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Um die zehn Minuten später wurden wir wieder in den Gerichtssaal gelassen. Einer der Geschworenen, ein alter Mann mit grauen Haaren, erhob sich. „Euer Ehren, die Geschworenen plädieren auf nicht schuldig" Nun waren meine Tränen nicht mehr aufzuhalten. „Da dem Täter aufgrund des Einflusses keine Strafabsicht zuzumuten ist. Eine Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro ist von Herrn Clay an Herrn Schneider zu zahlen" Mein Hals fühlte sich an, als würde ich jede Sekunde ersticken. 20.000 Euro. Was für Vollidioten. Denken sie, jetzt ist alles gut? Jetzt ist alles in Ordnung? Jetzt ist alles gerecht? War das Gerechtigkeit? Das restliche Leben meines besten Freundes wurde ihm genommen und sie denken, dass läppisches Geld dem gerecht wird?

Am liebsten hätte ich jeden einzelnen in diesem Raum eine verpasst. Basti zu meiner Linken zeigte wie immer keine Reaktion, obwohl er sogar so aussah, als wäre er geistig anwesend. Er stellte Augenkontakt zu jeder Person nacheinander her. Doch sein Gesicht verzog keinen Muskel. „Damit fällt das Urteil, nicht schuldig" Der Hammer des Richters hämmerte laut auf den Sockel. Es war vorbei. Die Chance auf Gerechtigkeit war vorbei. Alle im Saal machten sich auf den Weg aus dem Raum und sofort ging das große Murmeln los. Es erfüllte mich mit einer unbeschreiblichen Wut, dass so viele Leute nun über den Fall urteilen. Unseren Fall.

Ich erhob mich mit einem Messer im Herzen. Mein Hals war mit Stacheldraht umschlossen. Was nun? Wie sollten wir je wieder leben wie zuvor? „Es wird immer noch nach genaueren Beweisen gesucht. Vor Gericht hilft uns das jetzt zwar nicht mehr wirklich, aber einfach für Sie und Ihre Freunde. Damit Sie wissen, was passiert ist", erklärte mir unsere Anwältin beim Verlassen des Gebäudes. Ich nickte stumm und wollte mich bedanken. Ich war ihr so dankbar für die ganze Zusammenarbeit, doch bekam kein Wort raus.

"Drogeneinfluss", schrieb ich nur in unsere WhatsApp Gruppe. Die anderen wussten nun ebenfalls bescheid. Er wird zwar jetzt in psychatrische Behandlung gegeben, aber Strafen erfuhr er keine. Der einzig Leidende war Basti. Fast schon als wäre er der Böse. Der Nachhauseweg verlief still. Ich wusste auch nicht, was ich hätte sagen sollen. Außer dass es mir leid tut. Dass es mir so unendlich leid tut. Könnte ich nur die Zeit einmal zurück drehen. Alles ungeschehen machen. Dann wäre die Welt jetzt in Ordnung.

Basti setzte sich auf die Couch und legte seine Hände schlaff auf den Tisch ab. Sein Blick galt mal wieder der Wand. Ich ging auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches in die Hocke und platzierte meine Hände ebenfalls darauf. „Basti, du weißt, dass das trotzdem nicht okay ist, oder?" Er begegnete meinen Augen. „Nur weil er auf Drogen stand, heißt das noch lange nicht, dass seine Taten gerechtfertigt waren. Ich will, dass du das weißt. Drogen sind keine Ausrede für sowas. Er hat dich verletzt. Und das ist nicht in Ordnung, verstehst du das? Auch wenn das Gericht anderer Meinung ist"

Basti senkte seinen Blick auf unsere Hände. Sie lagen ungewöhnlich nah aneinander. So nah, wie schon lange nicht mehr. Mein Hals fühlte sich immer noch wie zugeschnürt an. Ich starrte auf meinen Gegenüber. Wie gern ich nur wissen würde, was gerade in seinem kleinen Köpfchen vor sich geht. Falls er denn geistig anwesend war.

Plötzlich spürte ich eine Berührung. Ich blickte auf meine Hände. Bastis Zeigefinger stupste sanft gegen meinen. Was passiert hier gerade? Warum tat er das? Das passte nicht zu seinen Verhaltensmerkmalen. Warum ist er nur so? War das ein gutes Zeichen? Dass er sich womöglich besserte? Ich spürte das gewöhnliche Kribbeln durch meinen ganzen Körper wandern. Wie sehr ich es vermisst hatte. Viel zu lange lebte ich ohne seine Berührungen. Es tat so gut ihn wieder fühlen zu können.

Ich drückte leicht gegen seinen Finger, wodurch er leider das Gegenteil meiner Hoffnung machte. Er zog seine Hände blitzschnell zu sich zurück und atmete ganz tief ein. Kurz musste ich schlucken. Alles war ein so großes Rätsel. Sonst liebte ich es Rätselspiele mit Basti live zu spielen. Doch jetzt verabscheute ich dieses Gefühl wie noch nie zuvor. „Lass uns schlafen gehen, ja? Ich geh noch kurz auf Toilette, dann komm ich nochmal vorbei. Kannst dich schon hinlegen" Ich wartete auf eine Reaktion. Aber sie kam nicht. Und meine Augen wurden wieder feucht.

Als ich aus dem Badezimmer trat wollte ich gerade nach Basti im Schlafzimmer schauen, doch ein ganz anderer Blick bot sich mir. Er stand in der Küche und hielt die Schlaftabletten in der Hand. Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht. Er nahm sie tatsächlich freiwillig ein, wie stolz ich doch war.

Die Freude währte nicht lange, als Basti sich die Kapseln auf die Hand schüttete. Eindeutig mehr als nur eine. Ich schrie seinen Namen und rannte auf ihn zu. Mein Puls stieg ins Unermessliche. Was dachte er sich dabei? Gerade noch rechtzeitig konnte ich seine Hand wegschlagen. Nur eine Sekunde später und er hätte die Kapseln bereits im Mund. Verzweifelt versuchte ich ihm die Dose aus der Hand zu reißen. Seine Finger hielten diese jedoch fest umschlossen und er machte keine Anstalten sie herzugeben. „Basti, gib mir das", forderte ich. Er hörte nicht auf mich. Mit immer mehr Gewalt ging ich auf ihn ein. Wir kämpften und rangen hin und her. Dabei entstanden so viele Berührungen, die ich durch meine Wut und Sorge gar nicht wahrnahm.

Erst als ich Bastis weinliches Wimmern hörte wurde es mir bewusst. Er atmete viel zu schnell. Zum aller ersten Mal bekam er eine Panikattacke wegen mir. Wegen mir. Alles meine Schuld. Sein Griff löste sich und ich nahm die Packung an mich. Basti sank langsam an der Küchentheke entlang zu Boden. Sein Atem wurde kein Bisschen normaler. Ich ging neben ihm in die Hocke „Es ist alles gut. Ich will dir nichts tun. Ich will nur das Beste für dich" Es half alles nichts. „Soll ich gehen?", fragte ich traurig. Er nickte kaum merkbar. Ich ignorierte die Träne an meiner Wange und stand auf. So lange er das wollte. Wenn Basti das von mir wollte, dann tat ich das. „Geh dann schlafen, okay? Es ist alles in Ordnung"

sadge hätte eigentlich gerne geschrieben dass basti die tabletten wirklich nimmt aber das hätte nicht zur restlichen storyline gepasst :( vielleicht wird daraus ja ein os who knows peepohappy

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