# technical sergeant sprocket - prologue: between #

Leise klopfte es an der Tür und Wonho schreckte auf. Etwas verwirrt musterte er seine Umgebung und ihm wurde bewusst, dass er mit dem Kopf auf dem Schreibtisch eingeschlafen sein müsste. In mäßiger Lautstärke dröhnte der harte Gitarrensound aus dem kleinen blauen Lautsprecher. Wie konnte er dabei nur eingeschlafen sein.

Erneut klopfte es an der Tür und er richtete sich auf.

"Ja?", murmelte er leicht verschlafen und strich sich die Strähnen aus dem Gesicht. Dabei erkannte er auch die feinen Schnittwunden auf seinem Handrücken, die er sich bei der Arbeit unbewusst zugefügt hat. 

Die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt und ein Kopf lugte durch diesen in das Zimmer. Minhyuk sah ihn mit verschlafenen Augen an und er brauchte seine Frage nicht auszusprechen, da Wonho bereits auf sein Bett deutete. 

"Ich schaff' das nicht mehr", hauchte Minhyuk und ging geradewegs auf das Bett zu, in welches er sich fallen ließ. "Ich bin so müde."

Wonho sah nur zur Tür, da er nichts Unüberlegtes sagen wollte, was die anderen vielleicht hören könnten. Wussten Wonho und Minhyuk nur gegenseitig von dem Spektakel, welches sie bei jedem Schlaf erlebten. Er stand auf und schloss die Tür, während er sich die Augen rieb. Das gleiche Lied dröhnte immer noch aus seinem Lautsprecher, doch Minhyuk scheint es nicht zu stören. 

"Du kannst ruhig schlafen", gähnte Wonho und hätte gerne noch ein paar Bonusminuten Traum gehabt. "Im Moment ist es friedlich dort."

Minhyuk stützte sich mit den Unterarmen auf und sah mit schweren Lidern zu Wonho, der sich wieder an den Schreibtisch setzte.

"Hast du denn geschlafen?"

Der Blick von Wonho schweifte über den Schreibtisch, geschmückt mit zusammengeknülltem Papier, Radierfusseln und mehreren Stiften. Und ein halbfertiger Plan inmitten diesem Chaos. Auch wenn er nicht viel verstand von Elektrizität, Plänen und Maschinen, versuchte er sich dennoch damit zu beschäftigen. Auch wenn es ihm in der Traumwelt leicht von der Hand ging, hatte er das Gefühl, mit Vorwissen in der richtigen Welt, sich um einiges leichter zu tun.

"Seit wann hörst du Metal", murmelte Minhyuk in die Bettdecke. Sein Kopf war zu schwer gewesen, als dass er ihn länger hätte stützen können. Auch wenn er den Musikgeschmack nicht im geringsten teilte, weder noch seinem Freund zugetraut hätte und auch deswegen nicht nicht einschlafen wird, war es für ihn interessant zu fragen. 

"Erstens ist es Rock", entgegnete Hoseok ihm und schnappte sich eines der dicken Bücher, um darin ein weiteres Kapitel lesen zu können. "Und zweitens hält es mich vom Schlafen ab."

"Schön." 
Minhyuk wickelte sich die Decke um den Körper und mummelte sich zu einem kleinen Haufen zusammen. Die Nase in den Stoff der Decke vergraben. Er könnte jetzt mit jemanden wetten, dass er gleich aufwachen wird, in welcher Position er eingeschlafen war. 

Wonho schenkte Minhyuk wenig Beachtung, mehr seinem Buch, in dem er sowieso nicht viel verstand. Er hat nie wirklich etwas über Elektronik gelernt, weder noch über Computertechnik und ohne Lehrer war dies noch schwerer zu lernen, als im Vorhinein geglaubt. Und dazu kam auch noch der Schlafmangel. 

Wonho und Minhyuk haben sich geschworen, nur zu schlafen, wenn der andere nebenan war und aufpasste. Verletzungen waren mit dem freien Auge auch zu erkennen und wenn es einmal wirklich schlimm wurde, könnten sie sich gegenseitig aufwecken. Aus der Traumwelt zu kommen war nicht leicht. 

Hoseok hingegen, machte sich schon lange Gedanken, ob es nicht besser wäre, den anderen darüber bescheid zu sagen. Es würde die beiden entlasten und wenn sie beide in die Traumwelt abschlafen würden, könnten sie dies mit besserem Gewissen tun. Wonho hatte Angst, irgendwann nicht mehr zu erwachen. Auch wenn er in den letzten Wochen nur mäßig Verletzungen davongetragen hat, hat es bei Minhyuk schon weit schlimmer ausgesehen. Und er machte sich auch Sorgen um die anderen Personen. Er hatte das Gefühl, dass es auch lebendige Seelen, gefangen in der Traumwelt waren.  

Er beugte sich über den Plan und zog noch die letzten Striche, die sich in seinen Gedanken festgebissen haben. Die Maschine war komplex aber wiederum einfach zu reparieren, zumindest in der Traumwelt. Welchen Nutzen sie hat, hat er noch lange nicht herausgefunden. Er wird dies wahrscheinlich erst, wenn sie fertig repariert war.

Und hoffentlich wird dann auch das Rätsel aufgelöst, von wem diese Werkzeuge in der stillgelegten Werkstatt war, wo er Unterschlupf gefunden hatte.

Wonho seufzte und sah über die Schulter zu Minhyuk, der immer noch friedlich vor sich hin döste. Wie Hoseok gesagt hatte, es war heute friedlich in der anderen Welt. 
So beschloss er kurzerhand, sich ein Glas Wasser zu holen und sich etwas zu Essen mitzunehmen. 

Leise schlich er aus dem Zimmer und fand einen leichenblassen Hyungwon in der Küche vor, der am Tisch saß und auf die dampfenden Nudeln hinabstarrte. Der Blick von Wonho fiel auf die Wanduhr, deren Minutenzeiger gerade auf die Zwölf sprang und auf Punkt vier Uhr nachmittags aufmerksam machte. Normalerweise würde Hyungwon sich nie selbst kochen und zweitens, konnte er es nicht. 

Hoseok war überrascht, hatte aber noch keine Worte parat, weswegen er an ihm vorbeiwandelte und sich ein Wasserglas aus dem Wandschrank nahm. Dieses füllte er bis einen Zentimeter unter den Rand mit Wasser und ließ unauffällig die Schokoladentafel in seiner Hoodietasche verschwinden.

"Alles gut bei dir?", lehnte er sich an die Kante der Arbeitsfläche und sah zu Hyungwon, der aus seinen Gedanken erwacht über die Schulter sah. Sein Zustand war von Tag zu Tag immer schlechter geworden. 

Hyungwon nickte kurz und deutete sein Gemüt invertiert. Ihm ging es alles andere als gut. Mehr als nur im Bett zu liegen, konnte er nicht und alleine dies war ihm zu anstrengend.

"Brauchst du etwas?", erkundigte sich Wonho, da er wusste dass Jooheon, Shownu, Kihyun und IM nicht zuhause waren. Er fühlte sich in gewisser Hinsicht verpflichtet, Hyungwon zu helfen.

Hyungwon schüttelte den Kopf und wandte sich nun seinen Nudeln zu. Er musste sich fast dazu zwingen, etwas zu essen, auch wenn er nicht wollte. Er war ohnehin schon dünn. Doch es nagte nicht nur die Krankheit an ihm.
Er nahm sich die Nudeln und die Stäbchen und ging gemeinsam mit Wonho wieder zurück zu den Zimmern, wo Hoseok eine Tür vor ihm den Flur verließ. 

Leise wurde die Tür hinter Wonho geschlossen und er nahm einen Schluck von dem kalten Wasser. Angenehm, um sein überhitztes Gehirn wieder abkühlen zu können. Doch er verharrte in mitten seiner Handlung, die Lippen an das Glas gepresst, während das Wasser in seinem Mund darauf wartete, geschluckt zu werden. Irgendetwas im Raum passte nicht zu seinen eigentlichen Geräuschen. 

Das Weinen des kleinen Jungen war ihm bekannt. Über ihnen war vor wenigen Wochen eine junge Familie eingezogen, mit einem ein Jahr alten Jungen. Wonho war letztens nach oben gegangen, um sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung sei. Die Mutter hätte ihm erklärt, dass der Kleine gerade seine Zähne bekam und deswegen viel weinte. Die gurgelnden Wasserleitungen hörte er schon seit seinem Einzug nicht mehr. Und die Wanduhr war es auch nicht, die leise klackte.

Minhyuk hatte sich auf den Rücken gelegt, die Decke auf den Boden gestoßen und riss immer wieder den Kopf hin und her. Wonho stellte das Glas zur Seite und schluckte. Wie aus dem Nichts hatte sich in seinem Hals ein dicker Kloß gebildet, um diesen das Wasser kaum fließen konnte.
Hoseok setzte sich an die Bettkante und begutachtete Minhyuk. Eine Gänsehaut machte sich über die Arme des Schlafenden breit und er murmelte unverständliche Laute vor sich hin. Und Kratzer, tiefe Wunden zogen sich in die Haut. Als würde ein unsichtbares Skalpell vor den Augen Wonhos Minhyuk an mehreren Stellen aufzuritzen versuchen.

"Minhyuk", hauchte Wonho hervor und begann seinen Freund leicht an der Schulter zu rütteln. Doch die Träume von Minhyuk scheinen immer leb würdiger zu werden und sein Gemurmel kam lauter, schmerzendes Stöhnen hinzu.

"Minhyuk wach auf."

Hoseok fühlte sich hilflos. Mit verängstigten Augen sah er zu seinem Freund und dieser scheint nichts mitzubekommen. Nicht den auffordernden Worten zu folgen, aus der Traumwelt zurückzukommen. Was war da nur los. 

Auch wenn Hoseok zurück wollte, war es eine idiotische Idee. Er würde wahrscheinlich nicht mehr daraus aufwachen und somit Minhyuk verlieren. Er ignorierte strickt die vielen, immer mehr werdenden Kratzer. 

Würde er es schaffen, die fünf Minuten Minhyuk zum Krankenhaus zu tragen? 

Ohne überhaupt auf eine Antwort in seinen Gedanken zu warten, hob er die Decke auf und wickelte Minhyuk damit ein. Er hob seinen Freund auf die Arme und rannte aus dem Zimmer. Ohne Schuhe verließ er die Wohnung und rannte über das Stiegenhaus nach unten. Es war strahlender Sonnenschein bei Plus 27° C, weswegen er auf diese verzichten konnte. 

Das Krankenhaus war in Sichtweite und der Puls von Wonho schnellte in die Höhen. Langsam öffnete Minhyuk seine Augen und versuchte sich zu orientieren. 

"Hyung?"
Auch wenn die beiden nur Monate trennten, bezeichnete Minhyuk Wonho immer so, wenn es ihm schlecht ging. 

"Wir sind gleich im Krankenhaus", versicherte Hoseok ihm und wich noch im letzten Moment geschickt dem Radfahrer aus. Die Menschen starrten auf die beiden, als wäre sie zwei Gottheiten, gerade vom Himmel gefallen. Doch Wonho wäre es lieber, sie würden ihm aus dem Weg gehen, als dass er sie alle im Slalom passieren musste. 

"Ich bin vom Himmel gefallen", hauchte er hervor und hob sich mäßig von den Passanten, den Motorgeräuschen und den Schritten Wonhos ab. Ohne auf die Ampel zu achten, rannte Hoseok über den Zebrastreifen und gefährdete sich mehr, als ihm bewusst wurde. Doch laut seines Erachtens hatte er zu wenig Zeit, um auf Grün zu warten. 

Mit keuchendem Atem sprintete er die Rampe nach oben und rannte am Eingang vorbei. Vor gut drei Tagen, hat er eine alte Schulkollegin von der High School erneut getroffen.  Sie hätte ihn schon öfters im Krankenhaus gesehen und somit sind sie ins Gespräch genommen. Vor gut zwei Jahren hat sie ihr Studium zur Ärztin abgeschlossen und arbeitet derzeit im Krankenhaus in der Notaufnahme. Sollte Minhyuk jemals wieder etwas zustoßen, Wonho soll durch den Noteingang gehen und nach Doktor Moon Youngchae fragen. Sie war immer da, bis auf mittwochs und heute war Donnerstag. Wie schön das Schicksal ihm in die Karten spielte. 

Mit Mühen kratzte er die Kurve um die Ecke des Gebäudes und rannte über den Asphaltweg zum leuchtenden Schild. Eigentlich werden hier nur Patienten die mit dem Krankenwagen kamen aufgenommen, aber Wonho war dies herzlichst egal. 

Als er nun vor der Tür stand, rannte er mit dem Kopf dagegen. Er hätte eigentlich damit gerechnet, dass sie sich öffnen würden. Nichts. Hektisch suchte er das Glas nach irgendeiner Information ab, dass diese Tür nur für bestimmte Zeit zugänglich war, doch fand nur ein kleines Schild.

Tür defekt. Bitte Haupteingang verwenden.

"Ernsthaft?", schnaubte er etwas genervt und rannte weiter. Die Hände von Minhyuk, die sich an den Stoff seines Shirts klammerte, wurden immer lockerer. Auch wenn Hoseok schön langsam die Puste ausging, dachte er nicht daran, stehenzubleiben. Könnte er sich wenigstens das Laufen gehen am Abend sparen. 
Erneut kratzte er die Kurve und ließ sich diesmal an der Tür um wenige Millisekunden mehr Zeit. Sein Kopf schmerzte noch leicht von dem Treffen mit der anderen Tür vorhin. 

Wonho passierte die Empfangsdame und rannte den Flur zur Notaufnahme entlang. 

"Mach's gut Hyung."

Auf diese Worte sah Hoseok entsetzt zu Minhyuk hinab und rückte ihn auf seinen Armen noch etwas zurecht. Er konnte nicht glauben, diese Worte vernommen zu haben. Er konnte nicht glauben, dass Minhyuk schon aufgegeben hat.

"Nichts da Kleiner."
Wonho begann mit seinen Zähnen zu knirschen. Angespannt war ein Hilfsausdruck für sein Gemüt. 

"Ich kann es aber nicht verhindern."

Tränen begann nun über die Wangen von Hoseok zu fließen und er drückte Minhyuk fest an sich, als würde er ihn dadurch beschützen können. Es dürfte nun nicht passieren. Nicht hier, die wenigen Meter von Hilfe entfernt. Nicht in seinen Armen.

"Hilfe! Helft mir doch!"



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top