Chapter 34

Die restliche Stunde verging relativ schnell, da eine gute Schülerin aus meiner Stufe und ein Typ aus Aiden's Kurs nicht einer Meinung waren und die komplette Stunde angeregt diskutiert hatten.

Mr. Brow war ganz entzückt und hat sich jedes einzelne Argument notiert und gespannt zugehört, sodass sich der Rest des Kurses entspannt zurücklehnen konnte.

Ich hatte das Gefühl, dass auch Aiden versuchte die gestrigen Geschehnisse auszublenden und das Beste aus dem ganzen zu machen.

Es tat gut, dass er mich von dem Thema ablenkte, sodass ich nicht jedes Sekunde daran denken musste.

"Ich muss mit dir und Taylor reden. Wichtig.", murmelte ich zu Aiden rüber, als unser Lehrer die letzten Sätze sagte und alle schon dabei wären ihre Sachen zusammenzupacken.

Ich spürte, wie er mich lange von der Seite ansah, bevor er eine Antwort zurückgab.

"Alles klar. Treffen wir uns um sechszehn Uhr bei mir? Da oben ist so gut wie nie jemand.", schlug er vor, woraufhin ich nickte und meinen Rucksack schulterte.

"Bis gleich.", verabschiedete er sich noch und drückte einen federleichten Kuss auf meine Stirn, bevor er den Klassenraum verließ.

Seufzend nahm ich meinen viel zu schweren Ordner an mich und ließ mich von meinen Füßen wiederwillig in den nächsten Unterricht tragen.

Mathe.

--                                                                             --

Hektisch zog ich meine Zimmertür zu und drehte den Schlüssel im Schloss um, bevor ich Richtung Treppenhaus rannte.

Nach Unterrichtsschluss hatte ich mich kurz in mein Bett gelegt und musste wohl eingeschlafen sein.

Ich hatte das Gefühl, dass momentan nicht nur meine Aktivitäten Energie verbrauchten, sondern das Denken mindestens genau so anstrengend war.

Ich fühlte mich schlapp und schwer, als würden meine Körperteile nicht zu mir gehören, sondern wie kleine Gewichte an mir herunterhängen, die mich versuchen auf den Boden zu ziehen.

Mit aller Kraft, die ich hatte, nahm ich zwei Stufen aufeinmal und sprang die Treppenstufen förmlich nach oben.

Schwer atmend huschte mein Blick auf meine Armbanduhr.

Viertel nach vier. Fuck!

Außer Atem blieb ich circa auf der Hälfte des Treppenhauses stehen und stütze meine Arme auf meinen Knien ab.

Ich spürte, wie mein Herz mit kräftigen Schlägen gegen meine Brust hämmerte und das Blut durch meinen erschöpften Körper schoss.

Ein lautes Klatschen ließ mich ruckartig nach oben fahren.

"Wären wir gerade mitten in einem Leichtathletikwettbewerb, würdest du mit hundertprozentiger Sicherheit den ersten Platz belegen, mia bella.", ertönte Taylor's Stimme hinter mir.

"Sehr lustig.", entgegnte ich sarkastisch und sah ihn augenverdrehend an.

"Wozu die Hektik?", fragte er belustigt und deutete mit einem Nicken auf die Treppenstufen hinter ihm.

"Ehm, ich bin eine Viertel Stunde zu spät. Und du übrigens auch. Wir sollten uns beeilen.", sagte ich mit Nachdruck und nahm die nächste Reihe von Treppen und Visier.

"Bleib Mal locker Skyla. Aiden ist selbst immer mindestens eine halbe Stunde zu spät.", erzählte er lachend and schlenderte im Schneckentempo los.

Seufzend ließ ich mich auf seine Geschwindigkeit, während sich mein Atem wieder regulierte.

"Ein Halbblut also.", unterbrach Tay die Stille, als wir in den Flur, in dem Aiden's Zimmer lag, einbogen.

"Ein Wächter also.", ahmte ich seinen Tonfall und seine Worte nach und grinste ihn provokant an.

"Eine verrückte Welt, nicht wahr Kleine?"

"Du sagst es Taylor. Du sagst es.", seufzte ich leise und klopfte gegen das helle Holz.

Keine zwei Sekunden später wurde die Tür geöffnet und ein erschöpft aussehender Aiden kam zum Vorschein.

"Kommt rein.", begrüßte er uns mit rauer Stimme und fuhr durch seine verwuschelten Haare.

Als Taylor an ihm vorbei ging, klopfte er ihm zwei Mal kräftig auf seine Schulter, was Aiden ein tiefes Brummen entlockte.

Doch als er mich ansah, verschwand der angespannte Ausdruck von seinem Gesicht und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

"Hey.", murmelte er leise und ich bemerkte, wie sich seine Pupillen um ein kleines Stück vergrößerten.

"Hey.", entgegnte ich sanft, bevor ich meine Lippen einmal kurz auf seine legte und dann hinter Taylor das Zimmer betrat.

"Also was gibt es so wichtiges, dass ihr meinen wertvollen Mittagsschlaf stört?", seufzte Taylor hysterisch, während er sich dramatisch müde auf Aiden's Bett fallen ließ.

"Mittagsschlaf um vier Uhr nachmittags?", entgegnte ich amüsiert, woraufhin er seine Augen verdrehte und mich streng ansah.

"Schlaf ist Schlaf Kleine. Die Uhrzeit spielt da keine Rolle. Und solch eine Schönheit zaubert sich nicht von alleine.", belehrte er mich weise und deutete auf sein Gesicht.

"Natürlich nicht Liebster Taylor. Nichts anderes hätte ich mir gedacht. Verzeih mir meine unmögliche Entscheidung dieses Treffen einzuleiten."

"Ich vergebe dir. Aber nur noch dieses eine Mal. Lass dir dies gesagt sein."

Schwerfällig versuchte ich das Lachen zurückzuhalten und auch bei Taylor konnte man deutlich erkennen, dass er sich zusammenreißen musste.

Doch als unser Blick zu Aiden glitt, wie er uns kopfschüttelnd und entgeistert ansah, als wären wir zwei Kamele in seinem Zimmer, brachen wir in schallendes Gelächter aus.

"Nein, komm wir bleiben ernst. Was führt mich zu euch?", fragte Tay nachdem er sich beruhigt hatte und nun sah mich auch Aiden fragend an. Er lehnte an seinem Schreibtisch und stütze sich mit seinen Armen hinten ab, wodurch seine Muskeln nur noch mehr zur Geltung kamen.

Konzentriere dich Skyla!

Ich atmete noch ein letztes Mal Zeit durch, bevor ich meine Gedanken wieder sammelte und mich darauf konzentrierte, was ich ihnen sagen sollte.

"Nachdem wir-. Nachdem Mrs. Niviria uns gesagt hat, dass ich -", in der Sekunde in der ich daran dachte, verdoppelte sich mein Herzschlag und hämmerte so kräftig gegen meine Brust, als wäre es in meinen Brustkorb gefangen und würde vergebens um Hilfe schreien.

Tapfer schluckte ich den Kloß im meinem Hals herunter und versuchte meine beschleunigte Atmung unter Kontrolle zu bekommen.

"-dass ich nur noch wenige Tage habe, habe ich mit meinem Vater telefoniert." Aus dem Augenwinkel nahm ich war, wie Aiden und Taylor kurz Blicke austauschten. "Er meinte, dass ich niemandem vertrauen dürfte und dass ich euch eine Frage stellen müsse."

"Damit hat er Recht. Du darfst niemandem vertrauen. Frag uns.", forderte mich Aiden auf und sah mich mit einer ernsten Miene an. Auch von Taylor's Gesicht ist das sonst so amüsierte Dauerlächeln verschwunden und er blickte nachdenklich auf den Boden.

"W-was ist das schönste an einem Menschen?", stotterte ich vor lauter Aufregung und sah die beiden gespannt, aber auch ängstlich an.

Was war, wenn sie mir diese Frage nicht beantworten konnten? Durfte ich dann nicht einmal mehr mit ihnen reden?

Doch meine Sorgen wurden schneller beseitigt, als ich vermutet hätte, als ich die beiden wissenden Lächeln auf den Gesichtern der beiden Jungs sah.

"Dein Vater ist genial Skyla. Eine Lehre aus dem Palast. Eine bessere Vertrauensfrage hätte er sich nicht ausdenken können.", entgegnte Taylor begeistert und klatschte einmal übermütig seine Hände zusammen. "So Aiden? Auf drei?"

Mit einem Schmunzeln bejahte Aiden Taylor's Aufforderung und auch ich musste über Tay's Übermut leicht grinsen.

"Eins. Zwei.". Taylor legte eine dramatische Pause ein und machte mit seinen Füßen einen Trommelwirbel nach. "Drei!"

"Das schönste an einem Menschen sind seine unsichtbaren Flügeln, welche allein das reine Herz entfalten lässt.", sagten beide genau gleichzeitig und man konnte heraushören, dass sie diesen Satz nicht zum ersten Mal sagen mussten.

Erleichtert atmete ich auf und spürte förmlich, wie mir ein Teil des riesigen Steines auf meinem Herzen zu Boden fiel.

Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es war nicht mehr mit ihnen reden zu dürfen.

Grinsend sah ich zu Taylor, der sich zufrieden auf seine eigene Schulter klopfte.

Lachend schüttelte ich meinen Kopf und wollte zu Aiden gehen, der immernoch an dem Schreibtisch lehnte. Doch als ich sah, wie er mich mit einem ernsten Blick musterte, blieb ich verunsichert stehen.

"Alles okay Aiden?", fragte ich vorsichtig, woraufhin er leicht zusammenzuckte augenblicklich nickte.

"Ja, ja sorry. War gerade in Gedanken versunken.", antwortete er schnell und zog seine Mundwinkel zu einem Lächeln hoch, das jedoch mehr gezwungen, als glücklich aussah.

Es war glasklar, das irgendetwas mit ihm los war. Aber was? Hatte er Scheiße gebaut? Hatte ich irgendetwas falsch gemacht?

"Tay?", richtete ich mich an ihn, ohne meinen Blick von Aiden abzuwenden.

"Mhm?"

"Könntest du Aiden und mich für ein paar Minuten alleine lassen?"

Für eine Sekunde lang brach Aiden unseren Augenkontakt ab und sein Blick huschte auf den Boden. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie er einmal kräftig schluckte.

Was war nur los mit ihm?

"Ehm ja klar, ich wollte sowieso noch zu Jasmin.", entgegnte Taylor zögernd und sah verwirrt zwischen Aiden und mir hin und her, während er nach draußen ging und die Tür leise hinter sich zuzog.

"Jetzt sag schon. Was ist wirklich los?", fragte ich nocheinmal, nachdem ich mir sicher war, dass Taylor sich weit genug von der Tür entfernt hatte.

Mit einem leisen Seufzen stützte er sich von seinem Schreibtisch ab und kam auf mich zu, bis er kurz vor mir stehen blieb.

"Ich habe nachgedacht.", murmelte er leise, während er gedankenverloren einer meiner Stränen um seine Finger wickelte.

"Worüber?", fragte ich verwirrt und blickte geradewegs in seine rehbraunen Augen. So wunderschön. So einzigartig und besonders.

In ihnen war so viel mehr, als nur das Braun zu sehen und ich würde wahrscheinlich niemals aufhören können von ihnen zu schwärmen. Von ihm zu schwärmen.

"Über uns." Verwirrt zogen sich meine Augenbrauen zusammen.

"Stimmt etwas nicht?"

"Nein. Nein, ganz im Gegenteil. Jetzt, gerade in diesem Moment ist alles perfekt.", flüsterte er leise und ließ seinen Hand sanft über meine Wange fahren. "Ich könnte jetzt noch viel drum herum reden, aber wie du wahrscheinlich weißt, bin ich kein Mann der großen Worte. Ich liebe dich. Mehr als alles andere in diesem Universum. So sehr, dass ich manchmal schon am Verzweifeln bin, wie verrückt ich nach dir bin. Wenn du nicht mehr hier wärest, hätte mein Leben keinen Sinn mehr. Weder im Himmel, noch auf der Erde. Meine ganze Welt dreht sich nur um dich. Das hat sie getan, seit ich zum erste Mal in deine wunderschönen Augen gesehen habe.   Und deshalb-. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du Skyla Rose, der schönste Engel, den ich je gesehen habe, meine Freundin sein möchtest."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top