Chapter 26

"Okay wir haben noch fünf Minuten Zeit. Die nutzen wir auch noch. Alle laufen. Los hopp hopp.", schrie unsere Sportlehrerin mit ihrer nervigen Stimme und ein schriller Pfiff hallte durch die Turnhalle.

Genervt stöhnte ich auf und verfiel in ein langsames Joggen, was in Sache Eleganz warscheinlich ein Esel übertreffen könnte.

"Beine hoch Skyla. Wir sind hier nicht auf dem wie-schaffe-ich-es-aus-meinem-bett-ins-badezimmer-Catwalk.", motzte sie streng und ich biss mit wütend auf meine Zunge, um nicht einen unangebrachten Kommentar loszuwerden und ihr alle möglichen Beleidigungen an den Kopf zu werfen.

Wenn es den Teufel wirklich gab, dann war er ihr mit Sicherheit verdammt ähnlich.

Erst hatte sie uns zwanzig Runden zum Aufwärmen über den Sportplatz laufen lassen, dann durchgängig Basketball spielen und jetzt sollten wir schon wieder laufen?

Ich glaub sie hat sie nicht mehr alle.
Die steht ja selber nur blöd am Rand rum die ganze Zeit und ruft unnötige Bemerkungen, die kein Mensch braucht.

Nach gefühlten Stunden ertönte endlich der lang ersehnte Gong und alle seufzten erleichtert auf.

So schnell es ging flohen wir in die Umkleiden, um eine möglichst große Distanz zwischen diesem Monster von Sportlehrerin und einem selber zu schaffen.

"Ich hasse sie so sehr.", jammerte mir Jasmin im Flüsterton zu und fuhr mit ihren Händen über ihr feuerrotes Gesicht.

"Wer tut das nicht meine Liebe, wer tut das nicht?"

Zehn Minuten später verließen wir zusammen die Turnhalle und gingen zurück in das Hauptgebäude.

"Sollen wir noch was Essen gehen eben?", fragte meine Freundin glücklich und zog den köstlichen Duft nach Hähnchen ein, der uns sofort entgegenschlug, sobald wir das Gebäude betraten.

"Schön wärs, ich hab noch eine Stunde Englisch.", antwortete ich augenverdrehend und bekam ein aufmunterndes Schulterklopfen zurück.

"Du schaffst das schon, ich glaub an dich. Ich denke dann sehen wir uns erst wieder heute Abend oder?"

"So sieht's aus. Bis später."

"Tschüssi.", rief sie noch über ihre Schulter, bevor sie sich in die Menge von Schüler stürzte, die an der Essensausgabe Schlange standen.

Seufzend drehte ich mich um und steuerte die Treppen an, die in das obere Geschoss führten.

Auf dem Weg zu meinem Englischraum ging ich durch das Foyer und ließ meinen Blick, wie jedes Mal,  über die wunderschönen Gemälde schweifen.

Und es schien mir so, als würde ich plötzlich mit ganz anderen Augen durch die Welt laufen.
Gerade ging ich durch die Eingangshalle, da fesselte mich schon wieder, genau so wie am ersten Tag, das Gemälde zwischen den riesigen Fenstern. Das dunkelhaarige Mädchen, dessen Gesicht man nicht sehen konnte, weil sie mit dem Rücken zu einem stand. Sie war eindeutig ein goldener Engel. Die strahlend goldenen Flügel ließen sich nicht übersehen und ragten wie eine Krone über ihren zierlichen Körper. Ihr Arm war ein wenig ausgestreckt, sodass man die längliche Narbe entlang ihres Unterarmes entdecken konnte. In der Hand hielt sie eine goldene, unscheinbare Feder, die neben ihren prächtigen Flügel fast unterzugehen schien. Aber jetzt wusste ich, wie viele Macht und Bedeutung in ihr steckte. Es war die goldene Feder. In der Hand eines goldenen Engels. Das, wonach sich alle sehnten.

Ich hätte das Gemälde bestimmt noch länger angestarrt und nach weiteren Kleinigkeiten gesucht, wenn eine dunkel gekleidete Gestalt in meinem Augenwinkel nicht meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte.

Die Person lief mit schnellen Schritten von mir weg und hatte die Kapuze des Sweaters tief ins Gesicht gezogen.

Aiden!

"Aiden warte.", rief ich durch den noch leeren Flur und lief ihm hinterher.

Ohne stehen zu bleiben gingen er mit großen Schritten weiter, mit denen ich nur schwer mithalten konnte.

"Bleib stehen!", rief ich jetzt wütend und packte ihn an seiner Schulter, sodass er gezwungen war anzuhalten.

"Lass mich in Ruhe Skyla.", sagte er bloß monoton und hielt seine Blick gesenkt.

"Nein werde ich nicht.", keifte ich und packte seinen Unterarm, als er einfach weitergehen wollte. "Und guck mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede."

Mit einer schnellen Handbewegung schlug ich die Kapuze, die bis zu diesem Zeitpunkt sein Gesicht verdeckt hatte, nach oben und hielt plötzlich in meiner Bewegung geschockt inne.

Das Erste, was mir auffiel, war der riesige Schnitt an seiner Schläfe. Dunkelrot zog er sich in einer hauchdünnen Linie gute zehn Zentimeter lang. Danach bemerkte ich seine aufgeplatzte Lippe und dann kam alles auf einmal. Die bläuliche Schwellung an seinem Kieferknochen, seine nach rechts gekrümmte Haltung, seine linke Hand, die er an seine Rippen drückte und die Schwerfälligkeit seiner Schritte.

Zittrig atmete ich ein und ließ meine Hand langsam sinken.

Was haben sie ihm angetan?

"Ist es das, was du sehen wolltest?", fragte er nur mit einem herablassenden Blick und meine Sicht wurde verschwommen.

Warum verlor ich ihn immer? Diesen liebevollen, großherzigen Aiden? Warum war er plötzlich so kalt? Warum musste er manchmal so ein Arschloch sein? Was hatte ich ihm getan?

Wut keimte in mit auf.

"Warum bist du dahin gegangen? Du hast mir versprochen es nicht zu tun.", schrie ich ihn an und hielt meine Tränen so gut es ging zurück. "Du kannst nicht andauernd Versprechen machen und sie in der nächsten Sekunde brechen. Also sag schon? Warum?"

"Damit sie dann zu dir kommen und dich fertig machen? Nein danke. Ich hab auch so schon genug Probleme am Hals mit dir.", gab er genervt zurück.

Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn er einfach nur erwähnt hätte, dass er auf mich aufpassen wollte, weil ich ihm nicht egal wäre. Oder, dass so etwas nicht wieder vorkommt und es ihm leid täte, schon wieder sein Versprechen gebrochen zu haben.

Aber das tat er nicht.

Und genau das tat unfassbar weh.

Unkontrolliert strömten die Tränen aus meinen Augen und rollten über meine Wangen.

"Du-". Ich wollte ihm sagen, dass ich enttäuscht von ihm war und ihn spüren lassen, wie sehr er mich gerade verletzt hatte, aber schon beim ersten Wort brach meine Stimme in ein leises Schluchzen ab.

Wortlos drehte ich mich um und ging weg.

Ich wartete darauf seine Hand zu spüren, die sich um mein Handgelenk legte, mich aufhielt. Ich wollte, dass er mich in eine Umarmung zog und mir sagte, wie sehr es ihm leid tun würde und er mir eine Erklärung geben würde.

Aber als ich einen Blick über meine Schulter warf, war er verschwunden.

Einfach so.

Weggegangen.


Hey angels🌈

Wie geht es euch an diesem wundervollen Montag? Ich habe eine ganze Woche lang schulfrei, weil es bei uns dieses Jahr Pfingstferien gibt. Und dazu waren es heute 26°C oder so. Herrlich.

Wie geht es euch?

Gibt es schon irgendwelche interessanten, weiteren Theorien für dieses Buches, die ihr mich wissen lassen wollt?😈


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