besser als unsere väter

Es waren die leichten Füße der Hauselfin zu hören, die im Hintergrund umhertapste. Das kleine Wesen hatte versucht unauffällig in die Küche zu gehen, um ihren Pflichten nachzugehen. Doch ihr Hausherr Mr Malfoy hatte sie bereits wahrgenommen. Zum eigenen Glück erntete Poppy nur einen bösen Blick. Demütig duckte sie sich und beeilte sich dann, dass sie davon kam. Die grauen Augen von Draco wanderten wieder zurück zu seinem Gegenüber. Seine ganze Aufmerksamkeit hatte sich auf das warme Gesicht mit den leichten Sommersprossen und den vollen Lippen gelegt. Es schossen ihm so viele Gedanken und Gefühle auf einmal durch den Kopf, dass er völlig überfordert war. Elin Marchbanks blieb stumm und wartet darauf, dass Malfoy begann zu erklären. Sie würde ihre Frage nicht noch einmal wiederholen. Ganz bestimmt nicht!
"Es ist nun mal nicht so, wie es damals war," gab er zaghaft von sich. Seine tiefe Stimme war vorsichtig. Doch Marchie wirkte alles andere als besänftigt. "Leider ist eben alles genauso wie es damals war!"
Elinora wirbelte herum und fing an unruhig in dem großen Wohnzimmer auf und ab zu laufen. Ihre Augen wanderten genervt über die alten Möbel, über die Portraits verstorbener Malfoys, einer blonde als der andere und den großen Kronleuchter, der protzig von der hohen Decke hing.
"Wovon redest du?"
"Ich rede davon, dass du in der Schulzeit genauso unentschlossen und ängstlich gewesen bist!"
"Ängstlich?" Draco hatte verwirrt das Gesicht verzogen und die Arme verschränkt.
"Ja!", stampfte sie wütend auf, "du hast Angst davor dich an jemanden zu binden und dich an Unbekanntes zu wagen!"
Malfoys Mund klappte auf. Rasch war er einige Schritte zu ihr gelaufen.
"Wer von uns war denn verheiratet? Wer von uns hat einen Sohn?
Wer von uns-"
"Halt den Mund!"
Und Draco hatte keine andere Wahl als stumm zu sein. Elin hatte ihn mit einem Spruch belegt. Er hasste es wenn sie das tat, doch erinnerte es ihn gleichzeitig daran was für eine fähige Hexe sie doch war. Schließlich hatte sie die Worte nicht einmal aussprechen müssen.
"Ich habe es verstanden!"
Marchie lief energisch zu dem alten grünen Sofa und begann ihre Handtasche zu packen. "Ich habe genug von deinem unentspannten Gehabe! Unfähig sich in andere rein zu versetzen! Ja, deine Frau ist tot, und du bist jetzt ein verzweifelter Witwer, für den nichts mehr Sinn ergibt," Elin warf sich wütend die Tasche auf die Schulter und griff dann nach ihrem Mantel,"aber dann hättest du mir keine Hoffnungen machen dürfen! Und jetzt servierst du mich genauso ab wie vor 20 Jahren! Wie oft möchtest du dass denn noch machen bis du realisiersr, dass wir-"
Marchie hatte gestockt. Ihr Blick lag konzentriert auf seinen grauen Augen und dem geschlossenen Mund. Er hatte einen mitleidigen Ausdruck aufgelegt, welcher sie überlegen ließ, was sie als nächstes sagen sollte.
Leise murmelte Elin in sich hinein, worauf Draco ein entspannendes Gefühl verspürte, und ihn wissen ließ, dass er wieder sprechen ließ. Doch gerade als er zu Elinora etwas sagen wollte, stürmte die Hexe bereits aus dem Haus, um rasch zu disapparieren.

Das laute Geräusch der Türklingel war wie ein Schnitt durch sein Ohr gezogen. Stark schlug das Herz in seiner Brust, kurz davor heraus zu springen. Er tippte nervös mit den Fingern auf den vielen Briefkästen, die das große alte Gebäude zierten. Seine Blicke schnellten aufgeregt umher. Rastlos schnaufte er ein und aus.
"Marchbanks, wer ist da?", erklang die klare Stimme von Elinora aus dem Lautsprecher. Er wusste nicht, ob er einen Knopf betätigen musste, deshalb sprach er einfach dort hinein woher die Worte gekommen waren.
"Ich bin es...Draco."
Malfoy hatte schon befürchtet, sie würde ihn einfach ignorieren, denn es dauerte einige Momente bis sich große Haustür öffnete, die ihn ins Treppenhaus führte. Elin war wortlos von der Sprechanlage gegangen. Es war offensichtlich wie sehr sie in den wenigen Sekunden mit sich gerungen hatte, nur um ihn dann schließlich doch hinein zu beten. Für den blonden Zauberer war es nervig die vielen Stufen hinaufzulaufen. Er war froh, sobald er die letzten drei vor seinen Augen hatte. Als er den Kopf hob erblickte der Mann sie bereits. Marchie stand lässig im Türrahmen. Die Arme verschränkt, den Kopf geneigt und der Blick ohne Regungen.
Draco hatte sich ein leichtes Lächeln aufgezwungen, als er schließlich vor ihr stand.
"Was willst du?", fragte Marchbanks leicht unfreundlich.
"Ich muss mit dir reden."
Sie seufzte über seine Worte.
"Worüber?"
"Vieles."
Nun verdrehten sich noch die Augen.
Elin hatte sich nachdenklich auf die Lippen gebissen, doch dann ging sie beiseite und winkte ihren Gast in die Wohnung. Malfoy nickte dankbar. Dann trat er über den Türrahmen.
Er befand sich in einer hellen rustikal hergerichteten Wohnung. Ein langer Gang erstreckte sich vor ihm, links und rechts waren die einzelnen Zimmer. Elin schritt an ihm vorbei und ging geradewegs zum Ende des Flurs, dann nach links in ihr Wohnzimmer. Etwas unentschlossen folgte Draco der Hexe. Sie war so kalt und emotionslos, dass er noch viel nervöser geworden war.
"Möchtest du etwas trinken?"
Schon flogen vier verschiedene Flaschen vor seine Nase, die dann ruhig in der Luft schwebten.
"Butterbier, gerne."
Augenblicklich hatte Marchie die Hand bewegt, um einen Krug herbeizurufen, welcher sofort von der passenden Flasche gefüllt wurde.
"Es überrascht mich, dass du hierher gekommen bist," sprach die Hexe, während er an dem Getränk nippte.
"Mich überrascht es nicht," gab Malfoy etwas zaghaft zurück.
Nun trafen die Augen aufeinander. Bedeutsam tauschten die beiden Magier Blicke aus. Es waren innige und warme Blicke, die Draco intensiv aufsog. Elin hingegen wirkte leicht überrumpelt wegen den grauen Augen, die sie so liebevoll anschauten.
Ihr wurde etwas unbehaglich, doch zugleich wohlig warm. Ein aufregendes Gefühl hatte sich in ihrem Bauch breit gemacht.

"Also weshalb bist du hier?"
"Wegen dir."
"Ja, das hatten wir schon," seufzte Marchie leicht ungeduldig.
"Ich habe mich von meiner Freundin getrennt," meinte Malfoy rasch.
Ihre linke Braue zog sich nach oben. Sie wirkte immer noch recht angespannt und genervt von ihm. Aber es war auch Erleichterung in ihrem Gesicht zu sehen, als sie erfuhr, dass er diese Entscheidung getroffen hatte.
"Und dann zieht es dich augenblicklich zu mir?"
"Zuvor war ich bei deinem Bruder," berichtete er ihr. Ihre Stirn runzelte sich verwirrt. "Leofwine?"
Malfoy nickte. "Setz dich doch," meinte Elin schließlich. Ihre Hand wies gastfreundlich auf das dunkelrote Sofa hin. Draco tat wie ihm angeboten, während sie sich selbst direkt neben ihm niederließ. Es überraschte ihn ein wenig, dass sie ohne Hemmungen so nah neben ihm Platz genommen hatte. Doch er schätzte es selbstverständlich.
"Ja, ich habe ihn bei euch zuhause getroffen. Es war eine Weile her, dass ihn gesehen hatte."
"Er hat sich verändert," murmelte Marchie in sich hinein. Die braunen Augen starrten geradeaus in ein Loch, als ob sie ihren älteren Bruder direkt vor sich sehen konnte.
"Er hat sich gut gehalten," wies Malfoy auf das Aussehen von Leof hin. "Das meine ich nicht," schnaufte sie in sich hinein. Die schwarzen Pupillen trafen auf das bleiche Gesicht, welches ihr aufmerksam zugewandt war. "Er ist verbittert geworden. Mein Bruder lebt in der Vergangenheit und nicht im Jetzt. Ich habe das Gefühl, dass er ein Trauma mit sich herumträgt und es nie aufarbeiten konnte. Voldemort hat damals eine ganze Generation von Zauberern und Hexen traumatisiert."

Draco hatte mehrmals geblinzelt und dann den Blick abgewandt. Er versuchte ihre Worte zu verstehen. Elinora beeindruckte ihn, in welch einer Reflektion sie zu ihm sprach. Mit einer Selbstverständlichkeit, als ob es normal wäre die Dinge derartig zu hinterfragen und zu analysieren. Doch er wusste, dass dem nicht so war. Dass viele Magier nicht fähig dazu waren und einfach vor sich hin lebten. Malfoy selbst hatte wohl realisieren müssen, dass es nichts brachte Vergangenes zu verdrängen. Er hatte es akzeptieren müssen, was geschehen war. Und er hatte keine andere Wahl gehabt, als von da an anders zu Handeln und seine Entscheidungen nach etwas anderem auszurichten, als dem Willen seiner Reinblutfamilie. Umso mehr beeindruckte es ihn, Elin so reden zu hören. Denn es war wahr. Voldemort hatte Schreckliches getan. Er hatte viele junge Magier traumatisiert oder deren Leben zerstört. Und wieder einmal wurde Draco bewusst, dass derartiges nie wieder passieren durfte.

"Worüber grübelst du?"
Marchie hatte ihren Kopf geneigt und auf ihre Hand gestützt. Ihre Stimme war sanfter denn je gewesen. Sie hatte seinen nachdenklichen Ausdruck gesehen und wunderte sich nun, was ihn zum Nachdenken angeregt hatte.
"Über all das...Das, was damals passiert ist. Was jetzt noch Auswirkungen auf die Zaubererwelt hat. Dein Bruder hat mir erzählt, was all die Jahre sein Geheimnis war. Womöglich ist das der Grund, weshalb er sich so verändert hat."
"Das ist es sicherlich. Vor allem Selbstschutz. Aber es wird ihn auf Dauer nicht weiterbringen... Er hat dir tatsächlich von Anian erzählt? Dir? Nach all den Jahren?"
Ihre Stirn war nun noch tiefer gezogen, so verwundert war Elin.
"Ich habe ihn danach gefragt," gab Malfoy zurück. "Weshalb?"
"Nun ja-," er schnaufte, dann fuhr sich die Hand durch die weißblonden Haare, "es war wohl das einzige, was ich all die Jahre über ihn gewusst habe. Aber viel mehr hatte es auch mit Scorpius zu tun."
"Wieso Scorpius?" Nun war Marchie noch verwirrter. Vor ihren Augen erschien das Gesicht des blonden Jungen, mit seinen grauen doch zugleich warmen Augen. Mit dem herzlichen Ausdruck auf seinem Mund, welcher erst der Grund dafür gewesen war, weshalb Elin und Draco doch wieder in Kontakt getreten waren. Ohne Scorpius hätte Marchbanks wohl kaum wieder an Malfoy gedacht.
"Ich habe den dringenden Verdacht, dass mein Sohn sich in derselben Lage befindet wie dein Bruder damals, und tiefere Gefühle für seinen besten Freund empfindet."
"Und?" Elinora hatte mit den Schultern gezuckt.
"Nun, es ist etwas ungewöhnlich für mich," versuchte Draco sich vorsichtig zu erklären.
"Dem ersten Anschein nach, ja. Aber letztendlich ändert das doch nicht viel, oder? Zudem bist du dir nicht einmal sicher, oder? Rede doch einfach mal vorsichtig mit ihm. Du solltest ihm das Gefühl geben, dass-"
"Ich weiß, wie man sich als guter Vater zu verhalten hat!"
Draco hatte sie etwas forsch unterbrochen. Marchie schnappte nach Luft und verschränkt dann die Arme. Er hatte bereits gedacht, sie würde sich jetzt in Rage reden, doch dann zuckten ihre Mundwinkel leicht und es kam ein sanftes Nicken von ihr."Entschuldige. Ich bin mir sicher, du weißt wie du mit deinem Sohn umzugehen hast."
"Versteh mich nicht falsch, schätzen tue ich deine Worte gewiss," dann hielt er für einen Moment inne, "doch ich bin mir sicher, dass Scorpius sich wohler fühlt als ich es je bei meinem Vater getan habe. Das meiste habe ich wohl Astoria zu verdanken, aber ich weiß definitiv, dass ich ein besserer Vater als bin als mein eigener es je gewesen war."
Elinora nickte verständnisvoll.
"Das glaube ich dir." Auf ihren vollen Lippen erschien ein liebevolles Lächeln. Und dann leuchteten selbst die grauen kalten Augen von Draco ein wenig auf.




Damn that took me long. Oopsie.

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