2 • sight seeing
„Oh mein Gott, wie süß ist das denn bitte?" Verzückt beobachtete Alex, wie der Affe nach einem Handzeichen des Besitzers die Palme hochkletterte und kurz darauf eine Kokosnuss herunterwarf. Sofort wurde er dafür gelobt und bekam ein Stück Obst.
Als Nigel uns erzählt hatte, dass in dem sogenannten Monkey College Affen dem Besitzer bei der Kokosnussernte auf seiner Plantage halfen, hatte ich es für einen Scherz gehalten. Aber Alex bestätigte mir, dass er auch schon davon gehört hatte und so waren wir nun hier gelandet. Nach kurzer Recherche, da ich noch etwas skeptisch bezüglich Tierquälerei gewesen war, stellte sich heraus, dass der Besitzer der Plantage seinen Affen alles spielerisch und mit viel Liebe beigebracht hatte. Natürlich mussten wir uns das mit eigenen Augen anschauen. Nigel musste leider arbeiten und konnte uns nicht begleiten, aber er hatte es sich natürlich schon einmal angeschaut, also war es nur halb so schlimm.
Noch eine ganze Weile wurden wir über die Plantage geführt und bekamen sogar zuletzt beide eine Kokosnuss geschenkt. Voll und ganz zufrieden verließen wir also das Gelände, um stattdessen zum Hafen zu fahren. Dort würden wir uns was Kleines zu Mittag holen und uns einfach ein wenig umschauen.
Weit kamen wir jedoch nicht. Kaum waren wir an einer etwas befahreneren Straße, kam ein Tuk-Tuk direkt neben uns zum Stehen. Der Fahrer des Wagens gestikulierte wie wild und sagte irgendetwas auf thailändisch, was mich die Stirn runzeln ließ. Ich verstand kein Wort und auch Alex neben mir schien maßlos überfordert, immerhin sprach er auch nicht wirklich thailändisch. Vielleicht konnte er ein paar wenige Fetzen aufnehmen, mehr aber auch nicht. Deshalb tauschten wir nun einen irritierten Blick.
„Fahren, Tour, 3.100 Baht*!", versuchte es der Fahrer nun auf Englisch, wiederholte diese Worte immer wieder, zeigte dabei auf die Art Ladefläche. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ich verstand, was er wollte, aber da hatte Alex schon das Wort ergriffen.
„Nein, danke", sagte er höflich und wandte sich schon ab, aber da meinte der Mann: „2.300 Baht**!"
„Nein", wiederholte mein Freund nun ernster, allerdings ließ er immer noch nicht locker. Er wollte uns allen ernstes um jeden Preis eine Tour durch Surat Thani für viel zu viel Geld verkaufen. Glücklicherweise hatten wir beide schon gemerkt, dass es eine schlechte Geldabzocke war. Außerdem brauchten wir keine Tour, Alex war schon mehrmals hier gewesen und wenn wir doch jemanden brauchten, der uns durch die Stadt führte, konnte Nigel uns helfen. Wir brauchten also sicherlich keine Tuk-Tuk-Tour.
Es dauerte allerdings sicherlich noch zehn Minuten, bis der Mann endlich nachließ und mit irgendwelchen missmutigen Worten weiterfuhr. Fassungslos schüttelte Alex den Kopf und blickte ihm nach.
„Das ist ja echt unfassbar", schnaubte er, „Warum akzeptiert er kein Nein?"
„Reg' dich nicht auf, am Ende hat er es ja verstanden", schmunzelte ich, ehe ich einen Arm um seine Schulter legte, „Wollen wir weitergehen?"
Mein Freund nickte zustimmend, womit wir unseren Weg fortsetzen. Bis wir am Hafen ankamen wurden wir noch dreimal von Tuk-Tuk-Fahrern angesprochen, allerdings hatten wir uns mit einem vielsagenden Blick stumm dazu abgesprochen, sie zu ignorieren, sonst würden wir wohl erst in drei Stunden am Hafen ankommen.
Es war wirklich schön. Wir ließen uns die Take-Away-Nudeln schmecken, die wir uns für unterwegs bei einem kleinen Restaurant gekauft hatten, und bestaunten die vielen Boote, sowie das Meer.
„Ich könnte hier für immer bleiben", bemerkte ich glücklich. Ich schloss die Augen und atmete tief die Luft ein, die so nach Meer roch. Perfekter ging nicht.
Oder doch. Denn Alex griff nun auch noch zusätzlich nach meiner Hand und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange, als wollte er mir zeigen: Erst mit mir ist alles perfekt.
Ich öffnete meine Augen wieder und drehte den Kopf zu dem Älteren, welcher mich sanft anlächelte.
„Ich bin wirklich froh, dass es dir so gut gefällt", hauchte er, „Und wir können gerne öfter herkommen."
„Oder nach unseren Karrieren hier herziehen", schlug ich eher weniger ernst gemeint vor, denn eigentlich war uns beiden bewusst, dass wir niemals so weit von unseren Familien - bei Alex zumindest die halbe Familie - entfernt leben konnten.
„Nah, Lando würde es keinen Monat ohne uns aushalten. Wir können ihn nicht alleine lassen", kicherte Alex vergnügt und zwinkerte mir gutmütig zu.
„Stimmt", meinte ich gespielt nachdenklich, „Wir sollten ihn und Carlos mitnehmen."
„Und dann? Wohnen wir in einer WG mit den beiden? Nein, danke. Ich will weiterhin nur wissen, wie du beim Sex klingst", lachte er gut gelaunt und ließ von meiner Hand ab, um seinen Arm stattdessen um meine Hüfte zu schlingen.
„Das darfst du jederzeit hören", raunte ich ihm spielerisch zu, bevor ich mich kurz umblickte. Alex hatte mir gesagt, dass er in Thailand relativ berühmt war, dementsprechend wollte ich kein Risiko eingehen, dass uns jemand sah. Allerdings war der Hafen relativ leer und die Leute, die herumliefen, schienen sehr beschäftigt.
Somit drehte ich mich lächelnd wieder zu Alex und küsste ihn zärtlich. Augenblicklich seufzte er in den Kuss, schmiegte sich dabei enger an mich. Jetzt fühlte ich mich voll und ganz vollkommen.
Als wir uns lösten, strahlte Alex mich regelrecht an, woraufhin ich noch einmal meine Arme um ihn schloss. „Ich liebe dich", flüsterte ich in sein Ohr und spürte, wie er einen Kuss auf meine Halsbeuge drückte.
„Ich liebe dich auch", gab er genauso leise zurück. Für ein paar Sekunden genossen wir noch die Nähe des jeweils anderen, dann liefen wir weiter.
Den ganzen Nachmittag verbrachten wir noch am Meer, hatten uns zwischenzeitlich auf einem Steg niedergelassen und die Beine ins Wasser baumeln lassen, dann mussten wir langsam los, um Nigel abzuholen. Wir hatten zum Abendessen einen Tisch in einem Restaurant reserviert, welches in der Altstadt lag. Davor würden wir uns noch kurz die Stadtsäule anschauen, die laut Alex und Nigel wunderschön war.
Bis zum Büro von Alex' Vater war es glücklicherweise nicht weit und schon bald liefen wir zu dritt durch die Straßen. Ich musste zugeben, dass meine Füße langsam wehtaten und ich wirklich froh darüber war, bald im Restaurant sitzen zu können.
„Da ist sie!", meinte Nigel plötzlich. Er deutete auf ein weißes Gebäude, durch das man durchgehen konnte. Rundherum waren Bäume, eine kleine Treppe führte zum Schrein im Inneren, in dem sich die Stadtpfeiler, die sogenannten Lak Müang, befanden.
Fasziniert stieg ich die Treppen hoch und lief in das Innere. Die goldenen Stadtpfeiler waren von Blumen umgeben, es war wunderschön.
Ich hörte, wie Alex neben wir zum Stehen kam und mich belustigt betrachtete. „Schön, was?" Neckend zwickte er mir in die Seite, woraufhin ich den Kopf schüttelte. Es war unfassbar, wie er sich immer über mich amüsieren konnte.
„Warum sind wir nochmal zusammen?", hakte ich nach und zog grinsend meine Augenbrauen hoch.
„Weil ich sowasvon unwiderstehlich bin." Er tat so, als würde er seine Haare zurückwerfen, was mich zum Lachen brachte.
„Wenn du das sagst, wird das wohl stimmen", zwinkerte ich ihm zu.
„Soll ich ein Foto von euch machen?", mischte sich dann Nigel ein und augenblicklich nickte ich begeistert, immerhin hatte meine Mutter mich dazu aufgefordert, ihr Fotos von - ungelogen - allem zu schicken. Sie war schon lange von Thailand fasziniert und ein ganz kleines bisschen sauer auf mich gewesen, dass ich jetzt mit Alex dorthin flog und sie zurückließ. Naja, vielleicht konnten wir irgendwann alle zusammen noch einmal nach Thailand fliegen.
Alex und ich stellten uns in den Türbogen, während Nigel weiter zurückging, damit die Stadtsäule kompett mit auf dem Foto war. Zunächst legte ich einfach einen Arm um Alex' Schulter, während er seinen um meine Hüfte schlang. Dann lehnte Alex seinen Kopf an meine Schulter.
„Das soll ein Pärchenfoto sein? Ich bitte euch. Das ist eine Geschwister-Pose", zog uns Nigel prompt auf. In den letzten Tagen hatte ich durchaus schon gemerkt, von wem Alex seinen Humor geerbt hatte. Besagter lachte jetzt auch kurz auf und hob dann seinen Kopf wieder an, um mich anzublicken.
„Ist dir das unangenehm?", wollte er fürsorglich wissen, allerdings schüttelte ich beruhigend den Kopf und legte meine freie Hand an seine Wange. Automatisch schlang er auch den zweiten Arm um meine Hüfte, bevor unsere Lippen aufeinander trafen.
Es war ein wirklich berauschender, wenn auch kurzer Kuss, der meinen ganzen Kopf leerfegte. Und nicht nur meinen, wie ich merkte. Alex hatte sich fest an mich gekrallt und musste erst einmal mermals blinzeln nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
Lächelnd küsste ich nochmal seine Schläfe, dann rief Nigel auch schon: „Perfekt!" Das war dann wohl unser Stichwort voneinander abzulassen, aber stattdessen kuschelte Alex sich noch näher an mich heran, während sein Vater mit seinem Handy zurückkam, damit wir uns die Fotos anschauen konnten.
„Das ist wirklich schön", murmelte der Thaibrite bei dem Foto, wo wir uns küssten. Sofort nickte ich zustimmend und biss mir auf die Lippe.
„Schickst du mir die Fotos?", fragte ich und keine Minute später hatte ich sie auch auf meinem Handy. Es stimmte, das Foto, auf dem wir uns küssten, war wirklich wunderschön, aber gleichzeitig auch unglaublich privat. Ich mochte solche Fotos von uns und hatte auch kein Problem damit, wenn Freunde oder Familienmitglieder uns beim Küssen fotografierten, aber im Nachhinein wollte ich solche Fotos nicht auf Handys von anderen Leuten haben. Niemand sollte die Möglichkeit haben, sie jederzeit anschauen zu können, außer Alex und mir.
Deshalb wählte ich das Foto aus, wo Alex seinen Kopf auf meine Schulter gelegt hatte, und sendete es meiner Mutter, bevor wir unseren Weg zum Restaurant fortsetzten.
Als wir gerade in einem Gespräch versunken waren, klingelte mein Handy. Schnell bedeutete ich den beiden, dass ich kurz rangehen würde und ließ mich etwas zurückfallen.
„Hey, Mum", grüßte ich meine Mutter fröhlich, woraufhin sie sofort lachte.
„Na du? Du klingst ziemlich glücklich", bemerkte sie und ich grinste in mich hinein.
„Das bin ich auch, sehr sogar."
„Das freut mich. Und Alex? Ist er auch glücklich?" Das war ja mal wieder typisch meine Mutter. Sie musste immer, also wirklich immer, nach Alex fragen, sodass ich manchmal das Gefühl hatte, dass sie ihn mehr liebte als mich.
Nun hob ich aber meinen Blick und betrachtete die beiden Männer vor mir, die leise miteinander redeten. Gerade legte Nigel einen Arm um Alex, drückte ihn kurz an sich. Mein Freund senkte währenddessen lächelnd den Blick und ich konnte deutlich sehen, dass er sich an seinen Vater lehnte. Augenblicklich schlich sich ein zärtliches Lächeln auf meine Lippen.
„Wir sind beide glücklicher als je zuvor."
*entsprechen ca. 80€
**entsprechen ca. 60€
Ich bin seit Dienstag Abend zurück und ab jetzt werde ich auch wieder aktiver auf Wattpad kommentieren und lesen🖤
Kommentar von dreaming_t :
[aiii, und das freut mich genauso, Georgie. Es ist wirklich schön, dass sich die beiden einen gemütlichen Tag zu zweit machen und sich ein paar Attraktionen anschauen. Diese Zeit haben sie sich mehr als verdient.🥺 Alex Vater ist einfach nur mood. Ich hätte die Bilder der beiden auch zu gern gesehen und gleich noch ein paar mehr gemacht, but anywayyy. Schönes Kapitel💘]
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