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„Und wer ist das?", fügte eine Stimme leicht abfällig hinzu, die mir leider auch sehr bekannt war. Geschockt drehte ich mich zu meiner linken Seite, auf der ich Naomi sowie Mia vorfand. Naomi sah mich sehr abwertend an, während sie mich von Kopf bis Fuß musterte, aber Mia sah eher etwas unbeholfen aus und sah leicht zu Boden.

Da die beiden ihn offensichtlich kannten, zog ich ihn etwas hinter mich. „Halt deinen Kopf gesenkt und schau sie nicht an. Die beiden sind Fans.", erklärte ich ihm anschließend schnell die Situation auf koreanisch, weil mir bewusst war, dass die beiden mich nicht verstehen würden und er nickte lediglich, bereits den Kopf leicht gesenkt.

„Darf ich nicht hier sein oder wie?", ging ich auf die vorherige Frage der beiden ein. Anstatt mir zu antworten, beugte sich Naomi leicht zur Seite, um einen besseren Blick auf Taehyung bekommen zu können, wobei mir mein Herz fast in die Hose rutschte. „Wer ist das? Dein Freund?", harkte sie nach und deutete auf unsere noch immer ineinanderliegenden Hände.
„Was genau geht es dich das an?", fragte ich ruhig und zog ihn allerdings noch ein Stück hinter mich, da ich wirklich Angst hatte, die beiden würden ihn erkennen, was beide nur mit verwirrten Blicken quittierten.

„Wie auch immer...Ich habe gesehen, dass du beim Konzert in der Schlange für das Hightouch-Event standest.", wechselte sie glücklicherweise das Thema. „Wie bist du bitte an die Karten gekommen? Hast du wem einen geblasen oder was hast du gemacht?"
Sie lachte über ihren eigenen Witz wirklich so, als wäre er lustig gewesen, jedoch sagte ich erstmal nichts dazu. Mir war klar, dass sie mich nur provozieren wollte und auf eine Auseinandersetzung aus war, weshalb es wohl das schlauste wäre einfach gar nicht darauf einzugehen.

Ich musterte Mia noch einmal kurz, welche nun schüchtern zu mir sah, aber irgendwie verletzte mich ihr Anblick dann doch zu sehr, sodass ich Mich ohne ein Wort zu sagen umdrehte und Taehyung mit mir wegzog.
Was sollte ich mich auch großartig mit den beiden unterhalten?

„Wer waren die?", fragte mich Taehyung neugierig, sobald wir außer Sichtweite waren, hielt seinen Kopf allerdings weiterhin leicht gesenkt, da es sich hier gerade etwas mehr an Menschen füllte.
„Eine ehemalige enge Freundin und das Mädchen, die sie ausnutzt.", antwortete ich knapp.
„Achso die beiden? Warum treffen wir die ausgerechnet jetzt?",fragte er frustriert. „Sorry dass du die sehen musstest...ich wollte dich eigentlich von dem ganzen Scheiß ablenken."
„Da kannst du doch nichts für."
„Hm aber ich hab dich hergebracht...dann lass uns woanders hingehen!",schlug er vor, übernahm wieder die Oberhand und zog mich nun mit sich, runter zur Hauptstraße.

„Was hast du jetzt schon wieder vor?",fragte ich ihn und verschränkte meine Arme misstrauisch , als wir an einer Bushaltestelle hielten. Er verschränkte ebenso die arme und ahmte meinen Gesichtsausdruck nach, bevor er antwortete. „Lass dich überraschen."
„Ich muss doch wissen wo du hin willst?",protestierte ich, lachte aber leicht.
„Hast du Angst dass ich dich entführe?", lachte er dann anschließend, legte einen Arm um mich und hielt mich fest, was mich leicht aufquietschen ließ. „Bin wohl doch ein alter Sack."

„Es tut mir doch leid omg.", rief ich aufgrund seiner Anspielung auf meine alte Aussage und versuchte mich von seinem Arm zu befreien, allerdings drückte er mich nur ein wenig fester an sich und lachte derweil.
„Taehyung da kommt unser Bus.",ergriff ich meine Chance ihn abzulenken und als er hochsah, um sicherzugehen, dass es wirklich unser Bus war, befreite ich mich schnell. „Du weißt doch nichtmal welcher unser Bus ist.", kommentierte er meine Aktion mit einem gespielt beleidigtem Unterton und sah mich mit mürrischen Blick an. „Aber das ist wirklich unser Bus lol.",sagte er dann wieder ernst und lief ein Stück nach vorne an den Straßenrand.

Ich stellte mich schnell zu ihm, neugierig darauf wo wir gleich hinfahren würden, bevor wir gemeinsam in den nicht ganz so vollen Bus stiegen. Taehyung und ich setzten uns anschließend schnell auf einen der Zweierplätze nebeneinander, bevor sich jemand anderes dorthin setzen konnte.
Aber ehrlich gesagt verwirrte mich die Busfahrt etwas, denn diese war nicht gerade kurz und plötzlich befanden wir uns nicht mehr auf einer normalen Straße. Der Bus fuhr nach weniger Zeit nämlich den Namsan hoch, sodass ich dann auch wusste wo es hinging und kaum hatte der Bus oben an der Bushaltestelle gehalten, erkannte ich diesen Platz auch schon aus dem Internet.

„Warum bringst du mich wieder an einen der beliebtesten Orte die es hier gibt?", fragte ich ihn und sah ihn leicht lachend an. „Ich glaube du hast das Prinzip von 'nicht an öffentliche Orte gehen' nicht so ganz verstanden.", ärgerte ich ihn spöttisch, woraufhin er mich gespielt böse ansah.
„Ich versuche dir nur eine schöne Zeit zu ermöglichen du gemeine.", lachte er und zwickte mir einmal spielerisch in die Seite, was mich kurz zusammenzucken ließ, woraufhin ich ihn dann beleidigt ansah.

"Kommst du jetzt?",fragte er noch immer leicht lachend, drehte er sich dann um und lief anschließend die Straße entlang, die etwas Steil nach oben führte. Schnell folgte ich ihm und versuchte mit ihm schritt zu halten, sodass wir nebeneinander laufen konnten. „Hier ist es um diese Uhrzeit besonders schön.", ergriff Taehyung wieder das Wort.
„Wegen dem Sonnenuntergang?" Er nickte zustimmend und sah mich nun wieder an, nachdem er zuvor nur konzentriert auf den Weg vor uns gesehen hatte. „Ich mag es von hier aus auf Seouls Nachtlichter zu sehen.", erklärte er und ich konnte deutlich das Lächeln, versteckt unter seinem Mundschutz, heraushören.

„Dann möchte ich das auch sehen.", erwiderte ich ebenso lächelnd. Ich wusste nicht genau wieso ich das letztendlich tat, aber ich hatte plötzlich das Verlangen seine Hand zu berühren verspürt, weshalb ich letztendlich  auch nach dieser griff und sie wie er zuvor in meine eigene nahm.
Nachdem ich dies also getan hatte, konnte ich deutlich sehen, dass Taehyung kurz ein wenig überrascht von meiner Aktion war, docj sein überraschter Gesichtsausdruck änderte sich schnell in ein Lächeln und er sagte nichts weiter dazu. Stattdessen verstärkte er leicht den Druck auf meine Hand und lief nun etwas langsamer als zuvor.

Als wir oben auf dem großen Platz ankamen, fielen mir direkt mehrere Aussichtsplattformen an diesem auf auf, wo bereits vereinzelt Menschen waren. Generell war es entgegen meiner Erwartungen nicht sehr voll, was für so einen beliebten Platz doch eher ungewöhnlich war oder nicht?
Ich dachte eigentlich, dass wir zu einer dieser Plattformen gehen würden, an denen so viele Schlösser hingen, doch Taehyung führte mich in die entgegengesetzte Richtung,auf die andere Seite, wo hölzerne 'Treppen' vorhanden waren und als Sitzgelegenheiten dienten. Von dort aus konnte man aufgrund einer Absperrung aus Glas auf die andere Seite von Seoul sehen.

Genau dort zog mich Taehyung dann auch hin und wollte sich eigentlich auf eine auf dieser Holztreppen setzen, aber ich löste mich bevor er das tun konnte von ihm und lief nach unten an diese Absperrung. Ich tat dies, da ich mir die Aussicht zunächst von nahem ansehen wollte. Taehyung hingegen setzte sich dennoch und folgte seinem ursprünglichem Plan, während er mich dabei beobachtete, wie ich erstaunt die Aussicht betrachtete.

Mir entging auch nicht, dass er von dort aus, mit der Kamera die er zuvor mit sich rumgetragenen hatte, wieder Fotos von mir machte, während ich für eine Weile die Aussicht genoss. Es war wirklich schön von hier aus auf Seoul blicken zu können und da die Sonne gerade unterging und die vielen Lichter anfingen aufzutauchen, sah das ganze noch schöner aus.

Obwohl ich gerne noch länger dort gestanden und mir die Aussicht angesehen hätte, lief ich anschließend, nachdem die Sonne fast komplett untergegangen war, doch zu Taehyung zurück und setzte mich lächelnd rechts neben diesen.
„Danke."
„Wofür?",fragte er, legte seine Kopf schief und sah mich verwirrt an.
„Dafür dass du mich hergebracht hast.", antwortete ich und sah wieder zurück auf die vor uns liegende Aussicht. Er lachte wegen meiner Antwort einmal auf und rutschte, bevor er antwortete, ein Stück näher an mich heran.
„Ist das so besonders?"
„Hm... für mich schon. Ich wusste nicht, dass du gerne hier bist."
„Ich kann auch leider nicht so oft hier sein.", seufzte er dann und seufzte, während er sich mit seinen Händen nach hinten abstützte. „Ich hab eben meist viel zu tun und da hier oft viele Menschen sind..."

Er wendete seinen Blick von mir ab und betrachtete nun die Nachtlichter vor uns und nicht länger mich. Er tat mir in diesem Moment ehrlich gesagt sehr leid. Ich hatte nie über diese Seite des Lebens eines Idols nachgedacht, sondern nur über die die ich als Fan sah, welche größtenteils gut schien und da Taehyung nun offen über diese andere Seite redete, machte mich das ein wenig traurig.

„Das tut mir leid.",sagte ich dementsprechend mitfühlend und schürzte frustriert die Lippen.
„Hey warum klingst du jetzt so traurig?", etwas geschockt sah er wieder zu mir und ich sah ihn nun auch wieder an.
„Ich weiß nicht...du tust mir irgendwie leid.", gab ich zu und zuckte leicht mit den Schultern. „Du kannst nichtmal in Ruhe an deine Lieblingsorte gehen."
„Aber Idol sein hat auch seine Vorteile.",versuchte er die Stimmung etwas anzuheben und griff,warum auch immer, nach meiner Hand. „Ich bin zwar eingeschränkt, aber habe auf der anderen Seite auch die Möglichkeit viel zu erleben, was andere nicht können."

Ich lachte nur leicht über seine Aussage, da mir seine plötzliche Besorgnis in der Stimme nicht entgangen war und mich diese so plötzlich etwas belustigte. Es war schon ganz süß, wie er versuchte mich damit zum Lächeln zu bringen damit ich nicht traurig darüber war. Jedoch konnte er es so schön reden wie er wollte, er hatte wahrscheinlich trotzdem ganz viel Stress im Alltag. Dass mir das erst jetzt richtig klar wurde, nachdem ich ihn persönlich kennengelernt hatte, fand ich aber ziemlich erschreckend, denn ich hatte mich zuvor wirklich nur auf die guten Seiten konzentriert und nicht wirklich über mögliche schlechte nachgedacht.

Als ich ihm nicht antwortete und meinen Blick von ihm abwand, während ich leicht seufzte, tat er plötzlich etwas überraschendes. Noch während ich meinen Blick abwendete, legte er plötzlich die linke Hand auf meine rechte Wange und zog mein Gesicht mit dieser zu ihm zurück, sodass ich ihn wieder ansehen musste. „Sieh mich an.", sagte er lediglich und wirklich plötzlich total ernst, was mir ein wenig Angst machte.

Nun sah ich wieder in sein Gesicht, obwohl ich davon ehrlicherweise nur seine Augen sehen konnte, da sein Mundschutz ja noch sein halbes Gesicht bedeckte. Mir war bewusst, dass er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen, aber aus irgendeinem Grund, blieb er still und betrachtete mich lediglich. Zu erwähnen dabei war jedoch, dass seine Hand währenddessen noch immer auf meiner Wange lag und er sehr nah an mir dran saß, sodass nicht viel Platz zwischen uns war.

„Warum siehst du heute wieder so hübsch aus?",fragte er mich leise und lehnte sich ein Stück zu mir nach vorne.
„Eh w-was wird das?",stotterte ich leicht, da mich diese Nähe zu ihm ein wenig einschüchterte und dazu nicht wusste wie ich mich in der Situation verhalten sollte. Anstatt mir zu antworten, zog er seine Hand von meiner Wange, jedoch hatte ich in diesem Moment nicht erwartet, dass er seine nun freie Hand verwendete, um seinen Mundschutz vom Gesicht zu ziehen.
„Taehyung, setz den wieder auf! Was ist wenn man dich erken-?", ich konnte meinen Satz nicht mehr beenden, da Taehyung mich unterbrach, indem er mich mit einer schnellen Handbewegung festgehalten hatte und seine Lippen erneut auf meine gelegt hatte.

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Sorry dass das Kapitel wieder so spät kommt. Aber dafür ist es auch doppelt so lang 🥺

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