-2-

Langsam kehrte mein Bewusstsein zurück. Ich vernahm Schritte und neben mir lautes Atmen. Kurz flatterten meine Augenlider, bevor ich sie komplett aufbekam. Wir befanden uns in einem kargen Keller mit grauen Betonwänden. Im Raum stand ein gut gebauter Mann mit einer Schusswaffe auf dem Rücken. Er sah nicht aus, als würde er uns gastfreundlich begrüßen. Im Augenwinkel sah ich, dass die anderen ebenfalls wieder bei sich waren. Wir saßen gefesselt auf dem Steinboden an eine Wand gedrückt. Klebeband verschloss unsere Münder. Es war eiskalt. Ich spürte wie ein kalter Schauer über meinen Rücken lief und sah in die Richtung des Mannes. Es dauerte nicht lange bis er uns anblickt. Sein Gesicht war streng und ohne jegliche Emotionen. Wir blickten uns an, ohne zu sagen, was gerade in unserem Kopf abging. Es fühlte sich fast so an, als wäre es nicht real. Wie konnten wir nur so dumm sein? Wir hatten ja noch Glück, dass es bei uns so harmlos ausgegangen ist, bis jetzt zumindest. Immerhin waren wir noch am Leben. Trotzdem hatte ich furchtbare Angst, was jetzt mit uns passiert. Sie werden uns nicht einfach so laufen lassen.

Der Mann kam emotionslos auf uns zu, als er bemerkte, dass wir alle wach waren. „Ich musste euch verschleppen, sonst hättet ihr geredet", fing er an sich zu erklären. Seine dunkle Stimme hallte durch den Keller. Fabo schüttele daraufhin den Kopf. Vielleicht hatte er Hoffnung, dass wir ihn überreden können, nichts der Polizei zu sagen, damit wir frei kommen. „Ihr braucht gar nicht so zu tun", antwortete er genervt und gab Fabo eine Backpfeife. Etwas in mir zog sich zusammen. Er war handgreiflich. Wird er uns auch schlagen? Was, wenn ich mich falsch verhalte? Ich wollte das nicht. Ich wollte einfach weg. Wären wir nur die paar Meter mehr gelaufen. Alles meine Schuld. Mein Atem wurde rascher, als ich die Augen wieder schloss. Ich hatte Angst. Wie sollte ich mich jetzt verhalten? Mir wurde bewusst, dass es nicht lange dauern würde, bis der Mann auch uns zu Schaden bringt, wenn wir nicht aufpassen. Veni schien die gleiche Meinung zu vertreten, wir tauschten Blicke aus. Ich wusste, wir müssen was tun. Doch was? Basti schien in einer anderen Welt zu sein. Er saß regungslos da und starrte nur noch vor sich hin. Der Mann kam noch näher um uns zu kontrollieren. Er durchsuchte unsere Klamotten. Warscheinlich auf irgendwelche Waffen oder Gegenständen, mit denen man sich befreien könnte. Jeder Zentimeter unseres Körpers wurde angefasst. Keiner von uns fand das jetzt so sehr berauschend. Er fand nichts, entwendete nur unsere Handys. Was auch immer das bringen mag. Immerhin waren wir gefesselt, sollten wir so die Polizei rufen, oder was stellte er sich vor?

Besorgt musterte ich meine Freunde neben mir und versuchte irgendwelche Anzeichen zu finden, wie es ihnen in dieser Situation ergeht. Fabo versuchte mithilfe seiner Muskeln vergebens die Fesseln durchzureisen. Veni musterte wütend den Mann mit der Waffe, als würde er jeden Moment aufspringen wollen und ihn verprügeln. Basti noch immer vollkommen in seinem eigenen Gedankengang. Das schien dem Fremden jedoch gar nicht zu gefallen. „Hoffnung noch nicht aufgegeben?", fragte er hochnäsig an Fabo gerichtet, der daraufhin sofort bereute es zu versuchen sich zu befreien. Er ging wieder auf den Blonden zu und schlug ihm wieder eine rein. Erneut spürte ich diese Enge in mir. Womit hatten wir das verdient? Warum ausgerechnet wir? „Du hörst mal auf mich mit diesem angewiederten Blick anzustechen", sagte er und verpasste nun auch Veni eine Backenschelle. Der Mann drehte sich zu Basti um. „Du schenkst mir jetzt gefälligst deine Aufmerksamkeit und hörst auf hier irgendwelchen Träumereien nachzugehen" Doch Basti starrte weiterhin auf den Boden vor ihn. Ich wusste genau, es lagen keinerlei Phantasien in seinen Gedanken, sondern einfach nur pure Angst. Wütend über die nicht vorhandenen Reaktion des Brünetten holte der Unbekannte seine Waffe hervor und schoss direkt an Bastis Ohr vorbei. Dieser schreckte durch den Knall hoch und schaute ängstlich und verwirrt durch den Raum, als würde er sich jetzt erst der Situation bewusst werden. Auch ich zuckte heftig zusammen. Mein Blick begegnete dem von Fabo und Veni. Wir waren alle sichtlich schockiert. Noch nie in meinem Leben hatte ich so sehr Angst. Nicht nur um mich, auch um meine Freunde. Im Moment besonders Basti. Der Mann ging nun neben ihm in die Hocke, umfasste Bastis Kinn und zog es in seine Richtung. „Ich habe gesagt, du sollst aufhören deine Aufmerksamkeit irgendetwas anderem zu widmen" Basti kassierte einen Faustschlag ins Gesicht. Dann trat er zu mir. Mein Atem verschnellerte sich immer mehr. Hatte ich irgendwas falsch gemacht? „Und du lässt deine Augen mal bei dir" Ich bekam nur einen festen Klapps auf den Hinterkopf. Erleichtert versuchte ich meine Atmung wieder zu beruhigen. Die Situation war ganz klar. Jeder von uns vier war gefesselt. Der Mann war handgreiflich und es schien keinerlei Chance auf Befreiung zu geben. Es sah ganz danach aus, als hätten wir uns in eine sehr ernste und gefährliche Situation gebracht. Es war schon fast surreal, wie wir gerade so überlebt hatten, obwohl wir vor wenigen Minuten noch amüsiert eine große Shopping Tour durch Berlin unternommen hatten.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top