Kapitel 22

Den nächsten Tag verbringen Megan und ich nicht mit Sightseeing und Shopping, sondern in unserem Hotelzimmer. Zum einen, weil es in Strömen regnet und man an solchen Tagen sowieso nur in seine Bettdecke gekuschelt Netflix suchten will und zum anderen, weil ich mit meinem verletzten Bein kaum einen Schritt gehen kann. Außerdem sind sich Trent und Jared einig, dass es für uns auch mit Leibwächter außerhalb des Hotels nicht sicher ist, was ja zugegebenermaßen mit den Ereignissen des gestrigen Tages übereinstimmt.

Aber davon mal abgesehen hätte ich freiwillig sowieso keinen Fuß vor die Tür gesetzt, dafür habe ich den Schock noch nicht genug verdaut.

Deshalb sitzen wir jetzt also beide in Jogginghose und T-Shirt mit einer Packung Oreos und Doritos auf Trents und meinem Bett, die Fenster abgedunkelt, auch wenn das konstante Prasseln des Regens an den Scheiben noch leicht zu hören ist, und die sechste Folge Teen Wolf beginnt gerade auf dem Bildschirm des Fernsehers zu laufen.

Trent und Jared haben nochmal Meetings am Vormittag, bevor ich selbst später offiziell dem fremden Rudel vorgestellt werde.

"Man", stöhnt Megan verzweifelt auf. "Können die sich nicht einfach mal zusammenreißen und endlich zusammen kommen?"

Ich blinzele verwirrt, habe für einen Moment den Anschluss verpasst. "Hm? Wer?"

Megan wirft mir den giftigsten Blick zu. "Na Stiles und Lydia natürlich. Wer denn sonst?"

Ich ziehe mit aufgeklapptem Mund eine Augenbraue hoch. Meine Finger schnipsen quasi von selbst das Z-Symbol in der Luft und ich mustere meinen besten Bitch-Blick. "Sag mal bist du völlig irre? Stiles und Lydia? Hallo? Sterek all the way!"

Und das ist dann so ziemlich der Anfang einer zweistündigen Debatte, in der wir uns gegenseitig mit Chips bewerfen, nur um dann letztlich zu dem Schluss zu kommen, dass beides super cute ist und wir viel zu viel Zeit zum Streiten vergeudet haben, in der wir mehr Folgen Teen Wolf hätten gucken können. Seufz.

So kommt es mir also vor, als würden fünf Minuten später Trent und Jared ins Zimmer kommen und uns mitteilen, dass wir uns in einer halben Stunde mit dem anderen Rudel treffen. Megan will sich selbst noch ein bisschen herrichten und verlässt das Zimmer, allerdings nicht ohne mir noch hinter her zu werfen, dass ich stinke und ich gefälligst noch mal duschen gehen soll. Danke. Ich hab dich auch lieb, Megan.

Ich versuche nun langsam aufzustehen, ziehe mich an die Bettkante und stelle mich auf wackligen Beinen and die Wand gestützt auf. Trent beobachtet jede meiner Bewegungen wie ein Wolf auf der Jagd nach einem flauschigen Kaninchen. Ich muss nicht mal etwas sagen, da hat er mich schon um die Taille gefasst und halb zieht und halb trägt mich zum Badezimmer.

"Ich hab dich, Care", murmelt er und ich nicke ihm dankbar und mit geröteten Wangen zu.

Es wird ziemlich schnell klar, dass ich auch nicht allein in der Dusche stehen kann ohne Schmerzen oder ohne auszurutschen und mich aufs Maul zu legen, was nicht so ganz vorteilhaft wäre, in Anbetracht der Tatsache, dass ich noch den Alpha und die Luna unseres verbündeten Rudels treffen soll.

"Ähm... Kannst du dich umdrehen oder so?", frage ich nervös, denn das ganze Thema mit dem Nacktsein vor meinem Sexgott von Mate ist mir noch nicht ganz so geheuer.

Er schnaubt und dreht sich etwas widerwillig um, lässt dabei jedoch nicht meine Hüfte los. "Ich bin dein Alpha und dein Mate. Das sollte dir nicht peinlich sein, vor allem weil ich dich früher oder später sowieso nackt sehen werde. Und noch so ein paar andere Dinge."

Seine Stimme klingt ungleichmäßig, so als wäre er verletzt, aber zum Ende hin kann ich ihn schon praktisch hämisch grinsen sehen, wie der eingebildete Schwachkopf, der er ist.

Mein Kopf fühlt sich kochend heiß an und meine Sicht scheint für einen Moment zu verschwimmen, so peinlich und angenehm ist mir das. Ich schlucke schwer, entschließe mich jedoch dazu, nicht zu kommentieren.

Ich entledige mich hastig meiner Kleidung und entferne auch den Verband von meinem Oberschenkel, was übrigens höllisch brennt, aber zu meinem Erstaunen schon relativ gut verheilt ist. Und mit relativ gut verheilt meine ich zur Hälfte verkrustet mit hellroter Haut drum herum, was auf eine leichte Entzündung hinzuweisen scheint. Na super. Und wie soll ich das meinen Eltern erklären?

Ich räuspere mich und bedeute Trent, dass ich jetzt bereit bin, zu duschen. Ich humpele also vorsichtig auf besagte Dusche zu, eine schmerzvolles Zischen zwischen meinen Lippen, und er hält mich an meiner Körpermitte, läuft ungelenk hinter mir her, seine Augen auf den Boden gerichtet, und nicht auf meinen Körper, jedenfalls hoffe ich das. Wir sind schon irgendwie ein seltsames Pärchen.

Er stützt mich also von hinten, während ich dusche, mit offenem Vorhang selbstverständlich, und Trent dabei bestimmt halb so nass wird wie ich, was ihn aber nicht zu stören scheint. Mein Unbehagen löst sich spätestens dann in Luft auf, als ich anfange, meinen Oberschenkel zu waschen und der Schmerz mein komplettes Denkvermögen einnimmt.

Ich merke, wie sehr ich ihm schon vertraue, weiß, dass er mich nicht loslassen würde, oder mich ohne meine Erlaubnis ungewollt anfassen würde, auch wenn ich mir da bei seinen wandernden Blicken nicht so sicher bin. Aber wer kann ihm das schon wirklich verübeln?

Mir wird auch klar, dass ich trotz meinem Scham nicht wirklich zögern würde, mit ihm zu schlafen. Nicht aus Lust, noch nicht jedenfalls, sondern eher aus tiefstem Vertrauen heraus, weil ich weiß, dass er gut ist und keineswegs die Bestie, für die ich ihn zu Beginn gehalten habe. Also sein Wolf ist das gewissermaßen schon, aber er selbst definitiv nicht.

Ich ziehe mich wieder an und lasse mich sogar von Trent zum Bett tragen, nachdem ich in meine Unterwäsche geschlüpft bin.

Er setzt sich an die Kante und zieht meinen verletzten Oberschenkel auf seinen Schoß. Schon fast zärtlich tupft er die Wundsalbe auf die Krallenspur und wickelt mein Bein vorsichtig mit einem frischen Verband ein. Es tut weh, ein bisschen jedenfalls, aber ich bin eher gefangen von seinem Gesichtsausdruck, mit dem er meine Verletzung betrachtet. Er sieht aus, als würde es ihm körperlich weh tun, mich mit jeglicher Form von Schmerz zu sehen und ich könnte schon fast denken, dass er derjenige mit den Spuren des Schattenwolfes ist und nicht ich.

Zum Schluss gibt er mir nich einen Kuss auf das behandelte Bein und hilft mir zurück in meine Jogginghose. Das einzig Gute an der ganzen Sache: eine Ausrede, um ihm Gammellook dahin zu gehen.

Ich will nach meinem eigenen T-Shirt greifen, doch er knurrt nur leise und stülpt mir einen seiner Pullovers über den Kopf. Ich habe für einen Moment das Gefühl, ich würde ersticken, aber dann finde ich das Kopfloch und schnappe mit einem Vogelnest von Haaren auf dem Kopf nach Sauerstoff.

"Luft, Trent, ich brauche Luft!", kreische ich theatralisch. Er schüttelt grinsend den Kopf und gibt mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Dann machen wir uns mit Megan und Jared auf den Weg zu dem gleichen Konferenzraum, in dem wir auch gestern nach dem Angriff waren. Das entsprechende Gebäude befindet sich zwei Blocks von unserem Hotel entfernt.

Ich könnte schwören, dass Trent mich am liebsten über seine Schulter werfen und mich zum Meeting tragen würde, wofür ich ihm in diesem Moment auch dankbar wäre, denn jeder einzelne Schritt sendet ein betäubendes Ziehen durch meinen Körper wie eine Welle.

Schließlich erreichen wir trotz meines Schneckentempos den Saal mit dem langen Tisch und den vielen Stühlen drum herum. Als wir eintreten verstummen alle Gespräche und ein respektvolles Schweigen folgt.

Besagte Sessel sind dieses Mal fast vollständig besetzt mit Werwölfen, bis auf sechs von ihnen. Trent führt mich zum einen Ende der Tafel, bewertende Blicke folgen uns auf jedem Schritt. Er setzt sich nicht hin, weshalb ich ebenfalls stehen bleibe.

Wir warten einen Moment, mein Herzschlag warum auch immer etwas zu schnell, weswegen Trent mich beschützerisch in seine Seite zieht. Seine Körperwärme beruhigt mich und ich schmelze in ihn hinein.

Ich zucke zusammen, also der gleiche Alpha des gestrigen Tages mit seinem hochschwangeren Mate in den Raum stolziert und ihn, bevor er uns überhaupt eines Blickes würdigt, in einen großen Sessel, der schon fast einer Couch ähnelt, geleitet. Der Junge lächelt ihn verliebt an und wendet sich dann an Trent.

"Ich bitte um Verzeihung, Alpha Whitemore. Aber es ist nie leicht mit Drillingen."

Trent schenkt ihm ein warmes Lächeln. "Kein Problem, Luna", antwortet er und richtet sich mehr auf, sodass er mich bei weitem überragt. 

Der dunkelhaarige Alpha mit dem Drei-Tage-Bart geht um den Tusch herum an seinen Packmitgliedern vorbei auf uns zu. Seine Miene ist grimmig und wenn Trent mich nicht fest halten würde, wäre ich bestimmt ängstlich zurückgewichen. Er kommt vor uns zum Stehen, groß, autoritär und so sehr mit Muskeln bepackt, dass er wirkt, als würde er den ganzen Tag trainieren und sich nur Proteinshakes samt Flasche reinziehen.

Ein leichtes Schmunzeln legt sich auf seine Lippen, als wüsste er genau, wie angsteinflößend er ist. Seine Mundwinkel heben sich weiter an und weiße spitze Zähne funkeln hervor.

"Alpha Rivas", stellt er sich vor. "Es ist mir eine Ehre, Luna." Er greift nach meiner Hand und schüttelt sie einmal kräftig.

"Die Freude ist ganz meinerseits", erwidere ich, ohne weiter darüber nach zu denken. Er lächelt, diesmal auch so, dass es seine Augen erreicht. Ich lächele zurück.

Plötzlich senkt er den Kopf, kommt mir näher, wenn auch noch lange nicht so nah wie Trent, und schnüffelt die Luft. Ich runzele die Stirn, Schon mal was von personal space gehört?, aber versuche nicht ihm zu entkommen, wohlwissend, dass das als unhöflich dem Wolf gegenüber gelten würde.

Seine Augen verengen sich und er fragt Trent: "Noch keine Pups dann?"

Trent schüttelt den Kopf. "Meine Eltern sind selbst noch gut in der Lage, das Rudel für einige weitere Monate zu leiten. Und sie ist noch nicht 18." Hallo? Ist ja nicht so, als würde ich direkt neben euch stehen.

Alpha Rivas nickt verständnisvoll. "Aber wenn ihr die Leitung übernehmt, sorgt ihr für einen Nachfolger?"

"Selbstverständlich", entgegnet Trent selbstsicher und ohne mit der Wimper zu zucken. Oder mich zu fragen. Dankeschön, dass ich da auch was zu sagen darf.

Ich beiße mir auf die Unterlippe, um mir den schnippischen Kommentar zu verkneifen und ihn nicht vor dem halb fremden Rudel zu blamieren, was allerdings nicht heißt, dass ich ihn einfach so bestimmen lassen werde. Ich bin verdammt nochmal 17! Nicht 27!

Alpha Rivas gibt uns ein Handzeichen, nachdem er zufriedengestelltes "Gut" gegrunzt hat und Trent bedeutet mir, mich auf einen der Sessel zu setzen.

Beide Alphas und einige Betas erklären dem anderen Luna und mir das Abkommen, das sie getroffen haben. Ich höre nicht wirklich zu, aber es sieht so aus, als wären sich beide Packs einig, sich im Falle des Angriffs durch ein anderes Rudel zu unterstützen, oder wenn es sonst eine andere Art von Notfall gibt.

Super. Verbündete. Hilfe beim Angriff. Kann ich jetzt gehen?

Das Treffen neigt sich dem Ende zu und ich atme erleichtert auf, als Alpha Rivas sich von Megan und Jared verabschiedet. Ich hab diese bösartigen Blicke von Myra, die nur zwei Plätze von mir entfernt saß, und die sie mir immer zugeworfen hat, wenn ihr auffiel, dass meine Aufmerksamkeit nicht 100% beim Thema war, so satt und ich bin es leid, sie zu ignorieren.

Alpha Rivas schüttelt meine Hand und wünscht mir Glück bei meinen zukünftigen Aufgaben als Luna. Ich bedanke mich und gaffe wie ein Fisch, als sich der schwangere Junge ebenfalls aufrappelt und mich mit bernsteingelben Augen anlächelt. Ich habe zwar nie seinen Namen erfahren, aber dennoch gibt er mir, in Bedenken an seinen Bauch, eine leichte Umarmung, was ihm ein Knurren seines Alphas einbringt.

Wir laufen schnell zu unserem Hotel zurück, diesmal trägt Trent mich wirklich über seiner Schulter, und packen in Windeseile unsere Taschen, bevor wir unseren Flug erwischen müssen.

Ich wünschte ich hätte noch mehr von New York sehen können, aber Trent verspricht mir, dass wir Alpha Rivas in den nächsten Jahren so oder so noch einmal besuchen müssen und dass wir dann wahrscheinlich länger bleiben können.

Yay. Was allerdings nicht ganz so yay ist, ist die Tatsache, dass ich jetzt wieder nach Hause muss und ich meinen Eltern meine krallenförmige Wunde erklären darf. Das wird ein Spaß. Nicht.

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[A/N] Sorry, ist nur ein Filler, aber besser als gar nichts hoffe ich! 😁

Geht morgen iwer auf das 5SOS-Konzert in Köln? Weil ich schon und ich bin sooo aufgeregt! 😍

Und ich entschuldige mich hiermit aufrichtig (nicht) für den Teen Wolf Teil in diesem Kapitel, aber ich bin wieder voll im Flow und ich konnte nicht anders. ❤️🌚

Bitte
KOMMENTIERT
und
VOTET!!

❤️xx

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