sonderfall für das ministerium

In dem jahrhundertealten Kamin knisterte geheimnisvoll ein loderndes Feuer.
Mit jedem Knacken durchbrach es eine anhaltende Stille, die sich durch den ganzen Gemeinschaftsraum zog.
Nur zwei Kerzen und eine flackernde Lampe, spendeten dem Raum ein wenig Licht.
Das Plätschern von Wasser wirkte beruhigend und einschläfernd.
Am Fenster zog hin und wieder ein dunkler großer Schatten vorbei.
Es waren wohl einige der vielen Geschöpfe, die im Großen See hausten.
Noch zu später Stunde schwommen die Tierwesen unruhig im Wasser herum.

Elin Marchbanks konnte gerade genug sehen, um das Buch vor ihr lesen zu können.
Doch der Rest des Saales blieb dunkel und düster, nun da es bereits Nacht geworden war.
Sie musste sich bemühen ihre Augen auf zu halten.
Die Hexe war nur wach geblieben, um den Aufsatz für Zaubertränke fertig stellen zu können.
Ihr blieb keine Zeit mehr, da Slughorn den 10 seitigen Bericht schon morgen einsammeln wollte.

Im Schatten des Lichtes waren die Umrisse der grün goldenen Wandteppiche zu erkennen, die den kompletten Raum zierten.
Sie erzählten die Geschichten verschiedenster Slytherins, beispielsweise dem Hausgründer Salazar oder dem berühmten Merlin.
Die Erstklässler waren in den ersten Tagen dieses Jahres immer wieder neugierig durch den Saal gelaufen und hatten die einzelnen Teppiche betrachtet, als wäre es das seltenste auf dieser Welt.
Elin sah die Bilder seit mehr als sechs Jahren.
Ihre Augen nahmen die Wände kaum noch war, wenn sie in den Gemeinschaftsraum eintrat.
Nun war glücklicherweise schon die erste Zeit des neuen Jahres vergangen, weshalb nur noch vereinzelte interessierte Blicke die Teppiche musterten, aber dafür gab es nun Gezanke um die Schreibtisch Plätze an den Fenstern.
Die jungen Schüler würden wohl noch ein wenig brauchen, bis sie bemerken würden, dass man nur immer wieder erschrak wenn eines der Tierwesen vorbeischwamm, was nicht gerade förderlich für die Konzentration war.
Noch dazu war es auch nach einiger Zeit kein schöner Ausblick mehr, dieses trübe grüne Wasser ständig vor Augen zu haben.

"Lumos," hauchte urplötzlich eine flüsternde Stimme.

Die Slytherin war ängstlich zusammengezuckt.
Augenblicklich drehte Elin sich erschrocken um und sah auf das kleine Licht, welches auf einmal aus einem Zauberstab gekommen.
Nun war der Gemeinschaftsraum noch ein wenig mehr beleuchtet, wenn auch nur etwas.
Ihre Augen kniffen sich zusammen, um zu erkennen können, wer da vor ihr stand.
Der Zauberer bewegte seinen Zauberstab.
Nun schien das helle Licht auch auf sein eigenes Gesicht.
Ernste Züge lagen darauf.
Der Mund war gequält verzogen, die Wangenknochen deutlich zu sehen, genauso wie das spitze Kinn.
Es war das Gesicht von Draco Malfoy.

Stutzig schreckte ihr Kopf wieder zurück.
Elin räusperte sich verlegen und runzelte dann verwirrt die Stirn.
Freude kam in ihren Adern kaum hoch.

"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken," murmelte Malfoy.
Er bewegte seinen Stab etwas, sagte ein paar unverständliche Worte, worauf all die erloschenen Lampen wieder den Raum beleuchteten.
"Es hatte einen Grund warum ich das Licht so beschränkt gelassen habe," kommentierte Marchbanks.
Ein urteilender Blick wurde dem Zauberer von der Slytherin zugeworfen.
Dann wandte sich ihr Blick wieder hinab zu der Schrift vor ihr.

Draco stand etwas unbeholfen da, ließ jedoch die Lampen an.
"Entschuldige," gab er erneut von sich.
Ihre Augen verdrehten sich genervt.
Tief atmete die Hexe ein und aus, als sich dann ihr Kopf wieder hob und die schwarzen Pupillen sich zu dem Blonden wandten.
"Ja, das hatten wir schon.
Irgendwann bringt es aber auch nichts mehr sich nur zu entschuldigen," giftete Elin.
Sie war müde.
Es tat ihr nicht einmal Leid ihn so anzugehen.
Fertig fuhr sie sich mit der Hand durch ihre dichten Locken.

Malfoy stand etwas überfordert da.
Seine grauen Augen blinzelten, der Mund hatte sich ratlos geöffnet.
Es hatte ihn getroffen.
Natürlich hatte es das.
Nach all den Wochen hätte er sich vielleicht daran gewöhnen können, aber so war es nicht.
Es ging ihr nicht um die Lampen, das wusste er.
Elin Marchbanks hatte ihm nicht vorgeworfen, dass er sie einfach angeschaltet hatte.
Mit dem abwertenden Ton hatte sie ihm alles vorgeworfen.

Nervös trat der Siebtklässler von einem auf den anderen Fuß.
Vielleicht sollte er einfach ins Bett gehen. Es war schon spät.

Aber er machte ein paar Schritte auf seine Mitschülerin zu und stellte sich interessiert vor den Schreibtisch, an welchem sie arbeitete.
Die kalten Augen lasen nachdenklich den Titel des Buches.
"Liebestränke, hm?"
Die kratzige Stimme von Draco Malfoy wirkte etwas unsicher.
Sie zitterte beinahe und brach am Ende ab.

Elin nickte nur und schrieb mit dem Federkiel weiter.
Ihr fehlt nur noch eine halbe Seite, bevor sie fertig war.

"Ich erinnere mich kaum noch daran," sagte der Slytherin mit nachdenklichem Unterton.
Seine Augen starrten traurig auf das Buch.

"Warum nicht? War es so langweilig?
Die Mädchen fliegen ja nicht gerade auf dich," gab Marchbanks zurück.
Sie hielt kurz inne und schaute zu ihm auf.
Matilda würde sie köpfen, wenn sie wüsste, dass ihre beste Freundin sich gerade auf ein Gespräch mit Draco Malfoy einließ.
Sofort schlich sich ein mulmiges Gefühl bei ihr ein.

Draco runzelte die Stirn über ihre Gemeinheit, beschloss jedoch nicht näher darauf eingehen zu wollen.
Gerade setzte er zum Reden an, da kam ihm die Hexe auch schon zuvor:
"Ach ne, im sechsten Schuljahr warst du doch damit beschäftigt einen Weg zu finden um Dumbledore zu ermorden."

Und wieder traf es ihn.
Ihm wurde völlig flau im Magen, als er an diese schreckliche Zeit zurückdenken musste.
Schon wieder war ihm danach sich zu übergeben.
Der junge Zauberer versuchte den Schmerz einfach hinunterzuschlucken, aber diesmal klappte es nicht wirklich.

Elin musterte ihn gründlich.
Als sie bemerkte, wie seine Lippen anfingen zu beben und die grauen Augen immer trauriger wurden, griff sie instinktiv nach seinem Handgelenk um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Geschockt legte sich der Blick von Malfoy auf ihr feines Gesicht.
Unerwarteterweise ertönte nun aus ihrem eigenen Mund ein ernstes "Entschuldige".

Kurz starrten sich die beiden Schüler nur an.
Er konnte einige zarte Sommersprossen auf ihrer schönen gebräunten Haut entdecken, als er sie so intensiv anschaute.
Elin war die Situation etwas unangenehm. Sie hatte sich verlegen auf die Unterlippe gebissen.
Dann ertönte ein kurzer ehrlicher Lacher aus der Kehle des blonden Malfoy.
Auch Marchbanks musste darüber schmunzeln, dass nun sie sich entschuldigt hatte.

"Ich habe es irgendwie auch verdient," murmelte Draco, während er einen Stuhl herbeizog und ihn auf die andere Seite des Schreibtisches stellte, um sich ihr dann direkt gegenüber zu setzen.
Elin schenkte ihm ein liebes ehrliches Lächeln.
Malfoy war etwas verunsichert über diese freundliche Art ihm gegenüber, jedoch bemühte er sich seine Mundwinkel ebenfalls nach oben zu ziehen.

"Was hast du überhaupt zu dieser späten Stunde gemacht?"
Ihre Hand bewegte sich flink weiter um endlich mit der Arbeit fertig zu werden.
Dracos Augen musterten fasziniert ihre schöne Schrift, welche sich über das ganze Pergament zog.
"McGonagall wollte einen Bericht darüber, was ich die ganze Woche gemacht habe."

Marchbanks' Kopf hob sich augenblicklich.
Ein verwirrter Blick lag auf dem feinen Gesicht.
"Mein Bruder muss so etwas gar nicht abgeben," meinte sie verwirrt.
Malfoy zuckte mit den Schultern.
"Ich bin wohl ein Sonderfall, besonders für das Ministerium.
Die wollen wissen, was genau ich so mache."
"Ätzend," meinte Elin.
Draco grinste kurz amüsiert und nickte dann.
Sein betrübtes Gesicht hatte sich ein wenig aufgehellt.
"Dein Bruder ist Leofwine Marchbanks, richtig?"

Sie nickte, während die Feder wieder in die Tinte getunkt wurde und die Hand weiter über das Papier schwang.
"Er ist ziemlich aufgedreht oder?"

Draco lachte kurz auf.
Elin merkte sofort wie sich etwas bei ihr tat, als sie den Blondschopf so plötzlich lachen hörte.
Es war ein ungewohntes, jedoch herzliches, Geräusch, das dort aus seinem Mund kam.
"Ja, ein wenig."

"Ich entschuldige mich mal für seine nervige Art," sagte die Hexe in scherzendem Ton.
Der amüsierte Ausdruck auf dem bleichen Gesicht verschwand nicht.
"Das brauchst du nicht.
Seine Freunde scheinen ihn ganz lustig zu finden."

Elin presste verhalten ihre Lippen aufeinander und nickte nur.
Sofort musste sie an den Abend denken, als ihr Bruder sich mit seinen nervigen Freunden, zu ihr und Matilda gesetzt hatte.
Die Slytherin wünschte sich sehnlichst die Zeit herbei, als Leof nur mit Anian befreundet war, welcher nicht einmal halb so nervig oder aufdringlich gewesen war, wie diese anderen Holzköpfe.
Es waren diese Momente, in welchen ihr klar wurde wie sehr sich doch seit jeher verändert hatte.

Aber Elin schüttelte den Kopf und sog nun besonders tief die Luft ein, um sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
"Warum bist du eigentlich zurück gekommen, Draco?"
Ernst schauten ihre braunen Augen zu dem blonden Zauberer.
Er hingegen schien etwas überfordert mit der Frage. Sein Mund hatte sich ratlos geöffnet, doch es kamen noch keine Worte daraus.

"Nun... um das letzte Jahr abzuschließen..."
Verlegen zog Malfoy seine Hände zu sich und wich ihren musternden Augen aus.

"Du nimmst ziemlich viel auf dich, nur um deinen Abschluss zu bekommen."
Sie hatte inne gehalten und den Federkiel beiseite gelegt.
Mit leerem Ausdruck lagen Dracos graue Augen auf dem voll geschriebenen Pergament.
"Was genau meinst du?"
Er wusste, dass es eine unnötige Frage war.
Dennoch hatte er sie Elin stellen wollen.

"Nun ja, all das.
Die Verachtung der Schüler, das Gemunkel, das Misstrauen..."

Draco biss sich nachdenklich auf die Lippe und schluckte.
Sein leerer Blick war noch immer auf das Papier gerichtet.
"Und wie stehst du dazu?"
Der Kopf des blonden Slytherins hatte sich gehoben, wartend darauf die Meinung seiner Mitschülerin zu hören.

"Du musst verstehen, dass ich dich schon genauso verurteilt habe, wie meine Freundin Matilda," begann Elin mit ihren ehrlichen Worten.
"Du hast Unverzeihliches getan, Draco. Das lässt sich nicht leugnen."

Er nickte stumm.

"Aber so wie du dich inmoment gibst, hast du dich vielleicht tatsächlich geändert."
Am Ende warf sie ihm ein leichtes Lächeln zu.
Irgendwie rührte es Draco, die Sechstklässlerin so sanft zu sehen.
Es war keine Gewohnheit für ihn, dass Mitschüler ihm freundlich gegenüber traten.
Dann nickte der Slytherin und es kam ein ehrliches "Danke" aus seinem Mund.

Elin Marchbanks klappte das Buch zu und klemmte es sich unter ihren Arm.
Dann nahm sie das Pergament an sich und erhob sich von ihrem Sitz.
"Ich werde schlafen gehen," teile sie ihm mit vorsichtiger Stimme mit.
Ihre warmen braunen Augen lagen sanft auf dem bleichen Gesicht des Blondschopfes.
Draco lächelte verlegen und bekam nun sogar etwas Farbe auf die Wangen.
"Gute Nacht, Elin."
Die junge Hexe legte sofort ihren Kopf schief und schmunzelte entzückt.
Ihre schwarzen Locken hüpfen fröhlich auf und ab, während sie nach und nach die Flammen der Kerzen ausblies.
Langsam durchdrang der Geruch von flüssigem Kerzenwachs die Luft.
Dann wandte sich die Aufmerksamkeit der Slytherin wieder zu dem Blondschopf, welcher unentschlossen vor ihr stand und sie unentwegt betrachtete.

"Gute Nacht, Draco."



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