3. Undercover-Creep
Der Professor beendete seine Vorlesung, in dem er uns ein schönes Wochenende wünschte. Nach und nach wachten alle Studenten aus ihrem Halbschlaf auf und packten ihre Sachen zusammen. Mister Underwood-Cooper hatte ein Talent dazu, auch den motiviertesten Studenten durch seine monotonen Vorträge einzuschläfern.
Ich blickte zu Mia, die neben mir saß und ihre Augen noch geschlossen hatte, offensichtlich war sie wirklich eingeschlafen. Wir hatten Anglistik als einzigen Kurs zusammen, da sich hier mein Journalismus-Studium und ihr Studium in Englischer Literatur überschnitten.
Nachdem es bei Mia und Ace bei ihrem ersten Treffen augenblicklich gefunkt hatte, hatte Mia beschlossen, ebenfalls in Philadelphia zu studieren. Ein Jahr über hatten die beiden täglich miteinander geschrieben und Ace hatte uns sogar noch ein weiteres Mal in Deutschland besucht, bis Mia und ich dann endlich nach Amerika gezogen waren. Seitdem waren Mia und Ace nun auch endlich ein richtiges Pärchen und beide waren glücklicher denn je.
Am Anfang des Semesters hatte ich mich deshalb noch unfassbar über diese gemeinsame Vorlesung mit Mia gefreut, doch mittlerweile hätte ich am liebsten den Kurs gewechselt. Nicht nur, dass die Vorträge von Mister Underwood-Cooper unfassbar langweilig und trocken waren, nein, als Mädchen hatte man das Gefühl, die ganze Zeit lüsternd von ihm beobachtet zu werden. Der schleimige Mittvierziger schaute den weiblichen Studentinnen nicht gerade unauffällig auf die Brüste und den Po, was ihm bei Mia und mir den Namen Undercover-Creep eingebracht hatte.
Ich rüttelte Mia am Arm wach. "Wach auf Schlafmütze, Undercover-Creep hat uns endlich entlassen."
Ich stand auf und packte eilige meine Sachen zusammen, während Mia erstmal herzhaft gähnte und ihre langen braunen Haare richtete. Sie hatte wie immer alle Zeit der Welt, obwohl sie wusste, dass Ace und Dylan draußen vor dem Vorlesungssaal auf uns warteten.
Als sie sich schließlich auch hochbequemte, hatte ich meine Tasche bereits geschultert und sah sie abwartend an.
"Ahh Miss Blohm, gut dass Sie noch hier sind", vernahm ich in diesem Moment die Stimme unseres Dozenten hinter mir.
Ich musste mir einen Seufzer verkneifen, als ich mich umdrehte, um ihm in sein schmieriges Gesicht zu gucken. Auch wenn er erst um die vierzig Jahre alt war, besaß Mister Underwood-Cooper nur noch einen spärlichen Haarkranz und eine große Glatze prangte auf seinem Kopf. Außerdem schien er immer am schwitzen zu sein, denn auch jetzt hatten sich schon wieder kleine Schweißtropfen auf seiner Stirn gebildet. Das alles hätte mich aber gar nicht gestört, würde er mir nicht jetzt schon wieder auffällig auf die Brüste starren. Einfach nur ekelhaft…
"Was kann ich für Sie tun?", fragte ich höflich und setzte ein falsches Lächeln auf. Mittlerweile hatte sich der ganze Saal gelehrt und nur noch Mia wartete einige Meter entfernt auf mich. Eigentlich wollte auch ich hier nur noch weg, aber ich konnte meinen Dozenten leider nicht einfach ignorieren, so gerne ich das auch getan hätte.
"Haben Sie einen kurzen Moment Zeit, ich würde gerne unter vier Augen mit Ihnen sprechen", bat er mich und blickte zu Mia, die ihn offenbar störte.
Ich hatte zwar keine Ahnung, warum er jetzt plötzlich alleine mit mir sprechen wollte, aber ich nickte. Hauptsache, es ging schnell, denn ich hatte echt Hunger.
"Geh ruhig schon vor und sag den anderen, dass ich gleich nachkomme", meinte ich deshalb zu Mia, die nur zögerlich den Rücktritt anging. Offensichtlich war es ihr nicht ganz geheuer mich mit dem Undercover-Creep alleine zu lassen.
Als sie schließlich außer Hörweite war, beugte sich der Mann neben mir so weit zu mir vor, dass ich sogar seinen stinkenden Atem riechen konnte. Eine unangenehme Gänsehaut zog sich über meinen Körper.
"Ich habe Ihren letzten Aufsatz gelesen. Er war wirklich gut, aber leider hat noch etwas zur vollen Punktzahl gefehlt", flüsterte mir Undercover-Creep ins Ohr. "Aber ich wüsste da einen Weg, wie sie sich nachträglich die volle Punktzahl erarbeiten könnten.
Er hatte ein anzügliches Grinsen aufgesetzt und zwinkerte leicht zu.
In mir hingegen stieg zunehmendes Unwohlsein auf. Hatte dieser ekelhafte Typ mir gerade etwa angeboten sich bei ihm hochzuschlafen?! Einfach nur abartig… Angewidert schüttelte ich den Kopf.
"Lieber würde ich null Punkte kassieren, als ihr Angebot anzunehmen." Ich hielt mich nicht zurück, den Ekel in meiner Stimme zu überspielen. Was dieser angeblich gute Professor hier gerade ablieferte, war unter aller Würde.
"Schönen Tag noch."
Ich wollte gerade auf dem Absatz kehrtmachen und davonstürmen, da packte mich eine feucht-schwitzige Hand am Handgelenk.
"Nicht so schnell, Kleines." Mister Underwood-Cooper sah mich lüsternd an wahrscheinlich spielten sich in seinem Kopf bereits irgendwelche kranken Sexfantasien ab. Ich versuchte mein Handgelenk aus seinem Griff zu entwenden, aber dieser war eisern.
"Lassen Sie verdammt nochmal meine Freundin los!", vernahm ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und mein Herz setzte vor Erleichterung einen Schlag aus, als ich Dylan auf uns zukommen sah.
Überrascht ließ der Undercover-Creep von mir ab, er war wohl eingeschüchtert von dem Auftritt meines Freundes. Und das sollte er auch, denn Dylan kochte vor Wut. Aufgebracht funkelte er meinen Dozenten an, der plötzlich nur noch ein Schatten seiner Selbst war.
"Hier ähhh… hier liegt ein Missverständnis, ja ein Missverständnis vor.. so war das gar nicht", stammelte er und versuchte sich zu rechtfertigen, aber das war Dylan egal.
Er hatte sich schützend vor mich gestellt und stierte den doppelt so alten Mann nun in Grund und Boden.
"Ich werde Sie auf der Stelle bei den Studienkoordinatoren melden und dann sind Sie Ihre Stelle los. Und Sie werden von meinem Anwalt zu hören bekommen! Es ist einfach nur abartig, Studentinnen sexuell zu belästigen", fuhr er ihn an und seine Stimme bebte dabei vor Wut. Dann griff er nach meiner Hand und zog mich hinter sich aus dem Saal.
Ich riskierte dabei noch einen kurzen Blick zum meinem jetzt vermutlich Ex-Dozenten. Er stand fassungslos vor seinem Pult, als könnte er nicht richtig verstehen, was gerade geschehen war. Und auch wenn ich wusste, dass er jetzt seinen Job verlieren würde, verspürte ich kein bisschen Mitleid mit ihm. Als ich meine Augen gerade wieder abwenden wollte, sah Undercover-Creep auf. Sein Blick traf genau auf meinen und er sah mich so hasserfüllt an, dass es mir durch Mark und Bein ging. Ich hatte mir wohl gerade einen neuen Feind gemacht.
Vor dem Saal warteten Ace und Mia immer noch auf uns. Sie atmeten beide erleichtert aus, als sie sahen wie Dylan mit mir im Schlepptau hinter sich die Tür zuknallte. Er war immer noch am brodeln vor Wut, daran hatte sich in den ganzen Jahren unserer Beziehung nicht viel getan, aber er wurde zumindest nicht mehr handgreiflich, was ich als kleinen Fortschritt betrachtete.
"Dieser miese Wixxer", knurrte Dylan. "Was wollte er eigentlich genau von dir, Vale?"
"Er hat mir angeboten, mich bei ihm hochzuschlafen, ich wollte das Angebot auch gerade annehmen, aber da kamst du schon reingestürmt", versuchte ich die angespannte Stimmung durch einen Witz etwas zu lockern. Das ging jedoch ziemlich nach hinten los, denn Dylan sah mich jetzt nur noch wütender an.
"Hahaha sehr witzig." Seine Stimme triefte nur so vor Ironie und er verdrehte die Augen. "Wenn Mia nicht gesagt hätte, dass es ihr echt unangenehm ist, dich so lange mit diesem Creep alleine zu lassen, was hätte er dann wohl gemacht?"
Ich warf unauffällig einen Blick zu Mia herüber, die mich vorsichtig anlächelte. Ace hatte seinen Arm um sie geschlungen und auch seine Mine wirkte angespannt. Ein leises Seufzen entfuhr mir.
"Es ist ja nichts passiert", meinte ich daraufhin und griff nach Dylans Hand. "Du warst ja da, Dyl." Ich spürte, wie Dylan sich unter meiner Berührung merklich entspannte.
"So, wer hat Hunger? Ich bin bereits halb am verhungern", fragte ich dann in die Runde. Von Mia und Ace kam einen euphorisches Nicken, sie waren über den Themenwechsel sichtlich froh, denn sie hatten wahrscheinlich Angst, dass Dylan und ich uns vor ihren Augen eine Szene liefern würden.
Natürlich stritten Dylan und ich immer noch ab und zu, aber das war mit der Zeit echt weniger geworden. Wir hatten uns ganz gut mit einander arrangiert und darauf war ich echt stolz.
"Wer hat Lust auf Mcces? Den Fraß von der Mensa kann ich mir heute nicht nochmal geben." Ace sah sich nach Zustimmung suchend um.
"Ob Mc'Donalds da besser ist?", bemerkte Mia da spitz. "Außerdem solltest du auf deine Figur achten, jetzt kurz vor Weihnachten stopfst du dich ja förmlich mit Plätzchen voll."
"Was kann ich dafür, dass du ununterbrochen am Backen bist?", entgegnete Ace und hob abwehrend die Hände. "Irgendjemand muss sich doch den vielen Plätzchen erbarmen, bevor die alle schlecht werden. Und außerdem kann ich mir das leisten." Er hob mit einer Hand seinen Pulli ein Stück hoch und gab dadurch den Blick auf sein makelloses Sixpack frei.
"Jetzt übertreib mal nicht." Mia ließ sich nicht von ihrem Freund beeindrucken. "Aber ich wäre bei Mcces auch dabei."
"Oh, Baby. Ich weiß genau, wie sehr du auf mich stehst", meinte Ace süffisant grinsend und gab Mia anschließend einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Ich freute mich so sehr darüber, wie glücklich die beiden miteinander waren.
Mia hatte die erste Zeit in Amerika noch bei Dylan und mir mit in der Wohnung gewohnt, war aber bereits nach wenigen Monaten schon bei Ace eingezogen. Zum Glück hatte er seine Wohnung ganz in der Nähe von unserer und dementsprechend unternahmen wir fast alles zu viert.
Dylan und ich verdrehten bei dem Kuss unserer Freunde synchron die Augen.
"Pärchen…", sagte ich kopfschüttelnd und Dylan nickte bestätigend.
"Ist schlimm oder?"
In diesem Moment knurrte mein Magen so laut, dass Mia und Ace sogar ihren Kuss unterbrachen.
"Ich glaube, da hat jemand so sehr Hunger, dass wir endlich los sollten, bevor diese Person doch noch verhungert", lachte Dylan, wofür ich ihm nur kurz die Zunge rausstreckte.
Dann machten wir uns jedoch endlich auf den Weg, um meinem Bauch das wohlverdiente Essen nach all der Aufregung zu verschaffen.
Heyho! Ich bin wieder da und hoffe, ihr habt mich nicht allzu sehr vermisst😂💗
Ich hatte auf jeden Fall ein tolle Zeit in Bulgarien und versuche ab jetzt, jeden Dienstag ein Kapitel von The American Dream hochzuladen.
Na was sagt ihr zu diesem Kapitel? Da kommt endlich Mal wieder der alte Dylan ein bisschen zum Vorschein, oder?
Ich wünsche euch eine schöne Woche und bis nächsten Dienstag! 😊
Eure Amy
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