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- Bild von Maya Smith-

Allison's POV:
Der Wecker rasselte. Die meisten würden jetzt genervt stöhnen und ihn vom Nachttisch fegen oder so, aber ich stieg einfach ganz normal aus meinem Bett. Mir machte das Aufstehen nichts aus.
Danach ging ich ins Bad und machte mich kurz frisch.
Aus dem Kleiderschrank wählte ich eine weiße lockere schulterfreie Bluse und dazu noch eine zartrosafarbene kurze Hose. Dann fischte ich noch weiße Sandalen aus dem Regal, schminkte mich leicht, hängte noch die Kettchen an mein Handgelenk und schon sah ich aus wie ein unschuldiges Mädchen. Meine Haare ließ ich in langen Wellen über meine Schulter fallen.
Dann schnappte ich mir einen Kugelschreiber und einen Block, stopfte sie in meine schwarze Umhängetasche (mit Handy, Schlüssel und Geldbeutel)und ging. Im Vorbeigehen nahm ich noch einen Apfel aus der Schale, den ich dann unterwegs aß.
Da ich hier noch kein Auto hatte, musste ich zu Fuß gehen, was kein Problem war, da die Schule vielleicht 500m von hier entfernt war.

Ich hatte schon meinen Stundenplan abgeholt und steuerte auf das Klassenzimmer für Spanisch zu. Hier war es wie in jeder anderen Highschool auch: Es war Montag, also war jeder besonders müde, die Badboys machten mit den Bitches rum, die "normalen" Leute unterhielten sich mit ihren Freunden und die Streber lernten. Ich war nie auf einer Highschool und war froh, denn das war so langweilig. Kein Kampfunterricht, keine Ausbildung, kein Adrenalin.
Niemand beachtete mich besonders. Ein paar Jungs schauten mir hinterher, aber das wars dann auch.
Plötzlich schallte ein glockenhelles Lachen an meine Ohren. Und kurz darauf entdeckte ich aus meinen Augenwinkeln den Verursacher. Um sie standen drei weitere Mdchen. Sie war ziemlich klein, ca. 1,60m, etwas molliger, um die 15 Jahre alt, ihre blonden Wellen waren in einen Messidutt gesteckt, sie hatte ein rundliches Gesicht, trug eine kurze graue Hose, einen zartrosanen Oversize-Pulli und weiße Sandalen. An ihrem linken Fuß hingen zehntausend feine Kettchen aus Roseé-Gold mit Perlen aus Rosenquarz.
Sie wischte sich gerade eine Lachträne aus ihren warmen großen rehbraunen Augen, während sich ihre pinken zarten Lippen zu einem Lächeln verzogen. Maya Smith.
Sie war das komplette Gegenteil von mir. Sie war offen, herzlich, warm, ein kleiner Sonnenschein.
Ich war kalt, kontrolliert, misstrauisch, ein professioneller Agent.
Und vor mir stand mein Zielobjekt.

Es klingelte. Die erste Stunde fing jetzt an. Die Klasse saß bereits auf ihren Plätzen und jeder redete mit seinem Nachbaren. Normalerweise hätte ich mich ganz hinten hingesetzt, ans Fenster, an den Stammplatz von Jason und mir, nur dummerweise saß Maya in der zweiten Reihe, neben irgendeiner Tiffany, angeblich die Zicke der Zicken, also setzte ich mich direkt hinter Maya in die dritte Reihe, damit ich sie besser im Auge behalten konnte.
Maya und Tiffany schienen sich nicht gerade zu verstehen, denn sie wechselten kein Wort miteinander und ignorierten sich so gut es ging.
Dann kam unsere Spanischlehrerin, Mrs Martinez, wie ich erfahren hatte, in das Klassenzimmer und knallte ihre Aktentasche auf das Pult.
Sie war recht groß und stämmig, hatte kinnlange braune Locken und strenge haselnussbraune Augen. Sie hatte ein kantiges Gesicht, sowie hohe Wangenknochen, die sie noch strenger aussehen ließen.
"Buenos días!" (Guten Tag) begrüßte sie uns. "Buenos días, profesora." (Guten Tag, Lehrerin) grüßte die Klasse.
Und dann fing der Unterricht an.
Ich hörte nicht richtig zu, schließlich konnte ich ja schon fließend Spanisch, Sprachen gehörten zu meiner Ausbildung, und beobachtete stattdessen Maya unauffällig. Sie hörte interessiert zu und meldete sich oft, sie sprach recht gut. Dieses Fach musste sie also mögen.
Ein Sprachgenie und Hasser der Naturwissenschaften. Das kann ja noch interessant werden.

Der Schultag war zu Ende. Die Schüler packten seine Sachen zusammen, ich auch.
Ich klemmte mir aber ein paar Notizen unter den Arm und ließ mir Zeit beim Einpacken, damit ich unauffällig auf Maya warten konnte, da sie noch nicht fertig war, und ich dann rein "zufällig" gleichzeitig mit ihr gehen wollte und sie dabei rammte, wodurch ich meine Notizen fallen ließ.
Dann war sie fertig. Es lief alles nach Plan, die Notizen lagen am Boden.
Maya entschuldigte sich hektisch und wollte sie aufheben, ich spielte mit und entschuldigte mich meinerseits.
Und das war meine erste Begegnung mit Maya Smith.

Maya's POV:

Yeah, endlich war der Schultag vorbei!
Und es werden noch weitere vier folgen, das war erst der Angang, Schätzchen...
Ja, danke aber auch, du motivierst mich ja mal so richtig!
Heute war zwar Spanisch, mein Lieblingsfach, aber leider auch der naturwissenschaftliche Scheiß, etwas, was ich hasste und auch nicht konnte.
Aber hey, heute hatte ich wieder Tanzen und ich würde heute mit den Mädels, meinen drei BFFs, zu Antonio gehen, meinen Lieblingsitaliener. Gibt nichts besseres als die italienische Küche! Vor allem Ravioli...
Ja, ich weich vom Thema ab.
Jedenfalls wollte ich gerade das Klassenzimmer verlassen, als ich plötzlich gegen etwas hartes prallte.
Erschrocken schaute ich hoch. Ich bin doch jetzt nicht wirklich gegen jemanden gelaufen, oder?
Nein, das kann doch wohl nicht wahr sein, wieso muss ich immer gegen jemanden laufen?!
Zwei felsgraue Augen blickten mich an. Sie sahen aus wie ein Sturm, unergründlich, wild, unberechenbar. Aber irgendwie waren sie auch die Ruhe selbst, ein  Fels im aufgewühlten Meer, eine Brandung, die letzte Hoffnung, sie gaben dir halt, sagten dir, es würde wieder alles gut werden, die Ruhe.
Da wurden mir zwei Dinge klar. Dies ist die wohl selbstbewussteste Person, die mir je begegnet ist, verantwortungsvoll, mit der man aber auch seinen Spaß haben kann
und zweitens starrte ich sie schon eine Weile lang an.
Uuups, wie peinlich, erst lauf ich in sie hinein und dann starre ich auch noch schamlos.
Ich wurde knallrot.
Mit Entsetzen stellte ich fest, dass ich auch noch ihre Blätter runtergeschmissen habe und die jetzt munter über den Flur segelten.
Konnte es denn noch schlimmer werden!?
Während ich sie hektisch aufhob, betrachtete ich sie aus den Augenwinkeln.
Sie hatte wellige brustlange schokoladenbraune Haare, war verdammt groß und sehr athletisch. Außerdem besaß sie harte Gesichtszüge, ein spitzes Kinn, hohe Wangenknochen und schmale Augenbrauen, was ihr einen höchst konzentrierten Ausdruck verlieh.
Aber irgendwie war sie mir sofort sympathisch.
Wer weiß, vielleicht würden wir mal Freunde werden?
Ich mein, in Filmen treffen sich beste Freundinnen  immer so das erste Mal...

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