Seite der Tür zu hören war.

"Aiden mach die Tür auf. Ich weiß, dass du da drin bist", rief ich wütend und klopfte nochmal an. Dieses Mal lauter.

Nichts. Kein Geräusch. Keine Reaktion. Nichts.

"Aiden!", rief ich empört und aufgebracht zugleich.

Was fällt ihm eigentlich ein? Mich hier einfach zu ignorieren und so zu tun, als ob er nicht in seinem Zimmer wäre, obwohl es glasklar ist, dass er da ist.

Gerade, als ich zurück zu Jasmin gehen wollte, um mich bei ihr aufzuregen, erklang ein leises Klacken und ein Schlüssel wurde in dem Schloss umgedreht.

Überrascht drehte ich mich wieder um und sah Aiden durch den Spalt seiner Tür luken.
In Sekundenschnelle kam er raus aus seinem Zimmer raus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss knallen.

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und sah ihn mir genauer an.
Seine Haare waren zerzaust und ein aufgebrachter, alamierter Ausdruck lag in seinen Augen.

"Warum guckst du so?", fragte er gereizt und versuchte seinen schnellen Atem zu regulieren.

Was war nur los mit ihm? So hatte ich ihn noch nie erlebt.

"D-dein T-Shirt- Du hast es falsch rum an", gab ich überrumpelt zurück und deutete auf seinen Kragen, aus dem das kleine, weiße Schild rausguckte.

"Oh", entgegnte er bloß und sah kurz an sich herrunter, bevor er seinen Blick wieder auf mich fixierte.

Verunsichert starrte ich zurück.

Zwischen unseren Blicken baute sich eine unangenehme Spannung auf.

Sein Blick schien in mich hineinzusehen und ich fühlte mich plötzlich nackt und hilflos.

Schnell senkte ich meinen Kopf und sah auf den roten, abgenutzten Teppich herunter.

"Was machst du hier?", unterbrach Aiden die beißende Stille und als ich wieder aufsah, bemerkte ich, wie er sich nervös am Hinterkopf kratzte und sein Blick immer wieder zu der verschlossenen Tür hinter ihm glitt.

"Ich wollte zu dir."

"Ich hab jetzt keine Zeit", antwortete er wie aus der Pistole geschossen. "Sorry."

"Warum? Auch nicht eben fünf Minuten? Können wir nicht eben kurz in dein Zimmer gehen bitte?", fragte ich und sah ihn verständnislos an.

"Nein. Es-es ist nicht aufgeräumt."

"Es ist nicht aufgeräumt? Ist das dein Ernst?", entgegnte ich fassungslos.

"Ja...", gab er zögernd zurück und nun war er derjenige, den den Blickkontakt vermeiden zu wollen schien.

"Das ist mir egal Aiden. Ich muss jetzt mit dir reden", sagte ich trotzig und ging einen Schritt nach vorne, auf seine Zimmertür zu, doch in Sekundenschnelle baute er sich vor mir auf und versperrte mir so den Weg.

"Was soll das? Was ist los mit dir Aiden?"

Seine Brust hob und senkte sich von Sekunde zu Sekunde schneller, als er auf mich herab sah.

In seinen sonst so ruhigen, braunen Augen schien sich ein ganzer Krieg abzuspielen.

Ich sah Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit und Reue.

Reue?

"Geh bitte weg Skyla. Ich will dich jetzt nicht hier haben", brachte er mühsam hervor und ich merkte, wie er sich Stück für Stück von mir abtrennte.

"Aiden- Bitte. Was hab ich getan? Warum bist du plötzlich so anders. Bitte sag mir die Wahrheit. Was ist los?", fragte ich voller Verzweiflung und spürte, wie mein Herz in meiner Brust schwerer und schwerer wurde, als würde es die Trauer und den Schmerz in sich aufsaugen.

Für einen Augenblick schloss er mit zusammengezogenen Augenbrauen seine Augen und schüttelte kaum merklich seinen Kopf.

"Du hast nichts getan, das musst du mir glauben, nur-. Ich kann es dir nicht sagen. Tu mir bitte nur diesen einen Gefallen und merk dir eines. Liebe bedeutet nicht nur zu lieben", entgegnte er leise und ließ seine kalte Mauer für einen Augenblick fallen, um seinen Blick tief in meinem zu verankern.

Er sah mir so intensiv in die Augen, als würde er mich nach etwas anflehen, das er nicht aussprechen konnte.

Viel zu schnell zog er sich wieder zurück und seine Meine versteifte sich.

"Jetzt geh. Bitte."

Ein letztes Mal sah ich ihm in die Augen, jedoch konnte ich nichts, außer Kälte, Sturheit und Trotz erkennen, bevor ich mich umdrehte und mit zurückhaltenden Tränen in Richtung Treppenhaus lief.

Er hatte mich schon wieder weggeschickt. Zum zweiten Mal.

Und er machte mehr als nur deutlich, dass er mich nicht in seiner Nähe haben wollte.

Dass er mich nicht wollte.


Hola ladies and gens,
I uploaded on time, I'm so proud of myself.

You got any theories/ideas/ thoughts on this chapter you wanna tell me about?

How are you sunshines?🌻

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