aus dem nichts
Aufgeregt hörte Elin Marchbanks ihre Freundin Matilda Jones mit dem Slytherin Elliot Lancelot reden.
Die beiden liefen nun schon die ganze Zeit glucksend hinter ihr, seitdem sie die Tanzeinheit von Slughorn verlassen hatten und schienen sich nur nach einem Tanz bereits prächtig zu verstehen.
Elin selbst, war etwas mürrisch drauf, während Tilda hinter ihr immer wieder übertrieben kicherte, als ob Lancelot der lustigste Mensch auf Erden wäre.
Jax Wayn hatte die junge Hexe so sehr gelangweilt, dass ihre Stimmung nun noch tiefer gesunken war.
Er war kein besonders schlauer Junge, das war offensichtlich, aber sie hatte nicht mehr exakt in Erinnerung, dass er derartig einschläfernd war.
Marchie war kurz davor gewesen aus dem Fenster zu springen, so lahm und fad war es mit ihm gewesen.
Hinzu kam noch das grausige Wetter, welches draußen hauste und ihre Stimmung noch mehr vermieste.
Hogwarts wirkte nun trister und aussichtlos bei diesem Gewitter und zog die junge Hexe nur noch mehr in den Abgrund.
Die kalten Steine wirkten völlig fahl deprimierend bei dem kargen Licht, welches vom Himmel kam.
Die dunklen Wolken verdeckten die Sonne vollkommen und ließen keinen einzigen Strahl zu dem uralten Schloss hindurch.
Elin fühlte sich ein wenig hoffnungslos, als sie allen voran
- schließlich hatte sie das Klassenzimmer als erste verlassen- durch die dunklen Gänge lief, besonders da diese Tanzstunden der Slytherin nicht allzu viel Freude bereitet hatten.
Aus dem Nichts spürte Elin ein sanftes Tippen auf ihrer rechten Schulter.
Unbegeistert hatten die braunen Augen sich zusammengekniffen.
Sofort wünschte sie sich tief im Innern, es wäre nicht Jax Wayn, denn für ein weiteres erzwungenes Gespräch würden ihre Nerven nicht mehr reichen.
Langsam drehte sich der Lockenkopf zu dem Unbekannten und wünschte sich augenblicklich man hätte das Tippe auf der Schulter einfach nur ignoriert.
Das bleiche Gesicht mit den tiefen Augenringen und den eingefallenen Wangen schaute der jungen Hexe etwas unsicher, aber auch ein wenig verärgert, entgegen.
"Draco," hustete Elin verlegen.
Ihre Stimme war inmitten seines Namens gebrochen und sie räusperte sich erneut.
"Überrascht mich zu sehen, nicht wahr?"
Elin erschrak etwas über den vorwurfsvollen Ton in seiner aufgeregten Stimme.
Die Brauen von Malfoy hatten sich verärgert hochgezogen, während er auf eine Antwort wartete.
Man konnte eindeutig bemerken, wie das lauthalse Gespräch hinter ihr, von Matilda und Elliot, erstickt war.
"Du hast mich doch ganz klar gesehen, wie ich auf dich zuging um dich zum Tanz aufzufordern!"
Nun klang er etwas gekränkt, doch immer noch ziemlich harsch, sodass der Mund von ihr sich überfordert öffnete.
Erwartet hatte sie es nicht, dass Draco auf diesen Moment hinweisen würde.
"Bitte?", meinte Marchbanks zurück, empört darüber, was für einen Ton er aufgelegt hatte.
Die beiden bogen um die Ecke, um Richtung Große Halle zu laufen.
"Es war doch überhaupt nicht offensichtlich, dass ich mit dir tanzen würde! Jax Wayn hat mich nunmal zuerst gefragt!"
"Er scheint auch ein spaßiger Trottel zu sein," kommentierte Draco in lächerlichem Ton.
Elin schnappte entrüstet nach Luft und kniff vielsagend die Augen zusammen.
"Beobachtest du immer die Leute, Malfoy?", ranzte sie ihn an.
Im Gegensatz zu früher, ließ der junge Zauberer sich, natürlich nur mit gewisser Selbstbeherrschung, kaum von diesen Worten provozieren, sondern schnaufte tief ein und aus, offenbar um sich wieder zu fangen.
"Ach," meinte er verächtlich, "du bist doch auch nur eine von diesen Scheinheiligen, die sich einredet man würde etwas Gutes in Verächteten wie mir sehen können, aber tief im Innern wird man von Leuten wie dir genauso verabscheut, wie von allen anderen!"
Entsetzt wurde der Junge mit den weißblonden Haaren von der Seite gemustert.
Elin konnte es kaum glauben, dass sie tatsächlich über seine Worte nachdachte und sich selbst in Frage stellte, obwohl er doch das schwarze Schaf der Schule war und nicht sie.
"Was hast du erwartet, Draco?
Ich mag die einzige Person sein, die einigermaßen nett zu dir ist, aber das bedeutet nicht, dass ich dir wie Crabbe und Goyle zu Füßen liege."
Malfoy brummte widerwillig.
"Als ob ich so etwas noch wollen würde."
Sein Gesicht nahm allmählich wieder seine übliche finstere Gestalt an.
"Nun, ich habe keinen blassen Schimmer, was du wollen könntest, schließlich scheinst du so wandelbar wie ein Irrwicht zu sein.
Gestern noch wie ein geschlagener Hund durch die Gängen gelaufen und ein mitleiderregendes Gespräch mit mir gehabt und nun gehst du mich arrogant von der Seite an, wie du es wohl auch früher getan hast."
Stolz reckte sich ihr Kopf nach oben, die Arme verschränkten sich.
Draco sah sie, verwundert über ihre ehrlichen Worte, von der Seite an.
Nachdenklich beobachtete er, wie die schwarzen Locken, welche Elin heute zu seinem Pferdeschwanz gebunden hatte, immer wieder lustig auf und ab hüpften, während sie rasch durch die Gänge liefen.
"Nicht sonderlich klug von dir, mich so zu verärgern, wenn dich doch sonst keiner duldet."
Womöglich war der letzte Teil ziemlich gemein gewesen, aber in dieser Situation war es Marchbanks total egal.
Es war ein richtiger beschissener Tag für sie gewesen, der sie viel Nerven gekostet hatte.
Und nun waren davon noch kaum welche übrig, besonders nicht für einen Mitschüler wie Draco Malfoy.
Dieser schien etwas verstummt.
Elin hatte ihn wohl etwas zurecht gewiesen, bevor seine vergangene ätzende Art wieder vollkommen zum Vorschein gekommen war.
Die grauen Augen den Siebtklässler waren starr auf den steinernen Boden gerichtet, der Gang war schleppender geworden, sodass Marchbanks gezwungenermaßen langsamer laufen musste.
"Was hat Slughorn eigentlich zu deinem Aufsatz gesagt?"
Offenbar war das ein kläglicher Versuch von Draco, ein normales Gespräch mit ihr aufzubauen.
Elin war kurz davor gewesen ihn schnippisch abzuweisen, weil sie lieber einige Momente Stille brauchte, doch es bogen ein paar andere Schüler um die Ecke, welche wohl ebenfalls zur Großen Halle wollte.
Marchie wollte keine Szene machen.
Zu viel Aufmerksamkeit war etwas, was ihr überhaupt nicht lag.
Also holte die Sechstklässlerin tief Luft um auf die Frage von Malfoy zu antworten.
"Er meinte er hätte schon mal bessere Arbeiten von mir gelesen und ich würde in seinem Fach nachlassen," gab sie schließlich von sich.
Ihr Gesicht wurde augenblicklich deprimiert, das konnte Draco sehen.
Verlegen befeuchtete er seine trockenen Lippen mit der Zunge und schaute dann überlegend weg von ihr.
"Bist du deswegen so...," es war offensichtlich, dass er gründlich überlegte um das richtige Wort zu finden, "mürrisch?"
Doch sobald er es ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, dass es das falsche Wort gewesen war.
Denn ihr Kopf war, wie vom Blitz getroffen, in seine Richtung geschnellt, die Augen wieder gefährlich zusammengekniffen.
"Ich bin nicht mürrisch."
"Deprimiert!", rief Draco laut aus, als ob er eine Erleuchtung gehabt hätte, "deprimiert, meinte ich."
Sanft wurde Elin ein Lächeln zugeworfen.
Sie brummte nur und wandte den Kopf dann wieder nach vorne.
"Womöglich," sagte sie.
"Nun ja," fuhr er fort um das Gespräch weiterzuführen, "ich könnte dir in Zaubertränke helfen."
"Warst du in dem Jahr gut?"
Das Mädchen neben ihm, schien ernsthaft zu überlegen, haderte doch mit sich selbst.
Kritisch wurde der junge Zauberer von Elin beäugt.
Draco musste sofort nicken und lächelte gezwungen.
Schmerzhafte Erinnerungen, an das sechste Schuljahr, kamen in ihm hoch. Sein Magen zog sich ein wenig zusammen und verbreitete somit ein unbehagliches Gefühl in dem jungen Körper.
Noch immer musterte die Slytherin ihren Mitschüler mit unentschlossenem Blick, bis sie schließlich abwinkte und den Kopf schüttelte. "Ne, lass mal."
Draco nickte nur, seine Enttäuschung jedoch konnte er nicht ganz verbergen.
Das Gespräch war verstummt.
Sie bogen nun nach links in die Große Halle ein.
Hunderte Kerzen schwebten leicht über den vielen Köpfen, die sich nach und nach zum Abendessen versammelten.
Die Flammen verbreiteten eine angenehme warme Atmosphäre, sodass sich Elins Stimmungs sofort ein wenig aufhellte.
Noch dazu waren schon jetzt die vielen köstlichen Speisen auf den Tischen zu sehen, die viele Gemüter, nach dem traurigen Gewitter, wieder fröhlich stimmten.
Einige Lehrer saßen schon an dem großen langen Tisch, der am Ende des Saals stand, und mampften genüsslich die schmackhaften Köstlichkeiten.
Etwas unentschlossen war Marchbanks stehen geblieben.
"Ist das sein Ernst?
Warum hat er dich angesprochen?"
Elin war beinahe zur Seite gesprungen, so unerwartet war Matilda von der Seite gekommen.
Eine empörte junge Hexe stand neben ihr, die aufgebracht ihre Arme in die Seite gestemmt hatte, wartend darauf, dass ihre Freundin mit Details herausrückte.
Doch diese wirkte etwas sprachlos und musste sich wohl erstmal sammeln.
Verwundert warf sie einen kurzen Blick nach hinten um Ausschau nach Draco zu halten, aber sie entdeckte nur kurz wie sein helles Haar kurz aus der Menge herausstach und dann verschwand.
"Er wollte wissen wie Slughorn meine Arbeit über den Liebstrank fand," antwortete Elin dann.
Sie ließ völlig aus, dass Draco ihr zuvor arrogant und aufgebracht irgendwelche Vorwürfe gemacht hatte.
Das wäre gefundenes Fressen für die Rothaarige, aber auf weitere Hetzereien hatte Marchbanks nun gar keine Lust.
"Das geht ihn ja mal überhaupt nichts an!"
Elin lief los, um einen Platz zu finden, aber auch um noch etwas anderes zu tun, als Matildas Worten zuhören zu müssen.
"Er hat nur gefragt," meinte sie zurück.
"Woher wusste er überhaupt von diesen Aufsätzen? - weiß wieder alles dieser Schnüffler, wie eh und je."
Jones blieb einfach stehen und setzte sich an den Tisch der Slytherins, jedoch fiel Elin erst jetzt auf, dass ihr Bruder auf der anderen Seite mit seinen Kumpels saß.
Die braunen Augen verdrehten sich.
Wieder aufmüpfige Holzköpfe, die ihr auf die Nerven gehen würden.
"Draco kam letzte Nacht in den Gemeinschaftssaal und hat mir ein wenig Gesellschaft geleistet.
Da sind wir eben ins Gespräch gekommen, auch über den Aufsatz, den ich währenddessen geschrieben habe."
Elin versuchte völlig ruhig zu bleiben, damit sich die aufgeregte Matilda nicht noch mehr reinsteigerte.
Es gefiel ihr immer weniger wie ihre Freundin so aufgeheizt über andere lästerte.
Irgendwie wurde Marchie selbst dadurch auch beeinflusst und konnte sich kaum eine eigene Meinung bilden, weil Tilda den Eindruck machte, als würde sie eine andere Meinung überhaupt nicht dulden.
Behutsam griff ihre linke Hand nach einem Bagel und Marmelade.
Sie suchte den Blick ihres Bruders und nickte ihm kurz als Begrüßung zu, bevor sie sich dann an den Bagel machte.
Aber Elin musste Leof nochmal genauer anschauen.
Hatte sie das gerade richtig gesehen?
Die Haut um sein Auge war blaugrün angelaufen, das Lid war geschwollen.
Seine Lippe war aufgeplatzt und ebenfalls vergrößert.
Fassungslos musterte die Sechstklässlerin ihren älteren Bruder, der völlig demoliert vor ihr saß, als ob alles normal wäre.
"Bei Merlins Bart," meinte Leofs kleine Schwester entsetzt.
Ihre Bagel hatte sie längst auf den Teller gelegt.
"Was ist nur mit dir passiert, Leofwine?"
Elin Marchbanks war sprachlos.
Ratlos schaute sie zu Tilda, die ebenfalls der Schlag getroffen hatte.
"Es ist nicht schlimm," brummte der Ravenclaw. Seine Stimme war ebenfalls angeschlagen.
Von der schwarzhaarigen Slyhterin kam nur ein "Pff".
"Lange Geschichte," murmelte er,
- zurückhaltender, als sonst.
"Na, die will ich hören!", scherzte Jones nebeinbei, doch keiner zeigte auch nur ein winziges Lächeln.
Widerwillig brummte der Siebtklässler, weil seine Schwester ihn unentwegt anstarrte, wartend darauf, dass er berichten würde, weshalb er so verletzt war.
Leofwine musste realisieren, dass Elin ihn erst in Ruhe lassen würde, wenn er die ganze Geschichte erzählt hatte.
Es stresste ihn ein wenig, besonders da seine Freunde neben ihm nun einfach aufgestanden waren, ihm wortlos auf die Schulter klopften, und sich in den Gemeinschaftssaal verzogen.
Matilda hatte sich unterdessen schon den Teller randvoll gefüllt, hörte den Geschwistern jedoch immer noch aufmerksam zu.
"Na gut, irgendwie ging es dabei um dich," quetschte der Ravenclaw etwas unverständlich zwischen seinen Zähnen hervor.
Elin stand der Mund offen, Matilda schob sich aufgeregt einen Löffel Pudding in den Mund.
"Worum genau ging es?", fragte Jones total interessiert.
Leof rutschte unbehaglich auf der Bank hin und her.
"Es ging irgendwie auch um meinen Namen," versuchte der junge Zauberer sich herauszureden.
"Jetzt rück schon raus," brummte seine Schwester ungeduldig.
"Irgendeiner meinte du wärest eine Schande für das Hause Slytherin, weil du dich mit Muggelgeborenen abgibst und auch gegen Malfoy nichts einzuwenden hast.
Außerdem haben sie gesagt, dass du zwar hübsch bist, dich aber wegen deiner aufmüpfigen Art keiner zum Ball fragen würde. "
Unsicher lugten die Augen von dem Ravenclaw hinüber zu der kleinen Schwester.
"Nun ja," seufzte sie, "was hätte es sonst sein sollen?"
"Die definieren den Begriff Schande für das Haus Slytherin auch immer wieder neu," ärgerte Matilda sich.
Elin nickte zustimmend.
"Aber seit wann prügelst du dich für jemanden, Bruder?
Fang bloß nicht damit an, das bringt dir nur Ärger ein!"
Leofwine wurde gründlich von seiner Schwester gemustert.
"Es wurden 30 Punkte von Ravenclaw abgezogen," meinte er beschämt.
Die beiden Slytherins schüttelten verärgert den Kopf.
"Ich will nicht, dass du dich für mich prügelst, hast du verstanden?
Ich kann mich auch sehr gut allein verteidigen."
Leofwine Marchbanks nickte kurz gehorsam, musste jedoch dann aus dem Nichts amüsiert aufglucksen.
Sein fröhliches Gesicht, verursachte ein verträumtes Lächeln auf Matildas Mund.
"Früher hat Elin immer die Prügeleien mit den Nachbarjungs übernommen," berichtete er der Rothaarigen.
Erstaunt zogen sich die Brauen von Jones hoch und der Blick schweifte zu ihrer Freundin, die heute zum ersten Mal aufgekichert hatte.
Die Geschwister fielen mit Matilda Jones in ein ausgiebiges Gelächter.
Beide schwelgten nostalgisch in den Erinnerungen an ihre behütete Kindheit, als alles etwas unkomplizierter zu sein schien.
Dann griff Elin Marchbanks nach ihrem Bagel und biss genüsslich hinein.
Etwas längeres Kapitel, hoffe es gefällt euch :)
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