Teil 4 - Die Dämonenfürstin

Cillian

Ich schlenderte gemütlich durch den Wald.

Die Sterne über mir funkelten und ich konnte weiter entfernt das Heulen meines Rudels hören.

Doch ich wollte gerade allein sein. Wollte mich nicht mit meinem inneren Kampf auseinandersetzen.
Ich war froh ein Rudel gefunden zu haben, ja, aber ich war mir noch nicht sicher, ob ich die Mitglieder dieses Rudels als meine Freunde ansehen konnte.

Ich war oft hintergangen worden. Viele meiner Freunde hatten mich eines Tages einfach ignoriert, weil ich anders war.

Und hier? Hier war ich wie alle anderen. Ich war nicht mehr anders als meine Mitschüler!
Und doch hatte ich noch nicht Fuß gefasst, in dieser Welt.

Vor mir hörte ich ein Rascheln. Sofort verwandelte ich mich in meine Wolfsgestalt. Dann schob ich mich langsam seitlich an das, was auch immer dort vor mir im Wald lauerte.

Als ich erkannte das es ein Mädchen war, entschied ich mich dazu, offen auf sie zu zu gehen.
Dann drehte sie sich zu mir um, und mein Atem stockte.

Ich hatte dieses Mädchen noch nie gesehen. Das braune Haar viel ihr sanft über die Schultern und auf den Rücken, ihre Haut was blass. Doch das faszinierendsten von allem waren ihre Augen.

Sie sahen aus wie zwei strahlende Amethyste, in denen eine andere Welt lag.
Erst jetzt erkannte ich, dass das Mädchen weinte.

Ich verwandelte mich zurück in einen Menschen, und ging in die Hocke. Dann fragte ich sie "Hey, wer bist du? Und was machst du hier so ganz allein im Wald."
Ihre Augen weiteten sich panisch, dann schweiften sie über die Umgebung. Nach kurzer Zeit, atmete sie geschlagen aus.

"Ich bin... Samira. Ich wollte eigentlich, Ähm... spazieren gehen, aber dabei hab ich mich wohl verlaufen.
Ich wohne eigentlich in, ähm... dem Dorf unten im Tal." Sie räusperte sich und schaute mich dann aus tieftraurigen Augen an.

Ich erhob mich und überlegte kurz.
"Komm. Ich bring dich nach Hause." Meinte ich und setzte mich in Bewegung, nach kurzem Zögern folgte Samira mir.

Samira

"Danke dass du mich hierher gebracht hast, Cillian." Meinte ich zu dem groß gebauten Jungen vor mir.
"Wir werden uns sicherlich nocheinmal sehen."
Mit diesen Worten verschwand ich zwischen den Häusern des Dorfes.

Das war knapp gewesen. Zu knapp.
Ich hatte allein sein wollen und hatte dabei nicht darauf geachtet wer in der Nähe war.

Cillian hätte mein Geheimnis entdecken können, und dann wären Jack und Logan so gut wie tot gewesen.
Das konnte ich nicht zulassen. Niemals...

Schnell schlich ich einige Straßen weiter und schlüpfte lautlos in eine kleine Hütte die am Rande des Dorfes stand.
Dann eilte ich die Treppe nach oben und ließ mich auf das Bett im letzten Raum fallen.

Cillian

Entspannt lief ich in Richtung meines Rudels als mir ein erschreckendes Detail einfiel... Ich hatte Samira nie meinen Namen gesagt... Und doch hatte sie sich mit eben diesem von mir verabschiedet.

Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Woher wusste sie meinen Namen?

Ich lief schneller, drückte mich von einem umgefallenen Baumstamm ab und verwandelte mich im Sprung.

Dann heulte ich laut den Mond an und lief zu meinem Rudel.

Ich hatte mich zwar noch nicht entschieden, trotzdem hatte sie schon in mein Herz geschlossen.

Das hier war mein Rudel.

Loelia

Ich saß Kerzengerade auf meinem Bett und wartete, heute war es soweit, ich fing endlich an zu lernen meine Kräfte zu kontrollieren.

Sie hatte ihre Eltern angefleht sie auf diese Schule gehen zu lassen.

Ihr Vater war erst dagegen gewesen, doch dann hatte er erfahren dass eine weitere Dämonin dieses Jahr an die AMC geht.

Marina Blackthorn. Ich hatte sie schon das ein oder andere Mal gesehen, ebenso Xena, ihre Hyäne.
Außerdem gab es da noch die Dunkelelf-Dämonen Hybridin Malina Everess.

Es war ein bisschen nervig dass sich ihre Namen so sehr ähnelten, daher nennen wir Malina meistens Everess oder Mali.

Ich schaute gedankenverloren aus dem Fenster und schaue in den wunderschönen Sternenhimmel.

Dann klopfte es an der Tür. Ich schaute auf den Wecker. Es war genau Mitternacht, also Zeit zum Frühstücken.

Ich stand auf und öffnete die Tür, im Flur standen Marina und Everess.
Ich lächelte und fragte mit leicht zitternden Stimme.

"Bereit?"

Everess rollte mit den Augen.
"Natürlich, Lia, das Dämonentrio ist immer bereit." Sie grinste zuversichtlich und drehte sich um.

Marina lächelte ebenfalls, und folgte Everess.
"Wir sollten uns echt noch einen besseren Namen einfallen lassen." Meinte sie, wieder die Führung übernehmend.

Ich reihte mich rechts von ihr ein, Mali ging links.

"Wieso, passt doch." Erwiderte ich.
"Wir sind Dämonen und drei, also ein Trio."
"Genau, da hat sie Recht!" Meinte jetzt auch Mali ein wenig beleidigt. Immerhin hatte sie sich den Namen ausgedacht.

Lachend gingen wir zum Frühstück. Normalerweise war ich eine eher zurückhaltende Person, doch bei diesen beiden Verrückten... fühlte ich mich nicht so unbedeutend und ungesehen wie sonst.

Wir holten uns etwas zu essen und setzten uns an einen der Tische.

Ich war froh endlich Freunde gefunden zu haben, doch irgendetwas war an dieser Schule im Busch. Dass spürte ich, und bei Sowas lag ich nie falsch. Niemals...

_ _ _ _ _

"Ihr, habt euch alle dazu entschieden die Kunst der Nekromantie zu erlernen. Ende des Halbjahres wird aber vermutlich nicht einmal die Hälfte von euch in diesem Kurs bleiben und auch danach ist eure Zukunft hier ungewiss."

Sie deutete auf die älteren Schüler, teilweise schon im 3. Oder 4. Jahr.

"Ihr habt auch erst in diesem Jahr
Nekromantie gewählt.
Dass ist aber nur so, da dies das erste Jahr ist, dass diese, von vielen als 'ungehobelt' bezeichnet oder als, den 'niederen' Rängen zugewiesene, Kunst unterrichtet wird.

Die Professorin, die bis jetzt mit dem Rücken zu uns stand drehte sich um und viele schnappten ängstlich nach Luft.

Ich ebenfalls, jedoch nicht aus Angst sondern aus Respekt.

Ihre Augen leuchteten Blutrot, doch nicht nur der Iris war Rot, sondern alles. Bis auf eine weiße Pupille in der Mitte ihrer Augen.

Ich sprang auf. Sie war eine Dämonenfürstin. Eine der Höchsten Ränge bei den Dämonen.
Schnell ging ich neben meinem Tisch, auf die Knie.
Der raue Steinboden schürfte mir die Haut auf, weil ich mich so eilig fallen gelassen habe, doch das ist jetzt gerade unwichtig.

Ich kniete gerade wahrhaftig vor einer Dämonenfürstin. Dass war ein so großes Privileg.
Viele Dämonen sterben ohne jemals einen Dämonenfürtsen gesehen zu haben. Und wir lebten lange, ziemlich lange.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ihre weiche Stimme klang erfreut, aber auch überrascht, als sie sagte.

"Erhebe dich kleine Dämonin."

Ich hob den Kopf und schaute in ihre wunderschönen roten Augen.
Ich konnte es immernoch nicht fassen. Trotzdem erhob ich mich auf wackeligen Beinen.

Meine Professorin schob mich sanft zurück auf meine Platz, wo ich seelig lächelnd sitzen blieb.

Dann wandte sie sich an den Rest des Kurses.

"Ist diese Erstklässlerin denn die einzige Dämonin in diesem Raum, die Respekt vor einer Dämonenfürstin hat." Fragte sie mit bedrohlicher Stimme.

Die Augen einiger älterer Schüler weiteten sich erschrocken. Dann sprangen sie schnell auf und gingen schlampig in die Knie oder verbeugt sich.

Ich schüttelte den Kopf über die Art wie sie ihr Respekt zollten.

"Ich sehe," Meinte auch meine Professorin "dass sie einfach die einzige Dämonin mit Köpfchen sind."
Sie lächelte mich an und fragte dann.

"Wie ist dein Name, kleine Dämonin?"

Ich wollte gerade antworten, als mir die irritierten Blicke der anderen auffielen.

Warum waren sie so verwirrt?
Die Professorin hatt mich doch lediglich nach meinen Namen gefragt.

Dann wurde es mir bewusst, wir sprachen in der Sprache der Abssyschen Sphäre.
Wir sprachen Morsthx!

Kurz starrte ich die Dämonenfürstin vor mir erstaunt an. Dann viel mir ein vor wem und wo ich hier war und antwortete schnell, und ebenfalls in Morsthx.
"Ich heiße Loeli, Miss." Ich zögerte kurz.
"Und, wenn ich fragen darf, wie heißen sie?"

Sie lächelte freundlich.
"Du kannst mich Meisterin Cassual nennen, oder Cindy, aber nur wenn niemand uns verstehen, oder hören kann. Einverstanden?" Meinte sie mit einen kleinen Grinsen auf dem Gesicht.

Dann wandte sie sich wieder an die Klasse, stellte sich vor und begann mit dem Unterricht.

Mich ließ sie vollkommen fassungslos zurück.

Hatte mir gerade einen Dämonenfürstin und Professorin angeboten, sie bei ihrem Vornamen zu nenne? Das, war mit Abstand, der Beste Tag ihres Lebens! MIT ABSTAND!!!

_ _ _ _ _

Gähnende ließ ich mich an einen der Tische fallen.

"Magische Geschichte ist das langweiligste Fach der Welt." Maulte ich.

Marina nickte nur zustimmend.

Dann nahm Everess das Thema auf. Sie nickte ebenfalls eifrig.
"Er hat nur über Elfen geredet. Wie sie eine Zivilisation aufgebaut haben, an welche Götter sie glauben, wer ihre Feinde waren, welche Pakte sie in dieser Zeit geschlossen haben, und, und, und!"
Beschwerte sie sich. Auch wenn sich, allein dadurch dass sie alles aufsagen konnte  deutlich zeigte, dass sie doch zugehört hatte.
"Das wird die schlimmste Stunde in der Woche!"

Da waren wir uns alle einig.
Obwohl wir alle wussten, dass Mali, egal wie langweilig es war, schön fleißig mitarbeitet.
Ich bemühte mich ebenfalls, aber nur so sehr, dass die Schulleiterin und meine Eltern mich an der Schule ließen.

Schnell aßen wir unser Essen auf und mussten uns dann wieder trennen.

Marina hatte jetzt Dryadisch, Mali musste zu ihrem Wölfisch Unterricht und ich... Ich würde ausnahmsweise diese Stunde schwänzen, denn Professorin Cassual, oder Cindy, hatte mich zu einem Treffen in ihr Büro eingeladen.

Ich atmete tief durch und teleportierte in einen Leeren Gang, einen Herzschlag später stand ich vor Cindys Büro.

Ich atmete tief ein und klopfte ein.

"Komm herein kleine Dämonin. Wir haben viel zu besprechen."

Noch einmal holte ich tief Luft und ging in den Raum. Ich war noch nie im Büro eines Proffessors und hoffte, dass ich beim ersten Mal gute Neuigkeiten bekommen würde.

Mit diesen Erwartungen ging ich einen weiteren Schritt.
Doch sie sprengte meine Erwartungen.

Denn Cindys Nachricht, hat mein Gesamtes Leben auf den Kopf gestellt.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top