Kapitel 10
Megan ist einiges, witzig, nett, ironisch und teilweise auch sarkastisch, manchmal vielleicht ein wenig zickig und temperamentvoll, aber so lange ich sie kenne, okay, genau genommen sind das gerade mal drei Tage, aber es kommt mir wesentlich länger vor, mehr so, als hätten wir uns schon eine halbe Ewigkeit gekannt, war sie noch nie traurig. Auch die anderen scheinen das nicht gewohnt zu sein, ihrer Körpersprache, Gesichtsausdrücken und merkwürdigen Herumdruckserei nach zu urteilen.
Megan kapselt sich völlig ab, sagt kein einziges Wort, als ich mich mit den anderen unterhalte, während Sierra ihr andauernd besorgte Blicke zu wirft. Jared sitzt neben ihr, man sieht ihm an, dass er versucht locker und cool zu wirken, aber er sitzt wesentlich verkrampfter da als sonst, schon fast wie eine menschliche, oder eher werwölfische, Schutzwand vor Megan. Ich habe natürlich mal wieder keine Ahnung was los ist und ehrlich gesagt traue ich mich auch nicht zu fragen, sie sehen alle so aus, als würden sie wissen, was gerade passiert und ich will nicht wie die Dumme wirken, die nichts peilt, auch wenn das in diesem Moment genau der Fall ist.
Der Vormittag vergeht wieder einmal relativ schnell vorüber und wirklich etwas passiert ist eigentlich auch nichts, bis auf die Tatsache, dass die Lehrer wieder angefangen haben uns eine gigantische Menge an Hausaufgaben aufzugeben. Ich freue mich riesig. Nicht.
Megan guckt die ganze Zeit ausdruckslos in der Gegend umher und manchmal bilde ich mir ein, Tränen in ihren Augenwinkeln glitzern zu sehen, aber sobald ich blinzele, sind sie auch schon wieder verschwunden. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich sie aufheitern kann, aber da sogar Sierra, die ja eigentlich extrem gut mit Megan befreundet ist, keine Anstalten macht, ihr irgendwie zu helfen, versuche ich es so gut wie möglich und trotz einiger Gewissensbisse zu ignorieren. Auch Jared spricht sie nicht an, er rückt ihr einfach nur nicht von der Pelle und klebt quasi an ihrer Seite fest. Ausnahmsweise nehme ich mir, so unbeschäftigt wie ich deshalb bin, vor, mich mehr in der Schule anzustrengen, aber sein wir mal ehrlich: in zwei Wochen sitze ich doch sowieso wieder wie ein stilles Kirchenmäuschen in der Ecke und sage keinen Ton im Unterricht, anstatt mich zu melden.
Auch beim Mittagessen in der Cafeteria ändert sich nichts, Sierra, Jeremy und Rick sind fröhlich am rum albern und Megan rührt ihr vollgeladenes Tablet nicht an. Ich seufze und höre Rick und Sierras angeregter Unterhaltung über The Vampire Diaries zu.
"Also bitte, Damon ist doch wohl mal das größte Arschloch überhaupt! Team Stefan forever!", ruft Sierra und blickt ihren Bruder herausfordernd an. Ich sehe verwirrt zwischen den beiden hin und her.
Rick lacht sie allerdings schamlos aus. "Pff, wer kriegt denn am Ende Elena ab? Hm? Stefan vielleicht? Oh warte, das war ja doch sein Bruder, Damon."
Ich runzele irritiert die Stirn. Ich sehe Rick komisch an und frage: "Warte mal kurz. Du guckst The Vampire Diaries?"
Er zuckt mit den Achseln und grinst mich an. "Was denn?", fragt er dann gespielt beleidigt. "Ist nicht meine Schuld, okay? Meine Ex-Freundin hat mich dazu gezwungen, es mit ihr zu gucken und diese Serie macht süchtig, ich kann einfach nicht mehr aufhören."
Ich ziehe belustigt die Augenbrauen hoch. "Yep, geht mir auch so, mein Freund", stimme ich ihm zu und beiße mir auf die Unterlippe, als Rick mich mit seinem bestem Hundeblick anstarrt. Seine Lippen sind zu einem Schmollmund verzogen und seine Augen weit aufgerissen. "Guck nicht so. Das ist völlig normal, okay? Ich bin immer noch ein Mann", sagt er selbstsicher und seine mitleidige Miene verzieht sich sofort zu einem eingebildeten Lächeln und er spannt seine Armmuskeln an, um kurz darauf mit gespitzten Lippen seinen Biceps zu küssen.
Ich pruste los, als er mich zweideutig anguckt und anfängt, mit seinen Augenbrauen zu wackeln. Sein Grinsen wird breiter, sodass fast alle seine Zähne zu sehen sind und er rollt seinen Kopf ein wenig nach unten und sieht mich nun durch seine Wimpern von der anderen Seite des Tisches an. Ich muss mir auf den Fingerknöchel beißen, so behämmert sieht er aus, wie ein Möchtegern gruseliger Stalker aus einem schlechten Film.
"Bonnie ist sowieso die Coolste", wirft Sierra total wahllos rechts von mir in die Runde. Genüsslich kaut sie auf einer Reiswaffel mit Schokoladenüberzug herum und rückt sich mit der freien Hand die Armbanduhr an ihrem Handgelenk zurecht. Ich nicke dennoch eifrig, während Rick uns einen genervten Blick zuwirft, den Kopf lächelnd schüttelt und sich dann Jeremy und Jared zuwendet. "Und Caroline natürlich", kichere ich Sierra zu und zwinkere dann mit dem linken Auge. Sie grinst und sagt ironisch: "Hat bestimmt gar nichts damit zu tun, dass ihr den gleichen Namen habt."
Ich schüttele den Kopf und kaue nun selbst auf meinem Tomate-Mozzarella-Sandwich von Terry's herum. Oh mein Gott, das schmeckt zum Sterben gut. Entspannt beiße ich noch einmal ab und mir fällt auf, dass alle anderen schon fertig gegessen haben, weshalb ich nach einem Blick auf mein Handy, das mir verrät, dass die Pause schon fast vorbei ist, in Windeseile das köstliche Sandwich meine Rachen herunter schiebe.
Zögerlich sehe ich schwer kauend zu Megan, aber sie sitzt noch in der gleichen Position wie gerade eben dort, ihre Arme verschränkt, ihr Kopf auf Jareds Schulter gelegt, und ihre bleiche Miene sagt nichts über ihre Gefühle aus, als hätte sie sich eine Maske übergestülpt hinter der sie sich jetzt versteckt. Ich versuche, nicht zu lange zu ihr zu starren, um nicht gruselig oder so zu wirken und sehe peinlich berührt auf den Boden, als sie mir einen Blick aus müden Augen zuwirft.
Glücklicherweise klingelt es dann auch und ich werde aus meinem unbehaglichen Zustand erlöst. Wir stehen in Ruhe auf und machen und gemächlich auf den Weg zum Geschichtsunterricht bei Mr. Henders. Allein bei dem Gedanken daran erschaudere ich, und zwar nicht auf die gute Art und Weise, wie ich es in Trents Nähe immer verspüre, sondern auf die schlechte, ungemütliche Art, die einem die Nackenhaare zu Berge stehen lässt.
Okay, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, ich habe schließlich keine Angst vor ihm, aber beste Freunde sind wir auch nicht gerade. Wir betreten also den Raum und lassen uns resigniert auf unsere Plätze fallen. Mr. Henders ist zu spät, wir quatschen als noch ein wenig.
"Naja jedenfalls ist er dann ein bisschen ausgerastet und hätte dem anderen Alpha fast den Kopf abgerissen", erzählt Sierra.
Geschockt und mit weit aufgerissenen Augen sehe ich sie an. "Das ist ein Scherz, oder?", frage ich entsetzt, aber Megan schüttelt den Kopf. Ich versuche langsam, meine weit aufgeschlagene Kinnlade wieder vom Boden aufzuheben. "Nur weil er Cheryl am Arm zu sich gezogen hat?" Meine Stimme hört sich immer noch eine Oktave zu hoch an. Sierra nickt. "Mann oh Mann, der Typ hat echte Aggressionsbewältigungprobleme", flüstere ich. Und genau dieser Typ ist mein Mate.
Bei meinen Worten reißt Jeremy entgeistert die Augen auf. Er lacht nervös in sich hienein. "Nein, Care, so schlimm ist das alles gar nicht, für einen Alpha hat Trent sich echt gut unter Kontrolle. Er wird nur so wütend, wenn es um seine Familie und Freunde geht."
Ich sehe ihn fragend an. Ironisch füge ich hinzu: "Sehr beruhigend."
Unsere Unterhaltung wird von dem lauten Aufknallen einer Ledertasche auf dem Pult unterbrochen. Ich zucke zusammen. Mr. Henders lächelt uns alle böse an, lässt seinen Blick über unsere Gesichter schweifen. Er trägt genau den gleichen Anzug wie gestern, nur ist dieser übersäht von Kreideflecken und seine wenigen Haare glänzen im Licht der Deckenlampe, so fettig sind sie. Seine giftgrünen Augen bleiben an mir hängen. Mist.
"Schönen guten Nachmittag", sagt er gespielt freundlich. Niemand antwortet ihm, aber das scheint ihn nicht im Geringsten zu stören.
"Ich habe mir für heute etwas überlegt." Seine Stimme fühlt sich an wie Gift, das rasend schnell durch meine Adern gepumpt wird und mich einfrieren lässt. Ich schüttele die Gänsehaut von mir, oder versuche es zumindest. Er fährt fort: "Ich werde gleich einige von Ihnen auswählen, die die Ehre haben, zu Übermorgen ein Referat zu einem von mir gewählten Thema vorbereiten zu dürfen. Ich werde diese Leute natürlich nicht zufällig auswählen, nein, ich bin der Überzeugung, dass die Vorlautesten von Ihnen vortreten sollten, schließlich scheinen die ja schon alles zu wissen und sollten durch diese Zusatzaufgabe ihren Geist erweitern können."
Ich stütze meinen Kopf in meine Hände und stöhne leise auf. War ja klar. Und selbstverständlich wird der ganz zufällig mich auswählen, dem bin ich ja nach einem Tag zu ungehorsam. Wie auch nicht anders zu erwarten, schnorrt nur wenige Sekunden später der alte Bierbauch: "Miss Smith, Sie sind die Erste."
Ich kneife kurz die Augen fest zusammen und sammele dann allen Mut, der noch in mir übrig ist auf und blicke ihm in die Augen. Sie funkeln quasi mit Boshaftigkeit. Sierra presst die Lippen zusammen und Jeremy wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. Ich nicke und stehe auf. Mr. Henders gibt mir mein Thema, Kolonialismus in Nordamerika. Ja ganz toll. Da werde ich bestimmt extrem viel Spaß bei haben, sowie ja eigentlich immer, wenn ich ein Referat vorbereiten muss. Man bemerke den Sarkasmus.
Auch der Rest der Stunde verläuft nicht viel besser, Mr. Henders textet uns mit irgendwelchen für mich irrelevanten Fakten zu und nimmt immer, wenn er eine Frage stellt, mich dran, aber ich habe eigentlich mal so gar keine Ahnung von Geschichte. Ist doch alles schon vorbei, also wenn interessiert's?
Ich atme erleichtert auf, als es endlich klingelt und bin sogar noch glücklicher, als ich herausfinde, dass Megan nicht in meiner nächsten Klasse ist. Nicht, weil ich sie nicht mag, um Himmels Willen, Megan ist mir in so kurzer Zeit direkt ans Herz gewachsen, nein, sondern weil ich zum ersten Mal am heutigen Tag mit Sierra allein bin und ich sie endlich fragen kann, was mit Megan los ist.
Wir trennen uns also nach der Horrorgeschichtsstunde von den anderen und machen uns auf den Weg zum Kunstraum. Ich verschwende keine Zeit und frage, sobald wir um eine Ecke gebogen sind: "Sierra? Kann ich dich mal was fragen?"
"Huh?", macht sie und ihr Kopf schnellt hoch. Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht sie mich an.
"Ähm... also irgendwie stimmt was mit Megan nicht", sage ich und hoffe, dass sie meinen Satz für mich beendet und mir direkt erzählt was los ist. Aber das wäre auch zu schön gewesen. Sierra sieht auf den Kunststoffboden unter uns und gibt keinen einzigen Ton von sich. Ich werfe ihr einen erwartungsvollen Blick zu, aber sie schweigt einfach weiter, als hätte ich nie etwas gesagt und sieht mir nicht in die Augen.
"Also sie war so still und so und es hat halt niemand mit ihr geredet", versuche ich es noch einmal vorsichtig, aber Sierra spielt mit den Ärmeln ihres Sweatshirts und blickt konzentriert auf ihre Fingernägel. Ich räuspere mich. Bei dem lauten Geräusch zuckt sie zusammen und sieht nervös mit geweiteten Augen zu mir. Sie hält die Luft an und zuckt mit den Achseln.
"Ihr habt euch ihr gegenüber auch seltsam verhalten", werfe ich noch dazu, doch anstatt mir richtig zu antworten, murmelt sie nur: "War halt nicht ihr Tag."
Was soll das denn heißen? Wenn das nur nicht ihr Tag gewesen wäre, hätte sie doch wohl was gegessen, oder? Sie wäre vielleicht mürrisch gewesen, aber sie hätte geredet und nicht geschwiegen, als hätte man ihr die Zunge heraus geschnitten.
Sierra will weiter gehen, aber ich halte sie an ihrem Oberarm zurück. "Komm schon, Sierra. Ich bin doch nicht blöd, ich hab doch gemerkt, das irgendwas los war", quengele ich und sehe sie flehend an.
Sierra presst die Lippen aufeinander und schüttelt den Kopf. Sie öffnet den Mund, als wollte sie etwas sagen, aber hätte es sich doch anders überlegt, als sie ihn gleich drauf wieder schließt. "Es... Es ist kompliziert, okay?", sagt sie leise.
Ich verdrehe die Augen und stöhne genervt auf. "Das Werwolf- und Matezeug ist auch kompliziert, oder? Und ich stehe immer noch hier, ich werd das schon verkraften, also raus mit der Sprache", verlange ich energischer als zuvor zu wissen.
"So einfach ist das nicht, Care", antwortet sie und sieht sich misstrauisch im Schulgang um.
Mein Unterkiefer verschiebt sich leicht nach vorne und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich meiner Mutter in diesem Moment extrem ähnlich sehen muss, aber das ist mir egal. "Aha. Und warum nicht?", frage ich schnippisch.
"Das greift massiv in Megans Privatsphäre ein. Ich kann dir das nicht einfach erzählen ohne sie vorher zu fragen. Außerdem will sie das vielleicht auch lieber selber tun", erklärt sie und sieht mich wegen meinem Ton mahnend an.
Von der Neugier getrieben bettle ich sie fast schon an: "Bitte, Sierra. Sie wird das bestimmt nicht stören, wir sind Freundinnen."
Mit bitterem Gesichtsausdruck schnappt sie sich mein Handgelenk und zieht meine Hand von ihrem Oberarm. "Nein heißt nein", giftet sie, aber ich lasse nicht locker, nicht so schnell zumindest.
"Du hast mich neugierig gemacht, also los jetzt. Ich mach mir doch auch nur Sorgen um sie und wenn du mir nicht sagst was los ist, kann ich nicht helfen", versuche ich sie verzweifelt zu überzeugen.
Sie schnaubt. "Niemand kann ihr helfen, außer Jared vielleicht."
Mit gerunzelter Stirn sehe ich sie an. "Bitte."
Sierra seufzt. "Nein, Care, ich fühl mich nicht gut dabei."
Also wenn das so ist, bleibt mir nur noch eine Möglichkeit, sie umzustimmen. Ich setze die ernsteste Miene, die ich hervorbringen kann, auf und zische: "Ich befehle dir, es mir zu erzählen, als deine zukünftige Luna."
Sierra schnappt nach Luft. "Du...", setzt sie an und sucht nach Worten. "Ugh. Das ist doch wohl ein Scherz, oder? Vor zwei Tagen noch hättest du mich angeschrien, bei solchen Worten und jetzt? Unfassbar." Ihre Miene wirkt erst verärgert, doch dann reibt sie sich mit den Händen übers Gesicht und seufzt.
Ich sehe sie überlegen an, kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und ziehe eine Augenbraue hoch.
"Also gut", willigt sie endlich ein.
'Yes', forme ich mit den Lippen und beiße mir auf die Zunge, um meinen Triumph nicht lauter heraus zu posaunen.
"Ich muss ein bisschen weiter vorne anfangen, also bevor Megan Jared getroffen hat", beginnt Sierra. Ich sehe ihr gebannt zu, wie sie sich unsicher die Ärmel über die Hände zieht. Sie fährt fort: "Megan war ein Einzelgänger, sie hatte kein Rudel mehr und ist allein im Wald herum geirrt. Ihre Eltern und Geschwister? Sind in einem Krieg zwischen ihrem alten Rudel und ihrem damaligen Nachbarrudel kaltblütig ermordet worden. Die wenigen Überlebenden haben sich aufgeteilt, zwölf Wölfe können kein Rudel bilden und Megan hat uns erzählt, dass alles in ihrem früheren Zuhause sie an ihre tote Familie erinnert hat."
Sie hält kurz inne und ich wage es nicht, auch nur einen Ton von mir zu geben.
"Jedenfalls ist sie geflohen und es ging ihr selbstverständlich nicht gut. Sie war der totale Familienmensch gewesen und dann wurde ihr alles, was ihr lieb und wichtig war, einfach so entrissen. Sie weiß, dass es nicht ihre Schuld war, aber sie hat sich immer selbst dafür gehasst, dass sie nicht auch gestorben ist und naja, sie wollte sich auch umbringen, aber zum einen wusste sie, dass ihre Familie das nicht gewollt hätte und zum anderen wollte sie das ihrem zukünftigen Mate nicht antun. Weil wenn der Mate eines Werwolfes stirbt, kann er nicht mehr wirklich weiter leben und normalerweise endet sowas immer mit Suizid."
Meine Brust füllt sich mit hämmerndem Schmerz und ich würde Megan gerade am aller liebsten umarmen sie nie wieder loslassen, in der Hoffnung, dass ich sie wieder flicken könnte, aber ich weiß, dass ich das nicht kann.
"Und dann hat sie Jared getroffen. An der Grenze unseres Reviers. Und das ist zwar total clichéhaft, aber seit dem war alles irgendwie wieder okay. Natürlich nicht von Anfang an, aber mit der Zeit hat er sie geheilt und es geht ihr auch normalerweise gut, ich meine klar, sie trägt ihren Verlust immer mit such, aber Jared hat sie wieder in Ordnung gebracht, verstehst du? Aber trotzdem gibt es eben noch diese Tage, an denen sie sich erinnert und Flashbacks hat und an denen sie sich einfach so fühlt wie damals. So ein Tag ist heute und helfen kann ihr da niemand. Außer Jared, aber mehr als ihre Hand halten und bei ihr sein kann er auch nicht tun. Sie schaltet total ab an solchen Tagen und lässt niemanden rein."
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Megan tut mir so schrecklich leid, aber ich kann nichts für sie tun. Ich kann sie nicht trösten, ich kann schließlich nicht nachvollziehen, wie sie sich fühlen muss. Sierra bittet mich noch, Megan jetzt, wo ich von ihrer Geschichte weiß, nicht anders zu behandeln und ich verspreche es ihr sofort.
Die Kunststunde, die auf unser Gespräch folgt, vergeht wie im Fluge und ehe ich mich versehe sitze ich auch schon mit Rick, Jeremy und Sierra im Auto und wir machen uns auf den Weg zum Packhouse. Es scheint mittlerweile eine Art ungeschriebene Regel zu sein, dass ich sofort mit zu ihnen komme, aber wirklich beklagen kann ich mich nicht. Diesmal fahren wir nicht ganz so schnell, Megan und Jared sind nicht bei uns und ich glaube, sie sind woanders hingefahren, also gibt es niemanden, mit dem wir bei einem Wettrennen konkurrieren könnten.
Nach etwa 20 Minuten kommen wir an, die Jungs entscheiden sich sofort PlayStation zu spielen, während ich Sierra um einen leisen Raum bete, in dem ich meine Hausaufgaben machen und das Referat vorbereiten kann. Sie grinst mich hämisch an, als sie mich ins oberste Stockwerk führt. Wir betreten einen großen Raum, in dem ein riesiges Bett mit einem schwarzen Bettgestell, grau und weiß angestrichenen Wänden, einem weißen Regal und einem Schreibtisch mit einer gläsernen Arbeitsplatte steht. Am anderen Ende des Raumes befinden sich noch zwei weitere Türen. Leichte weiße Gardinen hängen vor einer Terassentür, die auf einen Balkon hinaus führt.
Sierra verschwindet wieder unter dem Vorwand, dass sie Rick und Jeremy nicht ohne sie spielen lassen kann und ich bin allein. Erschöpft lasse ich mich auf eine hellgraue Couch an einer Wand des Zimmers nieder und schließe für einen Moment die Augen. Erst jetzt bemerke ich den Geruch im Raum, frisch und leicht zimtig. Ich ziehe ihn durch meine Nase ein und schnappe mir wenige Minuten später den Laptop vom Schreibtisch.
Ich fange an zu arbeiten und habe mich gerade in das Material auf Wikipedia eingelesen, als die Tür sich öffnet. Ich ziehe schnappend die Luft ein, als Trent mich mit schiefgelegtem Kopf ansieht. Er grinst wieder sein typisches selbstgefälliges Grinsen und mustert mich von oben bis unten, wie ich im Schneidersitz auf der Couch sitze mit dem Laptop auf dem Schoß.
Tiefe dunkle Ringe liegen unter seinen Augen, seine Haare sind ein wenig zerzaust und sein T-Shirt ist verknittert, aber trotzdem hat er noch die Frechheit, mich dreist zu fragen: "Na, Baby, hast du mich so sehr vermisst, dass du mich jetzt sogar schon in meinem eigenen Zimmer stalkst?"
Hätte ich mir eigentlich auch denken können, dass das hier Trents Zimmer ist, oberste Etage und so. Ich verdrehe die Augen, der wird wohl immer ein Arschloch bleiben. Ich sehe nur mürrisch zu ihm auf, ich habe nicht mehr die Energie, um ihm eine passende Antwort zu geben. Er lacht in sich hinein und murmelt gedankenverloren: "War nur ein Scherz." mit großen Schritten läuft er auf die Couch zu und lässt sich plumpsend neben mich fallen. Er seufzt zufrieden auf.
"Ach, Baby, du hast keine Ahnung, wie anstrengend mein Tag heute war, aber jetzt wo du in meinem eigenen Zimmer auch noch auf mich gewartet hast, da ist das schon alles fast wieder wett gemacht", schwärmt er mit verschlossenen Augen und ich erröte, es kribbelt in meiner Magengrube. Er ist eindeutig zu kitschig. Natürlich erzähle ich ihm nicht, dass ich nur zum Hausaufgabenmachen hier bin.
Er sieht mich an und zwinkert mir zu. Ich wende mich wieder zum Laptop und meiner Arbeit und ignoriere ihn. Das scheint ihm allerdings gar nicht zu gefallen, denn kurz darauf macht er einen seltsamen unzufriedenen Knurrlaut und ich spüre zwei riesige warme Hände an meiner Hüfte, die mich von dem Polster der Couch auf seinen Schoß heben, als würde ich nichts wiegen. Ich keuche auf und spüre, wie sich ein wohliges Kribbeln über einem Körper ausbreitet. Eigentlich sollte ich mich ja aus Prinzip wehren, so wie er mich gerade einfach so hochgehievt hat, aber ich kann mich selbst einfach nicht dazu bringen und ohne die Zustimmung meines Oberbewusstseins lehne ich mich mit meinem Rücken an seine warme Brust.
Eigentlich hätte ich ja erwartet, dass Trent wegen seiner ganzen Muskelpakete total hart und unbequem sein würde, aber wider Erwartens ist er gemütlich und angenehm und ich kuschele mich tiefer in seine Arme, die sich wie einen Käfig um meine Hüfte geschlossen haben und mich noch näher an ihn ziehen. Er schiebt meine Haare zur Seite und presst ganz kleine und leichte Küsse auf meinen entblößten Nacken und ich schließe automatisch die Augen und genieße seine Berührungen.
Es fühlt sich einfach so gut an, diesem Gefühl, das mich zu ihm zieht, endlich nachgeben zu können. Irgendwann löst er seine Lippen von meinem Hals und legt seinen Kopf auf meine Schulter.
"Ich hab dich vermisst, Baby", flüstert er und ich spüre eine Gänsehaut, als sein Atem meine Wange streift.
"Hm", mache ich nur und entspanne mich in der Wärme, die er von sich gibt.
Für einen Moment lang schweigen wir beide, niemand fühlt sich dazu verpflichtet, etwas zu sagen und wir sitzen einfach nur da, meine Hände liegen sanft auf seinen. Ich lasse meinen Kopf zurück rollen auf seine Schulter.
"Meine Eltern wollen dich treffen, Baby", murmelt er und er klingt so heiser, dass ich für einen Moment dachte, er wäre halb eingeschlafen. Oder er hat einfach nur meine Haare im Mund. Oder beides.
"Okay", sage ich etwas benommen. "Aber nicht jetzt, ich will schlafen." Wäre ich ganz bei Sinnen gewesen, wäre ich wahrscheinlich ausgerastet und hätte nicht mehr aufhören können, mich selbst verrückt zu machen. Hätte mich immer wieder gefragt, was ist, wenn sie mich nicht mögen und mich verabscheuen. Oder vielleicht hätte ich mich auch gefragt, warum sie mich treffen wollen, wenn wir doch gar nicht zusammen sind, aber Trent ist einfach so warm und beruhigend und riecht so gut, wie könnte ich da nicht fast auf seinem Schoß einschlafen?
Ich höre sein tiefes Lachen in meinem Ohr und kann mir selbst ein Lächeln nicht verkneifen. Trent fängt an, uns langsam hin und her zu schaukeln und ich werde nur noch müder.
"Mr. Henders hat mich total auf dem Kieker", murmele ich leise und ich glaube zunächst nicht, dass er mich wirklich verstanden hat. Doch dann fragt er amüsiert: "Was hast du denn angestellt?"
Ich grinse und antworte unschuldig: "Nichts. Hab nur die erste Geschichtsstunde des Jahres geschwänzt." Ich höre ihn hinter mir gespielt nach Luft schnappen. "Na aber hör mal, das macht man aber nicht!", mahnt er mich und zwickt mich sanft in die Seite. Ich quieke auf und schiebe seine Hand weg. Er beißt mir zart ins Ohrläppchen und ich erstarre, als mir ein wohliger Schauder über den Rücken läuft. Er nutzt meine Unfähigkeit zur Bewegung und zieht mich wieder näher an sich.
"Und was hast du heute so gemacht?", frage ich gähnend, während er sein Gesicht wieder in meinen Haaren vergräbt.
"Nichts Besonderes", sagt er schlapp. "Nur ein Packmeeting mit meinen Eltern wegen unserer baldigen Übernahme des Rudels."
Ich weiß nicht, was er jetzt als Antwort erwartet, also sage ich nichts, sondern drücke mich nur noch enger an ihn. "Du bist müde, Baby", stellt er fest. Wow, du Blitzmerker. "Schlaf ruhig", flüstert er eindringlich in meine Ohr und das lass ich mir nicht zweimal sagen. Ich merke, wie ich immer weiter ins Land der Träume absinke und das Letzte, das ich noch höre, ist: "Ich pass auf dich auf, Baby." Dann bin ich eingeschlafen.
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[A/N] Neues Update! Woop Woop! 🎉
Sorry erstmal, dass ich mitten in der Nacht update (ich mach jetzt einfach mal einen auf 1D 😂), aber meine Woche war ziemlich stressig.😔
Dieses Kapitel ist der lieben hakunamatatbiitch gewidmet! 💘 Danke für deine Promotion auf Whatsapp, das ist echt sweet von dir. ❤️DANKE 💞💖☺️
Und auch ein ganz fettes DANKE an alle Leute, die lesen, voten und kommentieren! ❤️😀
#15 in Werwolf? Oh mein Gott, DANKE DANKE DANKE 💜💛💚💙Das hätte ich niemals erwartet! Ihr seid die aller besten!💝
#DragMeDownMusicVideoWasReleasedYesterdayAndICantFookingBreatheTheyLookSoGoodAndItsAwesomeButIStillHateBenWinstonButIStillLoveTheVideo💟🆔
Bitte vergesst nicht zu Voten und kommentieren, wenn euch das Kapitel gefallen hat, ich freue mich nämlich über jedes einzelne Vote und Comment. ☺️💘
xx
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