Der Lustige und das Biest
Bevor ich aus der Haustür heraustrat, nahm ich eine schrille Stimme von draußen wahr, die ziemlich aufgebracht klang. Zögerlich zog ich die Tür auf und sah eine hübsche Frau, die vor Resul wild mit ihren Armen herumfuchtelte. Als sie mich bemerkte, warf sie mir einen wütenden Blick zu, woraufhin sich mein Magen sofort unangenehm zusammen zog.
"Zieh sofort meine rote Bluse aus!", knurrte sie mich mit zusammengekniffenen Augen an und kam dabei einen Schritt auf mich zu. Nervös ging ich automatisch einen Schritt zurück, denn ich hatte das Gefühl, sie würde mir gleich an die Gurgel springen.
"Selina, lass gut sein. Sie hat nichts zum Anziehen und du hast mehr als genug, also lass sie in Ruhe", sprach Resul beruhigend auf sie ein und platzierte seine Hand auf ihrer Schulter. Doch sie knirschte nur mit den Zähnen und schlug voller Wut seine Hand weg.
"Ich bin nicht die Wohlfahrt und erst recht nicht für deine kleinen Schlampen!"
Den Blick auf Resul gerichtet, zeigte ihr Zeigefinger genau auf mich, woraufhin mein Blick zu Boden fiel. Wie konnte sie so über jemanden reden, den sie nicht einmal kannte. Sie war sicher seine Schwester, trotzdem hatten sie nichts gemeinsam.
"Du weißt echt nicht, mit wem du es zu tun hast, Schwesterherz", sprach er amüsiert. "Sie ist keine von meinen Schlampen. Das ist Alicia, die Mate von Killian."
Seinen Namen zu hören, brachte mir mal wieder eine kleine Gänsehaut auf meinen Armen und in dem Moment, wo meine Gedanken wieder zu ihm abschweifen wollten, riss Selinas lautes Ausschnauben mich wieder in die Realität. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drängte sie sich an mir vorbei ins Haus und erst, als sie hinter mir die Tür ins Schloss knallte, traute ich mich wieder meinen Kopf zu heben. Resul verdrehte lachend die Augen und kam tröstend auf mich zu.
"Freunde werdet ihr beide sicherlich nicht mehr. Sie ist einfach Selina, mach dir nichts draus."
"Naja, vielleicht ja, wenn ich ihr ihre Sachen zurück gebe, sobald ich neue habe." Ich schaute ihn fragend an, doch er lachte nur, was mich leicht verwirrte.
"Nicht einmal dann. Sie ist seit ihrem 16. Lebensjahr in Killian verliebt. Du bist ab jetzt ihr größter Feind. Tut mir echt leid für dich."
Verwundert blickte ich ihn an. Darüber, dass es noch andere Frauen gab, die in Killian verliebt waren, hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Die Gerüchte, um die Alphas im Süden waren immer gleich und das sie mehrere Partnerinnen neben ihrer Mate hatten, wurde auch oft genug erwähnt. Obwohl ich das Gefühl unterdrücken wollte, meldete sich diese zerstörerische Eifersucht wieder und brachte mich dazu, meine Zähne zusammenzupressen. Ich wollte ihn nicht und mein Verstand versuchte meine Instinkte immer wieder zu bremsen, aber sie sollte ihn auch nicht bekommen, darüber war ich mir sicher.
"Ist da jemand eifersüchtig?", grinste Resul mich an und stupste amüsiert gegen meinen Arm, doch ich wich seinem Blick aus, denn ich wollte nicht, dass er meine erröteten Wangen sah.
Das laute Aufheulen eines Wagens unterbrach die unangenehme Stille zwischen uns und als ich herüber zur Straße schaute, erkannte ich den Geländewagen und Damiano am Steuer, doch von Killian war nichts zu sehen, was mich leicht verunsicherte.
Der Große nickte mir freundlich zu und wandt den Blick dann streng zu seinem Bruder, um ihn zu sich zu winken. Resul zwinkerte mir beruhigend zu und lief dann zu seinem Bruder ans Auto, wo die beiden miteinander flüsterten und immer wieder zu mir herüber schauten, was mich nervös mit meinen Fingern spielen ließ.
Reden die über mich?
Dann gab Damiano mir auch ein Zeichen und zwar, dass ich einsteigen sollte. Während ich nervös zum Auto lief, blieb Resul alleine am Straßenrand stehen. Ich fand es wirklich schade, seine kindliche Art jetzt nicht mehr um mich zu haben, aber ich würde ihn sicher bald wiedersehen. Mit Schwung hüpfte ich auf den Beifahrersitz des großen Geländewagens und machte es mir in den roten Ledersitzen gemütlich. Kaum war meine Tür geschlossen, flog mir Killians Geruch entgegen und brachte mir ein ungewolltes Lächeln ins Gesicht.
Damiano riet mir noch, mich anzuschnallen und startete dann den Wagen. Sofort wurde mir klar, wieso er mir dazu riet, denn für meine Verhältnisse fuhr er viel zu schnell. Ich klammerte mich an meinem Sitz fest und riss erschrocken die Augen auf, bis ein Lachen mir ins Ohr dröhnte. Es ähnelte dem Lachen von Resul, woran man sofort erkennen konnte, dass sie Brüder waren.
"Keine Sorge. Ich werde uns sicher ans Ziel bringen", sprach er amüsiert und schaute dann grinsend zu mir herüber. Ich verstand sein Lachen, denn es sah sicher auch echt witzig aus. Ein kleines, blasses Mädchen, das ihre Fingernägel in einen Ledersitz krallte. Über diese Vorstellung musste ich dann auch lachen und mit dem Gefühlsausbruch erhellte sich auch meine Stimmung wieder.
Vor lauter Kichern bekam ich gar nicht mit, dass wir vor einer Bibliothek zum Stehen kamen. Erst als Damiano mich ansprach, kam ich wieder zurück ins Hier und Jetzt.
"Wir sehen uns, Alicia", flüsterte er mir zu und wartete dann, bis ich mich abschnallte und ausstieg, um dann mit quietschenden Reifen los zu rasen. Ich schaute ihm noch fassungslos hinterher und drehte mich dann zum Schaufenster um, dass mich neugierig anzog. Es gab so viele Bücher die ich nicht kannte und auch viele, die ich schon mehrmals gelesen hatte.
"Wunderschön", hörte ich plötzlich Killians Stimme neben mir und erst dann fiel mir auf, dass er rechts von mir an eine Wand gelehnt stand und mich aufmerksam beobachtete. Mit einem Ruck zogen mich seine Hände in seine starken Arme, was mir sofort die bekannte rosa Farbe auf die Wangen trieb. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und zog meinen Geruch genüsslich ein, während seine Arme mich fester umschlossen, aber trotzdem vorsichtig, bedacht darauf, mir nicht weh zu tun. Ich schmolz in seinen Armen dahin. Adieu Verstand, willkommen Instinkt, dachte ich mir und es fühlte sich plötzlich vollkommen richtig an, hier in seiner Umarmung zu stehen. Sein Geruch beruhigte mich, während seine Hände sanft über meinen Rücken streichelten und mein Herz zum Tanzen brachten. Ich stieß ein leises, zufriedenes Seufzen heraus, das er gehört haben musste, denn seine Arme zogen sich langsam zurück, um mein Gesicht in seine Hände zu nehmen.
"Hast du mich vermisst?", fragte er so liebevoll, als hätten wir ein Leben lang aufeinander gewartet. Doch ich brachte keine richtigen Worte mehr heraus, konnte nur noch stammeln.
"Nicht eine Sekunde", stotterte ich überfordert und wollte damit frech wirken und es ihm nicht zu leicht machen. Er sollte nicht denken, dass ich ihm das alles schon verziehen hätte. Außerdem hatte ein Teil von mir und wenn es nur ein kleiner Teil war, immer noch Angst vor ihm. Nicht vor ihm als Mate, sondern vor ihm als Alpha.
Statt verärgert über meine Antwort zu sein, grinste er nur und kniff mir belustigt in die Wange.
"Das wird schon noch. Jetzt kaufen wir dir erstmal etwas zum Anziehen."
"Woher weißt du, das ich etwas zum Anziehen brauche?"
"Der Geruch von Selina überdeckt deinen, das gefällt mir nicht."
Natürlich erkannte er ihren Geruch. Er hatte ihn sicher schon oft eingeatmet. Die Bilder, die daraufhin in meinem Kopf enstanden, machten mich unheimlich wütend. Eingeschnappt zog ich mein Gesicht aus seinen Händen, verschränkte die Arme und knurrte leise in seine Richtung. Ich konnte ihm förmlich ansehen, wie sein Gehirn ratterte und wie er versuchte zu verstehen, was hier gerade vor sich ging. Er kam aber zu keinem Entschluss. Sichtlich irritiert nahm er dann vorsichtig meine Hand, küsste sie zärtlich und zog mich anschließend Richtung Innenstadt.
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