der linke arm
Draco saß stumm auf einem der geschmückten Stühle.
Vor ihnen bewegten sich die tanzenden Paare hin und her.
Die lächelnden Gesichter wirkten so zufrieden, dass er beinahe neidisch wurde. Ihm war die viele Freude lästig. Eigentlich wollte er nur aus der Großen Halle raus, um all den Menschen aus dem Weg zu gehen, doch nun saß er da, neben Harry Potter, der sich bereit erklärt hatte mit ihm zu reden. Es war komisch so ruhig neben seinem Erzfeind zu sitzen, ohne dass ihm auch nur einzige gemeine Bemerkung in den Sinn kam. Niemals hatte Draco gedacht, es würde irgendwann eine Zeit kommen, in der sich der Gryffindor und er einigermaßen aushalten konnten.
Doch nun war es tatsächlich so weit, dass Potter ihm zuhören wollte.
Malfoy hatte viel zu lange damit gewartet, mehr als ein halbes Jahr.
All die Jahre hatten sie einander gehasst, sich gegenseitig schikaniert.
Und war der Moment gekommen, an dem Draco das Gefühl hatte er müsste sich bei dem Gryffindor bedanken.
"Also, Malfoy," unterbrach Harry das anhaltende Schweigen, "rück schon raus, ich möchte schließlich noch tanzen."
"Ich sehe Ginny gar nicht," bemerkte Draco und reckte neugierig seinen Kopf, denn mit wem sollte Potter sonst tanzen wollen?
"Sie tanzt mit Neville," brummte der Gryffindor und zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Wer war eigentlich diese Elin Marchbanks? Dir ist ja sogar ein wenig Farbe in das bleiche Gesicht geschossen, als du sie gesehen hast!"
Harry gluckste kurz amüsiert auf.
Draco zog die Nase kraus und der Blick verdunkelte sich.
"Darum geht es jetzt nicht."
"Na dann sag doch endlich, worum es geht," seufzte Potter ungeduldig.
"Ich wollte mich bloß dafür bedanken, was du getan hast. Für meine Familie,"sagte Malfoy ehrlich.
Harry wirkte erst ziemlich überrascht. Sein vorheriger Ausdruck wurde sanfter, je länger er Draco ungläubig anschaute.
"Ron und Hermine haben darum gewettet, ob du den Mumm dazu hast dich zu bedanken, oder nicht," antwortete Potter nur.
"Und wer hat die Wette gewonnen?"
"Hermine natürlich," grinste der Gryffindor breit.
Auch der Slytherin musste kurz in sich hineinschmunzeln, doch das Gesicht versteinerte sich schlagartig, als er bemerkte wie gutherzig Granger doch von ihm dachte.
"Auch wenn es etwas gedauert hat," fügte Harry noch hinzu.
Draco biss sich verlegen auf die Lippen.
"Du bist still geworden, Malfoy," redete Potter weiter, "weißt du warum ich das getan habe? Das für deine Familie und dich? Weil du dich im Ernstfall doch auf die Seite des Guten stellen wolltest, auch wenn du es nicht konntest. Du wolltest Dumbledore nie töten, das weiß jeder, glaub mir. Tief im Innern wissen sie es alle. Und dann, als die Greifer uns zu euch brachten. Irgendetwas in dir hat sich geweigert Bellatrix zu sagen, dass ich es tatsächlich bin."
Draco musste an den Tag denken, als Ron, Hermine und ein entstellter Harry in das Herrenhaus gebracht worden waren. Er hatte die drei Freunde nie sonderlich gemocht, er hatte sie wahrscheinlich sogar gehasst. Aber ihm war erst wohl erst da klar geworden, dass der Hass nicht soweit ging, dass er einen von ihnen sterben oder gefoltert sehen wollte.
Das Bild von der schreienden Hermine schoss durch seinen Kopf.
Er zuckte kurz zusammen und verzog gequält das Gesicht.
Ihm wurde wieder schlecht.
"Und dann am Morgen des zweiten Mais," fuhr Potter fort, "ohne deine Hilfe, hätte ich keinen Zauberstab gehabt. Deine Mutter hat zuvor Voldemort angelogen und ihm gesagt ich wäre tot. Nur dadurch hatte ich wohl eine Chance ihn zu besiegen.
Die Zaubererwelt verdankt euch so gesehen ziemlich viel. Ich konnte nicht zulassen, dass man euch nach Askaban bringt."
Malfoy hob ein wenig den Kopf an.
Dann schauten die grauen Augen sanft zu dem Gryffindor.
Harrys ehrliche Worte, hatten ihn tatsächlich ein wenig gerührt.
"Wir werden wohl irgendwie miteinander klarkommen," murmelte Draco als Antwort.
Potter musste in sich hineinschmunzeln, denn er sah wie Ginny auf ihn zukam und ihn freudig angrinste.
Dann stand Harry auf. Er drehte sich noch einmal zu seinem Rivalen um, und nickte kurz.
"Das werden wir sicher."
Der Wind wehte wild durch ihre schwarzen Locken, als sie an einem Dienstagmorgen in das Schloss hineinlief. Der Weg von der Eulerei zurück nach Hogwarts, war jedes Mal länger als erwartet.
Ihr standen nun zwei Stunden Zaubertränke bei Slughorn bevor.
Fest trug sie das Buch Zaubertränke für Fortgeschrittene in ihren Armen.
Das Gesicht von Elin war ernst verzogen. Sie wirkte bedrückt.
Nun hatte sie endlich den Brief abgeschickt.
Den Brief, den sie schon vor Wochen verfasst hatte.
Ihr Herz würde sich wohl erst beruhigen können, wenn sie die Reaktion ihrer Eltern sehen würde.
Die Slytherin befürchtete, dass besonders ihr Vater ihr ziemlich kalt begegnen würde, wenn sie im Sommer wieder nach Hause kommen würde. Vielleicht könnte Mrs Marchbanks es sogar tolerieren, dass ihre einzige Tochter nun mit einem ehemaligen Todesser zusammen war.
Elin fuhr sich angespannt durch die Haare, während sie in die Gänge einbog, auf geradem Weg zu Slughorns Klassenzimmer.
Es war klar gewesen, dass ihre Eltern irgendwann davon erfahren müssten. Trotzdem hatte sie sich die ganze Zeit davor gesträubt.
Elin musste an Draco denken.
Sie hatten beide ausgemacht, es den Eltern zu erzählen.
Bei ihm würde es noch schwieriger werden, wenn man an die Gemüter von Lucius und Narzissa Malfoy dachte. Toleranz war etwas, dass diese Eltern nicht gelernt hatten.
Die junge Hexe musste schlucken, denn in ihrem Kopf tauchte das Bild von Draco auf, als Elinora ihn darum gebeten hatte, es auch seinen Eltern zu erzählen.
Sie wusste, dass er es machen würde und sich an die Abmachung halten würde, doch ihr ging einfach nicht sein verzweifeltes Gesicht aus dem Kopf. Es war Angst gewesen, die in seinen Augen aufgeblitzt war.
Hatte Elin ihn zu sehr unter Druck gesetzt? Doch sie schüttelte sich rasch, um diesen Gedanken zu vertreiben.
Es war etwas völlig normales den Partner den Eltern vorzustellen, oder zumindest davon zu berichten.
Insgeheim hoffte die junge Frau, sie müsste den Malfoys niemals gegenüber treten.
Besonders spaßig würde das wohl nicht werden.
Nun war es April.
Sie gingen seit Januar miteinander, also lang genug um das was sie miteinander hatten, als etwas ernstes zu bezeichnen.
Elin wusste nicht was es war, geschweige denn wohin es führen würde. Draco sowieso nicht.
Sie zerbrach sich den Kopf darüber, wie es wohl in der Zukunft aussehen würde.
Zwar waren sie noch junge Schüler, jeder an dieser Schule hatte hin und wieder mal eine Beziehung, doch Elin hatte schon von Anfang an gespürt, dass es mit Draco anders sein würde.
Er hatte bleibende Schäden davon getragen, das wusste sie, auch wenn er es nie zeigte.
Er war nicht mehr derselben, wie vor drei Jahren. Elin wusste nicht, was er durchmachte, oder ob er etwas durchmachte. Sie hatte das Gefühl, immer noch nur einen kleinen Teil von ihm zu kennen.
Draco wollte nicht mehr zeigen, das machte er immer wieder deutlich, wenn sie versuchte mit ihm über die vergangenen Jahre zu reden.
Doch sie ließ ihn.
Wie bei ihrem Bruder, war es wohl das beste den Betroffenen selbst, entscheiden zu lassen, wie man mit dem Erinnerungen klarkommen wollte.
Elinora merkte urplötzlich, dass ihr Schuh nass geworden war. Die Nässe drang schon durch das Leder, hindurch zu ihren Socken.
Verwundert schaute die Hexe zu Boden und blieb ratlos stehen, denn sie sah eine flache Lache von Wasser, die sich auf der Hälfte des Ganges sammelte.
Ihr Blick wanderte zu der Quelle, zu der Tür des Jungenklos, aus dem in Strömen das Wasser floss.
Die Tür war verschlossen.
'Alohomora', murmelte die Sechstklässlerin kurzerhand.
Das Schloss sprang auf und die Tür öffnete sich einen Spalt.
Rasch war Elin hineingehuscht und lief nun behutsam durch das stehende Wasser.
Der Raum war dunkler, als alles andere in Hogwarts an diesem Tag.
Karges Licht drang durch die alten Fenster, das Plätschern des Wassers übertönte jegliches andere Geräusch.
Zaghaft bewegte Elin sich vorwärts.
Alle Klokabinen waren geöffnet, es schien keiner hier zu sein.
Sie vermutete, dass die Maulende Myrte die Waschbecken wieder geflutet hatte, doch dann traf sie ein gewaltiger Schreck, denn sie vernahm ein herzzerreißendes Wimmern, dass ihr durch Mark und Bein fuhr.
Mit vorsichtigen Schritten lief sie an den Kabinen vorbei, um zu den aufgedrehten Becken zu gelangen, aus welchen das Wasser kommen musste.
Die junge Hexe bog schließlich um die Ecke und wollte gerade ihren Zauberstab zücken, um das Wasser zu stoppen, doch da traf es sie wie ein Schlag, als sie erblickte von wem das kläglich Wimmern gekommen war.
I
hr Mund war plötzlich ganz trocken geworden, die Stimme verschwunden.
Kein Ton wollte aus ihr herauskommen.
Vor Fassungslosigkeit senkte sich der Zauberstab wieder.
Es waren die unverkennbaren weißblonden Haare, die ihm wild in das schmerzverzerrte Gesicht fielen.
Er schaute sich im Spiegel an, als ob ihm ein Monster gegenüber stehen würden.
Sein Atem war unkontrolliert.
Die Schulter hoben und senkten sich unaufhörlich.
Das Gesicht war nass, die Angst stand ihm darauf geschrieben.
Elin sah wie er verzweifelt die Hände auf den Waschbeckenrand gestemmt hatte.
Er klammerte sich daran fest, als ob es kein Morgen gäbe.
Als sie sich schließlich lösten, merkte sie erst das Blut, das an seinen Händen klebte.
Es hinterließ einen roten Abdruck auf dem weißen Keramik.
Die junge Hexe musste schlucken, als sie schmerzlich feststellte woher das Blut kam.
Draco hatte sich verzweifelt den linken Arm aufgeschlitzt.
Es war eine klaffende Wunde, getränkt von Wasser und Blut.
Er hatte versucht das Mal zu verstümmeln, oder es sich herauszuschneiden.
Ein erschreckender Schauer durchzog ihren ganzen Körper, als sie das laute Schluchzen von ihm hörte.
Er hatte sie immer noch nicht bemerkt.
"Draco," hauchte Elinora sanft.
Ihre Stimme brach inmitten des Namens.
Das Schluchzen verstummte.
Er war ruckartig zu ihr herumgedreht und riss die Augen auf, als er Elin bemerkte.
Sein Mund stand weit offen
Aus den grauen Augen flossen salzige Tränen.
Kraftlos ließ Draco sich zu Boden sinken. Ohne Hemmungen setzte der Slytherin sich in das Wasser.
Mit der anderen Hand hielt er sich den blutenden Arm.
Sein Zauberstab war bereits zu Boden gefallen.
"Draco," sagte die Hexe, nun noch sanfter. Sie kniete sich langsam zu ihm. 'Finite', befahl sie dem Wasser und hielt den eigenen Zauberstab auf die Wasserhähne.
Das Plätschern verstummte.
Bedacht schaute sie auf den aufgeschlitzten Arm.
Es musste sehr schmerzhaft gewesen sein, sich derart selbst zu verletzten.
Nun kullerte auch ihr eine Träne hinunter, weil sie daran dachte wie sehr Draco doch leiden musste, wenn er bereit war sich so etwas anzutun.
Nähesuchend legte der Blondschopf den Kopf an ihre Brust. Sofort umschlang ihr Arm seine Schultern.
Der Atem wollte sich noch immer nicht beruhigen.
"Ich muss Madame Pomfrey holen," murmelte Elin zart.
Langsam begann ihre Hand über seine nassen Haare zu streichen.
"Die Blutung muss gestoppt werden," fuhr sie vorsichtig fort.
Es war wahrscheinlich das letzte, was er gerade wollte. Vor aller Augen in die Krankenstation eingeliefert zu werden. Es würde sich schneller herumsprechen, als man Butterbier sagen könnte, dass der junge Malfoy sich den eigenen Arm aufgeschlitzt hatte, um das Dunkle Mal zu entfernen. Irgendeine Plaudertasche bekam die Wahrheit immer mit und verbreitete es dann an der ganzen Schule.
"Draco...," murmelte Elin noch einmal. Er hatte immer noch kein Wort von sich gegeben.
"Du brauchst Hilfe, ich kann das nicht verarzten. Wen soll ich holen?"
Sie merkte, dass ihre Hand nun auch völlig durchnässt von seinen Tränen war.
Aus seinem Mund kam etwas unverständliches. Noch einmal. Dann noch einmal.
Es dauerte einige Male bis Elin verstand, dass er 'Snape' vor sich hin murmelte.
Die Sorge in ihr stieg, weil er offensichtlich nicht ganz bei Verstand zu sein schien.
Ob es der hohe Blutverlust, oder sein psychischer Zustand war, wusste sie nicht.
Ihr Herz schlug panisch schnell, denn Elinora wollte Draco hier nicht alleine lassen. Aber sie hatte keine Wahl.
"Draco, ich werde Hilfe holen.
Du bleibst hier und wartest auf mich, verstanden? Es ist wichtig, dass du dich nicht von der Stelle rührst."
Malfoy brummte abwesend.
Langsam löste die Schülerin ihren Arm von dem Häufchen Elend.
Kurz sah sie nochmal zu dem, am Boden sitzenden Blondschopf, dann hetzte sie aus dem Klo hinaus, um Hilfe zu holen.
:(
Ich habe thaw bei dem #iceSplinters Award 2019 angemeldet!
Der Contest setzt sich auch aus Votes zusammen. Ich wäre sehr froh, wenn ihr Voten würdet :)
Den Link dazu habe ich auf meinem Profil gepostet, der führt euch zu dem Buch. Dann geht ihr zu dem Kapitel "voting für Bücher bis 10K".
Da sind dann die verschiedenen Bücher aufgeführt und ihr müsst nur 'Vote' kommentieren unter meiner Nummer. Es ist gleich als drittes aufgeführt.
Dankee! :)
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