pure verwirrung

Das Spiel war vorüber. Slytherin hatte gegen Ravenclaw gewonnen. Die Schüler begaben sich rasch die Treppen hinunter, um wieder zum Schloss zu gelangen. Es herrschte eine Art Trauerstimmung, schließlich war der Großteil für Ravenclaw gewesen.
Man konnte schon jetzt bemerken, wie unbegeistert die meisten davon waren, dass das Haus der Schlangen gesiegt hatte. Alle Zauberer und Hexen, welche Slytherin Mäntel trugen, wurden argwöhnisch gemustert, als ob sie gerade ein Verbrechen begangen hätten.

Draco hatte sich rasch Elin Marchbanks und ihrem Bruder angeschlossen, welche nun beide die steilen Hügel von Hogwarts wieder hinauf liefen. Vor ihnen hetzte Matilda Jones mit Leofs Freunden, offenbar um Malfoy aus dem Weg zu gehen. Ihr hatte es gar nicht gepasst, als der Blondschopf sich zu ihnen gesetzte hatte. Elin und er waren den Großteil des Spiels nur damit beschäftigt gewesen ein aufgeregtes Gespräch zu führen, auch über Quidditch - Draco berichtete nämlich wie sehr er es vermisste Sucher zu sein- aber dennoch war Matildas Freundin die ganze Zeit abwesend gewesen und hatte kaum dem Spiel, oder ihr selbst, Aufmerksamkeit geschenkt.
Nun war Jones es wohl satt gewesen, war an Elin vorbeigeflitzt und redete jetzt mit den vielen Holzköpfen.
Man konnte alle immer wieder - Elins Meinung nach zu oft - laut lachen hören, als ob sie den größten Spaß aller Zeiten hätten.

"Unsere Mannschaft kann man echt vergessen," unterbrach Leofwine das Schweigen. Der brummende Ton zeigte mal wieder, wie schlecht er doch im Verlieren war. Seine kleine Schwester musste darüber schmunzeln.
"Der Sucher - ich habe seinen Namen vergessen; ist auch unwichtig- war sowas von unfähig, das hätte sogar ein Troll besser hingekriegt!"
Das löste ein leises Kichern bei der jungen Hexe aus. Verlegen hielt sie ihre Hand vor den Mund, grinste jedoch über beide Ohren, wegen dem Vergleich des Ravenclaws.
"Nun ja, zugegebenermaßen ist das Slytherin Team auch nicht mehr das wahre," murmelte Draco.
Leof war ziemlich überrascht von dem bleichen Jungen etwas zu hören. Wahrscheinlich hatten sie noch nie sonderlich viele Worte gewechselt.
"Anastasia Rosier war aber auch die einzig annehmbare Spielerin in unserem Team. Die anderen sind alle nur mittelmäßig. Pures Glück für uns." Malfoy hatte mit den Schultern gezuckt. Leof schaute inzwischen aufmerksam zu ihm.
Seine Schwester hingegen musste ein Schmunzeln unterdrücken und hatte den Blick zum Boden gewandelt.
Irgendwie war sie froh darüber, dass der eigene Bruder mit Malfoy sprach und nicht, wie etwa Matilda, ihn einfach nur ignorierte oder irgendwie beschimpfte.
Sofort war der Kopf von Elin wieder hochgeschreckt, als ihr einige bestimmte Gedanken durch diesen huschten.

Gerade wollte sie Draco fragen, wie das mit seinem Gesicht passiert war und wer dafür verantwortlich war, doch kam ihr der Slytherin schon zuvor: "Die Ravenclaws waren besonders gut, als Anian Stebbins noch der Sucher war. Ich fand ihn besonders beeindruckend."

Besorgt hatte die Schülerin zu ihrem Bruder gesehen, den der Schlag getroffen zu haben schien.
Das Gesicht war völlig ernst, fast starr, die Augen waren in vollkommene Leere gerichtet.
Leof schluckte, offenbar um seine Tränen zurückzuhalten, oder die Trauer zu unterdrücken. Elin kannte das schon. Sie klopfte ihrem Bruder auf den Rücken.

"E-Entschuldigt," stotterte Malfoy getroffen, als er die ernsten Gesichter beider Geschwister sah.
"Schon gut," winkte Elin abweisend ab. Sie hatte sich zu dem großen Bruder gewandt. Der Ausdruck in seinen Augen wirkte gequält.
"Es sind bald Ferien, Bruder. Womöglich ist dann Zeit dafür."
Beim letzten Wort war die Stimme des Mädchens viel leiser geworden.
Draco fühlte sich vollkommen fehl am Platz und würde viel lieber verschwinden, als weiterhin neben den Marchbanks zu laufen.
"Es sind noch vier Wochen," gab die gebrochene Stimme von Leofwine zurück. Seine Schwester biss sich auf die Lippen. Sie ließ ihren Bruder nicht aus den Augen.

"Worum geht es?" Dracos Stimme war vorsichtig geblieben. Seine grauen Augen wanderten aufmerksam zwischen den beiden Geschwistern hin und her. Sie beide wirkten ziemlich getroffen, nur da der Name erwähnt wurde. Leofwines Gesicht war schmerzverzerrt. Er sah aus, als ob ihm gleich hunderte Tränen die Wange hinunterrollen würden.
Elin dagegen starrte nach geradeaus. Ins Leere. Als ob sie ganz woanders wäre.
"Das geht dich nichts an, Malfoy."
"Nun, es scheint sehr wichtig und berührend zu sein..."
Sein Einwand ließ den Kopf des Ravenclaws hochzucken. Rasch war Wut in dem jungen Gesicht aufgetaucht. "Das ist noch kein Grund dafür in unseren Angelegenheiten herumschnüffeln zu wollen! Meine Schwester duldet dich vielleicht, aber das heißt nicht, dass du jetzt Freunde hast!" Wie ein feuriger Drache schnaubte Marchbanks und hetzte dann los, um die beiden zu verlassen.

"Ich verstehe nicht..."
"Das sollst du auch gar nicht.
Ich bin mir sicher, du hast bereits genug Probleme!", warf die Slytherin sofort zurück. Der Blick lag nachdenklich auf ihren davon stürmenden Bruder, welcher mit gesenktem Kopf nach Hogwarts hetzte. Matilda hatte sich für einen Moment verwundert umgedreht und fragend zu ihrer Freundin geschaut. Diese verzog nur das Gesicht, weshalb Jones sich nun auch beeilte, offenbar um den Siebtklässler einzuholen.

"Probleme? Also ist Stebbins ein Problem? Was ist denn nur passiert?"
Draco ließ nicht locker. Und Elin ging es gehörig auf die Nerven.
"Wenn du den Mut aufbringen kannst, geh und frag meinen Bruder selbst. Oder Mrs Stebbins. Oder Mr Stebbins." Die Stimme war nun noch unfreundlicher geworden.
"Warum kannst du es mir nicht sagen?" Malfoy wollte es einfach nicht verstehen.
"Weil ich nicht das Recht dazu habe," meinte Marchie kalt.
"Das Recht? Du weißt es, also kannst du es mir auch sagen."
"So funktioniert das nicht, Draco."
Bedrückt beobachteten die braunen Augen, wie Matilda nun, viele Meter vor ihnen, Leofwine erreicht hatte und ihn stürmisch festgehalten hatte.
Ihr zerriss es das Herz, als sie sah, dass die Rothaarige ihren Bruder umarmte, wahrscheinlich weil er weinen musste.

Draco und Elin bogen nach rechts ab.
"Es scheint ein riesen Geheimnis zu sein, wenn dein sonst so komischer Bruder in Tränen ausbricht."
Ruckartig hatte die Hexe Halt gemacht.
"Leof ist nicht komisch!"
"Er ist schon etwas... besonders."
Empört hatte sich ihr Mund geöffnet.
"Mein Bruder ist völlig normal!"
Malfoy zuckte mit den Schultern.
"Natürlich." Er war einige Meter entfernt von ihr stehen geblieben, kam jedoch gleich wieder zu ihr.

"Und überhaupt! - Du redest von Geheimnissen? - Dann sag mir doch, was Pansy Parkinson vorhin von dir wollte! Oder warum du so demoliert aussiehst" Vorwurfsvoll wurde der Blondschopf von Elin gemustert.
Seine Stirn runzelte sich unverständlich und der Mund schnappte nach Worten. Warum interessierte sie sich so sehr dafür?
"Was soll sie schon gewollt haben? Nichts besonderes eben!"
Bewusst war er dem zweiten Teil ihrer Worte ausgewichen.
"Also ist der Ball nichts besonderes?"
Die dunklen Brauen von ihr hatten sich prüfend nach oben gezogen.
Die Prügelei war zweitrangig für sich geworden.

"Du hast es gehört?"
Verwirrt legte Draco seinen Kopf schief. Er war sich nicht ganz schlüssig darüber, warum die Slytherin ihm diese Frage gestellt hatte. Stellte sie ihn etwa auf die Probe?
"Natürlich habe ich das. Selbst vom Astronomieturm hätte man euer Gekeife hören können."
Wild hatten ihre Hände durch die Luft gefuchtelt. Malfoy war zur Sicherheit einen Schritt zurück gegangen, da sie so rasend geworden war.
"Ja, na gut. Sie hat mich gefragt ob ich sie zum Ball begleiten will. - Habe nein gesagt. - Und dann bin ich die Göre nicht losgeworden."
Allein wenn der Zauberer an das nervige Mädchen dachte, musste er die Augen verdrehen.

"Ihr wart doch aber mal ein Paar, weshalb hast du ihr nicht zugesagt?"
"Ganz genau. Wir waren mal ein Paar. Das ist der Punkt."
Ein gespieltes Lächeln erschien auf dem sonst so straffen Mund von dem Siebtklässler.

Irgendwie waren beiden die Worte ausgegangen.
Ein betretenes Schweigen trat zwischen den Streithähnen ein.
Elin schob verlegen die Lippen vor.
Draco musterte sie vorsichtig. Sein Kopf legte sich schief. Die grauen Augen waren nicht mehr kalt, sondern liebevoll.

"Außerdem wollte ich eben dich fragen, ob du mich zum Ball begleiten würdest."
Blut schoss in die Wangen des Blonden. Marchie konnte es ganz genau sehen. Die Farbe in Dracos Gesicht war ungewohnt zu sehen.
Ihr Herz war für einen Moment stehen geblieben. Doch pochte es bald darauf wieder unaufhörlich weiter, um Verwirrung durch die Adern zu pumpen.

"Was?"

Draco zuckte verlegen mit den Schultern. Schüchtern schaute er die Hexe an, welche ihn noch eben völlig rasend angegangen hatte, doch nun war ihre Stimme so sanft wie Vogelgezwitscher.

"Aber du sagtest doch in McGonagalls Büro, dass ich 'nein' gesagt hätte.
Ich dachte du hast dich dafür entschieden, weil du überhaupt nie mit mir dorthin gehen würdest."
Malfoys Kopf schüttelte sich sofort.
Die fransigen weißblonden Haare flogen ihm dabei wild um die Stirn.
"Nein, Elin," sagte Draco und griff vorsichtig nach ihren Händen. Behutsam zog er sie ein wenig an sich. Die junge Hexe war sofort überfordert mit der Situation und schnappte panisch nach Luft.
"Ich habe das doch nur gesagt, weil ich dachte du würdest nicht mit mir dahin wollen... Die Erleichterung in deinem Gesicht, danach als ich es gesagt hatte, war unverkennbar."

Beide starrten sich peinlich berührt an und traten nervös von einem auf den anderen Fuß.
"Sicher war ich mir nicht...," gab Elin zu. Verlegen begann sie auf ihrer Unterlippe herumzukauen.
"Das wusste ich," lächelte Draco sanft.
Seine Hände entglitten ihren wieder.
Doch sobald die Berührung stoppte, spürten beide ein komisches belalstendes Gefühl in ihrem Körper. Als ob sie plötzlich wieder etwas herunterziehen würde.
"Wenn ich McGonagall gesagt hätte, dass du mit 'Ja' geantwortet hast, so hättest du keine Wahl gehabt es selbst zu entscheiden..."

"Das war... nett von dir..."
Marchies Kopf legte sich schief, wobei die Locken fröhlich hüpfen.
Auf ihrem Mund erschien ein leichtes Lächeln, was die niedlichen Grübchen zum Vorschein brachte.
Draco hatte hatte etwas nervös aufgelacht und dabei genickt.
"Deswegen lasse ich dir nun die Wahl, Elin Marchbanks.
Gehst du mit mir zum Ball, oder nicht?"

Die junge Hexe schluckte. Sie sah nervös um sich, ihre Wangen wurden rot, der Mund haspelte nach Worten.
"Weißt du, Draco...," begann ihre helle Stimme, "heute morgen da..."
Elin stockte. Ihr brach es das Herz Malfoy so vor sich stehen zu sehen, wie er ihr diesen Blick zuwarf, der ein wenig an einen Welpen erinnerte.
Verlegen biss Marchie sich wieder auf die Unterlippe.

"Mich hat ein anderer gefragt... und ich habe 'Ja' gesagt..."
Traurig krümmte sie ihre buschigen Brauen.
Draco schluckte getroffen, nickte jedoch dann hastig. Seine Mundwinkel zuckte ungewollt.
"Oh, okay," krächzte er Zauberer.
"Ich werde wohl - äh - ich muss nochmal - uhm - die Bibliothek, ja.
Brauche noch was..."
Sie seufzte und ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen.
"Es tut mir leid, Draco," brachte Elin ihre Reue zum Ausdruck.
Malfoy tat so, als ob es in Ordnung wäre und winkte mit seiner Hand ab..
"Schon gut."


Seit zwei Kapiteln, 0 Kommentare?
Muss ich mir Sorgen machen? :D
Anscheinend sind die, welche sonst immer kommentiert haben, irgendwie unerklärlicherweise verschwunden... Naja ich hoffe mal es liegt nicht an der Geschichte 😕

Btw, mich interessiert wirklich, was ihr denkt, was es mit Anian Stebbins auf sich hat... Schreibt es mir doch mal! :)

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