#29 He's everything I need

Pov Jimin

Ich hielt die Hand meines Freundes, während wir die Treppen zur Wohnung unserer Nachbarin hinaufstiegen. Yoongi trug die Tüte unseres Einkaufs, welcher länger gedauert hatte als erwartet, da sich der werte Herr nicht entscheiden konnte, was es zum Abendessen sein sollte. Der Gedanke daran, wie er vor all den Regalen gestanden hatte und sich nicht entscheiden konnte, da es ja auch Frau Lee gefallen musste, ließ mich schmunzeln.
Oben angekommen, drehte ich mich zu ihm, zog ihn an mich und gab ihm lächelnd einen Kuss. "Wofür war der jetzt wieder?", fragte der ältere verwirrt grinsend. "Dafür, dass du ein toller Freund bist", gab ich zurück. Ich wollte unseren Weg fortführen, doch er hielt mich bei sich und verband unsere Lippen erneut. "Du bist auch ein toller Freund", nuschelte er danach und ich sah, dass ihm Röte ins Gesicht stieg.

"Du hast dich vorhin anders verhalten", sagte er überzeugt, worauf ich ihn fragend ansah. "warst du eifersüchtig, als ich mit Soojae geredet habe?"
"N-nein, wie kommst du darauf?"
"Weil du meine Hand davor und währenddessen genommen hast und dich auch danach nicht mehr von mir lösen wolltest." Er deutete mit einem Kopfnicken auf unsere vereinten Hände.
"Ich habe dich zwei Wochen lang nicht gesehen und als wir uns dann gesehen haben, hatten wir streit, ich habe wohl überzeugende Gründe", erwiderte ich gespielt bissig.
"Ach so, deswegen bist du auch vom Sofa aufgestanden, obwohl viel mehr hätte passieren können." Sein Grinsen schien schelmisch. "Du bist durchschaubar, Jimin, besonders bei so etwas."
"Dann bin ich das halt", entgegnete ich giftig. Ich wollte nicht zugeben, dass ich eifersüchtig gewesen war, obwohl Yoongi mir alle Gründe gab, dies nichts zu sein. Würde ich es zugeben, würde er mir klarmachen wollen, dass es nichts gab, was uns trennen konnte und dies war mir bewusst, ließ dieses Gefühl jedoch nicht einfach verschwinden.

"Du weißt, dass du nicht eifersüchtig sein brauchst, ich würde dich nie-"
"Ja, ich weiß, du würdest mich nie verlassen und ich weiß, dass Eifersucht in unserer Beziehung nicht zu existieren braucht, aber das lässt sie nicht verschwinden, wenn du jemandem gegenüber stehst, den du vermeintlich mal geliebt, aber nie wirklich verabschiedet hast. Da kommt mir nunmal die Frage auf, ob du immer noch so viel für ihn empfinden könntest, dass es deine Gefühle für mich übertrifft. Denn ich weiß auch, dass sein Lächeln süß und seine Art mitreißend ist." Ich machte eine Pause, um Luft zuholen und ihn die Worte verdauen zu lassen. "Und vielleicht ist es gar nicht die Eifersucht sondern die Angst alleine dazustehen, weil ich niemanden auf der Welt... so sehr lieben könnte, wie dich."

Ihm zu sagen, dass ich ihn liebte, war mein Geständnis. Es bedeutete, nicht ohne ihn zu können oder zu wollen, ein Leben ohne ihn als sinnlos zu empfinden. Ich gab zu, dass er meine Schwäche war, ich zeigte mich verwundbar, auf gewissen Ebenen. Wenn man jemandem sagt, dass man ihn liebt, liefert man sich dieser Person aus, in der Hoffnung, dass auch sie sich einem hingibt. Und was er tat oder zeigte, bestätigte mir, dass er jedes meiner Gefühle weiterhin erwidern würde.

Er ließ die Schultern tiefer sinken, als er hörbar ausatmete. Seine Augen sahen unschuldig drein, sie waren erfüllt von Treue und Vertrauen. "Ich... wow, ich", fing er an. Er wandte seinen Blick nicht von mir ab, behielt ihn auf meinen Augen, was ich schätzte. Er hatte die Angewohnheit jemandes Blick bei Gesprächen oft auszuweichen, da er sonst nervös wurde, doch meinem hielt er stand, meinen Blick erwiderte er, meinem antwortete er. "Ich wollte nur Spaß machen, ich wusste nicht- Tut mir leid", sagte er kleinlaut und nachdem ich das Rascheln der auf den Boden sinkenden Tüte hörte, spürte ich seine Hand an meiner, die noch frei war. "Aber auch wenn es immer das gleiche ist, was ich sage, du wirst mich nicht verlieren. Nie. Du bist alles, was ich zum Leben brauche." Ich zweifelte an der Ernsthaftigkeit seiner Worte nicht im geringsten. Mein Herz machte einen kleinen Sprung, so etwas war mir viel mehr wert als ein einfaches Ich liebe dich. Anstatt der berühmten drei Worte bekam ich Liebe Tag für Tag erklärt. Es beruhigte mich außerdem, dass ich ihm auch ohne diese Worte vertrauen konnte.

"Es tut mir wirklich leid, dass ich es dir nicht sage.", sprach Yoongi, als hätte er mir meine Gedanken an den Augen abgelesen, "Wenn du willst-" Ich unterbrach ihn, indem ich einen Finger auf seine Lippen legte. "Habe ich jemals irgendetwas von dir gefordert?", fragte ich rhetorisch, "Ich bin mit jemandem, der es mir jeden Tag auf seine Weise zeigt, viel glücklicher als mit jemandem, der es mir zwar sagt, aber nie etwas dafür tut, damit ich es auch spüre."
"Also... s-spürst du es bei mir auch?" Ich bemerkte, dass ihm diese Frage unangenehm war. Ich lächelte und zog ihn näher zu meinen Lippen. "Natürlich, du bist der einzige bei dem ich... Liebe spüre." Ich gab ihm einen kurzen Kuss, der ihn leicht erröten ließ. "Und jetzt lass uns Essen, ich habe Hunger."

Das Öffnen der Tür war das einzige, wofür sich Frau Lee groß bewegen musste. Den Rest erledigten Yoongi und ich. Wir deckten den kleinen Tisch und bereiteten alles fürs Essen vor. Es war, als würden wir als Enkelkinder unserer Großmutter unter die Arme greifen.

"Ich gebe euch das Geld später wieder", sagte die ältere Dame, während sie das Essen aus ihren Verpackungen befreite. Yoongi schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. "Nein, darauf bestehe ich", sagte er. Ich lächelte, ich fühlte mich wohl. "Wie geht es Ihnen heute denn? Ist es schlimm mit dem Rücken?", fragte ich innerlich besorgt. Mir war bewusst, dass sie nicht mehr lange bei uns bleiben würde. Ich wollte nicht darüber nachdenken, doch der Gedanke, die restliche, kostbare Zeit zu nutzen, saß mir im Nacken.

"Mir geht es gut," sagte Frau Lee, "Ich bin nur etwas müde und Rückenschmerzen kommen mit dem Alter nunmal." Ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ich gab mich mit dieser Antwort zufrieden, weil ich wusste, dass sie weitere Fürsorge nur ablehnen würde. Wenn sie sagte, es ging ihr gut, dann tat es das auch. "Wie sieht es denn bei euch aus? Alles wieder gut?" Sie sah bei dieser Frage besonders Yoongi an. Dieser nickte und lächelte sie glücklich an. "Du hast ihr... erzählt...?", wunderte ich mich und Yoongi nickte auch in meine Richtung. "Ich habe ihn vor ein paar Tagen auf dem Boden des Treppenhauses aufgefunden-" Yoongi unterbrach die ältere. "Nicht erzählen!", zischte er, wodurch ich jedoch neugierig wurde, was Frau Lee bemerkte. "Er war völlig aufgelöst und hat sich die Knöchel an der Wand wund geschlagen. Später habe ich ihm dann entlocken können, was gerade zwischen euch los ist und da ihr beide euch wieder nah seid, schätze ich, dass ihr es geklärt habt.", erklärte sie.
"Ja, das haben wir", lächelte ich. Yoongi wirkte beschämt, als er meine Hand nahm, darüber strich und ihr einen leichten Kuss gab. Ich verlor mein Lächeln nicht, jedoch hing mein Blick noch etwas länger an den Händen des blonden.

Sich die Knöchel an der Wand wund schlagen, das war doch gar nicht seine Art. So langsam schlich sich die Gewissheit in meine Gedanken, wie sehr er wohl wirklich unter der Distanz gelitten hatte. Im gleichen Atemzug fühlte ich mich schuldiger und schuldiger, dass ich ihn mit meinen Aktionen unter weitere Folter gesetzt und nicht einfach mit ihm geredet hatte. Es hätte nie alles so ausarten müssen, hätten wir einfach miteinander geredet. Aber ändern konnten wir es nicht, das einzige was uns davon blieb, war eine Lektion und das Wissen, es das nächste Mal besser zu machen, auch wenn ich nicht hoffte, dass so etwas nochmal passierte.

"Nun lasst uns aber essen, bevor es noch kalt wird", beschloss mein Freund, welchem jeder zustimmte. Yoongis Blick lag vorerst eine Weile auf der älteren Dame und ich wusste warum. Beim Einkaufen hatte ich ihm aufgetragen, zu entscheiden, was wir essen und er war von einer Idee zur anderen gesprungen, da er wollte, dass es unserer Nachbarin schmeckte. Da dieser aber gerade jedes Anzeichen für Genuss im Gesicht stand, konnte man beinahe sehen, wie dem älteren ein Stein vom Herzen fiel.

Im nächsten Moment ertönte Yoongi's Handy, welchem er auch relativ schnell nachging. ich schaute ihn erwartend an. "Hoseok lädt uns morgen zum Frühstück ein", berichtete er, "Wir sollen seine Freundin kennenlernen." Bei diesen Worten schauten wir uns gleichermaßen überrascht an, bevor wir uns beeindruckt zulächelten. "Dann hat Hoseoki auch jemanden gefunden, das ist ja schön." Frau Lee lachte leicht, was mein Herz aufgehen ließ. Ich bemerkte einmal mehr, was mir wirklich wichtig im Leben war. Es war kein aufregender Job oder das große Geld, nicht die Reise um die Welt oder das größte Abenteuer. Ich war am glücklichsten, wenn es die mir wichtigen Leute um mich herum waren, wenn es Frau Lee, mein Bruder und Yoongi waren. Egal wie viel Geld ich hatte, egal wie viele Länder ich je bereisen würde, ich wäre nicht glücklich, wäre ich der einzige, der es wäre.

"Ich sage mal, dass wir kommen", sagte Yoongi und ließ sein Telefon wenig später in seiner Hosentasche verschwinden.

"Wie lange seid ihr jetzt nochmal zusammen?", fragte Frau Lee interessiert.
"Neun Jahre", gab Yoongi stolz an und ich musste schmunzeln.
"Eine lange Zeit." Unsere Nachbarin war sichtlich beeindruckt, auch wenn sie es schon lange wusste.
"Richtig, ich weiß auch nicht, wie ich es mit ihm ausgehalten habe." Der blonde zuckte mit den Schultern. Ich seufzte, "Das sagst du immer, wirklich immer, wenn es dazu kommt. Lass dir mal 'was anderes einfallen."
"Zumindest meint er es nicht ernst", sagte Frau Lee grinsend und Yoongi legte schmatzend bei: "Wenigstens eine, die mich versteht."
"Würdest du es ernst meinen, wären wir beiden wohl auch nicht mehr zusammen", entgegnete ich. Das war sowieso undenkbar. Mein Leben nicht mit ihm zu verbringen, wäre komisch, es würde einfach keinen Sinn ergeben.

"Hoffentlich wird sich daran nie etwas ändern", sagte unsere Nachbarin, "Denjenigen zu finden, den das Herz bedingungslos und für immer liebt, ist das eigentliche Glück im Leben. Viele sind sich dem nicht bewusst."
"Wie sollen sie sich dem auch bewusst sein? Sie haben ja nicht Jimin, sie können gar nicht nachvollziehen, wie das ist." Yoongi grinste und schaute mich an. Ich wurde unfassbar rot, warum benahm er sich so unglaublich lieblich in den letzten Tagen?

-

"Danke für das Essen, es hat mir wirklich geschmeckt."
"Das erleichtert mich echt."
"Kommt doch mal wieder öfter vorbei."
"Werden wir ganz bestimmt, gute Nacht."
"Ach, Yoongi!", bevor die ältere Dame ihre Tür schloss, zog sie meinen Freund noch einmal zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
"Werde ich nicht, keine Sorge", lachte er dann, während ich nur unwissend ein paar Meter abseits stand. Es war schon wieder spät in der Nacht, niemand von uns hatte auf die Uhr geguckt und so langsam wollte ich Yoongi wieder allein für mich haben.

"Was hat sie gesagt?", fragte ich, als er sich endlich verabschiedet hatte. "Dürftest du es wissen, hätte sie es mir nicht zugeflüstert." Der ältere schmunzelte, worauf er einen gespielten Schlag auf die Schulter kassierte. "Ich muss dir aber etwas anderes noch sagen", setzte er an, währenddessen ich auch die Tür zu unserer Wohnung schloss. "Musst?", fragte ich, etwas ungutes erwartend und mich von meiner Straßenkleidung befreiend.
"Du würdest es morgen so oder so erfahren." Ich sah ihn an, da er sich Zeit ließ. "Ich muss morgen um vier auf der Arbeit sein", brachte er dann hervor. Er dachte wohl, dass ich dies nicht ernst nehmen würde, da ich ihn immer noch gleichermaßen erwartend ansah, weswegen er weiter erklärte: "Im Café bei Jungkook und Tae. Ihr Koch ist zurzeit arbeitsunfähig und ich bin deswegen eingesprungen." Aus meinen ahnungslosen Gesichtszügen formte sich schnell ein Lächeln.

Ich hätte nie erwartet, so etwas mal von ihm zu hören. Von Anfang an hatte ich keine Erwartungen an ihn gestellt und verlangte nichts von ihm, mir war schon immer nur wichtig gewesen, dass er bei mir war, ob er nun arbeiten würde oder nicht, daran hatte ich früher nie einen Gedanken verschwendet. Als dann seine Ängste so schlimm wurden, dass er ohne mich nirgendwo hin wollte, hatte ich diesen Gedanken ganz beiseite geschoben und war nur erleichtert, wenn er abends zu Hause war, wenn ich kam. Auch als sich sein Zustand dann von Jahr zu Jahr besserte, empfand ich nicht, etwas an unserem Lebensstil ändern zu müssen. Das war der Grund, warum ich mich einerseits freute, dass er über seinen Schatten gerungen war, doch andererseits Angst hatte, ihm könnte es zu viel werden.

"Das ist toll!", meinte ich dennoch und legte meine Arme um seinen Hals, "Das ist wirklich toll."
"Und ich weiß auch schon, was ich mit dem Geld anfangen werde." Er lächelte und seine Augen strahlten eine Zufriedenheit aus, die an nichts zu überbieten war, seine Arme legten sich um meinen Körper.
"Sobald du also Geld verdienst, ist es dein eigenes, aber meinen Verdienst darf ich mit dir teilen, ach, so läuft das, " Ich lachte und ließ ihn sich nicht erklären, "was hast du denn damit vor?"
"Das verrate ich dir nicht." Sofort ließ ich von ihm ab und stieß ein gespielt genervtes Stöhnen aus. Er jedoch drehte mich an der Hüfte wieder zu sich und sagte leise: "Lass mich das umformulieren. Es ist eine Überraschung.", bevor er mich näher an sich zog und meine Lippen küsste. Ich brummte zustimmend und ging auf seine Zärtlichkeit ein. "Eine Überraschung für mich?", lächelte ich, während meine Augen geschlossen waren. Das waren sie immer, wenn er mir so nah kam, ich vertraute darauf, dass er mich in eine andere Welt entführte. "Natürlich, es gibt niemand anderen, den ich glücklich machen will", flüsterte er, "Und du wirst sie lieben."

Eine Wärme breitete sich in meinem Bauch aus, er klang sich so sicher dabei. Ohne es zu wissen, verwöhnte er mich Tag für Tag, was auch nicht schwer war, wenn ich alles an ihm liebte und begehrte.
Als eine meiner Hände seine Brust hinauf fuhr, legten sich beide seiner an meine Wange, womit er mehr Kontrolle über den Kuss erlangte. Die Wärme in meinem Bauch verwandelte sich blitzartig in eine Hitze, welche sich daraufhin durch meinen Körper zog. Von Lust übermannt, öffnete ich den Reißverschluss seiner Stoffjacke und ließ meine Hände unter dem darunter liegenden T-Shirt verschwinden.
"Das", er schnappte nach Luft, vielleicht sogar aufgrund meiner plötzlichen Berührungen, "hatte ich so eben nicht im Sinn, also, dass-"
"Du willst nicht?", versicherte ich mich.
"Oh doch!", stieß er hervor, was mich grinsen ließ.

"Wir haben etwas nachzuholen."

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