[A/N] Bitte lest euch meinen Beitrag zu #SomethingWrong durch. Ihr findet ihn in meinem Buch "Random Stuff About Me" oder unter diesem Link: https://my.w.tt/UiNb/bm9gVvfLgH
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Die Sonne ist schon wieder fast untergegangen, als wir endlich aufwachen. Es ist ein seltsames Gefühl, den ganzen Tag verschlafen zu haben, und die wenigen, orange gefärbten Sonnenstrahlen durch die fast komplett geschlossenen Jalousien zu sehen. Für einen kurzen, glücklichen Moment habe ich die Ereignisse des vorherigen Abends vergessen.
Aber dann überfluten sie mich plötzlich, und die Luft wird mir aus der Lunge gestoßen.
Ich will es fast gar nicht wagen, zu Trent zu sehen und ihn in einem so verletzten und schmerzlichen Zustand aufzufinden. Langsam drehe ich mich auf die Seite und horche nach seinem Atem.
Leicht unregelmäßig atmet er ein und aus und mir wird klar, dass er schon wach ist. Ich seufze leise auf und kuschele mich vorsichtig an ihn. Ich erwarte halb, dass er mich von sich wegstoßen wird, aber er zieht mich an meiner Taille näher an sich.
Keiner von uns sagt etwas, und darüber bin auch ganz froh, denn ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich Trent trösten soll. Er hat seinen Vater und seinen Alpha verloren. Das beste, was ich tun kann, ist für ihn da sein. Denn egal was ich sage, es würde die Situation nicht im Geringsten besser machen.
Er zittert leicht und ich bin mir ziemlich sicher, dass er weint. Ich muss selbst Tränen herunterschlucken, bei seinem Gefühl der Trauer, dass sogar ich als Mensch wahrnehmen kann.
Behutsam fahre ich mit meinen Fingerspitzen über seinen Hals, bis ich an seinen Wangen angekommen bin, und sanft seine Tränen wegwische. Leise schluchzt er auf und zieht meine Hand zu seinem Mund. Er presst mir mit feuchten Lippen einen Kuss auf die Handfläche, während sein Schluchzen lauter wird.
Mein Herz zerspringt in tausend Stücke und ich umarme ihn so fest, als könnte ich alle Teile seiner Seele mit meinen Armen zusammenhalten und ihn vor der grausamen Welt beschützen. Aber das kann ich nicht.
Wir liegen solange auf seinem Bett, bis es draußen schon wieder dunkel geworden ist. Sein Schluchzen hat sich beruhigt, aber wir haben immer noch kein einziges Wort gewechselt. Mein Magen knurrt und ich will mich gerade von ihm lösen, als er mich an meinem Handgelenk zurück an seine Seite zieht.
"Ich will nur kurz was zu Essen holen", erkläre ich schnell aber ich bemerke ihn schemenhaft den Kopf schütteln. Er murmelt irgendetwas vor sich her und beginnt dann wieder zu schluchzen.
"Babe", flüstere ich. "Kannst du das nochmal wiederholen?" Ich streiche ihm die Haare von der Stirn und massiere ihm so lange den Kopf, bis er sich wieder unter Kontrolle hat.
Er schluckt vernehmbar schwer. Dann krächzt er: "Es ist meine Schuld."
Meine Bewegungen halten inne und ich habe das Gefühl, mein Körper würde gefrieren. Wie zur Hölle soll ich jetzt darauf reagieren?
"Wie meinst du das?", hake ich nach, nicht ganz überzeugt, dass mein Mate wirklich Schuld an dem Mord seines Vaters ist. Ich will meine Hand in diesem unangenehmem Augenblick lieber nicht in seinen Haaren verweilen lassen, aber bevor ich mich entfernen kann, hat er schon meine Finger mit seinen verschränkt.
"Ich bin Schuld, dass mein Vater ermordet wurde", wispert er und macht damit nicht mehr Sinn aus seiner zuvor erwähnten Aussage.
Also frage ich weiter nach: "Okay, das musst du mir noch ein bisschen genauer erklären. Du hast ihn umgebracht?"
Ich wünschte ich könnte jetzt sein Gesicht sehen, denn ich weiß nicht, wie ich seine Worte sonst interpretieren soll. Fühlt er sich einfach nur schuldig? Oder ist er ernsthaft der Grund dafür, dass sein Vater gestorben ist?
"Nein", sagt er schnell. "Also nicht direkt."
"Und das soll heißen?" Er macht mir langsam echt Angst. Was ist da gestern im Wald passiert?
"I-ich...", setzt er zur Erklärung an, aber seine Stimme fängt wieder an zu zittern. Ich streichele mit meinem Daumen über seinen Handrücken und er fängt seinen Atem wieder ein. "Ich... Wir... Als wir gestern auf Patrouille waren, wurden wir von Rogues angegriffen. Zwei waren es. Ich konnte meinen ziemlich schnell töten, aber der, der auf meinen Vater losgegangen ist, war wesentlich größer und ...", seine Stimme verliert sich und ich habe das Bedürfnis, ihn wieder zu umarmen.
Zum ersten Mal höre ich ihn dann schluchzend sprechen: "Ich hab gezögert, okay? Ich habe für zwei Sekunden gezögert, ihm zu helfen, und als ich mich dann endlich gerührt habe, war es zu sp-sp-spät."
Seine Hände krallen sich an meinen Oberarm und er fängt wieder an, lauthals zu weinen. Mein Herz gefriert jetzt wirklich und meine Kehle schnürt sich zu. Warum zur Hölle hat er seinen Vater nicht sofort gerettet?
"Trent", meine Stimme zittert jetzt auch, und ein fetter Klos setzt sich in meinem Hals fest. "W-warum hast du gezögert?" Ich will die Antwort wahrscheinlich nicht hören, aber ich muss es einfach wissen.
Lange Zeit sagt er gar nichts, sondern schluchzt nur weiter vor sich hin. Die Spannung in meiner Magengrube vergrößert sich mit jeder Sekunde, in der er keinen Laut von sich gibt.
Irgendwann gibt er dann leise zu: "Weil ich selbst endlich Alpha werden wollte. Weil ich selbst endlich das Gefühl der vollen Kontrolle spüren wollte."
Oh Gott. Oh Gott. What the actual fuck?
"Bitte, du darfst mich dafür nicht hassen! Es war nur für eine Millisekunde und dann habe ich schon direkt versucht, den Rogue zu töten. Ich habe bloß den besten Moment dafür verpasst, aber er hat mich sofort wieder abgeschüttelt und ich konnte nicht einmal ein zweites Mal auf ihn los gehen, da hat er meinen Vater schon getötet gehabt! Bitte bitte bitte, du darfst, nein du kannst, mich dafür nicht hassen, nicht wenn ich mich selbst schon genug hasse. Bitte, Baby, Care, bitte. Du musst mir verzeihen, hörst du?", jammert er verzweifelt in meinen Nacken und ich kann nicht anders, als mich fragen, wo er immer wieder neue Tränen herbekommt. Ich wäre zu diesem Zeitpunkt schon so ausgetrocknet wie die Sahara.
Ich nicke. Alles halb so wild. Mein Alpha Mate hat nur offensichtlich ein kleines Problem mit Machthunger. Was dann eben dazu geführt hat, dass sein Vater gestorben ist.
Aber hat es das wirklich? War es wirklich Trents Schuld? Er war doch schließlich nicht dafür verantwortlich, dass die Rogues überhaupt in ihr Territorium gekommen sind, oder? Und so wie ich das verstanden habe, hat der Rogue seinen Vater erst umgebracht, nachdem Trent sich eingemischt hat. Dann ist es doch nicht seine Schuld. Oder?
"Shh, Babe, alles wird gut", sage ich beruhigend in sein Ohr, und versuche, ihn wieder in die Realität zurückzuholen. Ich wage es zu bezweifeln, dass Trent wirklich Schuld ist. Erinnerungen sind immer subjektiv und je mehr er sich in seine Schuldgefühle reinsteigert, desto schlimmer werden sie. Selbst wenn er nicht gezögert hätte, heißt das nicht automatisch, dass sein Vater überlebt hätte.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie tief das Loch in Trents Brust klaffen muss, wie sehr ihn das Gefühl der Reue, nicht eher gehandelt zu haben, innerlich verbrennen und wie sehr er sich jetzt am Liebsten aus seiner eigenen Haut schälen wollen muss.
"Verzeihst du mir?", fragt er ängstlich, wie ein kleiner Junge und nicht wie der selbstbewusste Mann, den er sonst immer verkörpert.
Ich finde es fast schon witzig, dass er das fragt. Ich könnte ihn nicht verlassen, selbst wenn ich wollte und auch wenn ich mir unsicher bin, ob er schuldig ist oder nicht, und was ich darüber denken soll, dann werde ich dennoch immer zu ihm stehen.
"Da fragst du nicht die richtige Person", antworte ich. "Du musst dir selbst verzeihen."
Er fängt an, sich wie ein Irrer bei mir zu bedanken und ich versuche es nicht einmal, ihm zu erklären, dass seine Schuldgefühle nun wirklich nichts mit mir zu tun haben. In seinem Zustand versteht er sowieso nur, was er verstehen will.
Ich entscheide mich dann doch mal aufzustehen und uns etwas zu Essen zu holen. Als ich meine Füße auf dem Boden aufsetze und ein paar Schritte gehe, kippe ich fast nach hinten weg, weil ich seit über 24 Stunden nichts mehr gegessen habe. Super. Jetzt spielt mein Kreislauf auch nicht mehr mit.
Ich mache mich langsam auf den Weg in die Küche und schiebe mir als aller erstes einen riesigen Müsliriegel den Rachen herunter. Mein Magen ist mir dankbar, aber definitiv noch nicht gesättigt.
So leise wie möglich suche ich in den Schränken nach einem großen Topf, denn ich bin ziemlich überzeugt, dass Trent jetzt lieber eine Suppe essen würde, als etwas, das er noch richtig kauen muss. Und auch wenn ein großer Teil des Packs dem quasi nicht vorhandenen Lärmpegel im Packhouse nach zu urteilen schon wieder schläft, würden sie sich bestimmt auch freuen, wenn ich etwas mehr Suppe für alle mache.
Ich fange an, Tomaten und Paprika für eine Tomatensuppe zu schnippeln, als Jeremy die Küche betritt.
"Na?", fragt er gespielt fröhlich. "Schön ausgeschlafen?"
Ich drehe mich um und stelle fest, dass Jeremy in der letzten Nacht vermutlich kein Auge zugedrückt hat. Tiefe, dunkellila gefärbte Ringe liegen unter seinen Augen und seine Haare sind ein einziges Vogelnest, als hätte er sich stundenlang in seinem Bett umher gewälzt, auf der Suche nach einer Schlafposition, die es ihm erlaubt, endlich ins Land der Träume abzutauchen. Seine sonst so strahlend blauen Augen sehen unnormal dumpf aus. Er braucht Schlaf. Dringend.
"Naja, wie man's nimmt", antworte ich und werfe ihm einem besorgten Blick zu. Er nickt und schaut für einen Moment grüblerisch aus dem Fenster in die dunkle Nacht hinaus.
Ich will mich gerade wieder der Suppe zuwenden, als Jeremy seine linke Hand hebt und mit meinem Handy herum wedelt. "Dude", sage ich perplex. "Wo hast du das her? Ich hab das schon gesucht!"
Er grinst mich leicht an. "Ich bin ein meisterhafter Taschendieb."
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Das hättest du wohl gerne. Nein, jetzt mal ernsthaft, wo hast du es gefunden?"
Er schmunzelt. "Du hast es gestern auf der Veranda vergessen. Oh, und ich habe mir die Freiheit genommen, deiner Mutter eine SMS zu schreiben, dass es dir gut geht. Sie hat dich heute den ganzen Tag lang angerufen."
"Danke!", sage ich erleichtert. An meine Mutter habe ich bis jetzt nicht eine Sekunde lang gedacht. Gott, ich bin echt die schlimmste Tochter auf Erden. "Mann, Jer, du bist echt ein Lebensretter."
Ich halte seine Hand für einen Moment, als ich ihm mein Handy abnehme und schenke ihm ein hoffentlich tröstendes Lächeln. Er errötet leicht. "Ach was, ich doch nicht."
Ich würde ihm jetzt eigentlich einen Vortrag halten, dass er sich selbst nicht runter machen soll, aber er deutet mit seinem Kopf auf den Kochtopf und sagt ohne mich zu Wort kommen zu lassen: "Die Luna Instinkte machen sich schon bemerkbar, wie ich sehe."
Verwirrt sehe ich ihn an. Hä? Was meint er denn damit? Ich koche doch einfach nur eine Tomatensuppe?
Bevor ich ihn zur Rede stellen kann, was er damit meint, hat er mir schon ein verschmitztes Grinsen zugeworfen und ist durch die Küchentür verschwunden. Komisch. Ich belasse es jedoch dabei, denn er ist auch noch in der Phase des Trauerns und ich habe nicht die Kraft, ihm hinterherzulaufen. Whatever.
Ich schalte mein Handy ein. 100%. Jeremy ist wirklich ein Engel, der mir aus dem Himmel geschickt wurde. Außerdem habe ich mindestens 56 verpasste Anrufe und SMS von meiner Muter und meinem Vater. Fantastisch. Nicht.
Ich habe nicht mehr die Nerven dazu, jetzt mit ihnen zu telefonieren, also schicke ich meiner Mutter einfach eine Voicemail, während die Suppe im Hintergrund vor sich hin köchelt. Ich entschuldige mich, dass sie seit über 24 Stunden nichts mehr von mir gehört hat und erkläre ihr dann, dass es mir gut geht, aber der Vater meiner besten Freunde gestorben ist und ich jetzt für moralische Unterstützung hier bleiben muss.
Sie hört sich die Voicemail sofort an und versucht mich anzurufen, aber ich ignoriere sie und die fünf darauf folgenden Nachrichten, die mich rasend dazu auffordern, auf der Stelle nach Hause zu kommen. Ich kann hier nicht weg, vor allem nicht jetzt, wo Trent mich am meisten braucht.
Ich schalte mein Handy aus und püriere und würze die Suppe, bevor ich Trent und mir selbst eine Schüssel abfülle. Den Rest lasse ich auf dem Herd stehen. Das Pack wird sich schon selbst etwas Suppe nehmen können, sofern sie noch wach sind. Ich nehme mir noch schnell zwei Scheiben geröstetes Brot aus dem Brotkorb und mache mich dann zurück auf den Weg in Trents Zimmer.
Ich weiß nicht, ob Trent direkt das ganze Zimmer erleuchtet haben will, als mache ich schnell die Nachttischlampe an und stelle das Tablet auf dem Bett zwischen uns ab. Kaum habe ich es losgelassen, da hat er schon nach meinem Handgelenk gegriffen und es nah an seine Augen gezogen. Er sieht wütend aus, trotz seinem verweinten, rot angeschwollenen Gesicht. Mit sanften Fingern drückt auf einem fast schwarzen Bluterguss herum, der höchst wahrscheinlich von Megans eisernem Griff um mein Handgelenk gestern stammt.
"Wer war das?", knurrt er bedrohlich und ich zucke zusammen. Ich will ihm meinen Arm entziehen, aber er lässt mich nicht. Seine Augen beginnen, rot zu glühen und Fangzähne sprießen aus seinem Gaumen hervor.
"Niemand", antworte ich und versuche erneut, ihn von mir abzuschütteln. "Ist doch jetzt auch nicht so wichtig. Die Sup-"
"Wer. War. Das.", wiederholt er diesmal lauter und wäre er ein Cartoon-Character, dann würde er knallrot anlaufen und es würde Rauch aus seinen Ohren qualmen. "Ugh, ich werde ihn um-"
"Trent!", rufe ich energisch, bevor er sich noch weiter in seine Wut reinsteigern kann. Ich ziehe sein Gesicht näher zu meinem und sehe ihm tief in die Augen. "Lass es gut sein und iss deine Suppe. Egal was du jetzt vorhast, du wirst es bereuen."
Er blinzelt und langsam verlässt das glühende Rot seine Augen. Er atmet wieder langsamer und seine Krallen und Fangzähne verschwinden auch wieder. "Was ist denn los mit mir?", jammert er und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren.
"Ssh", mache ich. "Alles wird gut." Der Tod seines Vaters muss ihn wohl so über den Haufen geworfen haben, dass er keine Kontrolle über seine Emotionen hat.
Ich streichele ihm sanft über den Rücken und als wir uns endlich dazu überwinden können, die Suppe zu essen, ist sie schon fast kalt.
Trent schläft glücklicherweise kurz danach ein, sodass ich ungestört das Tablett mit unseren leeren Schüsseln zurück in die Küche bringen kann.
Ich bin gerade dabei, das Geschirr wenigstens ein bisschen auszuspülen, damit der Rest der Suppe nicht darin verkrustet, als ich einen Blick aus dem Küchenfenster werfe. Melissa läuft splitterfasernackt auf den Wald zu und verschwindet zwischen den Bäumen. Was zur Hölle?
Ich überlege für einen kurzen Moment, Trent Bescheid zu geben, aber entscheide mich dann dagegen. Er schläft gerade so friedlich, da will ich ihn nicht sofort wieder aufwecken. Vielleicht ist das ja so ein Werwolfding, ab und zu nackt einen Spaziergang im Wald zu machen. Wer weiß.
Ich versuche mich etwas zu beruhigen, denn ich habe trotzdem ein schlechtes, sehr unwohles Gefühl bei der Sache. Ich lege mich dennoch zurück zu Trent ins Bett, ohne ihm Bescheid zu geben, und schlafe ein.
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[A/N] EIN NEUES UPDATE!!! YAY
Future_Pixie und wolfsmaedchen01 waren so lieb und haben mir beide ein neues Cover gemacht! 💕
Ich finde sie beider super schön, musste mich aber leider für eins entscheiden. Vielen, vielen Dank an euch ❤️❤️
Das nächste Update wird frühestens Ende nächster Woche kommen, ich schreibe nämlich in den kommenden fünf Tagen drei Klausuren 😅😢
Bitte vergesst nicht zu
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und mir zu
FOLGEN
❤️❤️
Ps.: Ob Toby vielleicht bald wiederkommt...
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