Ich dachte der Tag könnte nicht noch schlimmer werden. Aber da habe ich mich wohl gewaltig geschnitten. Denn als ich dann mitten in der Stunde in den Englischunterricht rein platze, schreiben die natürlich gerade einen Überraschungstest. Ja klar doch! Am zweiten Schultag schreibt man sicherlich als aller erstes Mal einen Test, damit gewinnt man dann alle Schüler direkt für sich. Nicht. Und diesen tollen Test darf ich dann in der Mittagspause nachschreiben. Yay. Man bemerke den Sarkasmus. Also kein Mittagessen für mich heute. Naja, egal meine Mutter hat mir ja sowieso kein Lunch für mich gemacht. Auch wenn Mrs. Hale ein Werwolf ist, eine besonders nette Lehrerin ist sie dadurch nicht.
Und zu allem Überfluss muss ich heute auch noch meine Tage bekommen. Man bemerke, 9 Tage zu früh. Aber genau heute habe ich selbstverständlich keinen Tampon dabei. Wenigstens hat Sierra einen. Ugh. Ich könnte mich erschießen. Deswegen ist meine Laune auch entsprechend mies, als mich, nachdem ich diesen total überflüssigen Test hinter mich gebracht habe, auf meinen Stuhl zwischen Jeremy und Megan im Geschichtsraum fallen lasse. Der Lehrer ist zum Glück noch nicht da. "Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragt Jeremy dämlich grinsend. Ich funkele ihn finster an, ich würde ihm am liebsten eine Ohrfeige verpassen. "Halt's. Maul.", zische ich angepisst. Er hebt abwehrend die Hände. "Ist ja gut, ist wohl wieder die Zeit des Monats", murmelt er und holt sein Geschichtsbuch aus seinem Rucksack. Ich feuere mit meinen Augen Pfeile auf seinen Rücken und boxe ihn etwas zu hart, um es spielerisch zu meinen, in die Schulter. Er ist ein Werwolf, er wird das schön aushalten.
Blitzschnell dreht er sich wieder zu mir um, seine Augen leuchten gelb, seine Zähne sind gefletscht. Ich reiße meine Augen auf und kauere mich an Megan. Mein Herz pocht auf einmal rasend schnell. Als Jeremy meinen verängstigten Gesichtsausdruck sieht, blinzelt er einige Male und schüttelt seinen Kopf. "Sorry", nuschelt er. Ich nicke automatisch, mit immer noch zu schneller und flacher Atmung. Er wendet sich seinem Tisch zu. Zwar wirkt er wieder ruhig, aber ich sehe, wie sich seine Fingernägel in seine Handflächen bohren. Etwas impulsiv und temperamentvoll, kommt mir Megans Erklärung wieder in den Sinn. Ich lege meine Hände auf meine Brust und beruhige mich ein wenig, atme langsamer. Und obwohl Megan gerade die ganze Zeit mit Jared beschäftigt war, legt sie mir eine Hand auf die Schulter. "Hey, ganz ruhig, okay? Er hätte dir niemals was getan. Dazu hat er viel zu viel Angst vor Trent", flüstert sie mir ins Ohr und lehnt sich dann hämisch grinsend zurück.
Allein bei seinem Namen könnte ich schon würgen. Jared mischt sich jetzt auch ein, er lehnt sich über Megans Tisch hinweg und sagt lachend: "Ja genau, Baby." Mit zu Schlitzen verengten Augen starre ich sie alle an. "Könnt ihr mich nicht einmal alle in Ruhe lassen?", gifte ich. "Mein Tag heute war schon schlimm genug, eure dämlichen Sprüche kann ich wirklich nicht gebrauchen." Keiner von ihnen antwortet, ich blicke nur sauer von einem zum Anderen. Jared setzt sich wieder auf seinen Stuhl und räuspert sich. Mit seinem Kopf nickt er sachte in Richtung Pult. Mein Blick wandert von ihm über die Gesichter der anderen Schüler in dieser Klasse, die mich alle anstarren, zu einem kleinen, dicklichen Mann mit einer Halbglatze und einer runden Brille, der einen beigen Anzug trägt und mich mit vor seiner Brust verschränkten Armen finster anstarrt. Sein rechter Fuß tippt ungeduldig auf dem Boden herum.
"Und Sie sind?", schnorrt er selbstsicher. Ich sehe mit geweiteten Augen zu ihm auf. "C-Caroline Smith", stammele ich ein wenig eingeschüchtert. Er kräuselt die Lippen und stützt seine Hände auf das Pult vor ihm. Er lächelt mich böse an. "Es ist mir wirklich eine Freude, Sie kennen zu lernen, Miss Smith. Ich bin Mr. Henders. Und wissen Sie, wenn Sie gestern zu meinem Unterricht erschienen wären, dann wüssten Sie das auch." Seine Stimme ist quasi mit Sarkasmus getränkt. Ich presse meine Lippen aufeinander und antworte ihm nicht. Was soll ich auch sagen? Ja, ich habe gestern geschwänzt. Ähm nee, irgendwie nicht. Außerdem wirkt er nicht, als würde er überhaupt eine Antwort erwarten. "Wollen Sie mir vielleicht erklären, warum das so ist? Oder warum Sie sich einbilden, nach Unterrichtsbeginn noch mit Ihren Sitznachbarn reden zu können?" Er wird immer lauter und ein paar Spucketropfen fliegen dabei aus seinen Mundwinkeln. Ich würde ihm am liebsten auch ohrfeigen, er lässt mich wie einen unfähigen Fünftklässler dastehen.
"Tut mir Leid, Sir", sage ich nun etwas gefasster. Er klemmt seine Mundwinkel ein, in diesem Moment erinnert er mich tierisch an den Joker aus Batman, nur eben klein und pummelig, ohne Make-up und Narben in seinem Gesicht und naja, eben ohne Haare. "Kommen Sie nach vorne, Miss Lawson. Wenn Sie es nicht für notwendig halten, meinen Unterricht zu besuchen, scheinen Sie ja schon den gesamten Inhalt zu beherrschen. Ich bin mir sicher, Sie werden alle meine Fragen problemlos beantworten können", befiehlt er mir falsch lächelnd. Ich beiße meine Zähne so fest aufeinander, dass es weh tut. Das ist doch wohl jetzt ein Scherz, oder? Es war doch nur eine Stunde, in der ich gefehlt habe, die erste des Schuljahres. Der Typ reagiert maßlos über. Ich knete meine Unterlippe mit meinen Zähnen, um ihm meine Gedanken nicht entgegen zu brüllen. Dann stehe ich auf und schiebe meinen Stuhl ratternd zurück. Ich gehe zum Pult und stelle mich unbeholfen davor.
Mr. Henders will gerade etwas sagen, doch dann fasst er sich an die Schläfen und lässt sich langsam auf seinen Sessel vor der Tafel niedersinken. Vor Schmerz stöhnend kneift er die Augen zusammen. "Ähm ... Mr. Henders? Alles in Ordnung?", frage ich verwirrt. Was hat der denn jetzt? Er blinzelt zu mir auf, um anschließend wage mit seiner linken Hand auf meinen Platz zu deuten. "Setzen Sie sich einfach wieder." Mit zusammengezogenen Augenbrauen starre ich ihn an. Gerade eben wollte er noch, dass ich ihm seine unnötigen Fragen vor der Klasse beantworte, und jetzt will er, dass ich mich wieder setze? Ist der irgendwie bipolar oder so? "Worauf warten Sie? Oder sind Sie auf einmal taub geworden?", schnappt er laut mit schmerzverzerrtem Gesicht. Ich drehe mich um und schlendere immer noch total verwirrt zurück zu Jeremy und Megan. "Ach, die Jugend von heute", höre ich ihn vor sich hin murmeln.
"Was hat der denn für Probleme?", frage ich Megan. Sie sieht einmal zu Mr. Henders, um sich zu vergewissern, dass er nicht zu uns guckt. Dann wispert sie: "Migräne. Bekommt der schon seit Jahren total zufällig mitten im Unterricht." Aha. Na dann, wenn es sonst nichts ist. Mr. Henders sitzt noch einige weitere Minuten da und massiert seine Schläfen. Dann richtet er sich auf und schlägt irgendeine Seite im Geschichtsbuch auf. Er gibt uns ein paar Aufgaben und schluckt eine Kopfschmerztablette. Den Rest der Stunde über ist es relativ still im Raum, alle arbeiten an den Übungen. Und egal wie schlecht mein Tag schon war, ich bin dankbar für diese Migräne, und auch wenn das jetzt herzlos klingt, sie hat mich davor bewahrt, dass er noch schlechter wird.
Nach Geschichte haben wir noch eine Stunde Mathe, aber wenigstens verläuft die ereignislos, denn ehe ich mich versehe klingelt es schon und ich habe die Hölle für den heutigen Tag überstanden. Ich packe meine Sachen ein und Sierra und Megan hacken sich bei mir unter. "Du kommst mit zu uns", sagt Sierra, als ob es beschlossene Sache wäre. Ihrem Tonfall merke ich an, dass ich da nichts mehr mitzureden habe. Ich sehe sie perplex an. "Ähm... Okay?", sage ich unsicher. Sierra lächelt mich zufrieden an. Die beiden ziehen mich durch den Haupteingang auf den Parkplatz zu, aber diesmal fahre ich nicht in Megans Auto mit, sondern bei Sierra und Rick. Rick wartet schon im Fahrersitz, das Radio voll aufgedreht. Sierra steigt auf der Beifahrerseite ein, ich klettere auf die Rückbank. Als wir uns endlich in Bewegung setzen, schließlich wollen in diesem Moment alle Schüler mit Autos vom Parkplatz runter und es ist eben entsprechend voll, fällt mir auf, dass Rick wesentlich schneller fährt als Megan gestern. Denn sobald wir den Waldweg befahren und der Untergrund holpriger wird, fliege ich fast im Auto herum. Außerdem kreischen Sierra und Rick die ganze Zeit die Lyrics von irgendwelchen Punkrocksongs mit. Ich beiße mir auf die Zunge, um mir meine Unannehmlichkeit nicht anmerken zu lassen. Autofahren mit Megan ist definitiv entspannter.
Das denke ich jedenfalls bis ich dann einen Blick aus dem Finster werfe und hinter uns schaue. Megan und Jared mit Jeremy auf der Rückbank jagen uns in Megans Auto hinterher, nur wenige Meter von uns entfernt. Okay, vielleicht ist Autofahren mit Megan dann normalerweise doch nicht so entspannt. Ich drehe mich wieder nach vorne, die scheinen wohl so eine Art Wettrennen am Laufen zu haben. Wenige Minuten später erreichen wir dann auch schon das Packhouse. Megan fährt in die Garage, während Rick direkt vor der Haustür parkt. Wir steigen aus. Sierra streckt sich ausgiebig und grinst mich an. "Yes! Wir haben gewonnen!" Ich lächele etwas irritiert zurück. Mit unsern Taschen auf den Schultern schreiten wir über die Türschwelle.
Rick und sierra joggen sofort die Treppen in den Keller hinunter, als wäre es abgesprochen, ist es wahrscheinlich auch, Pack link und so, und ich folge ihnen, was sollte ich auch sonst machen? Wir gehen durch die zweite Tür auf der linken Seite des Flurs im Untergeschoss. Die anderen haben sich schon auf die Sitzkissen gepflanzt, auch Cheryl und Trent. Vier große Tüten Doritos und Cheetos liegen vor ihnen auf dem Fußboden. Cheryl und Trent haben beide Controller in den Händen, das Bild auf dem Flachbildschirm ist eingefroren wie ein pausiertes Spiel. Sobald sie uns hereinkommen hören, starrt Megan Rick gespielt böse an. Ihre Augen sind zu Schlitzen verengt. "So knapp", zischt sie und hält ihren Daumen und Zeigefinger ungefähr einen Zentimeter auseinander. "Wir hätten euch fast eingeholt." Sierra lacht auf. "Tja, aber eben auch nur fast", antwortet sie überlegen. Dann lässt sie sich auf eines der hinteren Sitzkissen plumsen und angelt sich eine der Nachotüten. Genüsslich wirft sich eine Handvoll der roten Snacks in den Mund.
"Wir wollten Videospiele spielen. Ist okay für dich, Care, oder?", fragt sie mich schmatzend mit vollem Mund. Ich zucke mit den Achseln. "Ja klar, mir egal." Stimmt auch. Solange ich nicht selbst spielen muss. Ich gucke ihnen gerne zu, aber selbst spielen? Niemals. Das kann ich nämlich so gar nicht.
Bei meinen Worten dreht Trent, der bis dahin noch mit Jared diskutiert hat, seinen Kopf zu mir. Seine Stirn ist gerunzelt. Dann flattern seine Nasenflügel, seine Augen schließen sich. Plötzlich reißt er sie wieder auf und knurrt ganz leise, so leise, dass ich mir im ersten Moment nicht ganz sicher bin, ob ich es mir nur eingebildet habe. Er drückt Jared, der ihn verwirrt ansieht, grob seinen Controller in die Hände und er richtet sich auf. Mit großen Schritten steuert er auf mich zu. Wenige Zentimeter vor mir kommt er zum Stehen. Seine rechte Hand legt er auf meine Taille, seine linke liegt auf meiner Wange. Ich bleibe einfach stocksteif stehen. Was hat der jetzt schon wieder für Probleme? Er streicht meine Haare von meiner Schulter. Als seine rauen Fingerspitzen meinen Nacken streifen, breitet sich eine Gänsehaut über meinem Körper aus. Ich schließe meine Augen für einen Moment und genieße seine Berührung. Ohne weiter darüber nachzudenken, lehne ich mich in seine Arme.
Moment mal. Was?! Was ist denn mit mir los? Mein ganzer Körper verkrampft sich schlagartig und ich versuche, mich ihm wieder zu entziehen, aber er drückt meinen Körper gegen seinen. Er dreht meinen Kopf zur Seite, sodass er besseren Zugang zu meinem Hals hat. Zärtlich fährt er mit seiner Nase darüber. Mein Herz pocht schneller. Ich fühle mich hin und her gerissen. Zum einen will ich, dass er wieder auf Abstand geht, ich will ja eigentlich nicht das Geringste von ihm, aber zum anderen will ich dem Gefühl, dass mich zu ihm zieht, nachgeben. Erstarrt und ahnungslos stehe ich also da, in seinen Armen. "Hmm", grummelt er. "Du riechst gestresst, Baby." Was? Wie kann man bitte gestresst riechen? Und hatte ich ihm nicht gesagt, er soll mich nicht mehr Baby nennen? Genervt will ich seine Arme von mir schieben, aber er presst unsere Körper nur noch enger zusammen. Er vergräbt sein Gesicht tiefer in meinem Nacken. Ich stöhne auf, das geht mir schon auf die Nerven.
"Ich hab dir doch gesagt, ich will nicht Baby genannt werden. Und kannst eigentlich mal deine Pfoten von mir lassen?", zicke ich, allerdings lässt er immer noch nicht locker. "Oh mein Gott! Pfoten? Ha, der war gut!", prustet Jeremy auf einmal los. Ich werfe ihm einen Todesblick und forme mit den Lippen: 'Nicht jetzt'. Er schlägt sich die Hand vor den Mund. "Oops", murmelt und sieht wieder zum Bildschirm des Fernsehers.
Endlich löst Trent seinen Kopf von meinem Nacken, allerdings erst, nachdem er mir einen sanften Kuss auf die Verbindung zwischen meiner Schulter und meinem Nacken gegeben hat. Ich erschaudere und ich fühle mich noch mehr zu ihm hingezogen. Außerdem werden mir, als er den Punkt mit seinen weichen Lippen berührt, für ein paar Sekunden die Knie weich und ich lehne mich gegen seine Brust. Er lacht selbstgefällig in sich hinein. "Entspann dich, Baby", flüstert er mir heiser ins Ohr. Und obwohl ich ihn eigentlich wegschieben wollte, merke ich, wie mein Körper ohne meine geistige Zustimmung auf ihn reagiert und ich erlaube ihm, mich näher an seine Brust zu ziehen. Er seufzt zufrieden, als ich mich nicht wehre. "Ich hab dich, Baby." Ich gestatte es mir selbst, mich für einen Moment an ihn zu kuscheln und seinen süßen Geruch einzuatmen.
Doch dann schaltet sich mein Verstand wieder ein. "Lass mich los", sage ich mit fester Stimme, aber es hört sich seltsam an, weil mein Gesicht an seine Brust gequetscht ist. Er grunzt irgendetwas Unverständliches, aber es ist sofort klar, dass er mir widerspricht. "Ich meine es ernst, Trent", sage ich, diesmal energischer. Er fährt mir ein letztes Mal durch die Haare und lässt mich anschließend widerstrebend los. Er gibt mir wieder diesen verärgerter-getretener-Welpe-Blick, aber ich ziehe nur fragend die Augenbrauen hoch. Er tritt einen Schritt zurück. "Sorry", murmelt er, aber ich weiß, dass er nichts davon bereut und er das alles jeden Moment wieder tun würde. Ich presse meine Lippen aufeinander und nicke ihm zu.
Er wirbelt herum und schleppt sich zurück auf seinen Platz. Ich stehe unbehaglich im Raum und gehe nach wenigen Sekunden zögerlich auf eines der hinteren Sitzkissen zu. Ich setze mich und erst in diesem Moment fällt mir auf, dass mich alle, bis auf Trent, anglotzen, als wäre ich ein Alien. "Was?", schnappe ich. Sie sehen auf der Stelle weg, bis auf Megan und Jared. Die beiden grinsen mich hämisch an. "Nichts, Baby", imitiert Jared Trent. Ich blicke ihn finster an. Trent scheint das auch nicht wirklich zu gefallen, denn er gibt ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und knurrt besitzergreifend: "Meins." Ich verdrehe die Augen. Ugh. Wann wird der Typ endlich kapieren, dass ich nicht ihm gehöre? Ich bin kein f*cking Gegestand, den man einfach so besitzen kann.
Jared hebt abwehrend die Arme. "Okay. Hab's verstanden." Sierra kichert, hustet aber dann, um es zu verstecken. Trent wirft ihr einen warnenden Blick zu. Es ist still, man kann die Spannung quasi knistern hören. Doch dann klatscht Cheryl in die Hände. "Wie dem auch so, wer will zuerst spielen?", fragt sie, um das Thema zu wechseln. Rick und Megan schnappen sich auf der Stelle den dritten und vierten Controller. "Ich", quietscht Megan aufgeregt. Cheryl behält ihren und Jared hat immer noch Trents in den Händen. "Neue Runde?", fragt Rick und sie stimmen alle zu.
Während sie anfangen, irgendein Spiel, das ich nicht kenne, naja gut, welche Spiele kenne ich schon?, zu spielen, wende ich mich Sierra zu. "Ähm ...", setze ich an. Sie sieht mich fragend an. Oh Gott, das ist so peinlich. Ich lehne mich ganz nah zu ihr rüber, in der Hoffnung, dass es sonst niemand hören kann, und wispere so leise ich kann: "Hast du noch einen Tampon?" Obwohl ich weiß, dass sie mich nicht sehen kann, weil es zu dunkel ist, werde ich rot wie eine Tomate. Ich weiß auch, dass es nichts ist, was mir peinlich sein müsste, aber ich kenne diese Leute seit zwei Tagen und das heißt ja schließlich nicht, dass ich gleich alles mit ihnen teilen muss.
Sierra lächelt mich versichernd an. "Klar", flüstert sie zurück und steht langsam auf. Ich folge ihr aus dem Raum, aber ich spüre die ganze Zeit Trents bohrenden Blick in meinem Rücken. Wir steigen die Treppen hoch ins dritte Stockwerk, Sierra verschwindet kurz in einem Zimmer und kommt zwei Minuten später wieder heraus. Sie drückt mir ein kleines pinkes Päckchen in die Hände und zeigt mir, wo sich die Toilette befindet.
Nachdem ich mich frisch gemacht habe, mache ich mich wieder auf den Weg in den Keller. Ich höre die Stimmen der anderen noch bevor ich die Tür öffne. Sie habe mittlerweile das Spiel gewechselt, glaube ich zumindest. Ich betrete das Spielzimmer, Megan, Jared, Jeremy und Sierra sitzen nach vorne gekrümmt auf den Ecken der Sitzkissen. Die anderen sitzen hinter ihnen und unterhalten sich angeregt. Alle ihre Gesichter sind in das bläuliche Licht des Fernsehers getaucht. Mir fällt auf, dass der einzige freie Platz neben Trent ist. Na klar doch. Wie hätte es anders sein können? Ich verdrehe die Augen. Sind hier irgendwie weniger Polster drin als vorher? Ich zucke mit den Achseln und lasse mich neben ihm nieder, ich will ja auch nicht die ganze Zeit stehen müssen. Er sieht mich prüfend an. Instinktiv legt einen Arm um meine Schultern und zieht mich näher ans ich. Ich würde ihn abschüttelten, aber erstens, bin ich zu müde, dieser Tag war einfach zu viel für mich und habe ich wirklich nicht mehr die Kraft und Energie dazu und zweitens, er würde nur wieder einen riesigen Aufstand machen und da habe ich echt keinen Bock mehr drauf. "Alles in Ordnung, Baby?", fragt er mich besorgt. Ich nicke und er lächelt mich an. Dann presst er seine Lippen zärtlich auf meine linke Schläfe.
Das wird mir jetzt aber doch zu viel und ich schiebe seinen Kopf weg. Er grummelt vor sich hin, aber lässt es überraschenderweise dabei. Ich dachte, er würde mehr protestieren, aber so habe ich wenigstens meine Ruhe von seinen Wutproblemen, oder wie auch immer man das bei Werwölfen nennen soll. Auf seinem Schoß liegt eine Tüte Cheetos, und wer könnte schon 'Nein' zu den käsigen Leckereien sagen. Also ziehe ich sie zu mir herüber und greife hinein.
Wir sitzen noch etwa eineinhalb Stunden im Keller und glücklicherweise musste ich kein einziges Mal selbst an die PlayStation. Die anderen haben sich die ganze Zeit unterhalten, aber ich bin einfach zu erschöpft und merke, wie mir mehrmals die Augen fast zufallen. "Du kannst ruhig schlafen, Baby", flüstert Trent, der mir die ganze Zeit über heimliche Blicke zugeworfen hat. "Ich pass auf dich auf." Und ehe ich mich versehe, lullt mich seine warme heisere Stimme in einen tiefen Schlaf.
Irgendwann wache ich wieder aus meinem weichen und entspannenden Schlaf auf, die Playstation ist mittlerweile ausgeschaltet worden und nur noch Trent, Cheryl, Jeremy und ich sind im Raum. Wo die anderen sind, weiß ich nicht. Sie reden mit gedämpften Stimmen, aber ich schlage trotzdem die Augen auf. Ich versuche, mich nicht zu bewegen, um noch einen Moment ruhig liegen zu bleiben, aber Trent bemerkt es trotzdem. Erst jetzt sehe ich die Position, in der ich eingeschlafen bin. Nämlich halb auf seiner Brust, einen Arm um seine Hüfte geschlungen. Seine Hand ruht auf meinem Kreuz, er hält mich nah bei sich. Blitzschnell stütze ich mich auf seinem Brustbein auf und ignoriere dabei so gut es geht die Wärme, die mir in die Wangen schießt. Sein kleines Lächeln verwandelt sich sofort in eine empörte Miene.
Er vertuscht es jedoch schnell und fragt mich mit ausdruckslosem Gesicht: "Gut geschlafen, Baby?" Ich schubse seinen Arm von meinem Rücken und funkele ihn an. "Hör. Auf. Damit.", gifte ich aber grinst nur selbstgefällig. 'Niemals', formt er mit den Lippen. Ich stehe auf und sehe dabei aus dem Augenwinkel sein protestierendes Gesicht. "Wie viel Uhr ist?", frage ich an Cheryl gewandt. Ich blende ihre hoch unter runter wackelnden Augenbrauen aus, während sie, ohne den Blick von mir abzuwenden, ihr Handy, das in eine knallpinke Hülle gepackt ist, aus ihrer Rocktasche zückt. "19:36 Uhr", antwortet sie.
"Danke", sage ich erleichtert. Dann muss ich jetzt nämlich nicht mehr mit Trent hier rumhängen, sondern kann endlich nach Hause. "Ich glaub es wird langsam Zeit für mich zu gehen, also..." Ich lasse den Satz unbeendet im Raum stehen. Trent sieht mich traurig an mit seinem Hundeblick. Wie alt ist der? 12? "Du kannst auch hier schlafen, weißt du", schlägt er sofort vor. Ich sehe ihn unbeeindruckt an. Der erwartet dich jetzt nicht wirklich, dass ich einfach so hier penne, oder?
Er scheint die Zweideutigkeit in seinem Satz zu erkennen und fügt schnell hinzu: "Weil Platz ist hier ja genug. Ist ja sehr geräumig, das Packhouse." Ich schüttele den Kopf. "Eher nicht, sorry." Er wirkt niedergeschlagen bei meiner Antwort, aber das ist mir in dem Moment egal. Ich will nur noch nach Hause und schlafen. "Kann mich einer von euch nach Hause bringen?", frage ich in die Runde. "Ja klar!", meldet sich Jeremy sofort zu Wort. Trent knurrt, ich zucke zusammen. Der sollte echt mal damit aufhören. Dieses ständige Knurren ist bestimmt nicht gut für seinen Hals und seine Stimmbänder. Außerdem erschreckt er mich damit fast immer zu Tode.
"Ich mach das schon, Jeremy", drückt er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Och nee, bitte nicht. Ich würde lieber eine halbe Stunde mit Jeremy in einem Auto verbringen als mit Trent. Der verängstigt mich wenigstens nicht die ganze Zeit, sodass ich mich am liebsten unter meiner Bettdecke verkriechen will. Jeremy scheint Trents säuerlichen Blick nicht mal zu bemerken, übermütig sagt er: "Du hattest heute schon genug Stress, Trent, ich kann auch Autofahren, weißt du?" Das waren definitiv nicht die weisesten Worte, die Jeremy jemals gesprochen hat.
Trent fletscht seine Zähne, seine Augen verdunkeln sich. "Ich fahre sie nach Hause! Punkt! Und wage es ja nicht, mir noch einmal zu widersprechen!" Ich zucke zusammen, in meinen Ohren klingelt es wieder so wie heute morgen auf dem Schulweg. Was hat er mit meinen Ohren gemacht? Cheryl und Jeremy scheint das auch zu beeinflussen, sie halten sich mit verzogenen Gesichtern die Ohren zu. Cheryl fasst sich allerdings nach wenigen Sekunden wieder und funkelt ihn wütend an. "Sag mal geht's noch? Einfach so deine Alpha Voice zu benutzen? Was ist denn in dich gefahren?" Sie rast vor Wut. Alpha Voice? Was bitte soll das sein?
Trent wirkt bei ihren Worten nicht das kleinste Bisschen reuevoll, er wirkt eher genauso sauer wie sie. Er springt von seinem Sitzkissen auf und zerrt mich aus dem Keller und aus dem Packhouse heraus in die Garage zu seinem Range Rover. Er stützt sich auf die Motorhaube, seine Atmung geht schwer, seine Brust hebt und senkt sich deutlich. Er beruhigt sich etwas und öffnet mir dann die Beifahrertür. "Ich fahr dich nach Hause, Baby", sagt er immer noch aufgebracht und steigt selbst auf der Fahrerseite ein. Er startet den Motor und fährt im Sonnenuntergang aus der Garage.
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[A/N] Wohoo! Neues Update!
Ich weiß, dass diese Story wie die typische Werwolfgeschichte wirkt, aber ich kann euch versprechen, dass sich das nach den ersten clichéhaften Kapiteln ändern wird. 😊
Wollt ich nur mal loswerden.
Das Bild an der Seite ist Sierra.
Und ich freue mich über jeden einzelnen Kommentar und jedes neue Vote, die helfen mir dabei, schnell weiter zu schreiben, also danke dafür. 💞
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen.
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xx
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