1. Akt: Szene 2


Sasori Akasuna betritt das Büro Himes, welche unterdessen umher eilt, um letze Unordenlichkeiten zu beseitigen. Unterdessen lässt sie Josef K, im Raum nebenan, hinter dem Empfangspult nieder und beginnt eifrig auf einer alten Schreibmaschine zu tippen.

HIME Herr Sasori Akasuna, schön, Sie hier in der Praxis empfangen zu dürfen.

SASORI Buongiorno.

HIME Bitte, setzen Sie sich.

SASORI Auf den Stuhl? Die Couch ist nur Deko?

HIME Die Couch wird später zum Einsatz kommen, wenn wir uns etwas besser kennen gelernt haben.

SASORI Kennenlernen?

HIME Sie brauchen nicht misstrauisch zu sein, es geht mir weniger darum freundschaftliche Bande zu knüpfen, als viel mehr ein vertrauensvolles Verhältnis zu schaffen, denn anders greift die Therapie nicht.

SASORI setzt sich auf den Stuhl Nun, dann sollten Sie vielleicht wissen, dass ich nicht hier bin, um mich therapieren zu lassen.

HIME Und wie darf ich Ihnen dann behilflich sein?

SASORI Im Gegensatz zu ihren restlichen Besuchern, sehe ich mich in keiner verzweifelten Lage. Auch bin ich nicht krank.

HIME Mein Sekretär sagte mir, Sie hätten dringlichst nach einem Termin verlangt, mich wundert, weshalb Sie mich dann aufgesucht haben?

SASORI Sie sollen mir bei etwas behilflich sein, nicht mehr und nicht weniger.

HIME Nun und was ist das?

SASORI Man sagte, Sie seien innerhalb Italiens eine Pionierin auf diesem Gebiet, ich setzte große Stücke in Ihre Kunst.

HIME Sie schmeicheln mir, doch noch immer haben Sie mir nicht gesagt, wie ich Ihnen behilflich sein soll und vor allem wobei?

SASORI Sie sollen mir helfen das letzte Bisschen der mir innewohnende Menschlichkeit loszuwerden.

HIME Entschuldigen Sie bitte, ich glaube beinah, ich kann Ihnen nicht ganz folgen, ...

SASORI Ich denke, das können Sie, Frau Doktor. Helfen Sie mir dabei, meine Menschlichkeit zu verlieren, drücken sie das letzte bisschen Empathie aus mir heraus, wie aus einer eitrigen Blase.

HIME Sie möchten, dass ich Ihnen ihre Empathie nehme?

SASORI Deswegen bin ich hier.

HIME Und weshalb glauben Sie, würde es Ihnen dadurch besser gehen?

SASORI Ich habe nie behauptet, es würde mir schlecht gehen.

HIME Verzeihen Sie mir, mein Austreten, Sasori, aber ein junger Mann, wie Sie, der zu mir kommt und mich anhält ihn von seiner Empathie zu erlösen, den kann ich mir im Alltag kaum glücklich denken.

SASORI Aber darum geht es doch eben, verstehen Sie nicht?

HIME Bedaure,...

SASORI Der Ursprung jeglichen Unglückes lässt sich in einer negativen Emotion finden und diese entsteht wiederum daraus, dass unser Verlangen nach etwas nicht erfüllt werden kann.

HIME Da mögen Sie nicht Unrecht mit haben.

SASORI Blicken wir auf unsere eigenen Verlange und Bedürfnisse, so müssen Sie mir zustimmen, Frau Doktor, dass die Meisten bloß innerhalb einer zwischenmenschlichen Spähre entstehen.

HIME Mit Sicherheit einige, aber das lässt sich nicht über alle sagen.

SASORI Das war auch nie meine Behauptung, aber ich glaube beinah, dass das was sie meinen, sich innerhalb eine natürlichen Triebwelt finden lässt - Darum geht es mir aber nicht, vorerst. Verstehen Sie, es steht meiner Arbeit im Wege, es hindert mich an meiner Effizienz.

HIME Ihrer Arbeit? Was arbeiten Sie, Sasori?

SASORI Ich bin Künstler.

HIME Und was für ein Künstler?

SASORI Ich habe mich auf den Puppenbau spezialisiert.

HIME Was für Puppen?

SASORI Marionetten.

HIME Und inwiefern behindert Sie ihre Menschlichkeit beim Bau von Puppen?

SASORI Menschlichkeit fasst für mich alles das, was wir als kultiviert verstehen, damit meine ich Normen, Werte und auch soziale Richtwerte. Dabei ist es gar nichts all zu menschliches, wenn man bedenkt, dass all dies Dinge sind, die uns anerzogen wurden und austauschbar, eher Variablen. Jeder Mensch hat Prinzipien, aber niemals Zwei die Gleichen, selbst wenn sie sich innerhalb der gleichen Kultur bewegen.

HIME Und was sind ihre Prinzipien?

SASORI Darum geht es hier nicht.

HIME Aha.

SASORI Mit Sicherheit aber decken sie sich nicht mit den Ihrigen.

HIME Was lässt Sie davon ausgehen?

SASORI Haben Sie schonmal einen Menschen ermordert? Getötet mit ihren eigenen, bloßen Händen, Frau Doktor?

HIME Nein. Nein, das habe ich nicht.

SASORI senkt die Stimme deutlich Letzte Woche habe ich einen Freund getötet.

Betretendes Schweigen, lediglich das Josef K.'s Tippen aus dem Nebenzimmer ist zu vernehmen.

SASORI Sie werden davon niemandem erzählen.

HIME Sie wissen, dass ich das nicht darf.

SASORI Und deswegen bin ich damit zu Ihnen gekommen.

HIME Zu einer Ärztin, meinen Sie?

SASORI Auch, aber ich meine auch Sie.

HIME Sasori, wieso haben Sie ihren Freund getötet? Um zu testen, wie viel Mitgefühl sie bei einem Verbrechen dieser Art empfinden?

SASORI Nein, absolut nicht. Es tangiert mich doch, dass Sie mich für so kleinkariert halten.

HIME Tue ich nicht, ich versuche nur einen Zusammenhang zu erschließen.

SASORI Tatsächlich brauchte ich neues Material für meine Arbeit.

HIME Sie sagten mir gerade, Sie wären ein Marionettenbauer.

SASORI Das bin ich auch, aber glauben Sie nicht auch, das man sich als Künstler stets weiterentwickeln und offen für Neues sein sollte?

HIME In wiefern half der Mord an Ihrem Freund Ihnen dabei, sich auf künstlerischer Ebene weiter zu entwickeln?

SASORI Meine Werke sind keine gewöhnlichen Puppen aus Holz, sie zeigen das Wesen dieser Welt, allerdings in dessen perfektionierter Form. Ich habe Ihnen doch gerade bereits erklärt, dass sich der Ursprung jedes Unglückes auf zwischenmenschliche Beziehungen zurück führen lässt?

HIME Ja, das haben Sie.

SASORI Nun stellen Sie sich vor, was für ein harmonisches Weltbild es ergeben würde, wenn alle Menschen von ihrer Empathie befreit wären, wenn keine negativen Gefühle, wie Hass, Rache oder Neid sie lenkt, wenn alle Menschen zu Puppen würden.

HIME Sie glauben, raube man den Menschen ihre Gefühle, würde man sie dadurch zu Puppen machen?

SASORI Man macht sie ihnen zumindest ähnlicher.

HIME Mit Sicherheit. Aber denken Sie nicht auch, dass gerade Gefühle, wie Verständnis, Empathie und Tugenden wie Gnade und Nachsicht eine Kehrseite all dessen sind, die Sie bislang nicht beleuchtet haben?

SASORI Ich hatte erwartet, dass Sie das sagen würden und ich glaube, dass all dieses eine große Heuchelei ist. Religionen und Normen erinnern uns lediglich daran das uns innewohnenden Monster unter Kontrolle zu bringen, wonach jeder von uns strebt, ist doch eigentlich bloß das eigene Glück und wenn Glück mit der Empfindung von positiven Gefühlen verbunden ist, dann ja, glaube ich, dass Gefühle der Ursprung allen Übels sind.

HIME Sie meinen, dass das Streben in Glück in uns das Monster weckt?

SASORI Lediglich im Kontext zwischenmenschlicher Beziehungen, das Stichwort lautet Missgunst.

Erneutes Schweigen, wieder ist nur das Tippen auf den Tasten der Schreibmaschine zu hören.

HIME Kommen wir zu Ihrem Freund zurück, Sasori. Wie haben Sie es gemacht?

SASORI Ihn getötet, meinen Sie?

HIME Ja.

SASORI Ich habe gehofft, Sie würden mich das fragen, denn es war ein wahrer Meisterstreich von mir gewesen,...

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