십이월 칠일 • 𝘀𝗲𝘃𝗲𝗻𝘁𝗵 𝗱𝗲𝗰𝗲𝗺𝗯𝗲𝗿 (𝟭)
Es war kalt und dunkel. Das Licht war aus und die Stille schien den Jungen zu erdrücken. Zitternd hatte er sich auf dem kalten Boden zu einer Kugel zusammengerollt und versuchte zu schlafen. Sobald er jedoch die Augen schloss, erschienen ihm all die Dinge, die passiert waren, als sein Vater vor einiger Zeit ihn an den Haaren aus seinem Zimmer gezerrt hatte. Er spürte die Wunden, welche nicht versorgt wurden, auf seiner Haut brennen. Jedes Mal, wenn sich der blondhaarige Junge bewegte, riss eine der Wunden auf und erneut lief das warme Blut über seine Haut. Seit diesem Tag hatte er kein Auge zu getan und war auch nicht in der Schule gewesen. Sein Vater wollte Taehyung ohne jegliche Versorgung dennoch in die Schule bringen, doch konnte sein Sohn sich kaum auf den Beinen halten. Und nun befand sich der Junge in diesem dunkeln Raum, zitterte und wünschte sich nichts sehnlicher als die Erlösung. Die Folter hörte nicht auf, die Kälte kroch in seine Knochen und ließen seinen Körper steif werden. Taehyungs Atem war mittlerweile flach und ruhig. Langsam atmete er immer wieder ein und aus, obwohl die Kälte seinen Körper pausenlos zittern ließ. Das Zeitgefühl hatte der Junge bereits verloren. Er wusste nicht, wie lange er bereit hier lag. Immer wieder nickte er leicht weg, schreckte aber sofort wieder auf, als er das Bild von seinem Vater vor Augen hatte. Ein leises Schluchzen verließ seine Lippen und prallte von den Wänden aus Beton wieder zurück und hinterließ ein Hallen. Es hörte sich ohrenbetäubend an und hinterließ ein Schaudern auf seinem Rücken. Tränen sammelten sich in seinen Augen und er konnte diese nicht mehr zurückhalten. Er war alleine und Eun-woo würde nicht herkommen, weshalb Taehyung seinen Tränen freien Lauf ließ. Immer wieder schluchzte er auf, während er sich seine Ohren zuhielt. Wie lange er so dort lag, wusste er nicht. Er ließ einfach alles raus, was er über die Zeit angestaut hatte.
»Hallo?«, durchdrang auf einmal eine Stimme die Stille und wie versteinert sah Taehyung in die Dunkelheit, in die Richtung, aus welcher er die Stimme wahrgenommen hatte. Ein leichtes Schniefen von ihm folgte, ehe er sich kurz über die Augen wischte, um die Tränen zu trocknen. In seinem Gesicht, auch wenn man es in der Dunkelheit nicht sehen konnte, zeichnete sich Panik ab. Innerlich verfluchte sich Taehyung, dass er seinen Tränen freien Lauf gelassen hatte. Wenn er entdeckt würde, würde sein Vater wieder schlimmes mit ihm anstellen und das wollte der Junge vermeiden. Leise schniefte er dennoch.
»Hallo? Ist jemand da drinnen?« Schwer schluckte der Junge. Zitternd stand er auf, ignorierte dabei die Schmerzen und sich öffnenden Wunden, um tiefer in den Raum zu gehen. Er lief langsam in irgendeine Richtung und tastete sich vorsichtig vorwärts, bis er die Wand erreicht hatte. So lief er die Wand entlang zu einer der Ecken, um sich in diese auf den Kalten Boden zu setzen. Er drückte sich eng an die Wand und vergrub sein Gesicht in seinen Knien, um so sein Schluchzen so gut wie es ihm möglich war abzudämpfen.
»Da ist doch...« Mehr konnte der Junge nicht verstehen, da die Stimme nur flüsterte und auch immer noch schluchzte. Leicht schüttelte er seinen Kopf. Es war nur Einbildung, redete er sich in seinen Gedanken zu. Es würde nie jemand auf die Idee kommen, dass er hier war. Er wusste selbst nicht einmal, wo er sich befand, außer, dass es kalt und dunkel war und er dazu nichts an seinem Körper trug. Doch auf einmal hörte er ein Scharren, etwas öffnete sich und neben ihm erschien ein weißer Lichtkegel, der in den Raum hineinfiel. Ängstlich drückte sich der Blondhaarige noch weiter in die Ecke, in welche er sich kurz zuvor verkrochen hatte, ehe er seinen Kopf leicht anhob und zu seiner rechten Seite blinzelte. In dem Lichtkegel konnte er einen Schatten erkennen, welcher langsam in den Raum trat. Die Schritte schienen in unendlich langen Tönen an den Wänden abzuprallen und ein unbändiges Echo ertönte. Taehyung erkannte, wie die Person erst auf die Seite ihm gegenüber mit einer Taschenlampe leuchtete. Der Lichtkegel der Lampe wanderte einmal in dem Raum herum.
»Hier war doch...« Die Person stoppte in Mitten des Satzes, als das Licht auf den Jungen schien, welcher sich tief in die Ecke drückte. Sein Kopf legte dieser gegen die Wand, um dem Licht zu entkommen und legte eine Hand schützend über die Augen. Der Fremde sah den Jungen geschockt an, dessen Körper von Wunden und blauen Flecken geziert war und welches von der roten blutigen Flüssigkeit bedeckt war. Die blonden Haare waren verwuschelt und dreckig, hatten eine leicht bräunliche Farbe angenommen. Die Lippen des Jungen konnte er nur kurz erkennen, hatte dabei den Eindruck, als wären diese Blau angelaufen. Er machte einen Schritt auf den Jungen zu, welcher sich dadurch nur weiter an die Wand presste.
»Hey, hey alles gut. Ich tu dir nichts«, versuchte er den Jungen zu beruhigen, welcher nur den Kopf schüttelte und sich mit den Füßen weiter in die Ecke drückte. Der Anblick jagte dem Fremden einen kalten Schauer über den Rücken. Die Angst erkannte er bereits an der Haltung des Jungen und als er für kurze Zeit wieder in dessen Gesicht blicken konnte, erkannte er nichts als Angst, Panik und Verzweiflung. Langsam zog der Mann mit der Taschenlampe sein Handy heraus und wählte die Notrufnummer.
»Ja, bin ich bei der Notrufzentrale? Ich habe hier einen Jungen gefunden, scheint nicht älter als achtzehn oder neunzehn zu sein.« Eine kurze Pause wurde eingelegt, in welcher man eine leise Stimme aus dem Smartphone wahrnehmen konnte. »Nein, ich weiß es nicht. Ich war unterwegs auf meiner Nachtschicht, da hab ich ein Geräusch gehört und den Jungen in dem leeren Lagerraum gefunden. Er ist komplett nackt, friert und hat mehrere Wunden. Kommen sie schnell und schicken sie Krankenwagen und Polizei.« Taehyung konnte leichte Panik und auch Entsetzen in der Stimme des Fremden hören, während dieser mit dem Notruf telefonierte. Der Junge schüttelte den Kopf. Er wollte nicht ins Krankenhaus oder zur Polizei. Die Angst wurde mehr und wieder sammelten sich Tränen in seinen Augen. Er schüttelte immer wieder panisch den Kopf und murmelte dazu „nein, nein, nein". Der Mann gab noch die Adresse durch, ehe er auflegte. Er ging vorsichtig in die Hocke.
»Hey, es ist alles gut, okay? Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Niemand tut dir etwas.« Niemand tut dir etwas. Bei diesen vier Wörtern breitete sich ein Kloß in Taehyungs Hals aus und eine Gänsehaut wanderte über seinen gesamten Körper. Es wird ihm jemand etwas antun. Ihm wird noch schlimmeres angetan, sobald ER davon erfuhr, was hier los war. Sein Vater würde ihm noch schlimmeres antun, weil Taehyung seinen Mund nicht halten und seine Tränen zurückhalten konnte. Eun-woo würde ihm schlimmes antun, das wusste er nur zu gut. Und da konnte ihm nicht einmal die Polizei helfen, denn sein Vater wusste, wie er mit Worten umgehen und wie er seine Taten verschleiern konnte, denn sonst wäre es nie so weit gekommen.
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