7

Es war komisch mit ihm zu telefonieren, denn eigentlich war er noch eine fremde Person und kein Bild von der Person mit der man redete vor sich zu haben, war eben komisch. Ich musste zwar zuzugeben, dass ich ihn dennoch mittlerweile schon etwas lieb gewonnen hatte, da er im Gegensatz zu meinen Freunden wenigstens für mich da war und generell eine sehr liebevolle und lustige Art hatte.

Das einzige was ich über ihn wusste, war das er in Südkorea und in einer Art WG lebte. Die Namen der Leute mit denen er zusammenlebte wusste ich genauso wenig wie seinen eigenen Namen, da ich auch gar nicht gefragt hatte.
Warum ich seinen Namen nicht wusste, war mir selbst nichtmal klar. Ich hatte irgendwie nicht gefragt, weil ich in den Momenten in denen wir geschrieben hatten, nie daran gedacht hatte.
Ich wusste im Prinzip eigentlich so gut wie gar nichts über ihn aber trotzdem mochte ich ihn irgendwie.

Sobald ich zuhause war, versuchte ich mich ein wenig zu entspannen und nicht allzu oft an das heute geschehene zu denken.
Ich verstand immer noch nicht warum meine Freunde mich beide für diese Naomi verließen beziehungsweise hintergingen. Wie kam Conner überhaupt darauf mit ihr zusammen zu sein? Und was genau war so toll an ihr, um seine beste Freundin fallen zu lassen?
Wenn sie der Meinung waren, nicht mehr mit mir befreundet sein zu wollen dann war das eben so, auch wenn ich das schmerzhaft war zu akzeptieren.

~

Schon als ich am nächsten morgen aufwachte, hatte ich keine Lust mehr auf den Tag, da ich Mia,Conner und Naomi eigentlich nicht begegnen wollte, was sich durch die Schule jedoch als schwer zu verwirklichen erwies.
Wie genau sollte ich mich meinen beiden Freunden gegenüber nun verhalten?

Mein Vater war schon auf der Arbeit als ich aus dem Haus ging, anders als meine Mutter, welche heute ausnahmsweise einen Tag frei hatte und zuhause blieb, sodass ich vor der Schule noch kurz Zeit mit ihr verbrachte.
Mein Schulweg kam mir anschließend ungewöhnlich lang vor und mit jedem Schritt, mit dem ich mich meiner Schule näherte, wurde ich etwas unsicherer.
Ich hatte wirklich keine Lust in die Schule zu gehen.

Als ich dann dort ankam lief ich schnell in die Klasse und setzte mich auf meinen Platz, jedoch lag dieser genau zwischen denen von Mia und Connor, die allerdings zum Glück noch nicht da waren.
Schon als ich in den Klassenraum gelaufen war, hatte ich mich bemüht die beiden nicht anzusehen und lief mit gesenktem Kopf in die Richtung meines Platzes. Das wäre allerdings nicht nötig gewesen,denn sie beide ignorieren mich ebenso, was mich nun schon irgendwie verletzte.

Über den Tag war jedoch glücklicherweise nicht viel passiert und die beiden hatten das ignorieren von mir beibehalten, sodass ich gut durch den Tag kam. Nun war es mittlerweile Nachmittag und ich saß auf meinem Bett und lief meine Playlist durchlaufen, während ich an meinem Handy war. Doch plötzlich brach meine Musik plötzlich ab und mein Handy zeigte mir einen eingehenden Anruf an, welcher von "Unknown" war.

Da ich mich zugegebenermaßen ein wenig erschreckt hatte, drückte ich zuerst auf Anruf ablehnen,was ich natürlich eigentlich nicht wollte. Aber Unknown ließ sich davon nicht beirren und rief einfach nochmal an.

„Hallo?",sprach ich in mein Handy, nachdem ich den Anruf angenommen hatte. Bei ihm müsste es jetzt mitten in der Nacht sein, also warum machte er sich die Mühe anzurufen?
Hi ich bin's."erwiderte die tiefe Stimme mit dem üblichen Akzent während des Redens. „Ist es okay wenn ich auf koreanisch rede? Mein English ist echt nicht gut."
„Ja klar ich sag dir Bescheid wenn ich was nicht verstehe."
Er lachte kurz, bevor er mich fragte warum ich eben nichts ans Telefon gegangen bin, woraufhin ich ihm meinen komischen Grund nannte. „Also ich muss mit dir über was reden."
„Eh...über was denn?"
Ich habe eine Überraschung für dich.", sagte er nach kurzen überlegen, da er wieder ein englisches Wort im Satz vergessen hatte.
Also wir kennen uns nur über Textnachrichten und telefonieren deswegen... möchte ich dich gern persönlich kennenlernen.", fing er an. „Ich möchte nicht nur schreiben und telefonieren, sondern dich auch wirklich mal sehen. Ich mag dich nämlich echt gern also... hast du vielleicht Lust zu mir nach Korea zu kommen?"
„Eh also... natürlich ich würde echt gern, auch weil ich dich natürlich auch gerne kennenlernen würde, aber ich fürchte ich habe nicht genug Gel-",antwortete ich verwirrt, wurde jedoch von ihm unterbrochen.
Ich dachte, dass wir dann vielleicht zusammen das Konzert genießen können."

Ich war eine Weile still, da ich begreifen musste, was er dort sagte, bevor ich antwortete. „Das Konzert?"
„Ja haha...eh hab Karten bekommen von einem Freund.",erklärte er leicht lachend. „Hm also Hör zu...Das Geld ist kein Problem. Ich bezahle dir das Ticket, den Flug und auch ein Hotel wenn du magst.Ich weiß nicht genau wieso, aber ich will dich kennenlernen."
„I-ich weiß das echt zu schätzen, aber das kann ich nicht annehmen... das ist viel zu viel Geld, was du dann für mich ausgibst...außerdem kenne ich dich doch nichtmal persönlich."

Ich konnte meine Gefühle in diesem Moment nicht wirklich in Worte fassen, denn auf der einen Seite machte es mich sehr glücklich, dass ich all das durch ihn erleben könnte und dass er mich wohl so gern kennenlernen wollte, dass er das Geld für mich ausgeben würde aber auf der anderen Seite war das viel zu viel Geld, sodass ich es nicht annehmen konnte.

Mach dir um des geldliche keine Sorgen...ichhabe genug Geld dafür. Sieh es einfach als Geschenk zu deinem 18. Geburtstag.", argumentierte er.
„Ich kann das wirklich nicht annehmen.",protestierte ich.
„Ich will dir nur eine Freude machen und dich nebenbei kennenlernen...ich weiß dir geht es gerade nicht sehr gut wegen deinen Freunden.",sagte er nun und ich konnte das Mitleid in seiner Stimme deutlich wahrnehmen. „Lass mich das bitte für dich machen...mich kostet es nicht sehr viel dir deinen Traum zu erfüllen."

Ich ging das kurz in meinem Kopf durch.
Es stimmte, dass ich zu dem Zeitpunkt schon 18 wäre, da mein Geburtstag kurz davor war, somit könnten meine Eltern mich auch nicht großartig aufhalten. Aber konnte ich das einfach so annehmen? So eine Chance würde ich zwar nie wieder bekommen, aber jemand anderen dafür zahlen zu lassen war mir dann auch eher unangenehm. Aber er meinte es auch nur gut.

„Bitte bitte bitte.",versuchte er mich zu überzeugen, als ich eine kurze Zeit lang nichts gesagt hatte.
Ich seufzte einmal, bevor ich antwortete. „okay ich nehme dein Angebot an."
„Dankeschön."
„Was dankst du mir? Ich sollte dir danken."
„Haha nein schon gut, ich freue mich einfach darauf dich in echt kennenzulernen.",sagte er freudig und ich konnte sein Lächeln klar aus seiner Stimme heraushören.
Hey... du bist aber kein alter Knacker, der versucht mich zu entführen oder?"
Er lachte lauthals los, nachdem ich diese Frage in einem zugegebenermaßen sehr ernsten Ton gefragt hatte und verneinte lachend.

Aber...ich muss dich da noch was fragen.", ergriff ich wieder das Wort.
„Mhm?"
„Wie heißt du denn jetzt eigentlich?"
Nun war er der, der kurz still war bevor er antwortete. „Taehyung."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top