scherze
Ein muffiger Geruch stieg in Dracos Nase, als er den Scherzartikelladen betrat. Eine Mischung aus altem Holz und schwitzenden Menschen. Malfoy zog die Nase kraus. Ihn wunderte es immer wieder, wie leicht die Leute zu beeindrucken waren. Er fand den Krams, den die Weasleys verkauften, einfach nur langweilig.
Sein Sohn schien da ganz anders zu sein. Scorpius genoss es bespaßt zu werden. Er genoss es zu lachen und unbeschwert Scherze zu machen. Vermutlich hatte er das von Astoria, dachte Draco sich. Ihr hübsches Gesicht huschte durch seinen Kopf. Sein Mund hatte sich zu einem Strich verzogen. Er hasste es. Er hasste alles. Er hasste Menschenmengen. Er hasste es in aller Öffentlichkeit den Tränen nah zu sein.Er hasste es wenn ihm unkontrolliert die Gefühle hochkamen.
Hier waren zu viele Augen, die ihn anstarrten. Ein bleiches Gesicht und weißblonde Haare. Es war wohl offensichtlich wer er war.
Und er war sich sicher, dass viele sich daran ergötzen würden, wenn er Schwäche zeigen würde.
Malfoy bereute es ein wenig hierher gekommen zu sein, aber er hatte es für Scorpius machen wollen. Und kurz vor Weihnachten hatte er sich schließlich überwinden können.
Zwar waren es zu dieser Zeit umso mehr Hexen und Zauberer, doch gleichzeitig wäre es auch leichter einfach unterzutauchen.
Irgendwie schaffte Malfoy es aus der engen Mitte an die Seite zu gehen. Seine grauen Augen suchten vergeblich nach seinem Sohn. Die schwarzen Pupillen wanderten über die verschiedenen gefüllten Regale, hinüber zu dem pinken blubbernden Stand mit den Liebestränken, sowie zu einer dunklen Ecke voller Finsternispulver. Immer wieder waren Kinder zu sehen, die Süßigkeiten ausprobierten. Bei den einen erschienen eklige, mit Eiter gefüllte, Pusteln, die im Sekundentakt platzten. Bei den anderen wurde der Kopf ganz grün, bis sie sich schließlich in vorgesehenen Eimer übergeben mussten. Dracos Nase rümpfte sich wieder. Er fand den ganzen Anblick dieses Ladens einfach nur ausladend. Alles war derartig bunt und laut, sodass er am liebsten zurück auf sein Anwesen disapparieren würde.
In seinem Blickfeld konnte der blonde Zauberer endlich das vertraute Gesicht seines Sohnes sehen. Draco schlug den Weg in Richtung Scorpius ein, wurde jedoch nach einigen Sekunden etwas zögerlich. Sein Ausdruck wurde noch ernster, als er es sowieso schon war.
Neben Scorpius stand nicht nur Larah, sondern auch die komplette Potter Familie, sowie Ron Weasley höchstpersönlich.
Er war etwas unentschlossen, kämpfte sich jedoch dann durch die anderen Besucher, bis er schließlich bei seinem Kind angekommen war.
Larah hatte sofort den Kopf gehoben, um ihn vorsichtig anzulächeln. Dracos Mundwinkel hoben sich nur leicht, dann richteten die grauen Augen sich wieder auf seinen Sohn.
"Und hast du schon etwas gefunden?", fragte Malfoy, um den Blicken von Ginny und Harry Potter ausweichen zu können. Er war nicht in Plauderlaune. Vor allem nicht mit Leuten, die nicht gerade seine besten Freunde waren.
"Ja, Larah hat es schon bezahlt."
Scorpius hielt zufrieden einen kleinen Beutel mit Süßigkeiten hoch.
Sein Vater nickte nur, schließlich hatte er keine Ahnung was genau diese magischen Snacks überhaupt machen konnten.
"Mr.Weasley hat uns sogar einen kleinen Rabatt gegeben," lächelte der junge Malfoy.
Nun war Draco gezwungen den Blick aufzurichten. Er traf auf die matten Augen von Ron, der seine Miene kaum verzogen hatte. "Nicht, dass ihr es nötig hättet," zuckte Weasley mit den Schultern.
"Danke," brummte der Blondschopf nur. Dann wanderten die Augen über Ginny zu Harry. Die beiden Männer nickten sich respektvoll zu, aber keiner machte Anstalten etwas zu sagen.
"Mr Potter hat vorgeschlagen Scorpius mitzunehmen, damit die Jungs noch etwas miteinander unternehmen können," berichtete Larah. Offenbar wollte sie sich in den Wortwechsel der angespannten Gruppe einklinken.
"Ich bringe ihn auch wieder heim. Ich kann einen Portschlüssel deponieren," bot Harry an.
Draco schaute zu Scorpius. Dann zum ersten Mal zu Albus. Nach einem langen Schnaufer nickte er nur und die beiden Freunden schlugen sich in die Hände.
"Bring ihn bitte vor Sonnenuntergang zurück," meinte Malfoy, während sein Sohn mit den Potter Kindern in der Menge verschwand. "Werde ich," bestätigte Harry nickend.
Dracos Augen wandten sich zu ihm.
Man sah Harry das Alter mehr an, als ihm selbst, dachte er sich. Das Gesicht war nicht mehr so straff und die Haare verloren allmählich das kräftige Schwarz. Nur seine runde Brille schien sich kaum verändert zu haben.
"Wenn es euch zu anstrengend wird, könnt ihr ihn auch früher heimbringen."
"Scorpius ist nicht anstrengend," meinte Ginny.
Es hörte sich an, als würde sie Scorpius besser kennen, als sein eigener Vater und das gefiel Malfoy ganz und gar nicht.
Doch statt sich hineinzusteigern, kam von dem Zauberer nur ein einsichtiges "Okay".
Es entstand eine betretene Stille zwischen den Erwachsenen. Eine gezwungene Atmosphäre baute sich unter ihnen auf. Draco, Harry und Ginny hatten keine andere Wahl, als irgendwie einen Weg zu finden miteinander auszukommen. Sie taten es wohl ihren Kindern zuliebe.
Harry Potters Blick war zu Larah gewandert, die etwas abseits stand und das ganze beobachtete. Malfoy merkte wie der Kopf von Potter begann zu arbeiten. Wahrscheinlich spekulierte der Zauberer sich irgendetwas zusammen.
"Wie geht es Scorpius inmoment eigentlich? Wie geht es euch?", fragte Harry interessiert. Seine grünen Augen waren wieder zu Draco geschnellt. Dieser verzog angespannt das Gesicht. Jegliche Faser in ihm weigerte sich dagegen auf diese Frage einzugehen.
"Warum? Was meinst du?"
"Nun ja, wegen Astoria und wegen deiner Mutter," meinte Potter vorsichtig.
Das Gesicht von Malfoy wirkte leicht schockiert.
"Ihr wisst von Astoria und meiner Mutter?" Erfreut darüber war er nicht.
"Nun ja Albus erzählt uns zwischendurch mal was von Scorpius und das mit deiner Mutter wissen wir von... Von wem noch gleich Ginny?"
Harry drehte sich zu seiner Frau.
"Charlie," brummte die Weasley.
Ron hinter ihr, trat betreten von einem auf den anderen Fuß.
Die Geschwister wechselten kurz einen bedeutenden Blick, doch Draco konnte sich nicht ausmalen, was er zu bedeuten hatte.
"Genau, Charlie,"fiel es Potter wieder ein,"also Ginnys Bruder. Und seine Verlobte meinte sie würde auf die Beerdigung von Narzissa Malfoy gehen."
"Ehemals Verlobte, Harry," berichtigte Ginny ihn bestimmt. "Jaja."
Dracos Brauen hatten sich neugierig nach oben gezogen.
"Tatsächlich? Wie hieß die Frau denn?"
"Elin Marchbanks," war es aus Ron heraus geschossen.
Malfoy war beinahe die Kinnlade heruntergefallen. Er musste mehrmals blinzeln um seine Gedanken zu ordnen, aber es half nicht sonderlich viel.
"Elinora war mit eurem Bruder verlobt?", hakte er erneut nach.
Ron und Ginny nickten gleichzeitig.
"Warum haben sie nie geheiratet?"
Die grauen Augen lagen gebannt auf den rothaarigen Geschwistern.
Er wollte es unbedingt wissen. Draco war froh darüber, dass Elin nie geheiratet hatte. Auch wenn er nicht wusste warum. Womöglich war ihr erst kurz vor der Trauung aufgefallen, dass da ein Weasley vor ihr stand und dann hatte sie die Flucht ergriffen. Der Gedanke in seinem Kopf verursachte ein belustigtes Lächeln auf seinen Lippen.
"Elin hatte drei Fehlgeburten. Der Druck und der Stress hat die beiden auseinander gebracht," meinte Ginny schließlich.
Malfoy musste schlucken. Dann biss er sich bedrückt auf die Unterlippe.
Er war fast ein wenig enttäuscht, weil Elin es ihm nie gegenüber erwähnt hatte.
"Wer ist diese Elin überhaupt?", klinkte Larah sich ein. Ihr Gesicht zeigte, dass sie ganz und gar nicht glücklich darüber war wie Draco reagierte und wie sehr ihn das alles mitnahm.
"Die Hexe, die wir gerade bei Borgin und Burke's getroffen haben," antwortete Malfoy angebunden. Er schaute nicht einmal auf zu ihr.
"War sie nicht auch diejenige, die dich gefunden hatte, als du dich umbringen wolltest?"
"Ron!", schnaubten Harry und Ginny gleichzeitig.
"Wer hat den Mist denn erfunden?", fragte Draco erzürnt. Die grauen Augen musterten Weasley von oben nach unten. Mit Harry kam er mittlerweile klar, aber Ron ging ihm immer noch gehörig auf den Zeiger. Wenn nicht sogar mehr, als früher.
"Das Gerücht ging eben um", zuckte der Weasley mit den Schultern.
Gefährlich kniffen sich die grauen Augen zusammen. Aber Ron wandte sich einfach ab und ging zurück zu seiner Arbeit.
"Du wolltest dich umbringen?", reagierte Larah entsetzte. Draco schnaufte tief durch. Sein Blick wanderte zu den Potters, doch die nickte ihm nur kurz zu und verschwanden dann ebenfalls.
"Nein, wollte ich nicht. Zumindest weiß ich es nicht. Ich war jung und verzweifelt. Eigentlich wollte ich nur das Dunkle Mal entfernen."
"Sieht es deshalb so verunstaltet aus?"
"Ja," brummte Draco. Er hatte es in einem Ton gesagt, der Larah sofort zu verstehen gab, dass er nicht weiter auf das Thema eingehen wollte. Ihm war es lästig darüber zu reden.
Die Hexe hatte es augenblicklich kapiert. Ihr Blick wandte sich ab, geradewegs in die Menge. Die Augen der jungen Frau wanderten über die verschiedensten Zauberer, bis sie schließlich an etwas hängen blieben.
"Sind sie nicht süß?", meinte die Hexe entzückt. Malfoy runzelte die Stirn. Er folgte ihren Augen, bis er schließlich erkannte, was sie so in Entzückung versetzte. Es waren die beiden Jungen, die lachend auf der Treppen standen und einige Süßigkeiten ausprobierten.
"Wieso süß? Scorpius und Albus sind junge Teenager. Was ist daran so niedlich?"
"Na, die beiden miteinander eben," grinste Larah breit.
"Hä?", machte Draco. Er verstand nicht worauf sie hinaus wollte.
Nun wandte die Hexe ihren Blick ab. Die Augen musterten Malfoy leicht überrascht.
"Es ist wohl offensichtlich, dass das keine normale Freundschaft zwischen Jungs ist. So wie sie miteinander kichern und sich dauernd an den Schultern anfassen." Kurz schüttelte sie sich.
Perplex wegen ihrer Worte starrte Draco seinen Sohn und den Potter Jungen so lange an, bis tatsächlich einer von ihnen her schaute.
Es waren die Augen von Albus, die da auf ihn trafen. Kurzerhand legte der Slytherin einen Arm auf den Rücken von Scorpius, um ihn mit zu schieben. Beide verschwanden in der Menge.
"Das ist doch Blödsinn," gab Draco schließlich zurück.
Larah zuckte nur mit den Schultern.
"Vielleicht probieren sie es nur aus. Machen doch die Jugendlichen heutzutage. Probieren alles mit jedem aus."
"Scorpius hat einmal felsenfest behauptet, dass er Rose Weasley toll findet," erinnerte der Vater sich.
"Das nennt man dann bisexuell. Gibt es alles mittlerweile," brummte die Hexe vor sich hin.
"Mir ist das egal, auch wenn ich es nicht glaube."
"Wirklich?", fragte Larah verwundert. Ihr Gesicht verzog sich komisch.
"Ja. Er ist ein guter Junge. Seine Mutter hat ihn so offen erzogen und das alles ist auch in Ordnung so."
"Seine Mutter ist aber tot. Du bist jetzt allein verantwortlich für seine Entwicklung. Und auch diese Entwicklung. Jetzt ist es noch süß, aber in ein paar Jahren-"
Larah hielt inne.
Dracos hatte sich gerunzelt. Die Hände verkrampften ein wenig. Seine Augen blitzten gefährlich auf, als die Hexe zu ihm schaute.
"Du musst mir nicht sagen, dass Astoria tot ist, Larah! Ich war selbst dabei, als sie gestorben ist."
Sein Kiefer war angespannt. Die Hexe wirkte recht unbeeindruckt. Sie verschränkte ihre Arme und wandten den Blick von ihm ab.
"Und seine Entwicklung ist perfekt so, wie sie ist."
"Wenn du meinst," grummelte die Frau unzufrieden, "aber etwas ironisch wäre es schon, oder? Du und Harry, ihr habt euch gehasst. Und eure Söhne sind ein schwules Pärchen. Naja, jeder kriegt das, was er verdient." Sie lachte belustigt.
Dracos Kopf rauchte bereits. Die Wut hatte sich schon lange in ihm breit gemacht. Er war kurz davor nach seinem Zauberstab zu greifen, aber dann konnte er sich wieder beherrschen.
"Wir sollten uns nicht mehr sehen, wenn du es als Strafen ansiehst, einen Sohn zu haben, der schwul ist."
Ihr Lachen war verstummt. Erst schaute sie ihn ungläubig an, doch Larah merkte dann recht schnell, dass es Malfoy ernst meinte.
Ihr Mund verzog sich zu einem Strich, die Augen kniff sie gefährlich zusammen.
"Ich hätte es sowieso bald beendet," meinte die Hexe in hochnäsigem Ton.
Draco musste in sich hinein grinsen, denn er konnte ihr einfach nicht glauben. Sie war viel zu naiv gewesen, zu schnell zu zufrieden und einfach blind. Wahrscheinlich hatte selbst Harry Potter eben bemerkt, dass Draco nichts an dieser Hexe lag.
"Sicher hättest du das," antwortete der blonde Zauberer, das verschmitzte Grinsen fest auf den Lippen.
Larah warf stolz ihre langen Haare zurück, würdigte ihn keines letzten Blickes und stolzierte dann durch den Scherzartikelladen nach draußen.
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