Kapitel 7

Es ist still im Auto, die einzigen Geräusche, die zu hören sind, sind das Holpern von Trents schwarzem Range Rover auf dem steinigen Waldweg und mein Herzschlag, den ich laut und deutlich in meinen Ohren wummern höre. Ich fühle mich nicht besonders wohl mit ihm auf so engem Raum allein zu sein. Vor allem nicht, wenn er noch so wütend und aufgebracht ist. Aus dem Augenwinkel versuche ich ihn unauffällig zu mustern. Sein Blick ist starr nach vorn gerichtet, sein Kiefer leicht verschoben und seine Augen zu Schlitzen verengt. Auch seine Atmung geht noch flach. Seine Hände krallen sich am Lenkrad fest und wenn man bedenkt, dass er ein Werwolf ist und unheimlich stark ist, habe ich Angst, dass er es jeden Moment abreißen könnte. Der Typ sollte definitiv mal was gegen seine Wutprobleme machen.

Ich sehe zu meiner Rechten aus dem Fenster raus. Dicke Baumstämme mit dunklen dichten Kronen ziehen an uns vorbei. Vereinzelt fallen ein paar Strahlen orangefarbenes Sonnenlicht durch die Blätter hindurch. Das Wetter ist lange nicht mehr so schlecht wie heute Morgen. Es sieht traumhaft aus und ich würde diesen Anblick auch genießen, wenn der Freak nicht neben mir sitzen würde. Ich ziehe meinen Sweater über meine Hände und kuschele mich hinein, es gibt mir seltsamerweise ein Gefühl der Sicherheit. Trent scheint das allerdings falsch zu interpretieren, denn zwischen seinen Augenbrauen bildet sich eine kleine Falte. Besorgt fragt er: "Alles okay? Ist dir kalt, Baby?" Wow. Der wechselt seine Stimmung schneller als ich 'Cookie' sagen kann.

"Alles bestens", antworte ich kurz angebunden. Trent sieht mich genervt an. Er dreht die Heizung hoch und sagt liebevoll: "Baby, du kannst mir ruhig sagen, wenn du dich nicht wohl fühlst oder du etwas brauchst. Ich will doch nur, dass es dir gut geht." Er legt seine eine Hand auf mein Knie, die andere verweilt auf dem Lenkrad.

Das ist doch wohl ein Scherz, oder? Ich ignoriere die Gänsehaut und das Feuer, die sich von meinem Knie aus über meinem ganzen Körper ausbreiten. "Du willst, dass ich dir sage, wenn es mir nicht gut geht? Denn jetzt gerade in diesem Moment geht es mir nicht gut! Sowieso die letzten Tage waren das reinste Chaos, und mir geht's verdammt nochmal seit Monaten nicht mehr gut! Und überhaupt, was bildest du dir eigentlich die ganze Zeit ein? Ich gehöre nicht dir wie irgendsoeine Trophäe! Und was zur Hölle erwartest du von mir? Dass ich einfach so akzeptiere, dass du ein psychopathischer Freak bist und dich in einen Werwolf verwandeln kannst? Willst du jetzt, dass ich dir wie eine hirnlose Barbie in die Arme springe und auf deinem pelzigen Rücken in den Sonnenuntergang reite? Denn tut mir Leid, aber ich habe noch Verstand und den lass ich mir sicherlich auch nicht von deinen komischen Verhaltensweisen wegnehmen!", schreie ich ihm hysterisch und rasend vor Wut entgegen. Zum Ende hin wird meine Stimme immer lauter. Aber es tut einfach nur so gut, meinen ganzen Ärger der letzten Tage rauszulassen.

Frustriert schlage ich mit meiner Faust auf die Fensterscheibe, ich kann einfach nicht mehr. Aber das war dann wohl doch keine so gute Idee, denn sobald meine Finger das Glas berühren, durchzuckt ein brennender Schmerz meine rechte Hand und ich ziehe sie blitzschnell an meine Brust. Mit meiner anderen Hand streiche ich sanft über meine Handkante, mit jeder Berührung durchzieht mich eine neue Welle des Schmerzes. Du hast es drauf, Care! Ich beiße mir so fest auf die Unterlippe, dass ich Blut schmecke. Außerdem kralle ich die Fingernägel meiner unverletzten Hand in meine Handfläche. Ich könnte heulen, zum einen wegen des Schmerzes und zum anderen wegen meiner Wut auf mein abgef*cktes Leben und meine momentane Situation mit Trent. Bleib stark, Caroline. Er darf dich jetzt bloß nicht schwach sehen, sonst hatte deine ganze Rede keinen Sinn, weil er dich nicht Ernst nimmt.

Trent wirft mir einen schnellen Blick zu, seine Augen sind weit aufgerissen. "Oh mein Gott, Baby, ist alles in Ordnung?", fragt er beunruhigt, sein Blicke schweifen immer wieder von dem Weg vor uns zu mir herüber. Ich antworte nicht, ich bin zu sehr damit beschäftigt, nicht jeden Moment laut los zuheulen. Er hält das Auto an, wir sind ja schließlich mitten im Wald, es wird schon niemand anderes hier entlang fahren wollen. Er schnallt sich ab und lehnt sich zu mir herüber.

Zärtlich nimmt er meine verletzte Hand in seine und dreht sie so, dass er meine Handkante betrachten kann. Entsetzt stelle ich fest, dass sich dort schon ein kleiner blauer Fleck gebildet hat. "Oh Baby", flüstert er. "Was machst du denn?" Langsam zieht Trent meine Hand zu seinen Lippen und gibt mir einen sanften Kuss auf den sich bildenden Bluterguss. Und so ungern ich das auch zugebe, seine weichen, aber ich selben Moment rauen, Lippen lindern den bohrenden Schmerz ein wenig. Hat der jetzt auch noch Heilkräfte oder so?

Ich starre ihn mit offenem Mund an. Warum wehre ich mich nicht gegen seine Berührungen? Er wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. "Ich hab leider kein Eis, Baby, du musst wohl noch warten, bis du zu Hause bist." Ich antworte nicht, ich hab nämlich keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll. Der ist hundertprozentig bipolar. Dann verwandelt sich seine besorgt Miene in ein selbstgefälliges Grinsen und er zwinkert mir zu. "Und mach den Mund zu, Baby, sonst fliegen Fliegen rein." Der hat vielleicht Nerven. Ich brülle ihn an, dass mir alles über den Kopf wächst und der macht trotzdem noch so schmalzige Bemerkungen.

Ich blicke ihn finster an und ziehe meine Hand bissig aus seinen Pranken. "Du bist so ein Arschloch, Trent", zische ich angepisst. "Hast du mir gerade eben überhaupt zugehört? Hast du überhaupt ein Wort von dem behalten, was ich dir gerade gesagt habe?" Er sieht mich an, wie ein Lehrer seinen Schüler, der nach dem fünften Mal erklären die Aufgaben immer noch nicht verstanden hat, also als ob ich total bescheuert wäre.

"Baby, das ist doch jetzt nicht so wichtig. Deine Hand-", setzt er an, aber ich hab schon genug gehört. "Nicht so wichtig? Sag mal, geht's dir noch gut? Natürlich ist das wichtig! Ich versuche, dir hier gerade klar zu machen, dass ich nichts mit deiner Matewelt zu tun haben will, aber das scheint dich ja überhaupt nicht zu interessieren!" Ich habe ihn gerade sowas von satt.

Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich Kränkung auf seinem Gesicht aufflammen. Seine Miene wird allerdings sofort wieder steinhart. "Baby, es tut mir Leid, dass ich dir das sagen muss, aber du kannst dich dem nicht einfach entziehen. Wir sind Seelenverwandte, das zwischen uns wird für immer halten."

Bei seinen Worten schlage ich mir entnervt mit meiner Handfläche gegen die Stirn. Das hört sich an, als hätte er es aus einem schlechten Liebesfilm. "Oh mann, Trent, das interessiert mich einen Scheißdreck. Ich will nichts mit dir zu tun haben, also lass mich verdammt noch mal in Ruhe!", versuche ich ihm energisch klar zu machen.

Ich merke wie die Wut wieder in ihm aufflammt. Er ballt seine Hände zu Fäusten und ich kauere mich in meinem Sitz hinein. Er jagt mir Angst ein. Er wirkt, als würde er mich jeden Moment anschreien, aber er scheint es wieder herunterzuschlucken. Er fährt sich verzweifelt mit zitternden Händen übers Gesicht. Ich sehe wie er einige Male tief ein und aus atmet. "Baby", flüstert er gestresst. "Ich kann dich nicht in Ruhe lassen. Selbst wenn ich wollte, ich könnte nicht. Und du kannst auch nicht verleugnen, dass du dich zu mir hingezogen fühlst. Ich weiß, dass du es auch spürst."

Ich öffne meinen Mund und schließe ihn direkt danach wieder. Wahrscheinlich sehe ich aus wie ein dämlicher Fisch. Er hat Recht. Aber das würde ich mir vor ihm selbstverständlich niemals eingestehen. Also presse ich die Lippen aufeinander, verschränke die Arme vor der Brust und drehe mich zum Fenster. Wie ein zickiges Kleinkind sehe ich eingeschnappt durch das Glas in den immer dunkler werdenden Wald hinaus. Aber das ist mir gerade egal, dann verhalte ich mich eben kindisch. "Baby", fleht er und ich kann mir sein Hundegesicht, mit dem er mich im Moment bestimmt bettelnd ansieht, genau vorstellen. "Sieh mich an, Baby, bitte."

Ja sicher doch, ich sehe ihn jetzt ganz bestimmt an, damit ich mit seinem dämlichen Gesicht Mitleid bekomme. Dann hätte er ja gewonnen. Das kann der aber mal ganz schnell wieder vergessen. Er seufzt, als ich nicht reagiere. Verständnisvoll sagt er: "Hör zu, ich weiß, dass das alles echt hart für dich sein muss und ich will mir gar nicht vorstellen, wie du dich in den letzten Tagen gefühlt haben musst, aber ich brauche dich. Sobald ein Werwolf seinen Mate trifft, kann er nicht mehr ohne ihn überleben und Care, ich halte es jetzt schon nicht mehr aus, dass du nicht die ganze Zeit bei mir bist, und das nach gerade mal zwei Tagen."

Halt durch, Caroline, du schaffst das. Sie ihn bloß nicht an. Ich beiße mir auf die Zunge und versuche mit größter Mühe, meine Tränen zurückzuhalten. Ugh. Scheiß Periode. "Schön für dich, nur komischerweise bin ich aber kein Werwolf, also betrifft mich der ganze Mist nicht wirklich. Dann musst du halt leiden, nicht mein Problem", zicke ich, immer noch aus dem Fenster blickend. Ich weiß, dass ihn das jetzt verletzt hat, aber er soll mir gefälligst von der Pelle rücken.

Ich vernehme, wie er scharf die Luft einzieht. Er antwortet nicht, wir schweigen uns an, mein Blick gleitet über die Blätter der Bäume, die den Wegrand säumen. Die Spannung im Auto steigt mit jeder Sekunde. Ich kann kaum atmen vor Aufregung. Nach einer Weile räuspert er sich. Er klingt schon fast gebrochen, als er sagt: "Bitte tu mir das nicht an, Care."

Ich ignoriere ihn. Der kann mich mal, der ist doch der jenige, der mir diesen ganzen Stress und das Chaos antut. Ich wende meinen Blick von den Bäumen zu meinem Schoß auf meine Knie und fummele nervös an der Naht an der Innenseite meiner Oberschenkel herum. "Fahr einfach weiter", flüstere ich, denn wenn ich lauter sprechen würde, würde meine Stimme brechen und ich müsste weinen.

Widerstrebend schnallt Trent sich wieder an und fährt langsam weiter den Waldweg entlang. Keiner von uns sagt etwas. Ich versuche, mich wieder etwas zu beruhigen und meinen Herzschlag trotz seiner Nähe zu einer halbwegs normalen Geschwindigkeit zurück zubringen. Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und lasse meinen Blick geistesabwesend über das Armaturenbrett schweifen. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie er mir immer wieder besorgte Blicke zuwirft. Da der Weg immer ebener wird, schätze ich, dass wir ungefähr die Hälfte von ihm zurück gelegt haben. Und genau dann entscheide ich mich, die Stille zu durchbrechen.

"Du machst mir Angst, Trent", sage ich unsicher mit zitternder Stimme. Bei meinen Worten verkrampft sich sein Griff am Lenkrad. Glücklicherweise sieht er mich nicht an, sondern hält seinen Blick auf der Windschutzscheibe, denn ich weiß nicht, ob ich seiner herzzerbrechenden Miene, die sich auf seinem Gesicht breit macht, standhalten könnte. Sein Mund ist leicht geöffnet, seine Augenbrauen ziehen sich ein wenig nach unten.

"I-Ich ma-mach dir Angst?", fragt er und er klingt, als wäre ein so eben zersplittertes Weinglas. Ich wage es nicht ihn anzusehen, ich weiß aber auch nicht, ob er mich nach meiner Aussage überhaupt noch anblicken will. Ich traue mich kaum etwas zu sagen, also nicke ich nur und presse ein ersticktes "Ja" hervor. Ich versteh das einfach nicht. Warum nimmt es mich so mit, dass ihn das offensichtlich verletzt hat?

Aus dem Augenwinkel blicke ich flüchtig zu ihn auf. Er wirkt total auf das Autofahren konzentriert, aber ich weiß, dass er einfach nur keine Ahnung hat, wie er mir jetzt antworten und wie er mir meine Angst nehmen soll. Er atmet zitternd ein. "B-Baby", flüstert er am Boden zerstört. Warum auch immer, ich halte sein Leid nicht aus und versuche ihn wieder aus seinem Elend zu befreien. Ich hätte das nicht sagen sollen. Aufgewühlt fange ich an mich zu entschuldigen: "Es tut mir Leid, Trent, aber das ist einfach alles zu überwältigend für mich und dann kommst du einfach so daher gelaufen und verlangst, dass ich bei dir einziehe und dass ich es akzeptiere, dass ein wildfremder Mann mich immer zu umarmt. Ich kenn dich gar nicht und du tust so, als hätten wir uns von klein auf jeden Tag gesehen und dann hast du auch noch diese dämlichen Wutprobleme, die mich in Angst und Schrecken versetzen. Ich kann das einfach nicht." Meine Stimme klingt verzweifelt und ich frage mich, woher ich am Anfang der Autofahrt eigentlich den Mut genommen habe, ihm einfach so die Meinung zu geigen. Dem Werwolf mit unmenschlicher Kraft und Wutproblemen. Du bist ja so klug, Care. Nicht.

Wir biegen auf die asphaltierte Hauptstraße ein. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Trent noch atmet, so verkrampft sitzt er da. Zitternd atmet er ein. "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Care, ich würde dir niemals weh tun, eher würde ich sterben. Wenn es das ist, wovor du dich so fürchtest." Ich schüttele erledigt den Kopf bei seinen Worten. "Es ist nicht nur das", erkläre ich resigniert. "Ich kenne dich keine 48 Stunden lang und du erwartest von mir, dass ich mich an dich schmeiße. Ich weiß ja nicht, wie das bei Werwölfen ist, aber bei Menschen geht das nicht so schnell."

Er seufzt und zum ersten Mal seit meinem Geständnis sieht er mir in die Augen. Als seine Dunklen auf meine Grünen treffen, verschlägt es mir den Atem, so intensiv ist sein mittlerweile ausdrucksloser Blick. Da glitzern aber keinen Tränen auf seinen Wimpern, oder etwa doch? "Wir haben alle Zeit der Welt, um uns kennen zu lernen, wenn du dich nur darauf einlässt, Baby", flüstert er rau. Er widmet seine Aufmerksamkeit wieder der Straße vor der Windschutzscheibe. Ich antworte ihm nicht. Ich weiß nämlich gar nicht, ob ich ihn überhaupt kennen lernen will.

Aber das komische Gestottere, das unvermeidlich als Antwort aus meinen Mund gepurzelt wäre, bleibt mir erspart, denn genau in diesem Moment beginnt mein Handy in der Hosentasche zu klingeln. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob Trent es gutheißen würde, wenn ich einfach so dran gänge, also rühre ich mich nicht vom Fleck und starre ihn mit geweiteten Augen an. Erst fährt er ganz normal weiter, als hätte er das Klingeln gar nicht gehört, doch sechs Sekunden später stöhnt er genervt auf und knurrt: "Na jetzt geh schon ran." Bei dem Geräusch läuft mir ein seltsamerweise wohliger Schauer über den Rücken. Und seinem selbstgefälligen Blick nach zu urteilen, weiß er genau, was sein Knurren für einen Effekt auf mich hatte.

Mit unruhigen Händen fische ich mein Smartphone aus meiner vorderen Jeanstasche. Ich schaue aufs Display und kann mein Grinsen nicht unterdrücken. Toby.

"Hey Toby!", tschilpe ich in den Hörer. Ich höre ihn leise über meine Aufgeregtheit lachen. "Na Kleines?", brummt er zurück.

Sobald ich seine Stimme vernehme, vergesse ich, dass ich mit dem Freak im Auto hocke und frage glücklich: "Wie geht's dir so? Ich hab deine Stimme vermisst."

"Ich hab nicht nur deine Stimme vermisst, sondern auch den Rest von dir, danke, dass dir mein Körper wohl offensichtlich völlig egal ist", antwortet er gespielt gekränkt, aber ich höre das kühne Grinsen aus seiner Stimme heraus. Ich muss kichern, er ist so ein Idiot. "Aber mir geht's sonst gut. Obwohl nein, mir ging's noch nie besser!", erzählt er mir freudig und ich weiß auch sofort, woran das liegt. Oder eher an wem. Dylan.

"Das klingt großartig, T. Bei mir es es gerade alles etwas ...", ich sehe verunsichert zu Trent, "sagen wir mal verwirrend, aber ich komm schon klar, denke ich", fasse ich grob für ihn zusammen.

Sofort fragt Toby besorgt: "Du weißt, wenn du reden willst oder was auch immer Mädchen dann machen, ich bin immer für dich da, Care." Ich muss lächeln, er ist so sweet. "Danke, das ist echt süß von dir, aber ich krieg das schon hin", versichere ich ihm. "Aber apropos reden, du wolltest mir noch von einem gewissen Jemand erzählen."

Sein tiefes Lachen hallt in mein Ohr, ich kann einfach nicht mehr aufhören zu grinsen. Bis ich ein wütendes Knurren zu meiner Linken vernehme und ich wie ein verschrecktes Häschen zusammen zucke, sich aber im gleichen Moment meine Nackenhaare aufstellen. Dankeschön, Trent, du hast mir soeben meine gute Laune verdorben. Toby will gerade anfangen, zu erzählen, aber auch er scheint Trent gehört zu haben. "Oh Gott, was war das denn, Care?", fragt er irritiert. "Ähm...", stottere ich. "Nichts. Warte kurz, ich bin gleich wieder da."

Ich halte meine Hand so über mein Handy, dass Toby unsere Unterhaltung nicht mit anhören kann und werfe Trent einen bösen Blick zu. "Was sollte das denn jetzt?", zische ich. Erst jetzt fällt mir auf, dass seine Augen nur noch schwarze Höhlen sind. Ohoh, kein gutes Zeichen. Seine Knöchel sind weiß, so fest umkrallt er das Lenkrad. Was würde er bloß ohne sein geliebtes Lenkrad tun, so sehr wie er das immer umklammert.

"Mit wem redest du da?", knurrt er angriffslustig. Och nee, nicht schon wieder sein besitzergreifender Mist. Ich verdrehe genervt die Augen. Mir reicht es jetzt aber sowas von. "Das geht dich nichts an", antworte ich gehässig. Ich bin mir darüber bewusst, dass ihn das nur noch mehr auf die Palme bringen wird, aber der geht sowieso schon die ganze Zeit auf die Nerven, also Nicht. Mein. Problem.

"Ich will's aber wissen, also raus mit der Sprache!", ruft er mit gefletschten Zähnen. Ich zucke wieder zusammen, als seine Stimme durch das Auto hallt. Verdammt, wann kann der endlich mal seine Pillen nehmen und runterkommen? Und der soll sich mal nicht wundern, weshalb er mir Angst einjagt.

"Also jetzt mal ernsthaft, chill! Du tust so, als ob ich ein Verbrechen begangen hätte, dabei will ich doch einfach nur telefonieren!", erwidere ich wutentbrannt. Ich sehe erwartungsvoll zu ihm auf, gespannt darauf, wann er verstehen wird, dass er maßlos überreagiert. Aber natürlich passiert das nicht, sondern ganz im Gegenteil, er wird immer aufgebrachter und ich sehe starr vor Schreck dabei zu, wie sich Fangzähne in seinem Mund bilden. Was zur Hölle?

Rasend vor Wut brüllt er: "Du gehörst mir! Nicht diesem dämlichen Toby! Mir! Und zwar mir allein und niemandem sonst!" Geschockt starre ich ihn an. Er atmet schwer und versucht krampfhaft sich zurück zuhalten und mir nicht das Handy aus der Hand zu reißen. Ich kann es nicht fassen. Er versteht es wohl immer noch nicht. "Shit", murmele ich. "Du willst mich doch wohl echt verarschen, oder? Ich gehöre nicht dir! Und das werde ich auch niemals! Du bist so ein eifersüchtiges und habgieriges Arschloch! Ich unterhalte mich hier mit meinem Bruder, der, falls dich das noch immer nicht beruhigt, schwul ist, und keinem seltsamen schmierigen Typen! Du hast sie sie wohl echt nicht mehr alle!", schreie ich ihn an.

Er sieht mich mit großen Augen an. "Dein Bruder?", fragt er kleinlaut. Die Röte schießt ihm ins Gesicht. Wow. Was ein Anblick. Trent, der ach-so-starke Alpha schämt sich und wird rot. Ha, das ich nicht lache! "Ja", antworte ich schnippisch. "Mein Bruder. Weißt du, das ist diese Person, die die gleichen Eltern wie du hast." Er verdreht die Augen. Sarkastisch fügt er hinzu: "Nein, wirklich?"

Ich nicke und lächele ihn falsch an. "Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich habe ein Telefonat zu führen." Ohne auf seine Antwort zu warten, halte ich mein Handy wieder ans Ohr. "Toby? Bist du noch da?", frage ich und versuche, mir meine Wut auf Trent nicht anmerken zu lassen. Er soll ja keinen Verdacht schöpfen, sonst hält der mich am Ende noch für verrückt.

"Jap. Alles okay bei dir?", er klingt gezwungen, etwas, das er sonst nie ist, wenn wir uns unterhalten oder gar Zeit miteinander verbringen. Ich seufze. "Du hast alles mitbekommen, oder?" Toby räuspert sich bei meiner Frage. "Nicht alles", gibt er schüchtern zu. "Aber einiges."

Na super. Das wird ja immer besser. "Hör zu, vergiss einfach, was du gerade gehört hast. Ist alles halb so wild und ich will sowieso nicht darüber reden. Aber du, du willst reden. Von Dylan. Also schieß los!" fordere ich ihn ausgelaugt auf. Ich bin mir bewusst, dass er am Liebsten weiter nachhaken würde, aber er kennt mich zu gut und weiß, wann das nichts bringt. Zum Beispiel heute. Da würde es ihm definitiv rein gar nichts bringen.

Er atmet einmal tief durch. "Also", setzt er aufgeregt an. "Wir waren vor zwei Tagen im Kino und Dylan war so mega süß und romantisch. So richtig clichéhaftes erstes Date, oh mein Gott, allein bei dem Gedanken daran bekomme ich Schmetterlinge im Bauch. Also als erstes hat er mich so richtig gentlemanlike abgeholt und er hatte zwar einfach nur eine Jeans und ein weißes V-Neck-Shirt an, aber er sah so unglaublich heiß aus! Und dann ...", erzählt er mir total verknallt, aber leider schalten sich meine Ohren dann wie von selbst ab und keines seiner Worte kommt noch in meinem Hirn an. Ich freu mich wirklich mega für ihn,aber ich bin einfach zu müde und erschöpft, um ihm wirklich zu folgen.

Ab und zu gebe ich noch ein brummiges 'Mhm' von mir, damit er mich nicht bei meiner Träumerei ertappt. "... Naja, jedenfalls ist er einfach so toll und Care, ich glaub ich bin verliebt", schwärmt er mir vor. Ich kichere. Den hat es aber sowas von erwischt. "Ja, ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und gebe dir da Recht", stimme ich ihm zu.

Er lacht mit mir. "Wie auch immer, ich bin fertig, ich glaub ich geh jetzt mal pennen, Kleines", sagt er und gähnt ausgiebig, um seine Aussage zu unterstreichen.

"Kann ich verstehen, mir geht's nicht anders. Ich hab dich lieb, T, und ich vermisse dich", verabschiede ich mich. Er gähnt noch einmal und erwidert träge: "Ich dich auch, Care, ich dich auch. Und pass auf dich auf!"

Ich lächele leicht. "Das Gleiche gilt für dich. Bye!"

"Wir sehen uns", sind seine letzten Worte, bevor ich den kleinen roten Hörer auf meinem Bildschirm presse und mein Handy wieder in die Hosentasche zurück schiebe. Ich sehe aus dem Fenster, die Sonne ist mittlerweile fast komplett untergegangen, nur noch winzig kleine orangefarbene Flecken betüpfeln die Straße und ihre von Blumen gesäumten Ränder. Ich ignoriere Trent genau wie zuvor auch, ich sehe nicht einmal in seine Richtung. "Care", flüstert er niedergeschlagen aber ich schüttele nur meinen Kopf und blicke finster aus dem Fenster. "Nein." Er lässt es glücklicherweise gut sein und wir fahren in unbehaglicher Stille noch ungefähr zehn Minuten bis zu meinem Haus weiter.

Ich schnalle mich ab und will gerade die Tür öffnen und aussteigen, aber er hält meinen Unterarm fest und hält mich zurück. Meine Haut wird bei seiner Berührung wieder ganz kribbelig. Ugh. "Warte", bittet er mich zärtlich und obwohl ich ihn nicht ansehe, stille ich meine Bewegungen. "Es tut mir Leid, okay? Ich wollte nicht so ausrasten. Es ist einfach eine Art Instinkt, aber ich werde mich bessern, ich verspreche es dir. Bitte vergib mir, Baby, ich brauche dich, ich kann nicht ohne dich."

Ich fühle ein Flattern in meinem Bauch. Seine Worte wiederholen sich immer wieder in meinem Kopf. Dämliche Mateanziehungskraft. Und sosehr es mir fast schon körperlich weh tut, ihm seinen Wunsch nicht zu erfüllen und ihm zu vergeben, ich steige zögerlich aus und flüstere nur: "Lass mich das einfach alles verarbeiten." Ohne ihn ein letztes Mal anzusehen, meine Augen sind auf den Teer unter uns gerichtet, ergänze ich noch: "Danke fürs Nachhausefahren." Ich schlage die Tür hinter mir zu und maschiere den Steinweg auf meine Haustür zu.

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[A/N] Oops, ich schon wieder. Mein Urlaub scheint das Updaten dieser Story wohl doch nicht wirklich zu beeinflussen. Yay. Party hard. 🎊

Und waaaas? Schon über 2,3k Reads?! Omg danke! 💕

Und auch danke für die Kommentare des letzten Kapitels, ihr seid alle sooo sweet 😊

Das Bild an der Seite ist Jeremy. 😍

Der Song an der Seite ist, obwohl er nichts mit dem Kapitel zu tun hat, Drag me down von One Direction bc it's so damn fooking good and i can't fooking breathe and kenckflmfkcjfkfikx *unexplainable squeeing* 😍😍
#proudofmyboys for releasing the bestest song ever
#proudofzayn for finally being the real him

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen!

Lasst mir doch bitte Votes und Comments da, damit ich weiß, dass sich meine Bemühungen lohnen! 💗

xx

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