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Still saß ich in meiner Küche und starrte auf meinen Tee. Bastis Lieblingstee. Er würde mir jetzt wieder erzählen, was für Kräuter darin vermischt waren. Oder, dass er ursprünglich im östlichen Asien zur Krankheitsbekämpfung genutzt wurde. Plötzlich klingelte mein Telefon. Kraftlos nahm ich ab und meldete mich. „Guten Tag Herr Teller. Hier ist Officer Furdan von der Polizeistation" Ich horchte auf. Bitte lass es das sein, was ich denke. Bitte. „Ich kann Ihnen mitteilen, dass wir Ihren Freund, Bastian, nach diesen zwei Monaten endlich gefunden haben" Mein Herz pochte wie wild. Tränen liefen meine Wangen runter. Sie haben es geschafft. Sie haben es tatsächlich geschafft. Ich war nie in meinem Leben glücklicher. Doch eine entscheidende Frage stellte sich mir noch. „Lebendig?", brachte ich schwach hervor. „So ist es" Ich brach in noch mehr Tränen aus. Freudentränen. Er war in Sicherheit. Basti war wieder bei mir. „Er wird gerade im Franziskus-Krankenhaus behandelt. Dort können Sie sich dann nach Weiterem erkundigen" Ich sank an der Wand entlang zu Boden. So viel Erleichterung. So viel Glück. Ich konnte es kaum erwarten ihn wieder zu sehen. Ob er sich verändert hat? „Danke", sagte ich mit zitternder Stimme. Keine Sekunde nachdem er aufgelegt hatte, machte ich eine Sprachnachricht in die GHG-Gruppe. „Sie haben Basti gefunden. Er liegt im Krankenhaus. Ich...weiß nicht wie es ihm geht, aber er lebt. Ich geh jetzt zu ihm und dann schreib ich euch", sprach ich schniefend in mein Handymikro. Dann saß ich einfach am Boden. Weinte und zitterte. Es war vorbei. Das Warten war vorbei.
Nachdem ich einige Zeit mich noch beruhigen musste, damit ich überhaupt in der Lage war Auto zu fahren, packte ich eine kleine Tasche und ging nach draußen. Im Krankenhaus angekommen sprach ich den Mann an der Rezeption an: „Hallo, mir wurde gesagt mein Freund wurde heute eingeliefert. Ehm, Bastian Schneider" Er lächelte mir zu. „Ah, sind Sie Kevin Teller?" Ich bestätigte mit einem Nicken. Mein Herz war immernoch am rasen. „Die Polizei hat mir schon bescheid gegeben. Kommen Sie mit" Er stand auf und ich folgte ihm durch die langen weißen Gänge des Krankenhauses. Je länger wir liefen, desto aufgeregter wurde ich. Ich sehe Basti wieder. Ich sehe ihn einfach wieder. Hoffentlich war sein Zustand nicht ganz so schlimm. Ich wollte nur, dass er schnell entlassen wird und, dass danach alles wieder wie davor wird. Doch bereits beim Öffnen der Tür wurde mir klar, es kommt anders. Der Sekretär klopfte nicht. Er klopfte nicht. Basti war nicht wach? Ich betrat das Zimmer und musste Schlucken. Er war definitiv alles andere als wach. „Bitte warten Sie einen Moment. Gleich kommt ein Arzt, der kann Ihnen dann Auskunft geben" Ich war zu gelähmt um irgendwie zu reagieren. Meine Augen fokussierten nur meinen besten Freund im Krankenbett. An jeder Stelle Haut, die zu sehen war, zierten sich Wunden. Blaue Flecken, Schnitte, Schürfwunden. An seinem linken Arm war eine Kompresse, durch die ganz leicht noch Blut sickerte. Um sein Kopf war ein Verband gebunden. Er wurde mit einem Beatmungsgerät beatmet. Künstlich beatmet. Er wird künstlich beatmet. In seiner Hand steckte die Nadel zu einer Infusion. Meine Tränen kamen ungehindert wieder. „Basti", versuchte ich ihn zu erreichen. „Basti?" Er war nicht ansprechbar. Schluchzend hielt ich eine Hand vor meinen Mund. Nur wegen mir. Alles nur wegen mir. Ich kannte die Gefahr. Nur wegen meiner Faulheit. Ich würde mir nie wieder verzeihen können. Und ich fragte mich, ob Basti das jemals können wird.
Ich ging neben dem Bett in die Hocke und umfasste seine Hand. Ganz vorsichtig, als würde er gleich zerbrechen. Genauso fühlte es sich auch an. Er war ganz kalt. Schon fast, wie von Leben verlassen. Sachte streichelte ich mit meinem Daumen kleine Kreise auf seinen Handrücken. Früher tat ich das immer, wenn er nicht einschlafen konnte. Es hat immer geholfen. Mein Blick wanderte von seiner Hand hoch zu seinem Gesicht. Alles in mir zerbrach. Wird es je wieder so sein wie früher? Durch ein Klopfen schreckte ich hoch. „Ja", brachte ich schniefend hervor. Ich versuchte mein bestes die Tränen zu unterdrücken. Eine Ärztin betrat das Zimmer. „Hallo, Doktor Ulubey" Sie reichte mir die Hand und lächelte mir freundlich zu. In ihrer Hand sah ich einige Unterlagen. „Also, wie Sie schon sehen können, ist Ihr Freund gerade nicht bei Bewusstsein. Wir haben ihn in ein künstliches Koma versetzt, damit erstmal alle Wunden in Ruhe ausheilen können. Äußere, sowie innere. Er ist ausgehungert und wurde auch völlig neben der Spur vorgefunden. Allerdings überforderten ihn die plötzlich vielen Leute auch so sehr, dass er bereits am Tatort bewusstlos wurde und so eingeliefert wurde. Momentan besteht keine Lebensgefahr, aber wir können Ihnen auch keine Auskunft darüber geben, wie lange es dauert, bis er wieder auf den Beinen ist" Ich musste schwer schlucken. Das war wirklich nicht das, was ich hören wollte. Ich konnte nicht anders, als mir die Schuld zuzuschieben. Wegen mir musste er dieses Leid durchstehen. Still beobachtete ich ihn. Seinen Körper. Wie er sich gleichmäßig hebt und senkt. Und dann das Beatmungsgerät. Und die Erkenntnis, dass er nur deswegen so gleichmäßig atmete. „Er wird wieder. Geben Sie ihm etwas Zeit", sprach die Ärztin auf mich ein, die wohl meinen Blick zu deuten wusste.
Ich versuchte ihren Worten zu glauben. Ich versuchte es wirklich, doch es fiel so unglaublich schwer. Nachdem die Frau sich verabschiedet hatte, schrieb ich die Neuigkeiten in die Gruppe. Meine Finger zitterten immernoch. Nach Absprache besuchte ich Basti jeden Tag. Auch wenn er nur da lag. Ich wollte bei ihm sein. Ich brauche die Gewissheit, dass er lebt. Ab und zu brachte ich sogar Blumen und seine Lieblingsschokolade mit, die ich dann auf den kleinen Tisch, neben seinem Bett, ablegte. Ich unterhielt mich mit ihm. Führte Konversationen, als würde er mich verstehen. Tief in meinem Inneren wartete ich immer wieder auf eine Antwort. Vielleicht Morgen. Vielleicht die nächsten Tage. Vielleicht nächste Woche. Aber heute wurde ich jedesmal enttäuscht.
kommt extrem random aber es gibt neue forschungen hinsichtlich eines medikamentes gegen depressionen:
antidepressiva ist ja bekanntlich nicht so supi dupi weil es halt dich nicht wirklich glücklich macht sondern du einfach gar nichts fühlst? bei vollnarkose-patienten mit depressionen wurde beobachtet, dass sie sich nach dem aufwachen viel glücklicher fühlen
ketamin verbessert die übertragung von informationen zwischen den hirnzellen - lässt sogar neue synapsen sprießen ("plastizität")
neue hypothese: depressionen entstehen dadurch, dass ebendiese plastizität sinkt - ein gehrin, das sich nur noch wenig verändern kann, wird krank
allerdings ist ketamin nicht nur ein narkose- sondern auch ein rauschmittel:
dissoziative zustände, veränderte wahrnehmung von raum und zeit, mal scheint der körper sich aufzulösen, auslebung extrem lebhafter erinnerungen, angstzustände
forscher versuchen die wirkung von ketamin vom rausch zu trennen - doch hat das dann immernoch die gleiche wirkung? psychedelische drogen, wie mdma, krötengift oder psilocybin helfen gegen depressionen und ptsd - also wie entscheidend ist der rausch für die wirkung?
nach mehreren versuchen kam die lösung: NAB-14 - eine droge ohne rausch
und: HNK (hydroxynketamin - 1 von den 26 abbauprodukte von ketamin)
beide wirkten antidepressiv, ohne die nebenwirkungen des ketamins
allerdings gab es auch einige widersprüchlichkeiten
anfang nächstes jahres startet carlos zarate eine klinische studie an patienten; in ein, zwei jahren wird er mehr wissen
fazit: es ist nicht so abwägig wie es sich anhört peepohappy
btw würde mich vielleicht über bisschen feedback/kritik freuen :) bin mir momentan extrem unsicher
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