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Ich nahm mir ein Glas Orangensaft und setzte mich auf die Couch. Dann checkte ich - zum ersten Mal seit Ewigkeiten - social media ab. Mein Postfach ist förmlich explodiert. Ich will gar nicht wissen, wie das Ganze bei Basti aussah. Aber mit gutem Grund. Wir sind verschwunden, ohne Erklärung, ohne Statement, ohne irgendwas. Seit Monaten. Auch Twitch war so gut wie tot, zumindest die ghg-Bubble. Lediglich in der WhatsApp-Gruppe mit Fabo und Veni schrieb ich ab und zu Neuigkeiten. Ich biss mir auf die Lippe und überlegte. Dann blickte ich in Richtung Badezimmer, wo immernoch Basti sich mit offener Tür abschrubbte.
Es war an der Zeit für ein Statement. Die Leute verdienten eine Antwort. Ich ging auf Twitter und versuchte mich konkret auszudrücken: „Hey Leute, ich melde mich jetzt mal nach Ewigkeiten wieder. Es tut mir leid, dass ich ohne Erklärung gegangen bin. Basti und mir geht es gut, keine Sorge. Er ist gerade bei mir. Irgendwann wird es vielleicht nochmal ein richtiges Statement mit Fakten geben, aber fürs erste werden wir beide nicht zurückkommen. Für wie lange kann ich nicht sagen. Bitte passt auf euch auf und vergesst bitte Twitch für eine Zeit lang :)"
Ein Teil davon war zwar gelogen, aber das wusste ja niemand. Für den Rest des Tages würdigte ich mein Handy keines Blickes, wollte gar nicht wissen, wie Leute reagierten. Die meisten würden Verständnis zeigen, aber ich hatte einfach keine Lust mir das durchzulesen. Stattdessen versuchte ich mein bestes bei Verstand zu bleiben, um Basti zu helfen.
Schon am nächsten Tag ging es nämlich weiter. Aufgeben war keine Option. „Was hälst du vom Park? Dort ist es ruhiger als mitten auf der Straße", fragte ich Basti als er aus dem Schlafgemach kroch. Von Tag zu Tag wurden die Augenringe dunkler. Er sah so fertig mit der Welt aus. Wie gerne ich ihn einfach in den Arm nehmen würde, und seine ganzen Ängste auf mich übertragen würde. Einfach, damit er endlich wieder glücklich wird.
Er blickte betreten auf den Boden. Seine Augen wackelten fast schon kreisförmig. „Basti, alles okay?" Er sah aus, als würde er gleich umkippen. Als wäre ihm derart schlecht. Basti wollte nicht antworten und er sah so fertig aus. Es war als würde sich mein letzter Funken an Hoffnung auflösen. Ich wusste nicht mehr an was ich mich festhalten sollte. Für das, was da grade mit Basti passiert, hatte ich keine Erklärung. Ich wusste nicht was mich mehr übermannte. Frustration oder Angst? Ich musste ihn irgendwie aus diesem Zustand herausbringen.
Er schwankte leicht vor und zurück, sodass ich ihn schon vorsichtshalber in den Arm nahm um ihm Halt zu geben. Ich spürte, wie das kleine Gramm Fett am Ende seiner Rippen unter meinen Fingern wie ein kleiner Schwung war. Und was noch viel schlimmer war, ist dass er auf keine Signale seines Körpers mehr reagierte. Er war so abgemagert und geschwächt. Es war wirklich kein gutes Gefühl. Ich überlegte immer wieder, ob die Ärzte nicht doch Recht haben.
Dann realisierte er erst meine Berührung. Diesesmal war ich mir ihr auch bewusst. Aber hätte ich ihn einfach umkippen lassen sollen? Er taumelte nach hinten, gegen die Wand, und ich ließ meine Finger von ihm. Sein Atem verschnellerte sich wieder. „Ist okay, ich geh schon"
Nach einiger Zeit betrat ich wieder das Wohnzimmer. Basti saß zusammengekauert am Boden. Doch sein Atem war normal. Dann fiel mir wieder seine körperliche Situation ein. „Basti, du weißt, ich will nichts schlechtes für dich. Bitte, du musst mehr essen. Abgesehen von deinem mentalen Zustand, bist du körperlich viel zu schwach. Wenn das nicht besser wird, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder du kippst um, Krankenwagen kommt, du wirst eingeliefert wegen Essstörung, oder du kippst nicht um, aber ich muss den Arzt anrufen, weil das einfach Lebensgefährlich ist. Verstehst du? Du musst essen. Ich weiß, das gefällt dir nicht. Aber du musst...bitte"
Basti starre auf den Boden und schwieg. Es schien als hätte er keinerlei Kraft mehr, es war so als würde sein Körper es einfach nicht mehr schaffen, ihm noch länger zu trotzen. Er wirkte wie ein Mensch am Rand der Erschöpfung. Ich war so verzweifelt und verängstigt. Was sollte ich noch tun? Ich fühlte mich absolut machtlos, ein Gefühl, das ich normalerweise nicht in diesem Ausmaß erlebt hatte.
Ich gab ihm einen Teller mit einer Toastscheibe und ein Glas Wasser. Und er aß. Ganz langsam aß er dort, am Boden liegend, seine einzige Tagesmalzeit. Meine Schuld? Ich verstand nicht, wie ein so starkes Wesen so schnell so sehr zerbrechlich werden kann. Für jede Aussage von mir, für jede Interaktion, musste er einen riesen Kraftaufwand leisten. Basti kämpfte einen Kampf, den er nicht gewinnen konnte, zumindest nicht allein. Basti kämpfte einen einsamen Kampf gegen sich selbst. „Wir bleiben heute doch lieber daheim, okay? Aber denk an meine Worte, bitte"
Der nächste Tag verstrich und der Zustand verbesserte sich nicht. Basti schien nur noch weiter herunter zu fallen. Ich hatte das Gefühl, als würde ich gerade vor aller Welt versagen.
Wir hatten es versucht. Wir hatten es wirklich versucht. Aber so würde es nicht gehen. Die Situation konnte sich nur noch mehr verschlechtern. Basti konnte kaum noch den Kopf heben und ich fragte mich immer häufiger ob mir ein Fehler unterlaufen wäre.
Meine letzte Hoffnung war, dass er einfach krank wurde und es damit zusammenhing. Und tatsächlich, er hatte Fieber. Wahrscheinlich mischte sich die Grippe mit dem sowieso schwachen Körper. Ich gab ihm ein feuchtes Tuch, für die Stirn. Fuhr zur Apotheke um Ibu zu holen. Und siehe da, nach drei Tagen ging es ihm wieder besser. Natürlich noch nicht gut. Das Essverhalten hinderte seinen Körper vorm stark werden. Aber zumindest war er körperlich wieder einigermaßen gesund.
sorry falls das ganze kapitel keinen sinn macht aber eigentlich war das auch gar nicht geplant sondern ist zufällig entstanden naja
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