Chapter 31
"Miss Skyla Rose wird in Mrs. Niviria's Büro gebeten. Skyla Rose.", hörte man die grimmige Stimme der Sekretärin durch die alten Lautsprecher hallen.
Mein Atem wurde schneller. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie sich manche der Schüler aus meinem Kurs zu mir umdrehten und mich komisch ansahen.
Regungslos starrte ich weiterhin gebannt auf die Tischplatte, während mir abwechselnd kalt und heiß wurde.
Ein Räuspern riss mich aus meinen Starre.
"Miss Rose, wenn ich bitte darf.", forderte mich Mr. Chely freundlich auf und deutete auf die Tür.
Mit einem knappen Nicken warf ich meine Sachen in meinen Rucksack und verließ den Raum.
In dem leeren Flur, der mir aufeinmal furchtbar eng vorkam, lehnte ich mich gegen die kalten Spinde und überlegte fieberhaft, was ich jetzt tun sollte. Sollte ich zu ihr gehen? Mich krank melden? Weglaufen?
Warum ich so Panik hatte? Ich wusste es selbst nicht genau, aber irgendein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus, nach all dem, was Aiden mir erzählt hatte.
Plötzlich tauchten seine warnenden Worte wieder in meinem Kopf auf.
'Das Sicherste wäre es, wenn du zunächst versuchst ihr aus dem Weg zu gehen, bis ich herausgefunden habe, was hier gerade abläuft.'
Na super und jetzt? Hatte er dafür auch einen Plan?
Panik stieg in mir auf und ich spürte geradezu, wie das Blut durch meinen Körper gepumpt wurde.
Wenn ich jetzt auch nur einen Fehler machen würde, dann wäre alles vorbei. Sie würde mich ohne wenn und aber losschicken und wer weiß, ob ich diese Suche überhaupt überleben würde.
Plötzlich hörte ich eine Tür knallen und schwere Schritte in meine Richtung kommen. Hatte Mrs. Niviria jemanden geschickt, um mich zu holen?
Ich presste mich immer näher an die Spinde, in der Hoffnung in ihnen verschwinden zu können, während mein Herz mit kräftigen Schlägen gegen meine Brust hämmerte.
Mein Blick fixierte die Richtung aus der man die Schritte hören konnte, die jeden Augenblick um die Ecke kommen würden und hielt ängstlich die Luft an.
"Skyla.", hörte ich eine allzubekannte Stimme rufen und im nächsten Augenblick kam er auf mich zurannt.
"Aiden.", seufzte ich erleichtert und genoss das Gefühl seiner starken Arme um meinen kleinen Körper.
"Hör mir jetzt genau zu.", sagte er, während er seine Hände auf meinen Oberarmen platzierte und mich eindringlich ansah. "Sie wird dich die gleichen Dinge wie mich fragen, also lüg so weit es geht, okay? Erwähne mit keinem Wort was ich dir von unserem Gespräch erzählt habe. Sie hat mir gesagt, dass ich mit dir nicht darüber reden solle. Ich habe dir das nur gestern nicht gesagt, damit du dir keine Sorgen machst. Tu so, als wärst du immernoch verwirrt und würdest das alles noch gar nicht richtig verstehen. Du musst den Eindruck erwecken noch viel Zeit zu brauchen und wenn sie nach der Verwandlung fragt, dann sag ihr, dass wir beide üben, es aber bis jetzt noch nicht funktioniert hat. Und jetzt geh. Beeil dich. Sonst lässt sie dich suchen und wenn man uns so sieht, wird sie misstrauisch werden."
"Okay.", entgegnte ich mit brüchiger Stimme und versuchte alles, was Aiden mir gerade gesagt hatte, in meinem Kopf zu behalten.
"Jetzt geh. Ich warte draußen auf dich. Du schaffst das schon, keine Angst.", versuchte er mich zu ermutigen und brachte ein kleines Lächeln zustande. Die Sorge in seinem Blick war unübersehbar. "Ich lass dich nicht gehen."
Für einen kurzen Moment lang drückte er seine Lippen auf meine, bevor er wieder um die Ecke verschwand und ich mich mit unsicheren Schritten auf den Weg zu Mrs. Niviria's Büro machte.
Leider war die kleine, unscheinbare Tür nicht weit entfernt, sodass ich schon nach viel zu kurzer Zeit meine zitternde Hand erhob und gegen das alte Holz klopfte.
"Herein.", ertönte es kaum hörbar hinter der Tür, woraufhin ich zögerlich die Türklinke herunter drückte und den kleinen Raum betrat, der nicht viel größer, als mein eigenes Zimmer sein konnte.
An den Wänden standen rundherum Regale voller Bücher, die bis an die Decke reichten und mit einer beweglichen Leiter verbunden waren, so wie man es aus riesigen Bibliotheken kannte.
Viel Platz bot der Raum nicht gerade, da in der Mitte ein kleiner Schreibtisch stand, der mit losen Papieren und Büchern vollgestapelt war und die Regale, die auch das kleine Fenster verdeckten, durch das ein wenig Licht zu scheinen schien, dem ganzen etwas einengendes und unheimliches verliehen.
"Skyla. Da bist du ja endlich.", erklang Mrs. Niviria's Stimme, als ich sie hinter dem Schreibtisch entdeckte und sie sich von dem knarschenden Stuhl erhob.
Ihre schlanke, große Figur in Kombination mit schwarzen Klamotten und diesen eiskalten Augen machten plötzlich mehr Angst, als Bewunderung bei mir breit.
Ich konnte das unwohle Gefühl einfach nicht abschütteln, egal wie oft ich mir einzureden versuchte, dass nichts passieren würde und ich hier gleich wieder raus war.
Mit eleganten Schritten kam sie auf mich zu und blieb schließlich vor mir stehen.
"Wie geht es dir mein Kind?", fragte sie und trotz des freundlichen Tons hörte ich die Schärfe und Neugierde aus ihrer Stimme heraus.
Ihre Hand, die sie währendessen auf meine Schulter gelegt hat, hinterließ ein stechendes Kribblen und ein kalter Schauer durchzuckte meinen Körper.
Woher kam das alles so plötzlich? Warum hatte ich auf einmal so ein schlechtes Gefühl in ihrer Nähe und wollte so viel Abstand wie möglich zwischen uns bringen?
"D-den Umständen entsprechend gut.", brachte ich zögerlich heraus und zwang mich zu einem leichten Lächeln, um meine Angst so gut es ging zu überspielen.
"Ach natürlich. Das muss ein ganz schöner Schock für dich gewesen sein. Und da fragt man sich wieder, wie schnell es gehen kann, bis einem das ganze Leben auf den Kopf gestellt wird, nicht wahr?", entgegnte sie und sah mir eindringen in die Augen.
Ein kalter Windzug, der aus dem gesprungen Fensterglas zu kommen schien, schmiegte sich um meinen steifen Körper und riss ein paar Blätter mit sich auf den Boden.
"Ja. Ich bin noch ziemlich überfordert mit allem.", antwortete ich halb wahrheitsgemäß und senkte meinen Blick.
"Wie läuft es mit der Verwandlung?"
"Aiden übt mit mir, aber bis jetzt hat es noch nicht geklappt. Ich brauche noch Zeit.", log ich genau so, wie Aiden es mir aufgetragen hatte.
"Die haben wir nicht.", erwiderte sie harsch und die Schärfe in ihrer Stimme ließ meinen Körper unkontrolliert zusammenzucken.
"Aber-"
"Ich werde ihn jetzt hier zu holen. Wir haben wichtiges zu besprechen. Warte hier.", wies sie mich an und war in der nächsten Sekunde aus der Tür verschwunden.
Ich zog mich in einer der Ecken zurück, um das eingeengte Gefühl so weit es ging loszuwerden, während sich meine Hände fröstelnd um meine Arme schlungen.
Keine zwei Minuten später hörte man ihre hohen Schuhe auf dem Mamorboden näher kommen und kurz darauf betrat sie wieder den Raum, gefolgt von Aiden.
Sein Blick schweife zu mir und ich sah die Besorgnis, die sich in seinem Blick wiederspiegelte. Er wusste, dass ich Angst hatte.
In der Sekunde, in der sich Mrs. Niviria zu uns umdrehte, wandte er seinen Blick ab und ließ keine Gefühlsregungen mehr in seinem Gesicht erkennen.
Es tat mir jedes Mal weh, wenn er diese Maske aufsetzte. Ich wusste, dass es nur zu unserem Schutz war, aber trotzdem konnte ich es nicht verhindern, dass es meinem Herz einen kleinen Stich versetzte, wenn er so kalt und herzlos schien.
"Was gibt's?", fragte Aiden locker, doch die Anspannung in seiner Stimme war kaum zu überhören.
"Skyla hat mir soeben mitgeteilt, dass es mit der Verwandlung immernoch keine Fortschritte gibt.", wandte sich Mrs. Niviria an Aiden und ließ mich völlig außer Acht.
"Ja, das ist wahr. Die letzten Versuche waren immernoch erfolglos.", gab er monoton wieder und ein wütendes Schnauben erklang.
"Das gibt's doch nicht! Aiden, nenn mir einen Grund dafür. Deine Verwandlung hat doch auch schnell geklappt. Warum braucht sie so lange?", keifte sie aufgebracht und deutete auf mich, während ich nur stumm in der Ecke stand und das Szenario mit ansah.
"Sie ist kein gewöhnlicher Engel, sondern ein Halbblut. Ich habe selber noch nicht mit dieser Sorte gearbeitet, aber anscheinend scheint es länger zu dauern. Sie wurde nunmal nicht im Himmel geboren, sondern auf der Erde. Das darf man nicht vergessen. Wir brauchen einfach nur noch ein bisschen Zeit.", argumentierte er ruhig und wandte seinen Blick nicht von ihr ab.
"Die haben wir nicht Aiden. Es muss schnell gehen.", zischte sie wie besessen und sah ihn mit geweiteten Augen an.
"Aber warum? Es gibt doch auch noch die anderen Halbblüter, die-"
"Davon will ich nichts hören.", schnitt sie ihm mit einer groben Handbewegung das Wort ab. "Wir können uns nicht auf die anderen Halbblüter verlassen. Unter ihnen ist nur ein Einziger, der an die goldene Feder gelangen kann und wir haben keine Zeit damit zu verschwenden auf die anderen zu spekulieren. Sie muss so schnell wie möglich los. Notfalls auch ohne die Flügel. Wenn sie in eine Notsituation gelangt, wird sie sich schon von alleine verwandeln. Sie hat keine Zeit mehr erst in den Himmel zu fliegen, sie muss von der Erde aus starten. In sechs Tagen geht es los. Mitternacht."
Gibt es neue Theorien über die weitere Handlung, die ihr mich wissen lassen wollt?😏💃
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