Kapitel 18

Der Regen prasselt auf das Dach des Packhouse und leises Donnerrollen ist aus weiter Ferne zu hören. Trent steht schweratmend zwischen meinen Beinen, mein schweißnasser Rücken ist gegen die Wand gepresst.

Ich zittere. Nicht nur aus Wut, weil mein besitzergreifender Idiot von Mate mich ohne Vorwarnung markiert hat, sondern auch aus Angst vor Cheryls geschocktem Blick, mit dem sie eiskalt meinen Hals mustert. Die Luft um uns herum fühlt sich geladen an. Mir wird kalt und heiß zu gleich und Trents Gesicht verschwimmt vor meinen Augen.

Ich spüre kaum wie mein Kopf gegen die Wand fällt und jegliche Spannung meine Muskeln verlässt. Trents eine Hand verweilt an meinem Oberschenkel, während seine andere sich an meinen Nacken legt, um meinen Kopf zu stützen. Langsam versucht er mich wieder auf den Boden zu stellen, doch sobald meine Füße auf dem Grund aufkommen, knicken meine Knie ein und ich falle beinahe in mich zusammen, hätte Trent mich nicht im letzten Moment noch aufgefangen und meinen Arm um seine Schultern gelegt.

Ich kriege nicht einmal mehr mit, wie Cheryl zu meiner anderen Seite eilt, um Trent zu helfen.

Es ist heiß, so f*ucking heiß, ich kann nicht mehr richtig denken. Alles sieht aus wie ein verlaufenes Durcheinander, ich kann meine Augen auf nichts fokussieren. Trent scheint irgendetwas zu sagen, aber ich höre nur ein langgezogenes Piepen. Ich versuche, mich auf den tiefen Klang seiner Stimme zu konzentrieren, doch das einzige, was zu meinem vernebelten Hirn durchdringt, ist Feuer.

Feuer in meinem Herzen, in meiner Lunge und besonders in meiner Wunde.

Ich habe keine Ahnung, was mit mir passiert, habe keine Kontrolle über meinen schlaffen Körper. Trent und Cheryl ziehen mich durch eine Tür und legen mich auf ein Bett. Die Laken fühlen sich für einen Moment kühl an meinem Körper an, doch das wohlige Gefühl der Erlösung hält nicht lange an, denn schon nach weniger als zwei Sekunden sind sie mindestens genauso warm wie ich.

Neben mir sinkt das Bett ein, Trent hat sich auf die Kante gesetzt. Seine sonst so warmen Finger sind wie Eisblöcke gegen meine Haut, als er seine Handfläche auf meine Stirn legt.

"Sie wird immer heißer", murmelt Trent. Seine Stimme hallt in meinem Kopf wider und ich versuche, seine Worte wahrzunehmen.

"Nein, wirklich? Woran könnte das bloß liegen, du Vollidiot?", motzt Cheryl ihn an und ich verspüre das Bedürfnis, ihn in Schutz zu nehmen, doch mein Mund fühlt sich staubtrocken an und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht in der Lage bin, auch nur ein vernünftiges Wort zu Stande zu bringen.

"Wie konntest du nur Trent? Ohne sie zu fragen und das mit ihr abzusprechen?"

Mein Geist driftet immer weiter in diese verdammte Hitze, die meinen ganzen Körper einzunehmen zu scheint. Mit aller Kraft versuche ich, mich auf Trents kalte Finger, die beruhigend über meine Haare streichen, zu konzentrieren und dem seltsamen Fiebertraum, der mich zu überkommen droht, nicht nachzugeben.

"Jetzt reg dich doch mal nicht so auf! Ich hätte sie so oder so irgendwann markiert und wenn ich ihr gesagt hätte, was ich da tue, dann hätte sie mir das niemals erlaubt!" Trent Stimme scheint das Feuer ein wenig zu besänftigen, kaum merklich zwar, jedoch genug, um mich im hier und jetzt zu halten.

"Ich soll mich nicht aufregen? Jetzt guck sie dir doch mal an! Sie ist kurz davor, sich die Haut vom Leibe zu reißen, um der Hitze  zu entkommen!" Apropos vom Leibe reißen. Ich winsele vor mich hin und ziehe an meinem Pullover herum. Trent scheint zu verstehen, was ich will, denn wenige Sekunde später liege ich in meinem schwarzen Tanktop auf der Bettdecke, mein Pullover in einer der Zimmerecken.

"Ja woher sollte ich denn wissen, dass auch Menschen Heats haben können? Ich dachte nur Wölfinnen hätten die." Ich folge der Stimme meines Mates und rutsche mit geschlossenen Augen soweit auf die Bettkante zu, bis ich Trent an meiner Taille fühle. Sein Körper fühlt sich noch besser an als seine Stimme und ich beginne, mit meinen Händen an seinem Rücken herum zu kratzen. Glücklicherweise versteht er schon wieder, was ich von ihm will, und legt sich neben mich auf das Bett. Sofort klammere ich mich an ihn und inhaliere seinen fantastischen Geruch.

Innerlich brenne ich immer noch, aber je näher ich Trent komme, desto kühler fühle ich mich.

"Gott, du bist so dämlich, Trent. Jeder, egal ob Mensch oder Werwolf, geht nachdem er oder sie markiert wurde, in Heat. Das gehört zum Paarungsritual dazu", schimpft Cheryl, obwohl ihre Stimme mittlerweile wieder gedämpfter klingt. Kann sie nicht endlich mal die Schnauze halten, damit ich mich in Ruhe von Trents Geruch einhüllen lassen kann?

"Ich hoffe für dich, dass sie morgen wieder fit ist, damit eure New York Reise nicht ins Wasser fallen muss", fügt sie noch hinzu und ihre immer leiser werdenden Schritte verraten mir, dass sie sich zur Tür bewegt.

Endlich bin ich allein mit meinem Mate. Ich vergrabe meine Nase in seinem Pullover, lasse mich von seiner Gegenwart in eine Trance führen. Unterbewusst haken sich meine Finger in meinen Hosenbund und ich entledige mich meiner Jeans. Ein weiteres Kleidungsstück, dessen Abwesenheit meine überhitzte Haut herunter kühlt.

Auch mein Top findet unbemerkt seinen Weg von meinen Schultern auf den Boden.

Ich glühe innerlich, kann kaum noch atmen, so heiß fühlen sich meine Organe an. Trent hält mir ein Glas Wasser vor die Nase und zieht mich einhändig in eine aufrecht sitzende Position. Ich kann in meinem Hirn nicht einmal mehr die Informationen, wie man ein Glas Wasser trinkt, abrufen, aber Trent lehnt meinen Kopf zurück und die kalte Flüssigkeit fließt meinen Hals hinunter.

Gierig trinke ich alles in Sekundenschnelle aus und muss fast aufschluchzen, als mir irgendwo in der hintersten Ecke meines Verstandes klar wird, dass das Glas leer ist.

Ich realisiere kaum, wie Trent mich wieder auf das Bett legt und mir mit seinen Fingerspitzen besänftigend über die Unterarme fährt.

Seine Haut fühlst sich gut an, extrem gut sogar, und mein Unterbewusstsein scheint der Meinung zu sein, dass mein Körper mehr davon braucht. Meine Hände beginnen, an seinem Oberteil herum zu zupfen und ziehen es bis an seine Brust hinauf, doch weiter kommen sie nicht, denn Trent nimmt meine beiden Handgelenke in eine seiner Pranken und greift mit der anderen grob nach meinem Gesicht. Seine Daumen bohren sich in meine Wangen, als er mich dazu zwingt, in seine rot funkelnden Augen zu sehen.

"Nein", knurrt er mit einem unmenschlich tiefen Laut. "Lass das."

Meine Arme fallen sofort zu meinen Körper zurück, hören auf seine Stimme wie auf einen Befehl und der Schwindel und die Benommenheit kehren zurück in meine Glieder. Ich liege einfach nur da, bis Trent mich in seine Arme schließt und sich an mich kuschelt.

"Schlaf jetzt, Baby, das wird helfen", flüstert er und als hätte er einen Knopf an einer Maschine gedrückt, werden meine Augenlider schwer und ich versinke in Dunkelheit.

***

Ein paar Haarsträhnen kitzeln meine Nase und als ich die Augen aufschlage, werde ich geblendet von gleißendem Sonnenlicht. Was? Schon wieder morgen? Entspannt strecke ich meinen Körper und will mich gerade wieder in meine Bettdecke kuscheln, als mir etwas klar wird.

Mir ist nicht heiß, sondern ganz im Gegenteil, es ist angenehm kühl im Zimmer, so angenehm, dass ich sogar eine Decke brauche. Verwirrt setze ich mich auf und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Trent ist nicht mehr da, was mich gerade noch mehr irritiert, denn meine Erinnerungen an den vorherigen Abend sind sehr verschleiert.

Das einzige, an das ich mich wirklich erinnern kann, ist diese unglaubliche Hitze, die sich durch nichts abschütteln ließ. Ich seufze auf. Wenigstens kann ich jetzt wieder klar denken.

Langsam, schon fast in Zeitlupe, stehe ich auf und strecke dabei jeden einzelnen Muskel und jedes einzelne Gelenk, wobei mein Körper ein fürchterliches Knacken von sich gibt. Gott, ich hasse dieses Geräusch, noch schlimmer als dieses andauernde Fingerknacken von gelangweilten Vollidioten im Unterricht.

Äh nee, Moment mal. Warum zur Hölle trage ich nur einen BH und meine verdammten Spitzenpanties, wenn ich gestern mit Trent in einem Bett geschlafen habe?

Mein Herz hämmert in meiner Brust und ich habe für einen Augenblick das Gefühl, nicht atmen zu können. Schnell schnappe ich mir meinen Sweater, der neben der Tür auf dem Boden liegt, und schlüpfe mit meiner Hose in der Hand in den Gang hinaus.

Ich habe zwar keine Ahnung, wo alle anderen Mitglieder des Rudels sind, aber mein Bauchgefühl sagt mir, ich sollte in der Küche nachschauen. Denn sein wir mal ehrlich, in einem Haus voller hungriger Wölfe, sucht man doch als erstes bei der Futterstelle nach ihnen.

Im Gehen schlüpfe ich in meine Hosenbeine und eile dann die Treppe nach oben. Atemlos stoße ich die Küchentür auf und laufe dabei fast in jemanden hinein. Jeremy.

"Care!", lacht er und umarmt mich. "Du lebst!"

Verdattert sehe ich ihn an. "Was? Warum sollte ich denn bitte nicht leben?"

Anstatt mir zu antworten grinst er mich einfach nur weiter an. Hinter ihm höre ich das Klirren von Besteck, das beim Frühstücken auf den Teller trifft. Leises Gemurmel schallt aus dem Raum heraus und für einen Moment bezweifele ich, dass Trent wirklich hier ist. Ich hatte nämlich schon immer das Gefühl, dass der Alpha seine Mahlzeiten an ruhigeren Orten zu sich nimmt.

Jeremy geht, ohne seinen stalkerhaften gruseligen Blick von mir zu lösen, ein Stückchen zur Seite und hinter ihm kommt Trent mit großen Schritten und gerunzelter Stirn auf mich zu. Er sieht besorgt aus und komischerweise fühle ich mich selbst auch ein wenig unbehaglich, je näher er mir kommt.

Sein schwarzes T-Shirt ist verknittert und auf seiner grauen Ripped-Jeans ist ein großer Marmeladenfleck. Er sieht wirklich zerzaust aus und seinen dunklen großen Ringen unter den Augen nach zu urteilen, hat er auch nicht besonders viel geschlafen.

Wenige Zentimeter vor mir kommt er zum stehen und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Er blickt mir tief in die Augen, um dann meinen Kopf vorsichtig zur Seite zu drehen. Seine rechte Hand fährt meinen Hals entlang, was mir eine größere Gänsehaut bereitet, als ich zugeben will, und er drückt seinen Zeigefinger ganz leicht auf seine Bisswunde, oder 'Markierung', wie er es nennen würde.

Ich zucke zusammen. Mit geschlossenen Augen genieße ich wieder dieses honigsüße Gefühl in meinen Adern. Apropos Bisswunde. Was hat er eigentlich gestern mit seinen dämlichen Fangzähnen für einen Mist angerichtet?

Doch bevor ich diese Frage äußern kann, ist mein Gesicht gegen ein schmuddeliges T-Shirt gepresst und ein gewisser Alpha schnüffelt wieder einmal wie ein Jagdhund auf der Suche nach einem Kaninchen an meinem Nacken.

Ich erschaudere wieder als seine Nasenspitze auf die Wunde trifft und alle Gedanken und Fragen die ich ihm stellen wollte, lösen sich in Luft auf.

"Dir geht's wieder gut, Baby", murmelt er und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich gebe nur ein leises "Mhm" von mir und lege meine Arme um seinen Nacken, damit er sich nicht so schnell wieder nach hinten lehnt. Eine ganze Weile stehen wir einfach nur da und ich frage mich, ob sich seine Umarmungen schon immer so gut, so richtig angefühlt haben.

Liegt das vielleicht an seinem Biss? Hat uns das irgendwie miteinander verbunden? Ich mache mir eine mentale Notiz, ihn nachher noch einmal zu fragen.

Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, in der aber auch nur fünf Minuten hätten vergangen sein können, hebt er seinen Kopf und sagt heiser: "Die Markierung verheilt schon. Das ist ein gutes Zeichen."

Ich kann nur abwesend nicken, zu sehr damit beschäftigt, sein Gesicht zu studieren. Die Art, wie seine Augenbrauen schuldbewusst nach unten gezogen sind und wie sich in seiner Wange der Ansatz eines Grübchens bildet, als er mich anlächelt.

Er starrt mich an und sieht dabei ehrlich gesagt ein bisschen aus wie ein Massenmörder, kurz bevor er sein Opfer ersticht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich selbst nicht wirklich anders wirke.

"Megan hat deine Sachen für New York gepackt", berichtet er mir und reißt mich damit aus meiner Träumerei.

Ich runzele verwirrt die Stirn. "Hä? Wo hat sie die denn her?"

Er schmunzelt. "Sie ist vorhin zu dir gefahren und hat deinen Kleiderschrank durchwühlt, also denke ich jedenfalls. Deine Eltern waren offensichtlich begeistert, dass du das Wochenende bei einer Schulfreundin verbringst. Die haben wohl gedacht, du hättest in der Schule noch keine Freunde gefunden oder so."

Ich verdrehe die Augen. Typisch. Anstatt die Schuld für meine miese Laune in letzter Zeit bei sich selbst und ihrer Inkompetenz, gute Eltern zu sein, zu suchen, muss natürlich irgendwas in der Schule falsch laufen.

"Hey", sagt Trent, als er meine finstere Miene bemerkt. Er legt seine Stirn an meine. Oh, das gibt auf Dauer Nackenschmerzen, bei seiner Größe! "Ich hab dich vermisst, Baby." Also im Ablenken ist er gut.

Ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht breit loszugrinsen. "Ich dich auch", flüstere ich zurück.

"Das reicht jetzt aber, ihr Turteltauben! Hop hop, wir haben einen Flug zu erwischen!"

Ugh, danke Megan, dass du gerade einen Moment zerstört hast.

---

[A/N] ENDLICH EIN UPDATE!!! 🦄🎉
Und tut mir leid, ich weiß, dass es kurz ist, aber das nächste wird darum umso länger! Yay! 💞

DANKE für so viele Gute-Besserungswünsche, voll sweet von euch ❤️☺️

DANKE für über 300 Votes bei zwei Kapiteln und 125 Follower 😘

Und es tut mir so schrecklich leid, dass ihr so lange warten musstet, aber ich hab mir drei Knochen gebrochen und das musste auch leider operiert werden 💕😓

Ich hoffe, dass das nächste Update früher kommt 💕

VOTE and COMMENT please ❤️

xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top