Chapter 21

Teil 1 der Lesenacht 💃

"Wir sollten dich finden."

"Mich finden?", fragte ich verwirrt und mein Kopf schien vor lauter neuer Informationen wie blockiert zu sein.

"Vor circa zwei Jahren gab eine Prophezeiung. Uns wurde gesagt, dass jemand kommen würde, der die goldenen Feder zurückbringen könne. Es war ein riesiges Durcheinander. Alle waren aufgeregt und hatten wieder neue Hoffnung geschöpft. Der Name der Auserwählten ging durch alle Häuser. Schon Stunden nach der Bekanntgabe wusste jeder wie diese Personen hießen. Unter anderem tauchte der Name Skyla Rose und noch sechs andere auf. Manche waren misstrauisch, ob es überhaupt möglich war, als Engel zur goldenen Feder zu gelangen, da alle früheren Versuche gescheitert waren. Man hat mich und Taylor zusammen auf die Erde geschickt, hier in das Internat, mit der Anweisung Augen und Ohren nach dir offen zu halten. Wir durften dich nicht direkt einweihen, weil sich niemand sicher war, ob du wirklich schon ein Engel warst und keiner wollte, dass dir etwas zustößt.", erzählte er und nahm meine Hand in seine, um mit seinem Daumen sanft über meinen Handrücken zu streichen.

Im selben Augenblick durchfuhr ein warmes Gefühl meine Brust.

"Schon komisch, wenn man so darüber nachdenkt. Da oben existiert etwas, von dem alle glauben, es wäre nur etwas Erfundenes und sie kennen alle meinen Namen.", murmelte ich nachdenklich und blickte nach oben zu der grauen Wolkendecke hoch. "Was ist diese goldene Feder?"

"Die goldene Feder... Fluch und Segen zugleich.", seufzte er leise, bevor er zu erzählen begann."Okay, fangen wir ganz von vorne an. Das Buch aus der Bibliothek ist ein uraltes Werk. Die Geschichte über die strahlend helle Kreatur und das Unwetter mit den goldenen Blitzen ist eigentlich gar keine Geschichte, sondern ein wahres Geschehnis. Als Himmel und Erde noch in Frieden waren, wurde eine ganz besondere Feder hergestellt. Die Engelsfeder, auch goldene Feder genannt. Sie war unfassbar wertvoll. Sie hatte die Gabe einem normal sterblichen Menschen Flügel zu verleihen und unsere Unsterblichkeit zu schenken. Aber die Menschen wurden immer gieriger und strebten danach den Himmel zu erobern, also wurde die Feder versteckt und alle Ereignisse aus den Köpfen der Menschen gelöscht. Der Himmel trennte sich von der Erde ab und man lebte so weiter, als wäre nichts zuvor geschehen. Bis eines Tages ein junger Engel die Feder aus dem Palast stahl und mit ihr zur Erde herunterflog. Er gierte nach den Möglichkeiten, die ihm auf der Erde offen standen, im Gegensatz zu seinem sonst so langweilig Leben hinter den Wolken. Die Menschen täuschten ihn und versprachen ihm alles was er wollte, dabei wollten sie nur die Feder für sich und ihn unter dem Mikroskop haben. In letztem Moment merkte er, wie hinterlistig und habsüchtig die Menschheit war und floh gemeinsam mit der Feder. Jahrelang war er verschwunden. Durch das Tor zum Himmel konnte er nicht mehr zurück kommen. Alle sorgten sich um die Macht, die er mit sich trug. Die Erinnerungen der Menschen wurden zwar erneut gelöscht, allerdings wird gesagt, dass Hinweise und Verschriftlichungen auf der Erde existieren, die einen Menschen auf die richtige Fährte bringen könnten. Jeden Tag hatten wir Angst und Sorge, was am nächsten Tag passieren könnte. Bis an einem späten Abend ein Brief in den Palast geliefert wurde. In ihm stand, dass der Junge vor lauter Verzweiflung Selbstmord begangen hat. Er wusste nicht mehr wohin. Auf der Welt war er nur ein herumstreunendes Kind und im Himmel war er verbannt. Noch bevor er sich das Leben genommen hatte, hat er aus Wut auf Himmel und Erde die goldene Feder in ein Rätsel gesteckt, das weder ein Engel, noch ein Mensch lösen können soll. Einzig und allein ein Halbblut, als Mensch geboren, als Engel verwandelt, mit einem reinen Herzen, soll die goldene Feder finden können und darüber entscheiden, was mit ihr geschehen soll. Halbblüter sind extrem selten um genau zu sein gibt es der Prophezeiung nach nur dich und die sechs anderen. Der Hüter des Himmels wollte die Feder natürlich zum Schutz zurück. In den falschen Händen war sie wie eine Waffe gegen den Himmel.

Kein Engel würde dem Himmel jemals bewusst Schaden zufügen. Aber ein Mensch voller Machtsucht und Gier? Da weiß man nie, was er als nächstes vorhat.

Genau aus diesem Grund hat der Hüter die Worte in dem Brief ignoriert und Engel auf die Suche nach der Feder geschickt. Aber auch Monate später kamen sie nicht zurück. Keiner wusste, was mit ihnen passiert war. Eine zweite Gruppe wurde losgeschickt, um die Engel und die Feder zu finden, aber auch sie blieben verschwunden. Es war zum verzweifeln. Der Hüter wusste, was auf dem Spiel stand, aber er wollte nicht noch mehr seiner Engel aufopfern, weswegen er aufgab die goldene Feder zu finden und nicht mehr darüber sprach. Das Thema rückte in den Hintergrund, aber es lastete jahrelang wie ein dunkler Schleier über uns allen. Man hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, wo man Halbblüter finden könnte und wer sie waren, bis zu dem Tag der Prophezeiung.", erzählte er, während sein Blick immer wieder abschweifte.

"Ich glaube so eine ähnliche Geschichte haben mir meine Eltern immer erzählt als ich noch klein war.", murmelte ich leise und sah ihn aus dem Augenwinkel gedankenverloren Nicken.

"Ja. Deine Eltern wussten bestimmt, was mit dir passieren würde, deshalb haben sie wohlmöglich versucht, dich irgendwie auf das alles hier ein wenig vorzubereiten."

"Wie sollen meine Eltern denn davon gewusst haben?"

"Dein Vater. Marcus Rose. Er ist ein Engel. Oder er war es eher gesagt. Vor einiger Zeit hat er den Himmel verlassen, weil er sich unsterblich in deine Mutter verliebt hatte. Er hat seine Flügel und seine Unsterblichkeit aufgegeben, um mit ihr glücklich zu werden und seinem Kind ein normales Leben bieten zu können. Er hat sich versteckt, um dich zu schützen, weil er wusste, dass eine auch noch so kleine Chance bestehen könnte, dass du als Halbblut anstatt als Menschen geboren wirst. Das passiert nur extrem selten, aber er muss es irgendwie gespürt haben. Marcus war schon immer eine sehr kluge Person. Er wusste, was passieren würde, wenn man herausfinden würde, dass du ein Halbblut wärst. Man hätte dich deine Eltern sofort entrissen und in den Himmel geschickt. Erst als du siebzehn wurdest, hat er wieder Kontakt zu uns aufgenommen und dich zu dem Arzt gebracht, der dich untersucht hat. Der Arzt war ein Wächter und wusste, dass ich hier auf dich warten würde, also hat er dich zu mir geschickt. Wahrscheinlich hat dein Vater aus Angst gehandelt. Stell dir vor, du hättest dich mitten in deiner normalen Schule verwandelt. Niemand von uns hat viel Erfahrungen mit Halbblüter und man weiß nicht, ob sie sich noch durch andere Sachen von gewöhnlichen Engeln unterscheiden. Noch zwei von euch wurden gefunden. Drei sind noch irgendwo auf der Welt verstreut."

"Mein Vater war ein Engel?", fragte ich unglaubwürdig und kam mir so vor, als wäre ich mein ganzes Leben lang blind gewesen und erst jetzt wurden mir langsam die Augen geöffnet. "Also war mein ganzes Leben eine Lüge?"

"Nein, keine Lüge. Sie wollten dich bloß schützen.", entgegnte Aiden sanft und hob seine Mundwinkel ein Stück an.

"Und meine Mum? Weiß sie davon? Oder hat mein Vater ist das alles verschwiegen?"

"Nein, sie weiß alles über den Himmel. Sie ist eine der wenigen Personen, die die Wahrheit über überlebt haben. 

"Hat diese Feder denn irgendwie ein Ablaufdatum? Oder kann man sie zerstören und eine neue machen.", fragte ich ratlos und sah ihn stirnrunzelnd an. Nachdenklich starrte ich in das dunkle Wasser, während sich der Sturm langsam zu beruhigen schien.

"Nein sie hat kein Ablaufdatum.", entgegnte er und ein amüsiertes Schmunzeln legte sich auf seine geschwungenen Lippen. "Sie ist leider unzerstörbar, sonst hätte man das schon längst gemacht. Eine neue zu machen ist gar nicht so einfach. Man braucht goldene Engel dazu."

"Was heißt das? Goldene Engel?", fragte ich neugierig, obwohl mein Kopf mir zuschrie mit den Fragen aufzuhören.

Aber vielleicht würde ich nie wieder die Chance auf so viele Antworten bekommen.

Ich gab meiner inneren Stimme Recht und hörte Aiden gespannt zu.

"Goldene Engel sind etwas sehr besonders. Man kann sie nicht äußerlich erkennen, sondern nur an ihren reinen Herzen. Der Legende nach sollen sie aus ihren Flügeln einen Staub schütteln können, der eine normale Feder zu einer täuschend echten goldenen Feder machen können. Alle haben darauf gehofft einen goldenen Engel zu finden, aber ich hab selbst noch nie einen gesehen. Mittlerweile weiß man noch nicht einmal, ob sie überhaupt jemals existiert haben, oder sie einfach nur eine Geschichte sind und die goldene Feder ganz anders hergestellt wurde."

"Ich weiß nicht mehr was ich glauben soll und was nicht.", stöhnte ich erschöpft auf und massierte meine pochenden Schläfen.

"Keine Sorge, das ist normal. Ich würde wahrscheinlich auch eher von der Klippen springen als das alles zu glauben, wenn man es mir erzählen würde.", antwortete er mit einem ermutigen Lächeln und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr, die der Wind aus meinem Zopf gerissen hatte.

"Und was passiert jetzt? Gehen wir zu Taylor?"

"Nein zuerst gehen wir zu Mrs. Niviria. Sie ist eine Eingeweihte des Himmels. Menschen würden soetwas als eine Art Beauftragte des Himmels bezeichnen. Sie hilft mir und Taylor und bekommt über ihn Anweisungen aus dem Himmel."

"Gibt es noch irgendetwas oder irgendjemanden über den ich etwas wissen muss?", jammerte ich überfordert und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen.

"Es gibt noch so viel mehr-", lachte er leise und sah mich bemitleidend an"-aber ich denke bevor wir weitermachen, sollte ich dir zeigen, wie man fliegt."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top