( first lieutenant zion - prologue: dragon fire)

Langsam öffnete er seine Augen und versuchte sich zu orientieren. 

War er vor wenigen Sekunden nicht noch auf dem Hauptplatz der Kaserne gestanden und hat salutiert? 
Etwas verwirrt darüber wollte er sich über die Stirn streichen, unterließ es aber. Seine Finger kribbelten leicht taub und hatten wenig Gefühl in sich. Seine Kehle war trocken. 

Mit starkem Interesse musterte er die Zimmerdecke und stellte fest, dass er sich in seinem Zimmer befand. Dort oben erkannte er das kleine Spinnennetz und den Riss, welche beiden Dinge seit seinem Antreten des Wehrdienstes dort vertreten sind. Viele Nächte waren vergangen, an denen er nur an die Decke gestarrt und sich am nächsten Morgen dafür verflucht hat, übermüdet beim Training schier zusammenzubrechen. Doch er konnte nicht anderes. Er hatte Angst vor seinen eigenen Träumen, die ihm immer wieder Schmerzen bescherten. Und Schmerz, war bei der Armee nicht angesehen. 
Auch wenn er noch so versuchte, in der Traumwelt jeglichen Konflikten und Kämpfen aus dem Weg zu gehen, scheint er zu glauben, damit bewusst konfrontiert zu werden.

Er drehte den Kopf unter Mühen zur Seite und erkannte Jiyong im Bett neben ihm lungern. Sein Zähneknirschen war für Seunghyun deutlich zu vernehmen und er drehte einen kleinen Glaswürfel zwischen seinen Fingern, in dessen hohlen Körper sich offensichtlich etwas violett-blaues Befand. 
Die Beine aufgestellt, eine Hand unter dem Kopf auf dem Kissen und tippte immer wieder mit dem Zeigefinger auf den Glasbehälter.
Top wollte ihn kurz antippen, da er spürte, dass kein Wort die nächsten Minuten über seine Lippen kommen würde, doch scheiterte daran. Mit einem Klirren machten sich die kalten Metallringe bemerkbar, die sich um seine Handgelenke schlangen. Erneut zog er kräftig dran, doch erklang nur ein Geräusch, ein Klimpern und das eiserne Bettgestell bewegte sich leicht. Seunghyun wurde panisch. 

Obwohl er glaubte, schneller zu atmen, fühlte es sich an, als würde er nichts der gleichen tun. Im Gegenteil, die Luft wurde weniger. Er schnappte tief nach Sauerstoff und versuchte sich einen Grund in den Kopf zu reimen, weswegen er hier nun festgekettet lag. Er wüsste nichts, was er verbrochen hat. Vielleicht war es etwas Unbewusstes, doch auch dieser Schuld bekannte er sich nicht. 

Sein Kopf flog zur Seite, immer noch nach Luft schnappend, doch G-Dragon scheint dies nicht zu berühren. Kaum einen Muskel bewegt, lag er immer noch gleich da, wie vor einer Minute. 

Seunghyuns Augen wurden immer größer und er glaubte nicht zu sehen, von seinem Freund ignoriert zu werden. Erneut zerrte er an den Handschellen, kam aber dennoch nicht los. Er sah nach hinten zur Kopfseite des Bettes und erkannte die schimmernden Zwangsarmbänder mit der verbindenden Kette, die einmal um einen der Stäbe gewickelt war. Er hatte keine Möglichkeit loszukommen.

Ein bebender Schrei entwich seiner Kehle. Hallend kam er an der Decke zu Ende und raubte ihm erneut Atem, der ihm aber egal war. Sein Verlangen nach Luft war größer, als dass seine Lunge es handhaben könnte. Außerdem konnte der Schmerz um seine Rippengegend auch nicht normal sein. 

Jiyong warf den Würfel kurz in die Höhe und fing hin, worauf Ruhe einkehrte. Das leise Klirren seines Fingernagels auf dem Glas hatte den Raum etwas erhellt und nun mit dem Beenden dieser Geste das Leben erstickt. 

"Beweis Nummer Eins", hauchte er hervor und Top riss seinen Kopf zur Seite. Mit leiser Leichtigkeit schwang Jiyong die Beine aus dem Bett und setzte sich aufrecht hin. Die Nase in die Luft gestreckt, umspielten die hereinfallenden Sonnenstrahlen sein Gesicht, in denen der wirbelnde Staub sichtbar war. Sein Blick war verachtend, für Seunghyun unmöglich zu deuten. 
Mit einem Handgriff war der Würfel zur Seite auf das Kästchen gestellt und die Finger ineinander verschränkt, mit den Unterarmen auf den Oberschenkeln gelegt. 
"Warum machst du es wieder."

G-Dragon griff zur Seite, schnappte den Glaswürfel und warf ihn geschickt auf die Brust von Top. Er starrte mehrere Minuten darauf, als wüsste er nicht, was er damit tun sollte. Wusste er auch in gewisser Hinsicht nicht. 
In dem kleinen Würfel war eine blaue Blüte zu erkennen, die stark derer ähnelte, die er immer in seinen Träumen sah. Aber es war nicht genau die gleiche.

"Was ist das", brachte Top leise hervor und entlockte G-Dragon damit nur ein amüsiertes Schnauben. Er schüttelte den Kopf, konnte nicht glauben, dass sein Freund ihm so ins Gesicht lügte, immerhin soll er diese Blüten weggeputzt wie nichts haben. 

"Rittersporn", nickte Jiyong leicht, als würde er sich zu etwas selbst zustimmen und musterte die Gegend um sich. "Ist normalerweise giftig, kann aber auch, wie Hortensien als Rauschgift verwendet werden."

Seunghyun begann sich beim Wort Rauschgift erneut zu wehren. Er hatte nichts mehr damit zutun und Jiyong wusste dies. 
Er riss den Kopf erneut zur Seite und sah seinen Freund an. Dieses leicht finstere Lächeln bescherte Top eine Gänsehaut. 

"Warum schon wieder?!"
Der Ton von G-Dragon war überraschend schnell laut geworden und er sprang auf, um zu Seunghyun hinabsehen zu können. Er möchte es sehen, wenn er versuchte, sich aus der Situation hinauszureden. 

"Ich bin clean", hauchte Top hervor und war vorerst etwas überfordert. "Ich brauchte nichts mehr. Und das weißt du!"

GD musste nichts sagen, da alleine der feurige Hauch seiner Augen für sich sprach. Er war wütend auf Top, wenn nicht enttäuscht von ihm. Er hat geglaubt, dass er sich ändern würde aber nichts der gleichen war passiert. Die Chance, erneut zur Armee gehen zu können, hat er mit seiner Dummheit verspielt und Jiyong konnte die zwei Jahre mit Abzug weniger Wochen allein in der Kaserne absitzen. Eine Sache, die er ihm nie verzeihen wird.

"Warum hat Wonjin dann gesehen, wie du die Blüten genommen hast?!", zeigte er in die Richtung, wo sich ungefähr das Haupttor befand, an dem einer ihrer Barackenkollegen die Nachtwache zum letzten Mal in dieser Woche abgehalten und dabei Seunghyun gesehen, wie er sich an die Blumen im kleinen Garten vor der Kantine gemacht hat. Der Küchenchef hat vor Wut und Enttäuschung seines jahrelang gepflegten Rittersporns den Kaffee ungenießbar gebrüht und Seunghyun war beim morgentlichen Antreten vor dem Oberbefehlshaber zusammengekippt. Nach der einminütigen Standpauke, gefälligst aufzustehen, hat der General schließlich eingesehen, dass es sich nicht um einen Scherz handelte. Wonjin war aus der Reihe gestürmt und hat aus dem Nichts Seunghyun zu reanimieren begonnen. Er wäre ihnen fast weggestorben. An Vergiftung durch die Blüten des Rittersporns.

In Seunghyuns Traum, in der heutigen Nacht, war er von der Klippe mit dem Wasserfall gestoßen worden. Mitten in den kleinen Schimmersee, den er so genannt hatte. Am Abend tanzten dort tausend bunte Glühwürmchen in der Luft und spiegelten schöne Farben auf die Wasserfläche. Außerdem befanden sich dort auf dem Seegrund scharfe Rohkristalle, weswegen man ihn nicht betreten konnte. 
Er war aus dem Wasser gekrochen, hatte keine Luft mehr bekommen und sich den Weg durch die Weiden geschlagen. Zur großen Quelle, seiner letzten Hoffnung noch am Leben bleiben zu können. Dabei müsste er schlafgewandelt und genau dasselbe wie in seinem Traum getan haben. 

Jiyong strich sich die Tränen der Enttäuschung von seinen Wangen und holte den Schlüssel aus seiner Hosentasche. Er schloss die Handschellen auf, auch wenn ihm nicht danach zumute war und befahl Seunghyun seine Sachen zu packen. Dieser rappelte sich vorerst nur auf und sah G-Dragon mit großen Augen an.

"Hörst du schlecht?", baute er sich auf und schrie erneut, sodass die Ohren von Seunghyun nur so klirrten. "Pack' deine verdammten Sachen und hau' ab!"

Er erhob sich und schlürfte zum Spind. Viel hatte er nicht, aber wiederum zu viel, um es zurücklassen zu wollen. Auch wenn seine komplette rechte Körperseite schmerzte, zwang er sich das zu tun, was Jiyong ihm befahl. Die Wut, mitschwingend in seiner Stimme war beängstigend.

Seunghyun stopfte die wenigen Kleidungsstücke in den grünen Rucksack, sowie seine Armbänder, die er vor jedem Vormittagstraining abnahm. Seine Zivilkleidung und die wenigen Bücher fanden auch Platz und somit war der Spind leergeräumt. Nichts, was sich einmal dort befunden hatte, erinnerte an seine musikalische Karriere. Die einzige Musik, die ihm tagtäglich zu Ohren gekommen war, ist die Musik aus dem Radio in der Soldatenbar gewesen. Ein Radiosender spielte die alten Scheiben und gab sich als Kriegsradio aus, wie es damals im Koreakrieg der Fall gewesen war. Dort hat er sich jeden Tag mit Alkohol vollgedröhnt, bis auch dieser kein Trancemittel mehr gewesen war.

Seunghyun drehte sich um und sah zu Jiyong, der jeden seiner Handgriff beobachtet haben müsste.
Langsam kam er näher und packte Top am Kragen. Mehrere Momente vergingen, bis er sich zu Worte aufbrachte. Worte, die Seunghyun etwas überraschten. 

"Geh' bitte da raus, geradewegs zum Kommandant und erzähle ihm, dass du dich deiner Fehler bekennst. Du verlässt die Armee selbstständig um mit deinem Namen das Militär nicht zu beschmutzen und trittst nächstes Jahr erneut zum Wehrdienst an. Hast du mich verstanden?"

Seunghyun nickte stumm und bekam nun eine Umarmung von Jiyong. Dieser konnte immer noch nicht glauben, dass sein Freund sich erneut mit solch Sachen zugepumpt hatte. Doch er wusste auch, wie viel Wahrheit dahinter steckte. Seunghyun scheint nichts von dem gewusst zu haben. müsste dies in Trance getan haben. Hätte er gelogen, hätte sein linkes Augenlid zu zittern begonnen. Er hat G-Dragon nur mit großen Augen angesehen und dies hat Jiyong gereicht, um zu wissen, dass alles aus einem Seunghyuns unbekannten Kontext gerissen war. Sowie GD dies wusste, wusste er auch, dass die Generäle dem niemals glauben würden. 

"Ruf' an, wenn du mal zuhause bist", hauchte Seunghyun und sie lösten sich. Er wollte seinen Freund nicht hier alleine lassen, doch die Vorgesetzten würden seiner Geschichte nie Glaube schenken. Seunghyun wusste dies, sowie G-Dragon. Wie lange er auch hier neben Top gewartet haben müsste, seine Gedanken müssten auf Hochtouren gearbeitet haben.
So hatte Seunghyun sich den Abgang aus der Armee wirklich nicht vorgestellt.

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