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Am nächsten Tag stand ich gleich am Anfang der Besucherzeit wieder an der Rezeption und meldete mich an. Voller Angst vor dem, was mich jetzt erwartet, klopfte ich. Eine weibliche Stimme ertönte. Die Ärztin war gerade da. Ich betrat das Zimmer und sah Basti. Er stand. Aufrecht. Er lag nicht. Neben ihm lächelte mir die Frau zu. „Wir haben Fortschritte gemacht", teilte sie mir mit. Doch allein ein Blick an meinen Freund genügte, um zu wissen, dass er sich alles andere als wohl fühlte. Er schien gar nicht zu bemerken, dass jemand anderes noch anwesend war. „Anhand seiner bis jetzigen Verhaltensmerkmale würden wir eigentlich einen Psychatrieaufenthalt empfehlen. Allerdings stellt er bis jetzt keine Gefahr für sich selbst oder andere da, weswegen wir ihn nicht zwingen können", erklärte sie mir. „Wollen Sie in die Psychiatrie? Es würde Ihnen helfen", fragte sie an Basti gerichtet. Doch dieser schaute sich mal wieder in der Weltgeschichte um. Sein Blick wanderte durch das gesamte Zimmer, während er mit seinem Oberkörper leicht vor und zurück wippte. Er biss sich auf die Lippe. Keine Reaktion auf die Frage. Das war allerdings nichts neues. Er hatte manchmal Phasen, bei denen er nicht auf fremde Stimmen reagierte, da er geistig woanders war. Er brauchte eine bekannte Stimme. „Basti, willst du in die Psychiatrie?", fragte nun ich. Er wurde hellhörig und stellte tatsächlich Augenkontakt mit mir her. Sein zuvor emotionsloser Blick war jetzt gefüllt mit etwas, was ich nicht deuten konnte. Er zog seine Augenbrauen hoch, wodurch seine Augen ganz groß wurden. Sein Glitzern war nicht mehr da. Es war weg. Das Merkmal, das ich so sehr liebte. Jedesmal, wenn er mich anschaute, sah ich dieses Glitzern in seinen Augen. Es war weg. Wird es denn je wieder zurückkommen?
Er legte seinen Kopf schief und starrte mich noch einige Sekunden an, bevor er dann zögerlich den Kopf schüttelte. Wir haben schon mal bei einem unserer nächtlichen Gespräche über Kliniken gesprochen. Schon damals machte er mir klar, dass er niemals in eine wollte. Ich dachte nur, vielleicht hatte es sich mit diesem Ereignis geändert. „Es wäre besser, wenn er erstmal nicht alleine gelassen wird", meinte die Ärztin an mich gerichtet. „Er kann bei mir wohnen. Ist das okay für dich, Basti?" Er schaute sich wieder nur im Zimmer um. Zumindest mal kein nein. Immer wieder biss er auf seine Lippen. Eine Angewohnheit von ihm, wenn er unter Stress steht. „Ich würde ihn trotzdem gerne vielleicht noch zwei, drei Nächte bei uns lassen. Besonders seine Verletzungen am Kopf sind noch nicht ganz abgeheilt. Ich will einfach nichts riskieren. Wir geben Ihnen bescheid, wenn er soweit ist" „Verstehe" Also verschwand ich mit einem schmerzenden Herzen aus dem Zimmer, blickte mich noch einmal mehr zu Basti um, doch er bemerkte es nicht.
Auch in den nächsten Tagen war mein Freund wie ausgewechselt. Er weigerte sich irgendetwas zu tun oder zu sagen. Ständig fummelte er an seinen Verbänden rum. Wenn dann die Ärzte versuchten, sie wieder zu richten, wich er sofort aus. Er ging an Leuten, die mit ihm sprachen, einfach vorbei, als würde er nichtmal mitbekommen, dass dort jemand steht. Ich machte mir ernsthafte Sorgen. Was hat sich innerhalb dieser zwei Monate bei ihm zugetragen? Die ganze Zeit schwirrte mir diese Frage durch den Kopf. Doch ihn darauf ansprechen wollte ich auch nicht. Er bekommt kein einziges Wort raus, schon gar nicht über so ein Thema. Manchmal rutschte er in Phasen ab, in dem er nicht ansprechbar war. Dann ist er nur eine leblose Hülle. Es brach mir das Herz. Sein Essen bekam er immer noch über Infusion. Warscheinlich würde er sich ebenfalls weigern Nahrung zu sich zu nehmen. Wobei er davor auch schon kein großer Essensfan war. Ab und zu bekam er auch Panikattacken, teilte mir die Ärztin mit, doch bei mir war er immer ganz ruhig.
Nach vier Tage durfte Basti dann endlich entlassen werden. Seine körperlichen Verletzungen waren soweit alle gut verheilt. „Bis auf die Narben", sagte die Ärztin. Ich wusste nicht, was sie damit meinte. Wusste nicht, wo Basti Narben haben sollte. Allerdings kam auch, bis auf seine Unterarme und den Kopf, nie etwas zum Vorschein. Die Fahrt zu meiner Wohnung verlief still. Basti saß auf dem Beifahrersitz und starrte auf seine Füße. Die Stille war unangenehm. Aber mir war klar, dass niemand sie brechen wird. Als ich ausstieg, blieb mein Beifahrer sturr sitzen. Er machte auch keine Anstalten sich irgendwie zu bewegen. „Basti? Kommst du mit?", fragte ich in mein Auto gebeugt. Er schreckte hoch und blickte sich verwirrt um, als würde er jetzt erst begreifen, wo er überhaupt ist. Zögerlich folgte er mir in meine Wohnung, immer mit genügend Abstand und gesenktem Kopf.
hab btw keine ahnung wie das mit der regel für die psychatrie und so ist aber ist wichtig für den plot deswegen hab ichs einfach so geschrieben shrug
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